Ist Papier umweltfreundlich? Gibt es Alternativen? Wie sinnvoll ist Papiersparen? Immer und überall präsent und doch kursieren noch so viele Mythen rund um das ‘weiße Blatt’. Wir klären auf und informieren über alles, rund um das Thema Papier.
Irrtum 1 – Papier ist per se umweltfreundlich
Falsch! Erst mal muss man verstehen, dass für die Papierherstellung viele Ressourcen wie Holz, Wasser und vor allem auch Energie verbraucht werden. Richtig ist, dass Papier ein ökologisches Produkt sein kann. Doch das gilt nur, wenn der Wald nachhaltig bewirtschaftet und bei der Herstellung regenerative Energie sowie wenig Chemikalien eingesetzt wurden. Zudem muss es möglichst häufig recycelt worden sein. Werbeflyer, die nicht einmal gelesen und nach dem Entnehmen aus dem Briefkasten sofort entsorgt werden, sind demnach genau das Gegenteil von umweltfreundlich.
Heute wird fast jeder zweite industriell gefällte Baum weltweit zu Papier verarbeitet – sei es in Form von Geschenkpapier oder Taschentüchern. Das Holz dafür stammt aus den Wäldern der ganzen Welt, aus Plantagen und zum Teil aus illegalem Holzeinschlag oder Raubbau. Diese Tatsache ist nichts Neues. Der Nutzungsdruck auf die Wälder steigt aber stetig. Ob zum Heizen, Kochen, Bauen, für Möbel oder zukünftig voraussichtlich zunehmend auch für Textilien und Kunststoffe, für alles verwenden wir Holz. Auch der Papierverbrauch nimmt immer weiter zu; aktuell werden weltweit rund 420 Millionen Tonnen produziert. Das freut die Produzenten. So vermeldet die Branche einen Höchststand von 83 Milliarden Euro Umsatz.
Irrtum 2 – Es gibt keine Papieralternativen
Falsch! Es gibt sehr wohl Alternativen zu Papier – die müssen allerdings differenziert betrachtet werden. Seit ein paar Jahren werden zum Beispiel Bambus- und Hanfpapier angeboten. Doch auch hier gilt es, auf die Nachhaltigkeit zu achten. Denn gerade Bambus avanciert immer mehr zum Trendmaterial für viele Anwendungen. Daher wird es oft in großen Mengen und günstig in China mithilfe von Düngemitteln und Chemikalien angebaut.
Als Alternative wird Konsumenten mittlerweile auch sogenanntes Steinpapier angeboten. Das gibt es tatsächlich! Dabei besteht das Papier zu 80 Prozent aus Kalksteinmehl und zu 20 Prozent aus Kunststoff. Aber eigentlich wollen wir ja weg von Kunststoffen selbst. Steinpapier zersetzt sich biologisch nicht. Wenn jedoch die Kunststoffe zerfallen, können Mikroplastik-Partikel entstehen.
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Und noch ein weiterer Rohstoff eignet sich für die Herstellung von Papier: Gras. Aber auch Gras braucht Platz zum Wachsen. Nur wenn das Gras aus extensiv bewirtschafteten Flächen stammt, entlastet es die Natur. Meist wird das Produkt für Lebensmittelverpackungen eingesetzt. Der reduzierte Einsatz von Energie und Wasser macht das Produkt ebenfalls interessant.
Irrtum 3 – Papiersparen ist zwecklos
Falsch! Papier ganz zu vermeiden ist kaum möglich. Aber zumindest sollte der Verbrauch – insbesondere bei uns in Deutschland – deutlich reduziert werden. Denn im Vergleich zu anderen Ländern ist der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen extrem hoch. Das beginnt schon beim Schmierzettel. Hier können beispielsweise Fehldrucke verwendet und beim Ausdrucken immer Vorder- sowie Rückseite genutzt werden. Ein andere alltägliche “Umweltsünde” ist das Küchenpapier. Dieses kann ganz einfach durch ein altes T‑Shirt ersetzt werden. Oder schon mal über Recyclingpapier nachgedacht? Qualitativ ist Recycling-Toilettenpapier heute nicht mehr von Frischfaser-Produkten zu unterscheiden. Wer einen Beitrag zum Naturschutz leisten will, reduziert den Papierverbrauch und nutzt konsequent Recycling-Papierprodukte.
Gleich doppelt lohnt sich ein kritisches Hinschauen beim Thema Online-Shopping. Wer hier auf die ein oder andere Bestellung verzichtet oder mehr auf einmal bestellt, spart Verpackungsmüll. Denn wegen des zunehmenden Online-Handels hat der Verbrauch an (Papp-) Verpackungen in Deutschland stark zugenommen. Also besser gleich lokal beim Händler persönlich vor Ort einkaufen.
Ein MUSS: Papier nicht in die Restmülltonne werfen. Altpapier ist ein wertvoller Rohstoff, der in die (blaue) Papiertonne gehört.
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Harte Fakten:
- Auf ein Blatt Recyclingpapier kommen 4,6 Blätter Frischpapier.
- 250 Kilogramm – so viel Papier verbraucht der Durchschnitts-Deutsche im Jahr.
- Nur 15 Prozent des Druckpapiers in Deutschland sind recycelt.
Tipps zum Papiersparen:
- Sparsam mit Papier umgehen! So wäre es gut, unerwünschte Werbung abzubestellen und Recyclingpapier zu kaufen. Dies gilt ganz besonders bei Hygieneprodukten wie Toilettenpapier.
- Verbraucher können sich beim Einkauf an Gütesiegeln orientieren. Eine aktuelle Übersicht gibt es hier. So existiert bei Produkten aus frischen Holzfasern beispielsweise das FSC-Logo.
- Papier im Büro sollte auf ein Minimum reduziert werden. Denn das schont den Wald, spart Energie und Wasser.
- Nur Papier ausdrucken, wenn unbedingt erforderlich. Dann sollten in jedem Fall die Vorder- sowie Rückseite genutzt werden. In größerer Schrift passen teilweise auch vier elektronische Seiten auf ein Blatt Papier.
- Küchenrollen und Toilettenpapier sind im Haushalt versteckte Umweltsünden. Wer also schnell und effektiv den Wald schonen will, kann einfach Küchenrollen durch Lappen oder alte T‑Shirts ersetzen. Für Toilettenpapier empfiehlt sich in jedem Fall die ausschließliche Verwendung von Recyclingprodukten.
- Auch ein Dauerbrenner beim Thema „Verpackungsmüll“: Online-Shopping. Hier sollten Konsumenten definitiv lokalen Handel bevorzugen und nach Läden Ausschau halten, die Produkte ohne Verpackung anbieten. Eine deutschlandweite Übersicht über “Zero-Waste-Läden” gibt es hier.
- Wer gerne Coffee to go trinkt, sollte sich unbedingt einen eigenen, immer wieder nutzbaren Thermobecher für den langanhaltenden Gebrauch besorgen.
Man bekommt mit jeder städtischen Wochenzeitung fast ein halbes Kilo Reklame beigepackt, teilweise haben die Prospekte (z.B. Aldi , Kaufland) schon fast Katalogstärke.
Könnte man nicht mal eine Kampagne starten, wobei jede Firma nur ein DIN A 4 Blatt beilegen darf. Das würde unmengen an Papier einsparen.
Ihre Meinung wird wohl von einem Großteil geteilt
Durch die Hintertür wird dem Papierabfall Plastik beigemischt: jeder Haushalt erhält Post in Papierumschlägen, bei denen das Adressatenfenster aus hartem Plastik besteht, das das alte Transparenzpapier ersetzt hat. Kaum einer macht sich die Mühe, den Umschlag zu trennen in Plastik und Papier, bevor er das in die Altpapiertonne wirft
Ich habe gelesen, dass die Sortiermaschinen dies erkennen und trennen.
Wenn das Papier eingeweicht wird oder davor.
Ebenso können Metallteile entfernt werden wie Heftklammern/Büroklammern.
Weiß jemand genaueres darüber?
Problematischer finde ich vestecktes Plastik, also Papier, das mit einer dünnen Plastikschicht beschichtet ist. Z.B. “Papier“tütchen von Puderzucker, Kakao u.a. — im Zweifel den Reißtest machen, da erkennt man, ob es “nur” Papier ist oder eine Plastikschicht hat.
Ebenso Einbände von Büchern, aber die werden meines Wissens nach beim Recycling händisch entfernt (wurde in einer Doku einmal so gezeigt).
Woher stammen die Zahlen, dass jeder zweite Baum zur Herstellung von Papier gefällt wird?? Laut FAO werden fast 50 % des jährlich forstwirtschaftlich genutzten Holzes direkt zur Energiegewinnung verwendet.
https://www.fao.org/3/cb4477en/online/cb4477en.html#chapter-2_4
Aus dem Rest wird viel für Bauholz, MDF-Platten etc. verwendet. Ich denke die Papiererzegung kommt vllt. auf einen Anteil zwischen 10–15 % des jährlichen Holzeinsatzes. Oder ist immer ein Baum mit 30 cm Durchmesser (Papier) einem zweiten mit 1,5 m Durchmesser (Rest) gegenübergestellt?
Anmerkung: die Kunststofffenster in Papier-Umschlägen werden im Papierrecycling aussortiert, aber wenn dann nur energetisch (Verbrennung) genutzt.