Wissenschaftlich ist es lange belegt. Und es ist auch vollends in Politik und Wirtschaft angekommen: Wenn wir künftigen Generationen stabile und intakte Lebensgrundlagen überlassen wollen, müssen wir unser Wirtschaften innerhalb der planetaren Belastbarkeitsgrenzen ausrichten. Wir müssen den Ausstoß von Treibhausgasen, Ressourcenverbrauch, Landnutzung, Wasserressourcen und andere Ökosystemleistungen so regulieren, dass lokale und planetare Belastungsgrenzen eingehalten werden. Nur dann bleiben Ökosysteme intakt. Dann tauen Permafrostböden nicht auf, bleiben Wälder erhalten und Gewässer gesund und stabil. Und nur dann kann die Menschheit weiterhin ausreichend Essen produzieren und sich auf sicheren Lebensraum verlassen. Nur so sichern wir unsere Existenzgrundlage.
PLANETARE BELASTBARKEITSGRENZEN — WAS IST DAS?
1) Klimawandel
2) Intakte Biosphäre
3) Landnutzungswandel
4) Biogeochemische Flüsse
Der Status der Übernutzung kann sich allerdings auch wieder normalisieren, was am Beispiel der Ozonschicht beobachtet wurde.
Berichterstattung für mehr unternehmerische Nachhaltigkeit
Um unser Wirtschaften so umzustellen, dass es innerhalb der planetaren Belastbarkeitsgrenzen funktioniert, müssen Verantwortliche in Unternehmen richtige Entscheidungen treffen. Es ist nicht neu, dass Unternehmen über Nachhaltigkeitsaspekte berichten. Denn auf Basis aussagekräftiger Daten und Informationen kann ein Unternehmen transparent seine Nachhaltigkeitsstrategie verbessern. Mithilfe relevanter und transparenter Nachhaltigkeitsinformationen können Investor:innen und Finanzierer:innen prüfen, ob die Unternehmenspraxis den eigenen Erwartungen an Nachhaltigkeit entspricht. Politik und Zivilgesellschaft sind in der Lage, die Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen zu vergleichen und zu kontrollieren. Für alle Akteure sind Informationen also die Basis, um auf Verbesserungen einzuwirken. Doch was genau sollten Unternehmen wie offenlegen?
Große Qualitätsunterschiede in den Regelwerken
Verschiedene Organisationen, Initiativen und politische Akteure haben Vorschläge und Regelwerke zur Verbesserung und für mehr Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeits-Berichterstattung entwickelt. In aktuellen Prozessen entscheidet sich nun, welche davon zu einem akzeptierten neuen Standard werden. Die Konzepte für die Regelwerke unterscheiden sich teilweise enorm, vor allem in folgenden Punkten:
Umfang: Einige beleuchten nur Klimawirkung, andere alle Umweltaspekte und wiederum andere zusätzlich auch soziale Aspekte. Auch im Detailgrad unterscheiden sie sich stark.
Zweck: Manche richten sich an Investor:innen, andere an die breite Öffentlichkeit und wieder andere sind für die interne Steuerung entwickelt.
Inhaltliche Ausrichtung: Die meisten Methoden legen nur dar, wie Schutzgüter beeinträchtigt werden und nehmen damit eine Stichtags-Perspektive ein. Nur einige wenige Einschätzungen berücksichtigen explizit und schwerpunktmäßig Ziele, Verbesserungsstrategien und Maßnahmenpläne.
Ambition: Not all targets are created equal. Nachhaltigkeitsziele müssen sich an den Schutzgütern ausrichten, nicht der eigenen Performance des letzten Jahres oder der eines Wettbewerbers.
Verpflichtungsgrad: Manche sind verpflichtend, andere freiwillig.
Planetare Grenzen müssen in den Mittelpunkt
Wir müssen sicherstellen, dass nur Ansätze zur neuen Norm werden, die auf Wirksamkeit ausgerichtet sind. Effektive Nachhaltigkeitsberichterstattung, die relevante Informationen erzeugt, muss immer die Auswirkungen auf die planetaren Grenzen – gegenwärtig und mit einer relevanten zeitlichen Perspektive – zentral berücksichtigen. So kann sichergestellt werden, dass eine unternehmerische Aktivität innerhalb der planetaren Tragfähigkeit stattfindet. Auch kann erkannt werden, wo diese – gegebenenfalls temporär – überschritten wird oder dies zu tun droht. Nur so kann eine Diskussion zur Rückkehr in den Bereich der Tragfähigkeit geführt und auf Maßnahmen übersetzt werden.
Wissenschaftlich fundierte Berichterstattung
Berichterstattung, die sich auf die planetaren Grenzen bezieht, ist immer wissenschaftlich-fundiert und zukunftsgerichtet. Sie muss objektiv erkenntlich machen, wie unternehmerische Aktivitäten (z. B. Ausstoß von Treibhausgasen oder die Nutzung von natürlichen Ressourcen) im Kontext globaler Leitplanken einzuordnen ist. Grundlage dafür ist immer ein wissenschaftlich-fundierter, gesellschaftlich-mandatierter Orientierungsrahmen. Für Klima beispielsweise stellt die Einhaltung des 1,5‑Grad-Limits entlang sektoraler, regionaler und zeitlich aufgelöster Transformationspfade, einen solchen Rahmen dar. Die Folgen der Überschreitung sind wissenschaftlich analysiert, und die Grenze von der Gesellschaft gezogen (Paris Agreement).
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Berichterstattung muss sich darauf beziehen und erklären, wie die Unternehmensperformance hinsichtlich dieses Limits und der erforderlichen Entwicklungen entlang von Transformationspfaden und abgeleitet aus kohärenten Modellen und Szenarien einzuordnen ist. Es gilt also: Bei der Berichterstattung müssen einerseits die aktuellen Auswirkungen der und andererseits die angestrebten Verbesserungen durch unternehmerische Aktivität wissenschaftlich korrekt mit den planetaren Grenzen in Bezug gesetzt werden.
Zukunftsgerichtete Berichterstattung
Die Mehrzahl von Geschäftsmodellen, Technologien und produzierten Gütern ist heute nicht im Einklang mit den planetaren Tragfähigkeiten. Daher stehen die meisten Unternehmen vor einem Umbau mit dem Ziel systematischer Nachhaltigkeit (Transformation). Berichterstattung, die nur mit Blick in den Rückspiegel fährt, gibt keinen Aufschluss darüber, ob sich ein Unternehmen im erforderlichen Maß, mit den richtigen Maßnahmen und dem erforderlichen Timing transformiert. Sie lässt lediglich Aussagen über die Vergangenheit zu, und somit bestenfalls eine Einschätzung zu den aktuellen Auswirkungen. Zum Beispiel darüber, wie hoch der Ausstoß an Treibhausgasen im vergangenen Jahr war.
Daraus lässt sich jedoch nicht ableiten, ob ein Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt ist. Berichterstattung, die planetare Grenzen zentral berücksichtigt, verlangt daher, das verfolgte Transformationsziel zu veröffentlichen. Samt einem darauf ausgerichteten Transformationspfad mit Meilensteinen und Maßnahmenplanung. Nur so kann genau – und eben relevant – nachvollzogen werden, ob ein Unternehmen erfolgreich auf dem richtigen Weg ist.
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Als Entscheidungshilfe bei der Standardisierung und Konsolidierung können wir also festhalten: Nachhaltigkeitsberichterstattung muss Aufschluss über die unternehmerische Wirkung im Kontext der planetaren Grenzen geben. Bei der Bewertung von Umwelt-Berichterstattungs-Regelwerken sollte daher immer geprüft werden, ob die planetaren Grenzen im Mittelpunkt stehen. Dafür müssen sie mindestens wissenschaftlich-fundiert und zukunftsgerichtet sein. Wir müssen uns jetzt dafür stark machen, dass genau solche Ansätze zur unternehmerischen Praxis werden.
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