Vor sechs Jahren habe ich zum ersten Mal das Schutzgebiet “Mondulkiri Protected Forest” im Nordosten Kambodschas besucht. Als Praktikant der Feldarbeit war ich vor allem von der Abgeschiedenheit beeindruckt. Von der nächstgrößeren Stadt aus sind es mit dem Auto stolze zehn Stunden Fahrt — davon zwei über staubige Pisten und weitere 35 Kilometer über holprige Allrad-Straßen. Ein beschwerlicher Weg zum Hauptquartier am rauschenden Srepok-Fluss direkt an der Grenze zu Vietnam.

Die eindrucksvolle Landschaft entsprach so gar nicht meinen Erwartungen von tropischen Wäldern. Statt undurchdringlicher, dunkelgrüner Barrieren erstreckt sich offener Wald mit großblättrigen Bäumen und Gras als Unterholz. Während der Trockenzeit werfen sie die Blätter ab, wenn von November bis April fast kein Regen fällt.
Meine Aufgabe: Wasserlöcher beobachten
Etwa 50 Löcher — eine ganze Trockenperiode über. Spuren sammeln und alles dokumentieren. Das Ziel: potenzielle Wasserlöcher identifizieren, die sich für eine künstliche Erhöhung des Wasserspiegels eignen. Im Idealfall solche, die von möglichst vielen Tieren besucht werden und während der Trockenperiode besonders erschöpft sind.
Wir vermuten, dass lokale Tierpopulationen durch das Wasserangebot begrenzt werden — vor allem die bedrohten Leierhirsche. Mehr Wasser hieße demnach auch mehr Hirsche. Das wiederum könnte sich positiv auf den Raubtier-Bestand auswirken.

Wilde Tiere in wilder Natur
Zu den Highlights meiner Arbeit dort gehörte die Begegnung mit 30 Wildschweinen an einem Wasserloch oder mit sieben, leider viel zu schnell flüchtenden Bantengs. Bei den Abendspaziergängen konnte ich in Ruhe seltene Vögel beobachten: Spechte, laute Papageien und pfeifende Beos, Saruskraniche oder den vom Aussterben bedrohten Riesenibis.
Als Projektleiter betreue ich inzwischen zwei Schutzgebiete in den Trockenwäldern Kambodschas. Hierbei geht es vor allem um die Arbeit in den ansässigen Gemeinden: Sie sollen ihren Wald selbst schützen und nachhaltig bewirtschaften. Langfristig sollen die Ökodienstleistungen des Waldes in die Landnutzungspläne der Regierung Einzug finden.
Was tut der WWF in Kambodscha?
Aber der WWF tut noch einiges mehr: Ranger patrouillieren durch den Wald, um Wilderei und illegalem Holzeinschlag zu verhindern; Forscher sammeln Daten mit Kamerafallen und beobachten die Tierpopulationen; WWF-Mitarbeiter unterstützen Anwohner bei der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und der Entwicklung von Ökotourismus-Projekten.
Leider stehen wir auch vielen Hindernissen gegenüber. Illegaler Holzeinschlag und Wilderei sind sehr profitabel. Die Größe der Gebiete macht eine effektive Überwachung sehr schwierig. Gleichzeitig bedrohen Wasserkraft-Projekte, der Abbau von Edelmetallen und Konzessionen für Gummibaum-Plantagen die Unversehrtheit des gesamten Ökosystems.

Zusammenarbeit mit der Regierung von Kambodscha
Der WWF Kambodscha bemüht sich mit der kambodschanischen Regierung, lokale und regionale Anreize zur Erhaltung der Trockenwälder zu schaffen, sei es durch neue Ökotourismus-Pläne oder verbesserte Patrouille-Arbeit direkt im Schutzgebiet.
Ich hoffe sehr, wenn ich in einigen Jahren wieder in die Trockenwälder Kambodschas komme, dass die Menschen nichts von ihrer Freundlichkeit verloren haben, die Tiere noch zahlreicher geworden sind und die Wildnis nicht verschwunden ist.
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Fotostrecke — “Kambodschas wilde Tiere”
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