Der lan­ge Weg zum Ende der Lebensmittel-Verschwendung

Und wir sagen HERZLICHEN DANK an alle Unterschreiber und Unterstützer! Ihr seid toll! © Robert Günther / WWF

Unse­re Schrit­te hal­len durch lan­ge Flu­re, eine Tür wie die ande­re. Wir haben einen Ter­min mit Ute Vogt, stell­ver­tre­ten­de Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der SPD im Deut­schen Bun­des­tag, unter ande­rem für den Bereich Ernäh­rung und Land­wirt­schaft. Unter mei­nen Arm habe ich eine gro­ße Pap­pe geklemmt — das Sym­bol für ein hal­bes Jahr inten­si­ver Arbeit: die Peti­ti­on gegen Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung mit euren 52.869 Unterschriften.

Wie alles begann

Wo ent­steht in Deutsch­land Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung? Und wo kann sie ver­mie­den wer­den? Kli­cken für Groß­an­sicht.
© WWF / Ani­ta Drbohlav

Im Juni hat­ten wir im Rah­men der WWF-Kam­pa­gne #iam­na­tu­re begon­nen, das Ende der Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung in Deutsch­land zu for­dern. Denn in jedem Lebens­mit­tel, das wir weg­wer­fen, ste­cken sehr vie­le natür­li­che Res­sour­cen, die unse­re Natur und wir zum Leben drin­gend brauchen.

Als Grund­la­ge haben wir Wis­sen­schaft­ler berech­nen las­sen, wie vie­le Lebens­mit­tel in Deutsch­land weg­ge­wor­fen wer­den: Ins­ge­samt sind es 18 Mil­lio­nen Ton­nen pro Jahr, wovon 10 Mil­lio­nen Ton­nen qua­si sofort ver­mie­den wer­den könn­ten! Obwohl mei­ne Kol­le­gin Tan­ja Drä­ger schon seit 2012 an die­sem The­ma arbei­tet, hat uns das trotz­dem von den Socken gehau­en. Das sind 313 kg pro Sekun­de! Die Stu­die „Das gro­ße Weg­wer­fen“ erzeug­te gro­ßes Auf­se­hen in den Medi­en und mach­te das Pro­blem zum Tagesgespräch.

Der gro­ße Essensretterbrunch

Gemein­sam mit der Welt­hun­ger­hil­fe, den Tafeln, den Ver­brau­cher­zen­tra­len und vie­len wei­te­ren NGOs haben wir dann zum gro­ßen Essens­ret­ter­brunch ein­ge­la­den. Trotz fast 40 Grad kamen über 2.500 Mensch, um mit uns Lebens­mit­tel­res­te zu schnip­peln, zu kochen und zu essen. Ein deut­li­ches Zei­chen dafür, dass die Gesell­schaft in Deutsch­land kei­ne Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung will.

Ziel: Das Pro­blem halbieren

Unser Ziel war klar: Wir müs­sen in Deutsch­land bis 2030 die Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung hal­bie­ren! Dafür brau­chen wir end­lich eine natio­na­le Stra­te­gie (.pdf), in der die Bun­des­re­gie­rung gemein­sam mit Unter­neh­mern und Ver­brau­chern Maß­nah­men erar­bei­tet und ver­bind­li­che Zie­le festlegt.

Mee­tings, Mee­tings, Meetings

In zahl­lo­sen Tele­fon­ge­sprä­chen, Mee­tings und Abend­ver­an­stal­tun­gen hat Mat­thi­as Meiss­ner Mit­glie­dern des Bun­des­ta­ges, Mit­ar­bei­tern von Minis­te­ri­en und ande­ren Poli­ti­kern erklärt war­um und wie wir in Deutsch­land die Ver­schwen­dung been­den kön­nen. Gleich­zei­tig tour­te Tan­ja durch die Bun­des­län­der und dis­ku­tier­te etwa in Nie­der­sach­sen und Hes­sen, was getan wer­den müsste.

Eure Stim­me, euer Erfolg

Doch ohne den Rücken­wind von euch, unse­ren Unter­stüt­zern, hät­ten wir es letzt­lich nicht in die ent­schei­den­den Büros geschafft. Mit eurer Hil­fe konn­ten wir in der kur­zen Zeit 52.869 Unter­schrif­ten sam­meln, um die Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung zu stop­pen. Also steht heu­te auf dem Pro­gramm: Über­ga­be an Ute Vogt, Git­ta Con­ne­mann und Chris­ti­an Schmidt hims­elf, Bun­des­mi­nis­ter für Ernäh­rung und Landwirtschaft.


Im Bun­des­tag: „Das The­ma aktiv angehen.“

Ute Vogt (SPD-Frak­ti­on) emp­fängt uns mit kla­ren Worten:

Ange­sichts der Welt­ernäh­rungs­la­ge ist unser nach­läs­si­ger Umgang mit Res­sour­cen beschämend“.

Im Gespräch mit uns macht sie klar, dass sie unse­re Idee unter­stützt, neben den Ver­brau­chern mit Unter­neh­men eine Lösung zu erarbeiten.

Die SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on hat bean­tragt, dass im Bun­des­haus­halt die Mit­tel für die Initia­ti­ve ‚Zu gut für die Ton­ne!’ ver­dop­pelt wer­den. Wir müs­sen damit errei­chen, dass Unter­neh­men das The­ma aktiv angehen.“

Das ist schon mal ein Wort! Der zwei­te Besuch führt uns zu Git­ta Con­ne­mann (stellv. Vor­sit­zen­de der CDU/C­SU-Bun­des­tag­frak­ti­on), der das The­ma sehr am Her­zen liegt:

Wer Lebens­mit­tel weg­wirft, ver­schwen­det Nah­rung, Ener­gie und ande­re wert­vol­le Res­sour­cen. Des­halb gehö­ren alle Akteu­re an einen Tisch.“

Auch sie wünscht sich, dass vom BMEL ein natio­na­ler Akti­ons­plan auf­ge­baut wird.

Bun­des­mi­nis­ter Schmidt: „Alle Akteu­re ent­lang der Wert­schöp­fungs­ket­te einbeziehen.“

Die Unter­stüt­zung der bei­den Regie­rungs­par­tei­en ist uns nun also sicher. Ent­schei­dend ist jedoch, was Bun­des­mi­nis­ter Chris­ti­an Schmidt dazu sagt. Immer­hin ist das Minis­te­ri­um für Ernäh­rung und Land­wirt­schaft (BMEL) für das The­ma Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung zustän­dig. Sei­ne eige­ne Kam­pa­gne Zu gut für die Ton­ne hat in den letz­ten Jah­ren gezielt den Ver­brau­cher infor­miert. Die Unter­neh­men aller­dings sind bis­her nicht ein­ge­bun­den. Doch da geht der Bun­des­mi­nis­ter heu­te einen Schritt weiter:

Der Schwer­punkt der Akti­vi­tä­ten lag bis­her im Bereich der Pri­vat­haus­hal­te. Ich will aber noch stär­ker als bis­her alle übri­gen Akteu­re ent­lang der Wert­schöp­fungs­ket­te einbeziehen.“

 

Der Anfang ist gemacht, jetzt muss es weitergehen

Wow, mit die­sen kla­ren Wor­ten hat­ten wir heu­te nicht gerech­net. Natür­lich müs­sen den Wor­ten erst mal Taten fol­gen, aber die Signa­le waren deut­lich. Wir haben einen kla­ren Plan vor­ge­stellt, wie es aus Sicht des WWF nun wei­ter­ge­hen muss:

  • Das BMEL rich­tet eine Koor­di­na­ti­ons­stel­le ein, die mit der Erar­bei­tung einer natio­na­len Stra­te­gie gegen Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung mit allen Akteu­ren ent­lang der Han­dels­ket­te beauf­tragt wird.
  • Ver­ab­schie­dung eines natio­na­len Akti­ons­plans, Pla­nung der Akti­vi­tä­ten auf zwei Jah­re, Ergeb­nis­se sol­len als Grund­la­ge für eine natio­na­le Stra­te­gie zur Ver­min­de­rung der Lebens­mit­tel­ab­fäl­le dienen.
  • Basie­rend auf den Akti­vi­tä­ten des Akti­ons­pla­nes wird die Natio­na­le Stra­te­gie zur Ver­min­de­rung der Lebensmittelabfälle.

DANKE!

Auch wenn sich das viel­leicht sehr büro­kra­tisch anhört, das ist ein gro­ßer Erfolg. Und wenn den Wor­ten jetzt auch Taten fol­gen, dann ist ein rie­si­ger Schritt gegen die Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung getan. Und das ist nur dank eurer Unter­stüt­zung mög­lich gewe­sen. Ich und das gan­ze Team vom WWF, das an die­ser Kam­pa­gne betei­ligt ist, möch­ten euch eines aus­rich­ten: HERZLICHEN DANK!


Mit Herzblut arbeite ich seit 2006 beim WWF Deutschland als Campaigner. In dieser Zeit habe ich große und kleine, erfolgreiche und erfolglose Kampagnen, Aktionen und Events verantwortet. Zu den wohl bekanntesten gehören die Tiger-Kampagne 2010 und die Kampagne "Wir sind der Schwarm" 2012. Bis heute treibt mich die Überzeugung: Eine Alternative ist möglich! - Daniel hat den WWF inzwischen verlassen -

Kommentare (7)

  • Wir möchten auf magazin-restkultur.de gerne auf eure Initiative im Rahmen unserer Schwerpunktrubrik "Lebensmitteverschwendung" [http://www.magazin-restkultur.de/category/lebensmittel/] zu sprechen kommen.

    Wir freuen uns über Pressebilder/Presseinformationen unter info(at)magazin-restkultur.de. Vielen Dank!

  • glaubt ihr wirklich, dass sich hier Entscheidendes ändert, dafür sind die Aussagen der Politik zu butterweich? Wir brauchen, wie in Frankreich eine gesetzliche Bestimmung und wenn diese nicht eingehalten wird, ein Bußgeld. Es geht schließlich um die Ernährung von vielen Menschen, die dadurch gesichert werden könnte, wenn man sorgsamer mit Nahrungsmitteln umgehen würde.

    • Hallo Herr Köppel,
      ich bin absolut ihrer Meinung, dass wir alle sorgsamer mit unseren Nahrungsmitteln umgehen müssen. Auch damit die Nahrungssicherheit für alle Menschen möglich wird, und damit wir die Auswirkungen auf usnere Umwelt verringern können.
      Leider ist ein Gesetz, wie es die französische Umweltministerin angestrebt hat für uns keine Lösung, da so keine Lebensmittelverluste verhindert werden, sondern lediglich genutzt werden statt weggeworfen. Mein Kollege Matthias Meissner erklärt in diesem Blog-Beitrag http://www.wwf.de/blog/frankreich-gesetz-lebensmittel/ , warum.
      Allerdings gebe ich ihnen Recht, dass ein klare Gesetz mit Anreizen und auch Strafen einen klaren Rahmen setzen würde. Wir hoffen, dass die Nationale Strategie letzendlich eine solche Verbindlichkeit bekommt.

      Lieben Gruß
      Daniel Goliasch

  • Bei meiner Großmutter galt es als "Sünde", Brot wegzuwerfen. Alles wurde verarbeitet und genossen. Heute wird diese Sünde gesetzlich verordnet. Und das in einer Gesellschaft, die vorgibt, christlichen Werten zu folgen. Ich bin froh über diese Kampagne, nur das Ziel der Halbierung bis 2030 ist viel zu weit weg!!!

    • Liebe Frau Berg, danke für ihre Unterstützung! Auch wir wären gerne schneller am Ziel und versuchen Politik und Unternehmen schon bald zu ersten Maßnahmen zu überreden.

  • bei EDEKA gibt es Panda-bear sticker zum Sammeln und Aufkleben mit Gewinn-Möglichkeiten genau zu diesem Thema. KFK

    • Danke für den Hinweis Herr Prof. Dr. Kopp, das ist korrekt. Das Panda-BINGO-Heft gibt es bei EDEKA und enthält neben Tipps gegen Lebensmittelverschwendung noch viele andere Themen zu nachhaltiger Ernärhung.

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