Kenia: Die Tra­gö­die der Nas­hör­ner von Tsa­vo East


Nashörner wie dieses Spitzmaulnashorn sind vom Aussterben bedroht.
Vom Aussterben bedroht: Spitzmaulnashorn in Kenia © WWF

Ich habe seit Jah­ren für die Umsied­lung von Nas­hör­nern nach Tsa­vo East gear­bei­tet. Der WWF hat­te mich damit beauf­tragt, einen Teil der Finan­zie­rung zu orga­ni­sie­ren und als deut­scher Ansprech­part­ner gegen­über dem ver­ant­wort­li­chen Kenya Wild­life Ser­vice (KWS) zu fun­gie­ren. Schließ­lich war ich auch bei der Umsied­lung eini­ger der Nas­hör­ner im Juli 2018 in Kenia dabei. Nichts, aber auch gar nichts wies dar­auf­hin, dass die Umsied­lung der Spitz­maul­nas­hör­ner so ein fürch­ter­li­ches Ende neh­men wür­de. Ich bin noch immer trau­rig und deprimiert.

Ich ken­ne Afri­ka sehr gut, habe eini­ge Zeit in Kenia gelebt und arbei­te seit Jah­ren genau in die­sem Bereich. Zum Bei­spiel war ich an der Umsied­lung von gefähr­de­ten Anti­lo­pen betei­ligt und an der Besen­de­rung von Ele­fan­ten. Ich weiß daher genau, was bei der Arbeit mit Groß­säu­gern alles schief gehen kann. Trotz sorg­fäl­ti­ger Pla­nung, trotz bes­ter tier­me­di­zi­ni­scher Betreu­ung. Daher wür­de ich nie einer Umsied­lung zustim­men, wenn ich nicht von ihrer abso­lu­ten Not­wen­dig­keit über­zeugt wäre. Oder wenn ich nur das Gefühl hät­te, irgend­et­was sei nicht sorg­fäl­tig geplant.

War­um wir Nas­hör­ner in Tsa­vo-East umsiedeln

Es ging bei die­sem Pro­jekt grob gesagt um fol­gen­des: Kenia hat nach Süd­afri­ka und Nami­bia die dritt­meis­ten Nas­hör­ner in Afri­ka. Ende 2015 wur­den 1122 Nas­hör­ner gezählt, davon 678 des vom Aus­ster­ben bedroh­ten Spitzmaulnashorns.

Phillipp Goeltenboth bei der Umsiedlung der Nashörner im Tsavo East Nationalpark in Kenia.
Umsied­lung der Nas­hör­ner in Tsa­vo East: Auf­wän­dig und abso­lut not­wen­dig © WWF

In Kenia wer­den aber auch immer noch Nas­hör­ner gewil­dert. Für ihr Horn wer­den in Asi­en Unsum­men gezahlt. In eini­gen kenia­ni­schen Natio­nal­parks wer­den die Nas­hör­ner sehr auf­wän­dig bewacht. Dort pas­siert auch wenig. Im Nai­ro­bi Natio­nal­park gibt es zum Bei­spiel inzwi­schen zu vie­le Nas­hör­ner. Im rie­si­gen, mehr als 11.000 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßen Natio­nal­park Tsa­vo East, etwa sechs Auto­stun­den west­lich von Nai­ro­bi, gab es auch mal sehr vie­le, jetzt aber durch die Wil­de­rei lei­der nur noch elf.

Der Plan: Umsied­lung ins Hochsicherheitsschutzgebiet

Daher soll­ten Nas­hör­ner aus den ande­ren Parks dort­hin umge­sie­delt wer­den. Genau­er: in ein streng über­wach­tes Hoch­si­cher­heits­schutz­ge­biet – eine so genann­te Inten­si­ve Pro­tec­tion Zone — im Süden des Natio­nal­parks Tsa­vo East. Uns war natür­lich klar, dass das eine extrem auf­wän­di­ge Akti­on ist. Aber eine not­wen­di­ge Maß­nah­me, um die Bestän­de des Spitz­maul­nas­horns dau­er­haft zu sichern. Denn in den bei­den Natio­nal­parks, aus denen die Tie­re kamen – dem Lake Naku­ru NP und dem Nai­ro­bi NP – gab es inzwi­schen so vie­le Tie­re, dass sie sich nicht mehr rich­tig fort­ge­pflanzt haben. Auch ist das Risi­ko, so vie­le so wert­vol­le Tie­re in weni­gen Gebie­ten zu haben, sehr hoch. Falls dort doch mal was passiert.

Die gan­ze Akti­on in Tsa­vo East stand unter der Ver­ant­wor­tung und Pla­nung des staat­li­chen Kenya Wild­life Ser­vice. Die­ser hat­te zuvor schon über 150 Nas­hör­ner umge­sie­delt, wobei die Ster­be­ra­te bei unter fünf Pro­zent lag. Damit hat der KWS vie­le Nas­hör­ner gerettet.

Als Part­ner des KWS waren wir von der Not­wen­dig­keit und Mach­bar­keit des Pro­jekts Tsa­vo East voll über­zeugt. Zumal in Süd­afri­ka und ande­ren Län­dern mit ähn­li­chen Nas­horn-Umsied­lun­gen gute Erfah­run­gen gemacht wurden.

Wir müs­sen wis­sen, was genau in Tsa­vo East pas­siert ist

Was dann genau pas­siert ist, ist uns allen immer noch uner­klär­lich. Wir war­ten ja immer noch auf den offi­zi­el­len Unter­su­chungs­be­richt. Wir hät­ten ger­ne bei der Ursa­chen­for­schung die Exper­ti­se deut­scher Wis­sen­schaft­ler ein­ge­bracht. Dies woll­te das kenia­ni­sche Umwelt­mi­nis­te­ri­um aller­dings nicht.

Offen­sicht­lich wur­den Feh­ler gemacht. Beim KWS kam es des­we­gen schon zu grö­ße­ren Per­so­nal­wech­seln. Ich hal­te es aller­dings für unfair, dass jetzt eini­ge KWS-Ange­hö­ri­ge uns als Geld­ge­ber der Nas­horn­um­sied­lung eine Schuld am Tod der Nas­hör­ner zuschie­ben wollen.

Prü­fen und lernen

Nichts­des­to­trotz haben wir eine unab­hän­gi­ge Unter­su­chung über die Rol­le des WWF ange­scho­ben. Schon allei­ne, um sol­che Tra­gö­di­en in Zukunft zu ver­mei­den – und even­tu­ell nöti­ge Schlüs­sen für uns zu zie­hen. Wir haben die Ereig­nis­se außer­dem zum Anlass genom­men, um unse­re Anfor­de­run­gen an Umsied­lun­gen von bedroh­ten Tier­ar­ten zu verschärfen.

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2 Kommentare

  1. Gido
    13. September 2018
    Antworten

    Scha­de wie­der ein Nas­horn weniger.…

  2. Christian Preiser
    23. Dezember 2018
    Antworten

    Nach der Lek­tü­re des Blog­bei­trag bleibt voll­kom­men unver­ständ­lich, wor­um es bei der “Tra­gö­die der Nas­hör­ner” eigent­lich geht. Das Ein­zi­ge, was klar wird, ist, dass es auf kei­nen Fall die Schuld des Autoren war. Soviel Eigen-Exkul­pa­ti­on ist immer verdächtig.

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