10 Tie­re, die in Deutsch­land vom Aus­ster­ben bedroht sind

Der Iltis gehört zu den gefährdeten Arten in Deutschland © Ralph Frank

Lei­der sind nicht gera­de weni­ge Tier- und Pflan­zen­ar­ten in Deutsch­land vom Aus­ster­ben bedroht. Fast ein Drit­tel aller Säu­ge­tie­re sind gefähr­det. Woher wir das wis­sen? Weil ehren­amt­li­che Arten­ken­ner immer wie­der Bestands­auf­nah­men machen. Das ist natür­lich gera­de bei Wild­tie­ren, win­zi­gen Insek­ten oder klei­nen Wald­spin­nen nicht leicht. Häu­fig braucht es Fal­len oder Kame­ras, viel Know-How — und auf jeden Fall macht das soge­nann­te Moni­to­ring immer sehr viel Arbeit. Doch eben­so wie die Arten ster­ben auch die Arten­ken­ner lang­sam aus. Vie­le Expert:innen sind schon in Ren­te. Jun­ge kom­men kaum nach. Die Arten­kennt­nis wird kaum mehr an Unis gelehrt und es gibt weni­ge Jobs.

Auf der Roten Lis­te: Bedroh­te Arten in Deutschland

Gesam­melt wer­den die bei uns gefähr­de­ten Arten auf den Roten Lis­ten für Deutsch­land. Es sind natür­lich viel zu vie­le, um sie hier alle auf­zu­zäh­len. Aber ich möch­te Euch ein paar bemer­kens­wer­te, in Deutsch­land bestands­ge­fähr­de­te Tie­re vor­stel­len. Denn es wäre wirk­lich zu scha­de, wenn sie in Zukunft ganz aus unse­rer Natur ver­schwän­den! Wuss­tet Ihr zum Bei­spiel, wie süß ein Gar­ten­schlä­fer aus­sieht? Ihr soll­tet Euch beei­len, einen zu ent­de­cken, bevor es die Art nicht mehr gibt.

Bald kei­ne Feld­ha­sen mehr in Deutschland?

Feld­ha­sen gel­ten bun­des­weit als gefähr­det © ima­go images / blickwinkel

Auch wenn wir die scheu­en Tie­re eher sel­ten zu Gesicht bekom­men: Feld­ha­sen leben meist in der Nähe des Men­schen. Denn sie mögen offe­ne Land­schaf­ten lie­ber als dich­te Wäl­der, das sagt ja schon ihr Name. Lei­der bie­ten aber die Fel­der unse­rer inten­si­ven Land­wirt­schaft heut­zu­ta­ge immer weni­ger Ver­ste­cke und Nah­rung. Beson­ders seit den 1980er Jah­ren neh­men die Bestän­de ste­tig ab und Feld­ha­sen gel­ten heu­te bun­des­weit als gefähr­det.

Zu wenig Art­ge­nos­sen, um zu über­le­ben: Pin­sel­ohr Luchs

Luch­se sind in Deutsch­land nicht erst seit ges­tern sehr, sehr sel­ten. Die hüb­schen Tie­re mit ihrem dich­ten, getupf­ten Fell und den typi­schen Pin­sel­oh­ren sind die größ­ten Raub­kat­zen Mit­tel­eu­ro­pas – und sie brau­chen sehr viel Platz, denn Luch­se haben rie­si­ge Streif­ge­bie­te. Unse­re mehr und mehr zer­stü­ckel­ten Wäl­der iso­lie­ren die Luch­se von­ein­an­der. Außer­dem wer­den sie trotz stren­gen Schut­zes immer wie­der ille­gal getö­tet und lei­der auch über­fah­ren. Obwohl es heu­te auch dank unse­rer Schutz­be­mü­hun­gen wie­der mehr Luch­se in Deutsch­land gibt als noch vor 100 Jah­ren, sind es immer noch nicht genug, um eine über­le­bens­fä­hi­ge Popu­la­ti­on zu bil­den. Die Raub­kat­zen ste­hen in Deutsch­land auf der höchs­ten Gefähr­dungs­stu­fe: Sie sind vom Aus­ster­ben bedroht.

Die Gefähr­dungs­stu­fen der Roten Lis­te Deutschland

Feld­hams­ter: In Deutsch­land vom Aus­ster­ben bedroht

Eben­falls auf der höchs­ten Gefähr­dungs­stu­fe und damit als vom Aus­ster­ben bedroht ein­ge­stuft wer­den Feld­hams­ter in Deutsch­land. In vie­len Bun­des­län­dern gibt es sie schon jetzt nicht mehr. Die Grün­de lie­gen ähn­lich wie beim Feld­ha­sen in der inten­si­ven Land­wirt­schaft, die Nah­rung und Ver­ste­cke nimmt und dafür Gift verteilt.

Auch der Iltis ist gefähr­det, bei uns auszusterben

Der Euro­päi­sche Iltis mit sei­nem typi­schen, lan­gen Kör­per und der schwarz­wei­ßen Gesichts­zeich­nung wird auch Wal­dil­tis, Ratz oder Stän­ker genannt und gehört zu den häu­figs­ten Mar­der­ar­ten in Euro­pa. Trotz­dem gilt er in Deutsch­land als gefähr­det. Denn der Name Wal­dil­tis täuscht: Absur­der­wei­se ver­ste­cken sich Iltis­se ger­ne in Stra­ßen­bö­schun­gen von Auto­bah­nen und wer­den häu­fig über­fah­ren. Auch das liegt an unse­rer inten­si­ven Land­wirt­schaft mit feh­len­den Ver­ste­cken und feh­len­der Beu­te. In den meis­ten Tei­len Deutsch­lands ist der Iltis des­halb sehr sel­ten geworden.

Für Feld­ha­se, Feld­hams­ter, Iltis, Kie­bitz & Co kämp­fen wir um eine
Land­wirt­schaft für Arten­viel­falt
in Deutschland!

Schweins­wal: Kleins­te Wal­art in offe­nen Gewässern

Schweins­wa­le sehen Del­fi­nen etwas ähn­lich, sind eng mit ihnen ver­wandt und die ein­zi­gen Wale, die in der Ost­see dau­er­haft hei­misch sind. Aber Was­ser­ver­schmut­zung, Unter­was­ser­lärm und vor allem der Bei­fang in Fischer­net­zen bedro­hen die Art schwer. Schweins­wa­le gel­ten als stark gefähr­det in Deutschland.

Kie­bitz: Stark gefähr­de­ter Wiesenvogel

Kie­bitz: In Deutsch­land stark gefähr­det © Joseph Gray, WWF-UK

Vom Ele­ment Was­ser nun also in die Lüf­te: Der Kie­bitz mit sei­ner auf­fäl­li­gen, zwei­zipf­li­gen Hau­be ist ein Wie­sen­brü­ter. Nahe­lie­gend also, dass auch ihm die inten­si­ve Land­wirt­schaft zu schaf­fen macht. Die Bestän­de der Kie­bit­ze haben bei uns in den letz­ten Jah­ren extrem stark abge­nom­men. Genau­so wie übri­gens die des Gold­re­gen­pfei­fers — eines ande­ren Wie­sen­vo­gels, der in Deutsch­land vom Aus­ster­ben bedroht ist – und die wei­te­rer Vogelarten.

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Huf­ei­sen­na­se: In Deutsch­land vom Aus­ster­ben bedroht

Der Gro­ßen Huf­ei­sen­na­se sieht man an, woher ihr Name rührt. Es ist eine einst in Deutsch­land weit ver­brei­te­te Fle­der­maus, die inzwi­schen hier nahe­zu aus­ge­stor­ben ist. Den Fle­der­mäu­sen geht es ins­ge­samt bei uns heut­zu­ta­ge nicht beson­ders gut. Ihnen feh­len in unse­ren ver­sie­gel­ten und reno­vier­ten Gebäu­den die Lücken und Schlit­ze als Quar­tie­re. Und ihnen feh­len die Insek­ten als Nah­rung. Vie­le wei­te­re Fle­der­maus­ar­ten sind des­halb in Deutsch­land vom Aus­ster­ben bedroht, stark gefähr­det oder gefährdet.

Huf­ei­sen­na­se: Fle­der­mäu­sen geht es bei uns nicht gut © ima­go images / imagebroker

Rin­gel­nat­tern: Wenn selbst die häu­figs­ten Schlan­gen sel­ten werden

Die Rin­gel­nat­ter – wahr­schein­lich die bekann­tes­te Schlan­ge in Deutsch­land — ist eben­falls nur eine von vie­len Schlan­gen, die es bei uns bald nicht mehr geben könn­te. Denn obwohl sie immer noch zu den häu­figs­ten Schlan­gen in Deutsch­land gehört, gilt die Rin­gel­nat­ter als gefähr­det. Ihr feh­len Feucht­ge­bie­te und Gewäs­ser. Und wenn es schon um die Rin­gel­nat­ter so schlecht steht, was ist dann mit den ande­ren, bei uns hei­mi­schen Schlan­gen­ar­ten? Rich­tig, es geht ihnen noch schlech­ter. Wür­fel­nat­ter und Aspis­vi­per sind vom Aus­ster­ben bedroht. Kreuz­ot­ter und Äsku­lap­nat­ter gel­ten als stark gefähr­det, die Schling­nat­ter wie die Rin­gel­nat­ter als gefähr­det. Lei­der gut mög­lich also, dass Deutsch­land bald ein Land ohne Schlan­gen sein wird.

Gar­ten­schlä­fer: In eini­gen Tei­len Deutsch­lands schon ausgestorben

War­um sind Gar­ten­schlä­fer so stark gefähr­det? © ima­go images / imagebroker

So, nach die­sem Exkurs über Schlan­gen nun also end­lich zum oben ange­kün­dig­ten Gar­ten­schlä­fer. Das ist eine Schlaf­maus wie der Sie­ben­schlä­fer, aber etwas klei­ner, etwa zehn bis 17 Zen­ti­me­ter lang. Auf­fäl­lig ist sei­ne schwar­ze Augen­mas­ke. Lei­der sind sei­ne Bestän­de in den letz­ten Jah­ren ein­ge­bro­chen und er gilt als stark gefähr­det. Das Beson­de­re dar­an ist, dass man (noch) gar nicht recht weiß, warum!

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Euro­päi­sche Sumpf­schild­krö­te: In Deutsch­land akut vom Aus­ster­ben bedroht

Frü­her über ganz Deutsch­land ver­brei­tet, sind die Schild­krö­ten inzwi­schen extrem sel­ten gewor­den. So sel­ten, dass sie gar kei­ne über­le­bens­fä­hi­ge Popu­la­ti­on mehr bilden.
Fang und Han­del, die Tro­cken­le­gung ihrer Lebens­räu­me, der Aus­bau von Ver­kehrs­we­gen und ein zuneh­mend tro­cke­ne­res Kli­ma gehö­ren zu den Grün­den. Aber zum Bei­spiel auch, dass ande­re Schild­krö­ten­ar­ten aus Ter­ra­ri­en aus­ge­setzt wur­den, sich mit den Sumpf­schild­krö­ten paar­ten und ihre gene­ti­sche Inte­gri­tät stör­ten. Und dass mit dem Wasch­bä­ren ein Fress­feind nach Deutsch­land ein­ge­schleppt wur­de, den es hier vor­her gar nicht gab!

Das waren lei­der längst nicht alle

Ihr seht, die Grün­de der Gefähr­dung sind viel­fäl­tig und ande­rer­seits doch immer wie­der gleich. Wir Men­schen müs­sen sehr schnell sehr viel an unse­rem Umgang mit der Natur ändern, wol­len wir die iko­nischs­ten Arten in Deutsch­lands Wild­nis erhalten.

Auch der Wolf gehört zu die­sen Arten. Einst aus­ge­rot­tet, kehrt er zwar lang­sam zurück. Aber immer noch gilt er als gefährdet.
In naher Zukunft in Deutsch­land aus­zu­ster­ben dro­hen außer­dem Wild­kat­zen und Baum­mar­der, Kegel­rob­ben und Fisch­ot­ter, Auer­hüh­ner, Reb­hüh­ner, vie­le Eidechsen‑, Krö­ten- und man­che Sala­man­der­ar­ten, Sumpf­mäu­se und sogar Rat­ten.
Extrem gefähr­det sind auch vie­le Insek­ten! Schmet­ter­lin­ge und Amei­sen sind beson­ders betroffen.

Arten­schutz hilft!

Gera­de zum Bei­spiel bei den Wöl­fen, Kegel­rob­ben und Fisch­ot­tern zeigt sich nach­weis­lich, dass Schutz­be­mü­hun­gen grei­fen, Ver­bes­se­run­gen ein­tre­ten und Bestän­de sich erho­len kön­nen. Lasst uns also drin­gend damit wei­ter und noch mehr machen!

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Schon als kleiner Junge in Nürnberg begeisterte ich mich für die Wunderwelt von Tieren und Pflanzen und wollte Biologe werden. Seit meiner Jugend arbeite ich ehrenamtlich in verschiedenen Naturschutzorganisationen. Nach dem Biologiestudium forschte ich einige Zeit zur Entwicklung von Naturwaldreservaten, arbeitete als freier Journalist zu Naturschutz- und Umweltthemen und leitete 13 Jahre lang die Bundesgeschäftsstelle der Deutschen Umwelthilfe in Berlin. Beim WWF setze ich mich seit 2014 dafür ein, die Naturschätze in Deutschland zu erhalten und den Verlust der Biodiversität zu stoppen.

Kommentare (8)

  • ich finde wenn wir schon fälschlicherweise als krönung der schöpfung bezeichnet werden. haben wir verantwortung für alle lebewesen, die hilflos und ohne stimme sind. aber ich finde wir stehen auf der untersten sprosse der schöpfung, das merkt man ja in allem.lg patricia. von mit aus kann das veröffentlicht werden!

    • Liebe Patricia, da muss ich Dir voll und ganz recht geben.
      Das Tier Mensch hat eigentlich kein recht zum leben.
      Ich würde gern gegen einige hier vorgehen die die Tiere, Pflanzen und Menschen ausrotten wollen. Oder was meinst Du was die Impfung war??

  • Bei den ganzen Krisen wird leider zu oft die Krise vergessen, die wir schon vor Corvid- 19, Ukraine und 100 Milliarden für die Rüstung hatten. Tiere sind unsere Nachbarn und Mitbewohner der Erde. Der Mensch war in seinen Ursprüngen auch ein Tier

    • Die Tiere arrangieren sich mit uns; passen sich dem übrig gebliebenen Lebensraum an!
      Der Mensch bekommt nicht genug und rottet in Flora und Fauna; wie es ihm passt. Bis die Rettung für gefährdete Pflanzen und Tiere oft viel zu spät ist!

  • Herzlichen Dank für die Infos. Es ist erschreckend....
    Ich selbst habe ein recht großes natürliches Grundstück auf dem sich allerlei ansiedeln kann. Vllt hilft es dem ein oder anderen Bewohner noch ein wenig zu überleben.

  • Im Artikel wird ein zunehmender Mangel an Artenkennern erwähnt, der dazu führt, dass die Roten Listen nur unzureichend aktualisiert werden können. Wo kann man sich denn zum Artenkenner, z. B. für Insekten, Reptilien oder Vögel ausbilden lassen? Gibt es Institutionen, die Kurse für Ehrenamtliche bzw. freiwillige Helfer anbieten? Bei mir wären Zeit und Interesse vorhanden :-) Und wie erfährt man, wann und wo Helfer fürs Monitoring benötigt werden?

    • Liebe Daniela, es ist toll, dass Du Dich für unsere heimische Natur interessierst. Das genaue Bestimmen von Tieren, Pflanzen und Pilzen ist oft sehr schwierig und man braucht viel Leidenschaft und Zeit, um sich in einzelnen Gruppen zur Expertin zu entwickeln. Gut ist es, wenn man eine Gruppe an Gleichgesinnten hat, die sich austauschen und mit denen man gemeinsam auf Exkursion in die Natur gehen kann. Es gibt fast überall in Deutschland botanische Vereine, Naturschutzorganisationen, Landesstiftungen usw., die Kurse anbieten und Kontakte herstellen. am besten mal googeln, was bei Dir in der Nähe ist. Viele liebe Grüße Albert

  • Ich weiß nicht, was man noch tun kann, ich bin völlig ratlos. Als Ökonom schäme ich mich für die gültige Wirtschaftsform und für unkritische oder nicht ausreichend kritische Kolleg:innen. Es gibt Alternativen. .. Helfen Straftatbestände, die Politiker:innen und Abgeordnete verwirklichen können, beispielsweise im Wege von Unterlassung? Breite Ratlosigkeit...

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