Das bes­te Geflü­gel­land der Welt? Da lachen ja die Hühner!

Perfekt für den Virus: Intensivtierhaltung © iStock / getty images

Die Deut­sche Geflü­gel­wirt­schaft hat sich zum Ziel gesetzt, Deutsch­land zum “bes­ten Geflü­gel­land der Welt” zu machen und rührt der­zeit kräf­tig die Wer­be­trom­mel für die deut­sche Mast­huhn­pro­duk­ti­on. Ver­bun­den ist die Hoch­glan­zi­mage­kam­pa­gne mit einer „Geflü­gel-Char­ta“ Dar­in beken­nen sich die rund 8000 Betrie­be zu Tier­wohl, Tier­ge­sund­heit, ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang mit Anti­bio­ti­ka, zu sozia­len Stan­dards und ehr­li­cher Ver­brau­cher­infor­ma­ti­on — natür­lich ohne sich kon­kret auf Zah­len fest­zu­le­gen. Da lachen ja die Hüh­ner – wenn es nicht so trau­rig wäre.

Fast alle kon­ven­tio­nel­len Hüh­ner­pro­duk­te, die man in Deutsch­land kau­fen kann, stam­men aus der Intensivmast.

Das bedeu­tet:

Hal­tung von Geflü­gel fin­det der­zeit unter Bedin­gun­gen statt, die das Wohl­be­fin­den der Tie­re sowie das Aus­le­ben ihrer Bedürf­nis­se und Ver­hal­tens­wei­sen erheb­lich beein­träch­ti­gen – auch wenn uns die Kam­pa­gne der Deut­schen Geflü­gel­wirt­schaft etwas ganz ande­res sug­ge­rie­ren möch­te. Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen will sich Deutsch­land als das bes­te Geflü­gel­land der Welt prä­sen­tie­ren? Indem die ele­men­tars­ten Grund­be­dürf­nis­se der Tie­re miss­ach­tet wer­den? Damit wir die Geflü­gel-Char­ta auch wirk­lich ernst neh­men kön­nen, muss sich an den Hal­tungs­be­din­gun­gen der Tie­re grund­sätz­lich eine Men­ge ändern — bis dahin soll­ten wir als Kon­su­men­ten auf kon­ven­tio­nel­les Geflü­gel­fleisch verzichten.

Was Bio-Hüh­ner dürfen

Bio Hüh­ner­mast Stau­ten­hof © Mar­kus Wol­ter / WWF

Es gilt ein­deu­tig: Bio ist bes­ser. Bio-Mast­hüh­ner leben in abwechs­lungs­rei­che­ren Stäl­len mit Sand­bad und fast dop­pelt so viel Platz wie ihre kon­ven­tio­nel­len Kol­le­gen. Außer­dem haben sie einen Grün­aus­lauf und für schlech­tes Wet­ter einen Win­ter­gar­ten mit Dach. Zum Wach­sen haben sie mehr als dop­pelt so viel Zeit – zwi­schen 70 und 90 Tagen. Das Fut­ter stammt so weit wie mög­lich von den eige­nen Flä­chen und das zuge­kauf­te Fut­ter wur­de ohne che­misch-syn­the­ti­sche Pes­ti­zi­de und Kunst­dün­ger erzeugt. Wer solch eine Hal­tung pro­pa­giert und sich bemüht, Geflü­gel tier­ge­recht zu hal­ten und beim Fut­ter auf öko­lo­gi­sche Kri­te­ri­en zu ach­ten – dem gebührt der Titel “bes­te Geflü­gel­hal­tung in Deutschland.”

Ja, es gibt tier­ge­rech­te­re Alter­na­ti­ven, wie z. B. den Betrieb von Chris­toph Lei­ders in Wil­lich am Nie­der­rhein. Auf sol­chen Höfen fühlt man sich viel­leicht im best­mög­li­chen Geflü­gel­land. Bei der Inten­siv­tier­hal­tung defi­ni­tiv nicht.

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Referent für Agrarrohstoffe und Tierhaltung beim WWF Deutschland. Landwirtschaft prägt mein Leben. Mich fasziniert dabei, dass es die weltweit einzige Wirtschaftsweise ist, die dank der Photosynthese in der Lage ist mehr zu erzeugen, als sie verbraucht. Und das mit der Natur und nicht gegen sie - das ist wahre Nachhaltigkeit! Ich bin Landwirt, Entwicklungshelfer, landwirtschaftlicher Berater, Einkäufer für Bio-Ölsaaten gewesen und jetzt Projektleiter für nachhaltigere Nutztierfütterung.-Markus hat den WWF inzwischen verlassen-

Kommentare (3)

  • Wenn man soetwas liest, wie Tiere gehalten bzw vielmehr gequält werden wird man immer wieder sauer! Ich halte selbst Hühner und habe die Hälfte meines Bestandes aus dieser qualvollen Lage gerettet. Ihnen geht es gut und sie legen sogar Eier

  • Im Artikel steht "Bio-Masthühner leben in abwechslungsreicheren Ställen mit Sandbad und fast doppelt so viel Platz wie ihre konventionellen Kollegen." Das ist ein schlechter Scherz, oder? Denn weiter oben wird gesagt, in konventioneller Haltung gäbe es eine Fläche von einer Suppenteller pro Huhn. Doppelt soviel wären dann nach Adam Riese zwei Suppenteller und da frage ich mich dann schon, wo dann noch das Sandbad und der Auslauf hinpassen....

  • Die industrielle Tierhaltung ist einfach nicht artgerecht. Egal wie man es dreht und wendet. Wir selbst halten einige Hühner, die bei den Mastbertieben ausgedient haben. Sie kamen in einem erbärmlichen Zustand und traumatisiert zu uns. Grässlich, was der Mensch mit Tiere macht.

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