Jah­res­rück­blick 2015 – ein Wech­sel­bad der Gefühle

Ein Nashorn hat die brutale Attacke eines Wilderers überlebt © Brent Stirton Getty Images WWF-UK

Die ver­hun­gern­de Eis­bä­ren­da­me als trau­ri­ge Zeu­gin des Kli­ma­wan­dels © Kers­tin Langenberger

 Das Foto mit dem Eis­bär auf einer klei­nen Eis­schol­le im abge­tau­ten Polar­meer ver­sinn­bild­licht es: 2015 war wohl das welt­weit wärms­te Jahr seit Beginn der Wet­ter­auf­zeich­nun­gen. Trotz­dem war es ein wich­ti­ges Jahr für den welt­wei­ten Kli­ma­schutz. Die Signa­le der COP-Kli­ma­kon­fe­renz in Paris und des G7-Gip­fels auf Schloss Elmau, die Enzy­kli­ka des Paps­tes zur Umwelt und die Ankün­di­gun­gen zum Bei­spiel des nor­we­gi­schen Pen­si­ons­fonds oder des deut­schen Ver­si­che­rungs­kon­zerns Alli­anz, nicht mehr in fos­si­le Ener­gie­trä­ger zu inves­tie­ren, waren sehr ermu­ti­gen­de Botschaften.

Rücken­wind für unse­re Arbeit, denn wir betei­li­gen uns seit Jah­ren inten­siv und kon­ti­nu­ier­lich mit Ideen und Vor­schlä­gen an einer Dekar­bo­ni­sie­rung unse­rer Gesell­schaft — also einer nahe­zu voll­stän­di­gen Abkehr von fos­si­len Brenn­stof­fen. Ohne einen kon­se­quen­ten Kli­ma­schutz wer­den wir unse­re Mis­si­on “ein leben­di­ger Pla­net für uns und unse­re Kin­der” nicht erfül­len können.

Tig­erzah­len stabilisiert

Auch aus vie­len ande­ren Natur­schutz-Pro­jek­ten unse­rer welt­wei­ten Arbeit kön­nen wir Erfol­ge ver­mel­den: In Asi­en haben sich die Bestands­zah­len wich­ti­ger Flagg­schiff-Arten wie dem Tiger, dem Amur-Leo­par­den oder dem Gro­ßen Pan­da wei­ter sta­bi­li­siert und leicht erholt. Gro­ße Freu­de auch beim Suma­tra-Ele­fan­ten: Er bekommt mehr Lebens­raum dank eines neu­en fast 40.000 Hekt­ar gro­ßen Schutz­ge­biets, an dem der WWF betei­ligt ist.

WWF-Vor­stand Bran­des über­reicht 48.320 Unter­schrif­ten an Sônia Gua­ja­ja­ra © David Bie­ne / WWF

Im Ama­zo­nas­ge­biet konn­te die Zusam­men­ar­beit mit indi­ge­nen Völ­kern ver­tieft wer­den und der von uns ins Leben geru­fe­ne, etwa Sach­sen-gro­ße Jurue­na-Natio­nal­park durch Ver­hin­de­rung von Was­ser­kraft­an­la­gen erfolg­reich geschützt wer­den. In Deutsch­land haben wir unse­re viel­fäl­ti­ge Natur­schutz­ar­beit durch zwei neue Pro­jek­te “Rena­tu­rie­rung der Salz­wie­sen” in Vor­pom­mern und dem “Schutz der Alpen­fluss­land­schaf­ten” in Bay­ern erwei­tern können.

Wil­de­rei dra­ma­tisch zugenommen

Ran­ger mit trau­ri­gem Fund © Mar­tin Har­vey, WWF

Trotz­dem kön­nen wir kein grü­nes Licht für unse­re Natur und Umwelt geben. Die Anzahl der welt­weit unter­such­ten Säu­ge­tie­re, Vögel, Rep­ti­li­en, Amphi­bi­en und Fische hat in den ver­gan­ge­nen 40 Jah­ren lei­der erheb­lich abge­nom­men. Das bele­gen die Zah­len des Living Pla­net Reports — des Welt­zu­stands­be­richts des WWF. Auch die Wil­de­rei im süd­li­chen Afri­ka nimmt dra­ma­ti­sche For­men an: Ele­fant und Nas­horn wer­den rück­sichts­los gejagt und bru­tal getö­tet. Allein 1200 Nas­hör­ner in Süd­afri­ka sind eine mehr als trau­ri­ge Bilanz.

Poli­tisch haben wir uns mit einer groß ange­leg­ten Kam­pa­gne #iam­na­tu­re gegen die Ver­schwen­dung von Lebens­mit­teln in Deutsch­land ein­ge­setzt und für den Schutz des Ama­zo­nas-Regen­wal­des getrom­melt. Außer­dem haben wir ein Expe­ri­ment gewagt und gemein­sam in Zusam­men­ar­beit mit der Robert-Bosch-Stif­tung und dem Deut­schen Kli­ma Kon­sor­ti­um ein MOOC (Mas­si­ve Open Online Cour­se) gestar­tet — die ers­te Online-Vor­le­sung einer NGO zum Klimawandel.

Neue Anhän­ger gewonnen

Mit den zwei You­Tubern Simon Unge und DeCh­an­ge­man im Dschun­gel © Dirk Embert, WWF

Bei die­sen Her­aus­for­de­run­gen ist es groß­ar­tig, dass wir uns auf unse­re Unter­stüt­ze­rin­nen und Unter­stüt­zer ver­las­sen kön­nen. Über 540.000 Anhän­ger in unse­ren sozia­len com­mu­ni­ties spre­chen eine deut­li­che Spra­che – so vie­le wie noch nie. Mit You­tube-Star Simon Unge konn­ten wir einen enga­gier­ten Für­spre­cher gewin­nen, der uns bei der Earth Hour 2015 und beim Schutz des Ama­zo­nas-Regen­wal­des toll unter­stützt hat.

Für unse­re Arbeit Ermu­ti­gung und Antrieb zugleich.

Auf geht’s, es wird ein har­tes Stück Arbeit, aber wir wer­den auch 2016 wei­ter ver­su­chen, die Welt ein Stück bes­ser zu machen.

Ich bin Panda-Fan und leidenschaftlicher Kommunikator in der Geschäftsleitung beim WWF Deutschland. Verantwortlich für die Kampagnen, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die Kommunikation in den sozialen Kanälen, die Bildungsarbeit und das politische Lobbying. Vorher habe ich bei der Deutschen Welle das deutsche Radio- und Online-Programm geleitet. Ehrenamtlich engagiere ich mich für die Internationalen Journalistenprogramme IJP e.V. und organisiere jährlich einen Journalistenaustausch zwischen Deutschland und dem südlichen Afrika. - Marco hat den WWF inzwischen verlassen -

Kommentare (3)

  • Klimaschutz durch Verzicht auf fossile Brennstoffe ist ja schön und gut, aber warum wird gerade in der heutigen kritischen Situation nirgends erwähnt, dass die Tierhaltung und der massenhafte Verzehr von tierischen Produkten an erster Stelle des Klimawandel stehen?! Warum steht dazu auf eurer Seite kein Wort?! Jeder Mensch könnte so easy dazu beitragen, wenn sie die Informationen bekämen und dann mal ihre Bequemlichkeit überwinden. Als eines eurer Mitglieder bin ich sehr enttäuscht. Lobby hin oder her, ihr solltet unabhängig sein und nicht irgendeinen Quatsch mit Brennstoffen verbreiten. Klar ist der Umstieg auf erneuerbare Energien unverzichtbar, aber nicht Hauptverantwortlicher für den Klimawandel. LG

    • Hi Laura, mehr als ein Drittel der importierten Lebens- und Futtermittel stehen mit der Zerstörung wertvollen Regenwaldes –etwa in Südamerika– im Zusammenhang. Insgesamt verursacht unsere Ernährung rund 30 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen – von der Umwandlung von Moor oder Wald in Ackerland über den Anbau und die Tierhaltung bis hin zur Zubereitung von Lebensmitteln. Wir haben den Zusammenhang von Fleischkonsum und Klimawandel seit Jahren immer wieder aufgegriffen und auch Studien dazu veröffentlicht.

  • Wie genau wird denn mit der Politik zusammengearbeitet? In meinen Augen sind es genau die jenigen die etwas ändern könnten, wenn da nicht die starke Lobby im Rücken wäre..

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