Jedes Jahr werden in Deutschland über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, obwohl sie genießbar sind. Eine unvorstellbare Zahl, die wir uns auf Dauer nicht mehr leisten können. Denn diese Verschwendung ist nicht nur ein moralisches Desaster, sondern auch ein tiefgreifendes Umweltproblem. Wir verbrauchen enorm viele natürliche Ressourcen, die wir eigentlich gar nicht benötigen um satt zu werden.
Eigentlich will auch jeder die Lebensmittelverschwendung stoppen. Zumindest bekommt man den Eindruck, wenn man im politischen Berlin durch die Gänge läuft. Das Wie ist immer die Frage, die es zu beantworten gilt. Welche Schritte müssen unternommen werden? Fehlt nicht eigentlich die Datengrundlage, um konkrete Schritte auch in der Wirtschaft voranzutreiben? Wir haben in den vergangenen Monaten neue Daten auf den Tisch gelegt und mit vielen Politikern und Experten diskutiert. Daraus haben sich drei Hauptforderungen ergeben:
1. Einrichtung einer ressortübergreifenden Koordinierungsstelle, um die Verluste strategisch in der Wirtschaft und bei den Konsumenten zu reduzieren.
Bisher wird in Deutschland in erster Linie versucht, das Verhalten der Konsumenten zu verändern — also den Anteil der Lebensmittel zu verringern, den wir alle zu Hause und durch unser Einkaufsverhalten verschwenden. Viel zu wenig wurde dabei beachtet, welche Rolle dabei z.B. der Einzelhandel trägt. Auch nicht, inwieweit ein verändertes Angebot im Handel uns Konsumenten helfen könnte, Abfälle zu vermeiden. Beispiele aus Großbritannien zeigen, dass andere Verpackungen und Verkaufsstrategien im Lebensmitteleinzelhandel großen Einfluss auf die tatsächliche Verschwendung haben.
Zudem sollte nicht nur der Kunde in den Blick genommen werden. Rund 60 Prozent der Verluste gehen auf das Konto von Lebensmittelhändlern, der weiterverarbeitenden Industrie und der Gastronomie. Genau hier braucht es eine Koordinierungsstelle, die gemeinsam mit Unternehmen, Wissenschaft und den Verbrauchern herausfindet, warum die Verluste anfallen und wie man sie vermeiden könnte. Denn in der Praxis ist eine Großküche nicht mit einem Supermarkt oder einem Hersteller für Fertigpizza vergleichbar.
2. Ein klares politisches Signal des zuständigen Bundesministers Christian Schmidt, dass die Wirtschaft einen signifikanten Beitrag leisten muss, um die Lebensmittelverluste Deutschlands bis 2030 zu halbieren.
Große Themen brauchen klare Worte. Hätte es nicht ein klares Bekenntnis der Regierung zur Energiewende gegeben, hätten sich die Unternehmen nicht bereit erklärt, über das Wie einer Energiewende zu sprechen. Und genau das brauchen wir jetzt auch. Derzeit liegt das Thema beim Landwirtschaftsministerium, also in der Verantwortung von Bundesminister Schmidt. Um eine Wende bei den Lebensmittelverlusten zu erreichen und die Unternehmen nicht nur an den Tisch zu holen, sondern idealerweise mit ihnen ambitionierte Zielvereinbarungen zu treffen, muss der Minister ein klares politisches Signal senden, dass er die Verluste auch mit der Wirtschaft reduzieren will.
3. Eine Erhöhung des Budgets des Bundeslandwirtschaftsministeriums, um eine vernünftige Arbeit aller Beteiligten zu ermöglichen.
Ohne Moos nichts los. Bisher wird die Initiative Zu gut für die Tonne des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) mit einer Million Euro im Jahr unterstützt. Diese Initiative ist jedoch nur auf Konsumenten bezogen und letztlich darf das BMEL das Geld auch nur dafür ausgeben, weil dies so im Bundeshaushalt (Kapitel 1002, Titel 68404) festgeschrieben ist. Um jedoch Dialoge mit verschiedenen Branchen, Forschungen, Beratungen, Konferenzen und Tests durchzuführen, ist ein entscheidend höherer Betrag notwendig, als das was momentan für Zu gut für die Tonne vorgesehen ist.
Ziel: Mehr Nachhaltigkeit, weniger Lebensmittelverschwendung
Diese drei politischen Hauptforderungen sollen letztlich dazu führen, dass endlich ein lösungsorientierter Dialoge organisiert wird, damit in Deutschland in den nächsten zwei Jahren klare Ziele definiert werden und die Reduzierung der Verschwendung messbar gemacht wird. Denn schließlich wird sich auch Deutschland am 25. September 2015 auf der UNO-Vollversammlung zu den globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG) verpflichten. Eines davon besteht darin, die Lebensmittelverluste bis 2030 zu halbieren.
Um das zu erreichen, haben wir Studien veröffentlicht, viele Gespräche mit Unternehmen und Politikern geführt und unsere Forderungen formuliert. Und wir haben eine Petition gestartet. Denn nur mit der Unterstützung der Öffentlichkeit – also mit euch – können wir zeigen, wie wichtig das Thema ist und wie dringend die Politik handeln muss. Die Petition werden wir am Mittwoch (23.09.2015) an den Bundestag und an Bundesminister Schmidt übergeben. Dafür brauchen wir jede Stimme! Bitte unterschreibt jetzt unsere Petition!
Budget Erhöhung, Kommissionen bilden.……Das ‚finde ich, sind die falschen Ansätze. Das Beispiel der Abschaffung der Euro-Gurken, Halbakeitsdatum abschaffen u.a. sind doch mal gute Ansätze. Wenn die Bauern nicht so viel wegschmeißen müssten und damit Geld verdienen könnten,sähe es schon besser aus. Also wozu noch mehr Geld ausgeben für ne Kampagne? Typisch , nur nicht mal handfestes Handeln. ES werden zuviel Euro ausgegeben für die falschen Dinge ‚beliebt sind Gutachten und Umfragen.
Klar ist Handeln angesagt, nur muss das koordiniert passieren. Normen und Haltbarkeitsdaten spielen eine Rolle, sind jedoch nicht allein Auslöser der Misere. Es wäre natürlich klasse, wenn sich die Wirtschaft, die Politik und die Verbraucher sich — auch ohne zusätzliche Kosten — auf Strategien einigen. Da ist sicherlich auch vieles möglich, aber die 50 % weniger verschwendete Lebensmittel bis 2030 werden wir damit nicht schaffen. Es geht aber nicht um Milliarden, sondern gezielt eingesetzte Mittel. Nur zum Vergleich die britische Organisation wurde mit rund 50 Mio € (jährlich) ausgestattet, von denen gut ein Viertel für die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung in UK reserviert war. Resultate sind Reduzierung von über 20 % im privaten Bereich. Oder anders ausgredrückt: für jedes eingesetzen Pfund werden nun in Großbritannien 20 Pfund eingespart.