Die Holz-Detek­ti­ve: Wie wir Holz zum Reden bringen


Der Stuhl muss dran glauben, um die Wahrheit über sein Holz zu erzählen © Robert Günther / WWF
Der Stuhl muss dran glauben, um die Wahrheit über sein Holz zu erzählen © Robert Günther / WWF

Ein schö­ner Stuhl, ver­se­hen mit dem Label “Aus nach­hal­ti­ger deut­scher Forst­wirt­schaft”. Alles in Ord­nung mit dem Holz? Oder han­delt es sich doch um Raub­bau-Holz aus dem Fer­nen Osten? Die­se Fra­ge trieb uns vor eini­gen Jah­ren um. Die gän­gi­ge Metho­de sie zu beant­wor­ten war damals: Im Wald ste­hen, auf ille­ga­le Holz­fäl­ler war­ten, in James-Bond-Manier den Holz­las­tern hin­ter­her, das Schiff mit Trans­pa­ren­ten emp­fan­gen. Eine schö­ne Metho­de, um die­ses Blog mit vie­len span­nen­den Geschich­ten zu fül­len, aber lei­der auch teu­er, auf­wän­dig — und gefährlich.

Kern­phy­sik bringt Holz zum Sprechen

Holz ist stumm. Oder viel­leicht doch nicht ganz. Beson­der­hei­ten in der Kern­phy­sik hal­fen uns, dem Geheim­nis des Hol­zes auf die Spur zu kom­men. Dazu muss man wis­sen: Was­ser besteht aus Was­ser­stoff und Sau­er­stoff. Etwa 0,2 Pro­zent der Sau­er­stoff­ato­me besit­zen zwei Atom­ker­ne mehr und sind daher schwe­rer als die ande­ren 99,8 Pro­zent. Wenn nun der häu­fig vor­herr­schen­de West­wind Regen vom Meer übers Land schickt, pur­zeln die Was­ser­trop­fen mit den schwe­re­ren Sau­er­stoff- und Was­ser­stoff­ato­men zuerst aus den Wol­ken. Beim Ver­duns­ten ist es umge­kehrt und beim nächs­ten Regen ver­las­sen die schwe­ren Mole­kü­le wie­der als Ers­te die Wolke.

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Das Was­ser wird von Pflan­zen auf­ge­nom­men und teil­wei­se ein­ge­la­gert. Und mit ihm natür­lich auch die schwe­re­ren Was­ser­stoff- und Sau­er­stoff­ato­me. Da die­se auf­grund ihres “Gewich­tes” schon größ­ten­teils in nord-west­li­chen Regio­nen die Wol­ken ver­las­sen haben, fin­den wir in den Pflan­zen im Wes­ten eben mehr von den schwe­ren Sau­er­stoff­ato­men als in den Pflan­zen aus den öst­li­chen Regio­nen, wie zum Bei­spiel Russ­land. Und wie hoch der Gehalt an schwe­ren Sau­er­stoff­ato­men im Pflan­zen­ge­we­be ist, kann von Iso­to­pen­la­bo­ren gemes­sen bezie­hungs­wei­se “gewo­gen” wer­den – zum Bei­spiel dem For­schungs­zen­trum in Jülich.

Holzschnitt © Robert Günther / WWF
Was wird uns die­ser Stuhl erzäh­len? © Robert Gün­ther / WWF

Die­se Metho­de wird für Lebens­mit­tel­un­ter­su­chun­gen schon län­ger ange­wen­det. So kann über das Atom­ge­wicht des Grund­was­sers etwa nach­ge­wie­sen wer­den, dass das Bier in Nord­deutsch­land “schwe­rer” ist als das in Bay­ern. Oder wenn ein Lie­fe­rant behaup­tet, sei­ne Kar­tof­feln kämen aus Isra­el, kann ohne Pro­ble­me nach­ge­wie­sen wer­den, wenn die­se etwa aus Ägyp­ten stam­men. Das brach­te uns auf eine Idee: Das geht doch auch mit Holz, oder? Wir such­ten die For­scher und For­sche­rin­nen in Jülich auf und prä­sen­tier­ten unser Anlie­gen: Fal­sche Her­kunfts­de­kla­ra­tio­nen von Holz enttarnen!

Zeigt her eure Hölzer!

Doch so ein­fach war das nicht. Es muss­ten Holz­pro­ben aus allen mög­li­chen euro­päi­schen Wäl­dern her­bei­ge­schafft wer­den, um die Mach­bar­keit zu bele­gen. Jetzt zahl­te es sich aus, dass wir eine inter­na­tio­na­le Orga­ni­sa­ti­on sind: Freund­li­che WWF-Kol­le­gen aus Schwe­den, Finn­land, Frank­reich oder Deutsch­land streif­ten durch ihre Wäl­der, sam­mel­ten Holz und schick­ten uns die Proben.

Etli­che Jah­re der For­schung und vie­le Ana­ly­sen gin­gen ins Land. Die Deut­sche Bun­des­stif­tung Umwelt hat in die­ser Auf­bau­pha­se durch die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung eine wich­ti­ge Rol­le gespielt. Die Metho­de konn­te noch ver­fei­nert wer­den, indem die “Ungleich­ge­wich­te” ande­rer Ele­men­te wie Koh­len­stoff, Schwe­fel und Stick­stoff mit in die Ana­ly­sen ein­flos­sen. Es klappte.

Nach und nach konn­ten wir WWF-Holz­de­tek­ti­ve so das Werk­zeug scharf schal­ten. Das Schwei­gen der Lat­ten war gebro­chen. Und da Holz kann uns sehr genau sagen, wo es herkommt.

Pod­cast Fol­ge 16: Die Holz­ma­fia, Inter­pol & ein Detektiv

Der ille­ga­le Holz­han­del gehört zu den größ­ten Berei­chen der Umwelt­kri­mi­na­li­tät welt­weit. Die Aus­ma­ße sind ver­gleich­bar mit der welt­wei­ten Dro­gen­kri­mi­nal­ti­tät und trotz­dem wei­test­ge­hend unbe­kannt — und unbe­straft. Johan­nes Zah­nen vom WWF gibt in die­sem Pod­cast unge­wöhn­li­che Ein­bli­cke in die­se Schattenwelt. 

 

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8 Kommentare

  1. Clara Mattner
    5. Januar 2016
    Antworten

    Grund­sätz­lich ein sehr gutes Pro­jetk. Dar­stel­lung lei­der pein­lich: Der ers­te Satz die­ses Teils ist kom­plett unsin­nig: “Etwa 0,2 Pro­zent der Sau­er­stoff­ato­me besit­zen zwei Atom­ker­ne mehr und sind daher schwe­rer als die ande­ren 99,8 Pro­zent. Wenn nun der häu­fig vor­herr­schen­de West­wind Regen vom Meer übers Land schickt, pur­zeln die Was­ser­trop­fen mit den schwe­re­ren Sau­er­stoff- und Was­ser­stoff­ato­men zuerst aus den Wolken.”
    Ein Sau­er­stoff­atom hat nur einen Atom­kern. Die Zahl der Neu­tro­nen, also gewis­ser unge­la­de­ner Kern­teil­chen, kann vari­ie­ren. Bit­te ändert das so schnell wie mög­lich, die Glaub­wür­dig­keit die­ses Bei­trags geht sonst gegen null. Der zwei­te Satz ist nicht falsch, aber viel­leicht soll­te man vor­her erwäh­nen, dass es auch beim Was­ser­stoff ver­schie­de­ne Iso­to­pe gibt. Über­haupt wäre es viel­leicht ganz gut, das Wort Iso­top zu erwäh­nen — dann könn­te man kurz bei Wiki­pe­dia nach­schau­en, was das bedeu­tet, falls man die­sen Text (zu Recht) nicht ver­steht. Ansons­ten wei­ter so — bloß mit etwas mehr che­mi­schem Sachverstand.

    • Horst Patsch
      5. Januar 2016
      Antworten

      Sehr ich genau so.
      Schlie­ße mich dei­nem Kom­men­tar voll­in­halt­lich an.

  2. Jannik
    5. Januar 2016
    Antworten

    Ich kann da Frau Matt­ner nur zustimmen,
    das Pro­jekt ist toll und wich­tig. Gera­de der Schwin­del mit “grü­nen Sie­geln”, die vie­le Leu­te nut­zen um sich ihr Gewis­sen “rein” zu kau­fen, ist eine gro­ße Schwei­ne­rei. Aber ein Atom mit zwei Atom­ker­nen, das gibt es nun wirk­lich nicht. Ich ver­mu­te eben­falls, dass in die­sem Fall Iso­to­pe gemeint sind. Also fix ändern bevor die Glaub­haf­tig­keit des Pro­jek­tes sinkt.

  3. Johannes Zahnen © David Biene / WWF Deutschland
    12. Januar 2016
    Antworten

    Tut mir leid, dass es mit der Ant­wort län­ger gedau­ert hat, ich war im Urlaub. Wenn ich mich in mei­nem Blog nicht prä­zi­se genug aus­ge­drückt hat­te, bit­te ich um Entschuldigung.

    Etwa 0,2 Pro­zent der Sau­er­stoff­ato­me besit­zen zwei neu­tra­le Teil­chen mehr im Kern (= O18) und sind daher schwe­rer als die über­wie­gen­de Mehr­heit der O16 Ato­me. Die­se Varia­tio­nen im Atom­ge­wicht nennt man Iso­to­pe. Ver­gleich­ba­re Effek­te gibt es auch bei Was­ser­stoff (H), Koh­len­stoff ©, Stick­stoff (N) oder Schwe­fel (S), Stron­ti­um (Sr). Die­se Iso­to­pe wer­den eben­falls für die Mes­sung zur Her­kunfts­be­stim­mung herangezogen.

    Grü­ße
    Johannes

  4. Bogdan
    8. Dezember 2016
    Antworten

    I heard about your actions on Holz­in­dus­trie regar­ding their acti­vi­ty in the Roma­ni­an Car­pa­thi­ans today, at a news chan­nel. As you may know, this pro­blem is very fre­quent­ly deba­ted in Roma­ni­an media, sin­ce peo­p­le star­ted to rea­li­ze we are loo­sing our forests and our most important tre­asu­re. May­be you visi­ted Roma­nia and you ve seen the breath­ta­king land­scape and the fact that the­se moun­ta­ins are the home of many ani­mals and pro­vi­de pro­tec­tion for vil­la­ges, cities, people.
    Thank you for your actions and good luck , may­be somehow you will stop them from ste­al­ing our green tre­asu­re! Becau­se our govern­ment is use­l­ess and made some harmful con­tracts for the forests…

  5. Henrik AP
    29. Dezember 2020
    Antworten

    Ich fin­de es soll­te genau­er her­aus­ge­stellt wer­den, dass nicht jeder Han­del mit Tro­pen­holz ver­werf­lich ist und boy­kot­tiert wer­den soll­te. Der Boy­kott der letz­ten Jah­re hat nur dazu geführt, dass euro­päi­sche Fir­men die mit Tro­pen­holz han­deln und an euro­päi­sche Geset­ze gebun­den sind, plei­te gehen und damit Platz machen für Fir­men aus Asi­en, beson­ders Chi­na. Fir­men aus die­sen Län­dern ist es egal wie der Wald bewirt­schaf­tet wird und das Holz lan­det dann am Ende eh als aus Chi­na impor­tier­tes Pro­dukt in unse­ren Märk­ten und nicht als Roh­stoff in Euro­pa. Ein Teu­fels­kreis. Abseits davon bewun­de­re ich ihr Enga­ge­ment und fin­de gut was Sie tun!

  6. 4. März 2023
    Antworten

    Groß­ar­ti­ge Arbeit eines aus­ge­wie­se­nen Exper­ten, vol­le Aner­ken­nung! Mich erstaunt jedoch, dass Ihr den Namen und sogar das Foto die­ses Exper­ten unbe­küm­mert öffent­lich macht, wo doch die Holz­ma­fia so gefäh­lich ist …

  7. Johannes Zahnen
    7. März 2023
    Antworten

    Die Holz­ma­fia ist in ers­ter Linie gefähr­lich für Akti­vis­ten oder Aus­stei­ger in den Län­dern, in denen das ille­ga­le Holz ein­ge­schla­gen wird. Also in z.B. Rumä­ni­en oder Myan­mar. Dort ster­ben Förs­ter oder Jour­na­lis­ten, die zu ille­ga­lem Holz recher­chie­ren — von Dro­hun­gen ganz abgesehen.

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