War­um wir den FSC wei­ter brauchen


Baumstämme mit FSC Logo, Kolombangara Forest
FSC steht drauf - doch ist das Holz wirklich nachhaltig erwirtschaftet? © Jürgen Freund / WWF

FSC wird 25 Jah­re alt. Und zum Jubi­lä­um hagelt es Kri­tik für den Forest Ste­ward­ship Coun­cil. Das Holz­la­bel schüt­ze kei­nen Wäl­der, son­dern die­ne nur noch den Inter­es­sen der Holz­wirt­schaft. Green­peace ist des­halb kürz­lich aus­ge­tre­ten. Und über­haupt sei FSC geschei­tert, weil seit sei­ner Grün­dung so viel Wald ver­lo­ren gegan­gen sei.

Das ist mir in der Argu­men­ta­ti­on doch deut­lich zu ein­sei­tig. Für die Wald­ver­lus­te gibt es viel­fäl­ti­ge Grün­de. Dazu gehö­ren ille­ga­ler Holz­ein­schlag genau­so wie Umwand­lun­gen in land­wirt­schaft­li­che Flä­chen. Baum­plan­ta­gen kön­nen nicht nach FSC-zer­ti­fi­ziert wer­den, wenn sie auf Wald­flä­chen ent­stan­den sind, die nach 1994 umge­wan­delt wurden.

Was FSC will

FSC wur­de über­frach­tet mit Hoff­nun­gen, den Wald­ver­lust zu stop­pen. Es ist aber ledig­lich ein frei­wil­li­ger Stan­dard, der die Wald­be­wirt­schaf­tung ver­bes­sern will. Dazu gehört auch, dass FSC die Ein­hal­tung der Geset­ze sicher­stel­len, sozia­le Aspek­te berück­sich­ti­gen und eine Ver­bes­se­rung der gesetz­li­chen Wald­be­wirt­schaf­tung errei­chen soll. FSC ist also ein Instru­ment für die Ver­bes­se­rung der Wald­be­wirt­schaf­tung – aber nicht die Lösung für das glo­ba­le Pro­blem Waldverlust.

Man muss in der Kri­tik genau unter­schei­den: Wur­den Zie­le durch schlech­te Kon­trol­len oder schwa­che natio­na­le FSC-Stan­dards nicht erreicht oder ver­fehlt? Und wo fin­det Wald­ver­nich­tung in gro­ßem Maß­stab aus ande­ren Grün­den statt?

Die Aus­beu­tung der Urwäl­der — Kann ein Öko-Sie­gel die Forst­in­dus­trie stop­pen?“ fragt zum Bei­spiel eine Doku­men­ta­ti­on, die gera­de auf arte zu sehen ist. Die Ant­wort lau­tet: Dort, wo das Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­tem ange­wen­det wird, sol­len die Wäl­der für die Bio­di­ver­si­tät erhal­ten blei­ben. Dort, wo FSC-Plan­ta­gen auf degra­dier­ten Flä­chen oder auf Land­wirt­schafts­flä­chen ent­stan­den sind, ist das zwar kein schö­ner Anblick, aber es han­delt sich dabei nicht um Wald­zer­stö­rung in der Ver­ant­wor­tung von FSC. Die­se Wäl­der wur­den wenn, dann vor 1994 zer­stört. Wenn in FSC-zer­ti­fi­zier­ten Wäl­dern Bio­di­ver­si­tät zer­stört wird, müs­sen wir dies sehr kri­tisch hin­ter­fra­gen. Das wür­de dem Geist von FSC widersprechen.

War­um der FSC gegrün­det wurde

Gegrün­det wur­de der FSC nach dem Umwelt­gip­fel von Rio von der Holz­in­dus­trie und Umwelt­ver­bän­den, unter ande­rem vom WWF. Die Indus­trie war nach jah­re­lan­gen Boy­kot­ten gegen Tro­pen­holz offen für frei­wil­li­ge Regeln zum Schutz von Mensch und Umwelt in Urwald­ge­bie­ten. Ziel war und ist es, die Abhol­zung schüt­zens­wer­ter Wäl­der zu stop­pen. Die Wäl­der soll­ten umwelt­ge­rech­ter, sozi­al­ver­träg­li­cher und öko­no­misch nach­hal­ti­ger genutzt und die Umwand­lung von Wald in ande­re Nut­zungs­for­men zumin­dest ein­ge­schränkt wer­den. So weit so wich­tig, so weit so gut.

Eine Beson­der­heit ist sei­ne Kon­struk­ti­on: Alle am Wald betei­lig­ten Inter­es­sens­grup­pen von der Holz­in­dus­trie bis zu den Indi­ge­nen sind hier gleich­be­rech­tigt aner­kannt. Das spie­gelt sich in der Kam­mer­struk­tur: Kei­ne der drei Kam­mern kann über­stimmt werden.

Was wir vom FSC wollen

Wir haben im Lauf der Jah­re sehr viel in den Auf­bau und die Stär­kung des Labels inves­tiert. Es ist seit­dem stark gewach­sen. Markt­ana­ly­sen des WWF haben in den letz­ten Jah­ren aber immer wie­der gezeigt, dass zer­ti­fi­zier­te Pro­duk­te z.B. nicht das ver­spro­che­ne Holz ent­hiel­ten. Dies sind Hin­wei­se, dass es bei FSC zwar ein anspruchs­vol­les Ziel gibt, in der Pra­xis aber auch Feh­ler pas­sie­ren. Jetzt muss es unse­rer Sicht eine Pha­se der Qua­li­täts­si­che­rung und Kon­so­li­die­rung geben. Denn viel zu oft gibt der FSC tat­säch­lich Grund zur Kri­tik. Immer wie­der erfah­ren wir, dass sich zer­ti­fi­zier­te Wald­be­sit­zer, Kon­zes­sio­nä­re oder ande­re Pro­du­zen­ten nicht an die Richt­li­ni­en halten.

FSC muss reagie­ren und Miss­stän­de in Zukunft stär­ker sel­ber auf­de­cken und bekämp­fen. Wie es ja auch in sei­nen Regu­la­ri­en steht. Unzu­ver­läs­si­gen Unter­neh­men wur­de schon das Zer­ti­fi­kat ent­zo­gen. Oft ste­hen hin­ter die­sen Fäl­len aber exter­ne Kon­trol­len von Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen. Es ist wich­tig, dass FSC selbst die schwar­zen Scha­fe auf­spürt und aus­schließt. Das beinhal­tet auch Zer­ti­fi­zie­rungs­un­ter­neh­men, die bei ihren Kon­trol­len „blind“ sind.

Mei­nen Kol­le­gen und ich haben selbst aktiv dazu bei­getra­gen Miss­stän­de auf­zu­de­cken. Zum Bei­spiel bei unse­ren Markt­ana­ly­sen zu Grill­koh­le (pdf). Im Nach­gang zu die­ser Grill­koh­le­stu­die ver­lor der für Deutsch­land wich­ti­ge pol­ni­sche Holz­koh­le­pro­du­zent Danco­al sein FSC-Zer­ti­fi­kat. Oder bei unse­ren inves­ti­ga­ti­ven Recher­chen gegen den öster­rei­chi­schen Kon­zern Schweig­ho­fer.

War­um wir wei­ter zum FSC raten

FSC ist längst noch nicht dort ange­kom­men, wo ich es ger­ne als Sie­gel für ver­ant­wor­tungs­vol­le Wald­wirt­schaft sehen möch­te. Vor allem was die öko­lo­gi­schen Aspek­te bei der Wald­be­wirt­schaf­tung und was stren­ge Kon­trol­len angeht. Hier muss drin­gend nach­ge­bes­sert werden.

Trotz­dem raten wir (wie auch NABU und BUND) wei­ter­hin Holz­käu­fern in Deutsch­land, auf das Sie­gel zu ach­ten. War­um? Weil von den exis­tie­ren­den inter­na­tio­na­len Sie­geln für Holz- und Papier­pro­duk­te FSC immer noch das anspruchs­vol­le­re ist. FSC erfüllt grund­le­gen­de Anfor­de­run­gen, wie zum Bei­spiel regel­mä­ßi­ge Kon­trol­len und höhe­re öko­lo­gi­sche Standards.

Der FSC muss bes­ser werden

Wir wol­len den FSC wei­ter ver­bes­sern und Schlupf­lö­cher für Betrü­ger schlie­ßen, statt sich allein auf das Kri­ti­sie­ren von außen zu beschrän­ken. Ich bin wei­ter­hin davon über­zeugt: Nur eine ver­ant­wor­tungs­vol­le­re Wald­wirt­schaft kann Wäl­der vor ihrer kom­plet­ten Zer­stö­rung bewah­ren. Sie schafft dau­er­haft aus­rei­chend Ein­kom­men, sichert Arbeits­plät­ze und Steu­er­ein­nah­men und ver­hin­dert so bei­spiels­wei­se die Umwand­lung von Wäl­dern in Palm­öl­plan­ta­gen oder Sojafelder.

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3 Kommentare

  1. 16. Oktober 2018
    Antworten

    Ich bin dei­ner Mei­nung. Dan­ke für den Arti­kel. Ich wer­de eure News wei­ter ver­fol­gen, weil ihr sehr umwelt­freund­lich seid. Macht wei­ter so!

  2. Chilly Lace
    17. Oktober 2018
    Antworten

    Inte­res­t­ing con­side­ring that accor­ding to FSC & PEFC, PEFC domi­na­tes the cer­ti­fied area glo­bal­ly and more important­ly in Ger­ma­ny too. So my ques­ti­on would be what is WWF Ger­ma­ny doing with regards to PEFC. A quick search on this web­site does not lead to any­thing on PEFC strange.

  3. Johannes Zahnen
    18. Oktober 2018
    Antworten

    When WWF Ger­ma­ny runs mar­ket Sur­veys, we make no dif­fe­rence bet­ween FSC, PEFC or uncer­ti­fied. In our last mar­ket Sur­vey on char­co­al we also che­cked PEFC-cer­ti­fied pro­ducts — one total­ly fai­led (see: https://www.wwf.de/2018/juli/wuerstchen-auf-dem-scheiterhaufen/). In the report we explain that accor­ding to WWF’s assess­ments and expe­ri­ence PEFC show in gene­ral more weak­ne­s­ses com­pared to FSC.
    Regards
    Johannes

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