Die wich­tigs­ten Natur­schutz-The­men des Jah­res 2018


Die Proteste für den Erhalt des Hambacher Waldes werden 2018 zum Symbol der Anti-Kohle-Bewegung © Bernd Lauter / WWF
Die Proteste für den Erhalt des Hambacher Waldes werden 2018 zum Symbol der Anti-Kohle-Bewegung © Bernd Lauter / WWF

Das Jahr 2018 liegt fast hin­ter uns. Zeit für einen Rück­blick. Was ist in die­sem Jahr pas­siert? Wel­che Sie­ge und Nie­der­la­gen gab es für den Natur­schutz? Das waren die wich­tigs­ten Umwelt­the­men des Jah­res 2018:

Janu­ar: Öltan­ker „Sanchi“ sinkt

Das Jahr 2018 begann mit einer Hava­rie. Der ira­ni­sche Tan­ker “Sanchi” war auf hoher See im Ost­chi­ne­si­schen Meer mit einem chi­ne­si­schen Frach­ter zusam­men­ge­sto­ßen und in Brand gera­ten. Das Schiff sank Mit­te Janu­ar. Alle 32 Besat­zungs­mit­glie­der kamen ums Leben.  Das Schiff hat­te 113.000 Ton­nen leicht flüch­ti­ges Ölkon­den­sat — ein Neben­pro­dukt der Gas­för­de­rung sowie Schwer­öl als Treib­stoff an Bord. Ein über 100 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßer Öltep­pich war die Fol­ge. Lang­zeit­fol­gen nicht absehbar.

Febru­ar: Angst vor der Schweinepest

Zumin­dest die deut­schen Land­wir­tIn­nen haben 2018 noch ein­mal Schwein gehabt. Der befürch­te­te Aus­bruch der Afri­ka­ni­schen Schwei­ne­pest blieb aus, doch die Furcht vor der Seu­che wächst. Polen, Ungarn, Rumä­ni­en, Tsche­chi­en, Bul­ga­ri­en aber auch Bel­gi­en – über­all gras­siert die Schwei­ne­pest und sie kommt näher. Die Infek­ti­ons­krank­heit brei­tet sich über ver­seuch­te Spei­se­res­te, Vieh­trans­por­ter und Stall­klei­dung aus. Weil sie auch durch Wild­schwei­ne über­tra­gen wer­den kann, will Däne­mark jetzt sogar einen Grenz­zaun für Schwarz­kit­tel errich­ten. Ob das hilft, darf bezwei­felt wer­den. Die Schwei­ne wer­den schnell Lücken ent­de­cken, sich durch bud­deln  oder über die Gren­ze schwim­men. Sinn­vol­ler scheint es auf mehr Hygie­ne, also die ver­stärk­te Des­in­fek­ti­on von Fahr­zeu­gen, die Ver­mei­dung von Lebens­mit­tel­müll in der Natur und Auf­klä­rungs­ar­beit von Fah­rern und Jägern zu set­zen. Im Novem­ber erreicht uns die Mel­dung, dass die afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest auch in Chi­na gras­siert und den Amur-Tiger gefähr­det.

März: Tod des letz­ten Nörd­li­chen Breitmaulnashorns

Im März starb Sudan, das letz­te männ­li­che Exem­plar der Nörd­li­chen Breit­maul­nas­hör­ner, an Alters­schwä­che. Sudan konn­te zu sei­nem Glück ein lan­ges Leben füh­ren — ganz im Gegen­satz zu vie­len sei­ner Art­ge­nos­sen. Die Jagd nach Nas­horn-Horn kos­tet jähr­lich immer noch mehr als 1000 Tie­ren das Leben.

Nach Sudans Tod gibt es nun nur noch zwei weibliche Nördliche Breitmaulnashörner. Der letzte Strohhalm zur Rettung der Unterart sind nun Initiativen zur künstlichen Befruchtung. © Ola Jennersten / WWF
Nach Sudans Tod gibt es nun nur noch zwei weib­li­che Nörd­li­che Breit­maul­nas­hör­ner. Der letz­te Stroh­halm zur Ret­tung der Unter­art sind nun Initia­ti­ven zur künst­li­chen Befruch­tung. © Ola Jen­ners­ten / WWF

April: Ein hei­ßer Som­mer beginnt

Der Som­mer 2018 begann in Deutsch­land zumin­dest gefühlt schon im April. Es war der Auf­takt zu einem Jahr, das mit durch­schnitt­lich 10,4 Grad Cel­si­us das wärms­te Jahr seit dem Beginn deutsch­land­wei­ter Wet­ter­be­ob­ach­tun­gen im Jahr 1881 war.

Mai: Deut­sche Gewäs­ser in schlech­tem Zustand

Es war zwar heiß, doch das Bade­ver­gnü­gen wur­de durch Erkennt­nis­se zum Zustand deut­scher Gewäs­ser getrübt: Ein WWF-Report zeigt bedenk­li­che Gül­le- und Pes­ti­zid-Belas­tun­gen. Nur jeder vier­te See in Deutsch­land ist öko­lo­gisch in einem guten Zustand. Die Mehr­heit hat eine bedenk­li­che Was­ser­qua­li­tät. Die EU-Kri­te­ri­en zu sau­be­rem Was­ser wer­den nur 24 Pro­zent der Gewäs­ser ein­hal­ten, nur 2,3 Pro­zent schaf­fen das Prä­di­kat “sehr gut”. Ursa­che für die schlech­ten Wer­te ist der Über­schuss an Dün­ge­mit­teln, die in die Gewäs­ser gelangen.

Außer­dem im Mai: Die­sel-Fahr­ver­bo­te in Hamburg

Nach­dem das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt bereits Anfang des Jah­res Die­sel-Fahr­ver­bo­te grund­sätz­lich erlaubt hat­te, macht Ham­burg am 31. Mai Ernst. Als ers­te Stadt Deutsch­lands führt die Han­se­stadt Fahr­ver­bo­te für älte­re Die­sel­fahr­zeu­ge ein, um die Belas­tung durch Stick­oxi­de zu reduzieren.

Juni: Es ist eine Kohlekommission!

Wenn ich nicht mehr wei­ter weiß, grün­de ich einen Arbeits­kreis. Nach die­sem Mot­to ver­fuhrt die Bun­des­re­gie­rung und rief die so genann­te Koh­le­kom­mis­si­on, genau­er die Kom­mis­si­on “Wachs­tum, Struk­tur­wan­del und Beschäf­ti­gung” ins Leben. Sie soll den Aus­stieg aus der Koh­le­ver­stro­mung  auf den Weg brin­gen. Das Gre­mi­um soll­te noch vor dem Ende des Jah­res ihren Abschluss­be­richt vor­le­gen. Dar­aus wur­de aller­dings nichts. Auf Druck der Minis­ter­prä­si­den­ten aus den Braun­koh­le­län­dern ver­schob die Gro­ße Koali­ti­on den Abschluss­be­richt der Kom­mis­si­on auf das nächs­te Jahr.

Außer­dem im Juni: Bay­er adop­tiert Monsanto

Der Bay­er-Kon­zern über­nahm den US-ame­ri­ka­ni­schen Wett­be­wer­ber Mons­an­to, berüch­tigt u.a. als Her­stel­ler des umstrit­te­nen Unkraut­ver­nich­ters Gly­pho­sat. Bay­er wur­de mit dem über 60 Mil­li­ar­den Dol­lar schwe­ren Deal zum größ­ten Agro­che­mie-Kon­zern der Welt und mach­te sich damit nicht nur Freun­de. Umwelt­schüt­zer war­nen vor dem Fort­schrei­ten der indus­tri­el­len Land­wirt­schaft und den unge­klär­ten Risi­ken der Gen­tech­nik auf dem Acker. Auch die Aktio­nä­re gou­tier­ten den Kauf nur bedingt und schick­ten die Bay­er-Aktie erst ein­mal auf Talfahrt.

Juli: Es ent­steht das größ­te Regen­wald-Schutz­ge­biet der Welt

Kolum­bi­ens “Juras­sic Park” wur­de der größ­te Tro­pen­wald-Natio­nal­park der Welt. Das Natur­schutz­ge­biet Ser­ra­nia del Chi­ri­bi­quete wur­de um 1,5 Mil­lio­nen Hekt­ar erwei­tert. Dadurch das größ­te Regen­wald-Schutz­ge­biet der Welt mit einer Gesamt­grö­ße von 4,5 Mil­lio­nen Hekt­ar. Zum Ver­gleich: Die Nie­der­lan­de sind 4,2 Mil­lio­nen Hekt­ar groß. Ein tol­ler Erfolg für gefähr­de­te Arten wie Jagu­ar, Fluss­del­fin, Tapir und Riesensalamander.

Mit der Orinoco-Savanne, den Anden, dem Bergland von Guayana und dem Amazonas werden vier unterschiedliche Ökosysteme zum Naturschutzgebiet Serrania del Chiribiquete miteinander verbunden. © David Martinez / WWF
Mit der Orino­co-Savan­ne, den Anden, dem Berg­land von Gua­ya­na und dem Ama­zo­nas wer­den vier unter­schied­li­che Öko­sys­te­me zum Natur­schutz­ge­biet Ser­ra­nia del Chi­ri­bi­quete mit­ein­an­der ver­bun­den. © David Mar­ti­nez / WWF

August: Ost­deutsch­land ächzt unter der Dürre

Nach Anga­ben des Deut­schen Wet­ter­diens­tes erleb­ten Tei­le Ost­deutsch­lands 2018 eine der schlimms­ten Tro­cken­pe­ri­oden seit mehr als 55 Jah­ren. Die anhal­ten­de Tro­cken­heit führ­te zu bren­nen­den Pro­ble­men in Bran­den­burg. Der Wald auf einem ehe­ma­li­gen Trup­pen­übungs­platz süd­lich von Ber­lin stand in Flam­men. Die Rauch­schwa­den dran­gen bis in die Haupt­stadt vor. Der Brand brei­te­te sich auf eine Flä­che von 400 Hekt­ar aus. Die Dör­fer Klaus­dorf und Tie­fen­brun­nen wur­den kurz­zei­tig evakuiert.

Sep­tem­ber: Ham­ba­cher Wald wird zum Sym­bol für den Kohleausstieg

Die Aus­ein­an­der­set­zun­gen um den Ham­ba­cher Wald eska­lie­ren. Nach­dem bereits 3.800 Hekt­ar des Wal­des in Nord­rhein-West­fa­len den Braun­koh­le­bag­gern wei­chen muss­ten, ent­wi­ckelt sich der Kampf für den Erhalt der letz­ten 200 Hekt­ar zum Sym­bol der Anti-Koh­le-Bewe­gung. 50.000 Men­schen betei­li­gen sich im Ham­ba­cher Wald an der größ­ten Kli­ma­schutz-Demons­tra­ti­on, die Deutsch­land je gese­hen hat. Anfang Okto­ber unter­sagt das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Müns­ter die von RWE geplan­te Rodung des Wal­des bis auf wei­te­res. Damit soll ver­hin­dert wer­den, dass vor einer Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che voll­ende­te Tat­sa­chen durch Rodung und Abbag­gern geschaf­fen werden.

Okto­ber: Son­der­be­richt des IPPC zur Erderhitzung

Der Rekord­som­mer hin­ter­lässt sei­ne Spu­ren. Am Rhein und vie­len ande­ren Flüs­sen zei­gen die Pegel­stän­de Rekord-Tiefst­stän­de an. Die Schiff­fahrt  muss deut­lich ein­ge­schränkt wer­den und kommt teil­wei­se zum Erlie­gen. Pas­send dazu legt der Welt­kli­ma­rat der UN  (IPCC) sei­nen Son­der­be­richt vor. Dar­in wer­den die Aus­wir­kun­gen einer glo­ba­len Erwär­mung um 1,5 Grad the­ma­ti­siert. Der Bericht ist eine deut­li­che War­nung: Es sei noch mög­lich die Erd­er­hit­zung auf 1,5 Grad zu begren­zen, aller­dings bedür­fe es dafür schnel­le und weit radi­ka­le­re Ein­schnit­te als bis­lang von den Staa­ten zuge­sagt. Gelin­ge es nicht die 1,5 Grad Gren­ze zu hal­ten, dro­hen welt­weit dra­ma­ti­sche Konsequenzen.

Novem­ber: Plas­tik­flut stoppen!

Die Visi­on, die Welt­mee­re mit einem gigan­ti­schen Staub­sauger vom Plas­tik­müll zu befrei­en, galt vie­len als genia­le Idee. Lei­der fiel das Oce­an-Cle­a­nUp Pro­jekt des 24-jäh­ri­gen Hol­län­ders Boy­an Slat im Pra­xis­test durch. Das Sys­tem sam­melt offen­bar so gut wie kei­nen Plas­tik­müll ein. Der miss­glück­te Pra­xis­test mach­te ein­mal mehr deut­lich, dass sich das Pro­blem nicht tech­nisch, son­dern  vor allem poli­tisch lösen lässt. Immer­hin ist das The­ma auf der poli­ti­schen Agen­da ange­kom­men. Das Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um legt einen 5‑Punk­te-Plan für weni­ger Plas­tik und mehr Recy­cling vor. Die EU einig­te sich Ende des Jah­res drauf, Ein­weg­plas­tik, also z.B. Wat­te­stäb­chen und Trink­hal­me ab 2021 zu verbieten.

Dezem­ber: Kli­ma­kon­fe­renz in Kattowitz

Der Kli­ma­gip­fel im pol­ni­schen Kat­to­witz endet nach Ver­län­ge­rung mit einem Mini­mal­kom­pro­miss: Auf 133 Sei­ten eini­gen sich die Dele­ga­tio­nen auf die Spiel­re­geln für das Pari­ser Abkom­men. In dem soge­nann­ten „Role­book“ wird u.a. fest­ge­legt, wie unter­schied­li­che Kli­ma­schutz­maß­nah­men gemes­sen und inter­na­tio­nal ver­gli­chen wer­den. Dass sich 196 Staa­ten dar­auf eini­gen konn­ten, ist viel ange­sichts der wach­sen­den Zahl von Regie­run­gen, die die inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit behin­dern. Es ist aber zu wenig ange­sichts der immer stär­ker wach­sen­den Men­ge von Treib­haus­ga­sen in der Erd­at­mo­sphä­re. Wei­ter feh­len ehr­gei­zi­gen Ver­pflich­tun­gen, um die Erd­er­hit­zung auf deut­lich unter zwei Grad zu begren­zen. Auch in Deutschland.

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