Wenn wir die Mee­re ret­ten, ret­ten wir die Welt

Licht am Ende des Tunnels: Meeresschutzgebiete wie hier bei den Galapagos Inseln © naturepl.com / David Fleetham / WWF

Mit 18 hat­te ich noch Träu­me. Ich saß auf einem Fel­sen an der schot­ti­schen Atlan­tik­küs­te und betrach­te­te das Meer, als eine Grup­pe von Stu­die­ren­den ankam. Die Auf­schrift auf dem Mini­bus gab zu erken­nen, dass die jun­gen Leu­te, die ihre Aus­rüs­tung aus­pack­ten, zur Mee­res­bio­lo­gi­schen Fakul­tät gehör­ten. Ich wuss­te: Das ist meins. Genau das ist es, was ich in mei­nem Leben machen will. Das Meer verstehen.

Aus Wis­sen muss Hand­lung entstehen

Dass aus Wis­sen dann auch Han­deln wer­den muss, habe ich im Ver­lau­fe mei­nes Stu­di­ums fest­ge­stellt. Ich hat­te Glück, dass ich beim WWF die Chan­ce dafür bekom­men habe. Und jetzt noch ein Buch dar­über schrei­ben konn­te. Um mög­lichst noch mehr Men­schen für mein, für unser The­ma Meer mitzunehmen.

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Was ich mir zu Beginn mei­ne Arbeit noch nicht vor­stel­len konn­te: Wie krank das Meer heu­te ist. Wie­viel Sor­gen ich mir um mei­nen Glücks- und Kraft­ort machen muss. Kata­stro­pha­le Ver­schmut­zung der Welt­mee­re, Plas­tik­flut, Über­fi­schung, Arten­ster­ben, Todes­zo­nen, die Kli­ma­kri­se mit ihren ver­hee­ren­den Aus­wir­kun­gen. Wäre das Meer ein Mensch, müss­te es drin­gend ins Kran­ken­haus. Und zwar auf die Inten­siv­sta­ti­on, weil alle Orga­ne schwer ange­grif­fen sind.

Wir zer­stö­ren etwas, das wir brauchen

Es ist para­dox, was wir dem Meer antun. Die Ozea­ne bede­cken rund 70 Pro­zent der Erd­ober­flä­che, regu­lie­ren das Kli­ma und ernäh­ren Mil­li­ar­den Men­schen. Jeder zwei­te Atem­zug kommt aus dem Meer. Es ist die Kli­ma­an­la­ge unse­rer Erde, hat einen Groß­teil der men­schen­ge­mach­ten Erd­er­hit­zung abge­puf­fert. Wir haben die Mee­re in einen his­to­ri­schen Not­stand gebracht. Wir sind dabei, ein Sys­tem zu zer­stö­ren, auf das wir exis­ten­zi­ell ange­wie­sen sind. Wir sind ein Teil des Pro­blems, wir müs­sen auch ein Teil der Lösung sein. Es ist tat­säch­lich so: „Wenn wir die Mee­re ret­ten, ret­ten wir die Welt“.

Wer mein Buch liest, kommt mit auf eine Rei­se zu den Ursa­chen der Pro­ble­me, die den Mee­ren zuset­zen. Wer es auf­schlägt, wird dar­in Wis­sen­schaft, Herz­blut, Dring­lich­keit und Hoff­nung fin­den. Ich erzäh­le von Begeg­nun­gen mit Blau­wa­len und Okto­pus­sen. Und ich gebe Anstö­ße, was wir selbst tun kön­nen, um die „blaue Lun­ge“ unse­res Pla­ne­ten zu erhalten.

Hei­ke Ves­per: Wenn wir die Mee­re ret­ten, ret­ten wir die Welt; Rowohlt Ver­lag 2021, 256 Sei­ten, 16 €

Wel­che Mög­lich­kei­ten gibt es, die Din­ge anders zu machen? Und wie kann jeder und jede Ein­zel­ne von uns durch sein Ver­hal­ten Teil die­ses längst über­fäl­li­gen Umden­kens sein? Das sind die zen­tra­len Fra­gen mei­ner Arbeit. Die Ant­wor­ten sind jetzt in mei­nem Buch zu lesen.

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Nein, die Alter­na­ti­ve zu unse­rem heu­ti­gen Lebens­stil heißt nicht mit einer Ker­ze in der dunk­len Höh­le zu sit­zen. Wir müs­sen die Optio­nen ken­nen, um ger­ne die not­wen­di­gen Wege zu beschrei­ten, bei denen in unse­rem neu­en, guten Leben Nach­hal­tig­keit in Wirt­schaft und Kon­sum eine Selbst­ver­ständ­lich­keit ist. Zum Bei­spiel was ich, Du, wir alles machen kön­nen, um dem Meer und uns selbst nicht wei­ter zu scha­den. Im gan­zen Buch ver­teilt sind die „Ich hoch Wir“-Tipps. Von Shop­pen über Fisch­kon­sum bis Kreuz­fahr­ten und Elek­tro­ge­rä­te. Ja, wir kön­nen es bes­ser. Und es geht dabei nicht nur um Ver­zicht und Verbot.

Es gibt Hoff­nung für das Meer — und einen Plan

Was wir dem Meer antun, kann einem zum Ver­zwei­feln brin­gen. Aber es gibt Hoff­nung. Und es gibt einen Plan. Die Wis­sen­schaft weiß, dass die Natur gro­ße Selbst­hei­lungs­kräf­te hat. Mit gut kon­zi­pier­ten Mee­res­schutz­ge­bie­ten und ins­be­son­de­re Netz­wer­ken sol­cher Gebie­te kön­nen wir die Gesund­heit der Öko­sys­te­me för­dern und sogar den Abwärts­trend der mari­nen Arten­viel­falt umkeh­ren. Die For­schung zeigt, dass es dort, wo das Meer ganz und gar sich selbst über­las­sen wird, wie­der sehr viel mehr Fische gibt. Sie sind grö­ßer  und es gibt eine höhe­re Arten­viel­falt. Aus sol­chen Schutz­ge­bie­ten her­aus ver­bes­sert sich auch der Zustand der angren­zen­den Gebie­te, so dass auch Fischer davon profitieren.

Die gute Nach­richt: Das Meer kann sich rege­ne­rie­ren — wenn wir es las­sen © Clau­dia Nir / WWF

Aber wir dür­fen nie ver­ges­sen: Eine ein­mal aus­ge­stor­be­ne Art ist unwie­der­bring­lich ver­lo­ren. Und die Pro­gno­sen, wenn wir unse­ren Umgang mit der Natur nicht drin­gend und zügig ändern, sind sehr schlecht.

Es ist spät, aber noch nicht zu spät. Solan­ge es noch Berei­che im Meer gibt, die noch nicht zer­stört sind und wo die Bio­di­ver­si­tät erhal­ten ist, solan­ge kön­nen wir hof­fen und han­deln. Für uns selbst, aber auch für alle, die nach uns ein gutes Leben auf die­ser Erde haben wollen.

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Dass alles Leben aus dem Meer kommt und die Ozeane der größte Lebensraum auf der Erde sind, hatte mich schon als Kind völlig fasziniert. Ich träumte davon unter Wasser atmen zu können. Das Ausmaß der Naturzerstörung durch die Fischerei und besonders die Überfischung dagegen waren schockierend. Und sind sie heute noch. Ich arbeite beim WWF schon seit 1999. Wer festgefahrene Strukturen ändern will, braucht viel Geduld. Aber auch wenn die Fortschritte zum Schutz der Meere langsam sind darf man niemals Aufgeben – denn wer aufgibt, der hat schon verloren.
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