Weni­ger Fleisch­kon­sum dank Warnhinweisen?

So könnten Warnhinweise über Risiken des Fleischverzehrs aufklären ©Collage: Getty Images / iStock / Andrei Iakhniuk; Luis Barreto / WWF UK

Wir lie­ben unser Essen. Unse­re Gewohn­hei­ten, ver­erb­te Fami­li­en­re­zep­te unse­re eigen(artig)en Vor­lie­ben – all das drückt aus wer wir sind und woher wir kom­men. Für vie­le Men­schen gehört Fleisch zu einer Mahl­zeit ein­fach dazu, jedoch wird des­sen Kon­sum aus Ethik- und Umwelt­grün­den immer umstrittener.

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Fleisch ganz und gar ver­bie­ten? Geht gar nicht! Aber auch schon Dis­kus­sio­nen um eine Ver­rin­ge­rung des Ange­bots von Fleisch­ge­rich­ten in Kan­ti­nen und Men­sen stößt auf gro­ße Wider­stän­de bei man­chen Konsument:innen. Wie las­sen sich die Men­schen davon über­zeu­gen, dass tie­ri­sche Pro­duk­te, ins­be­son­de­re Fleisch, nicht nur der Gesund­heit wegen, son­dern auch für die Umwelt nur in Maßen geges­sen wer­den soll­ten?

Schock­bil­der auf Lebensmitteln?

Macht es viel­leicht zukünf­tig Sinn, Pro­duk­te, die Fleisch oder ande­re tie­ri­sche Zuta­ten ent­hal­ten, mit einem Warn­hin­weis zu kenn­zeich­nen – und damit den Schock­fak­tor zu erhö­hen? Die­ser Fra­ge sind ver­schie­de­ne For­scher­teams, etwa in Deutsch­land und Groß­bri­tan­ni­en nach­ge­gan­gen. Ergeb­nis­se einer Stu­die der Dur­ham Uni­ver­si­ty zei­gen, dass mit Warn­sym­bo­len ver­se­he­ne Fleisch­ge­rich­te zwi­schen 7 und 10 Pro­zent weni­ger häu­fig aus­ge­wählt wur­den. Die War­nun­gen beinhal­te­ten einen kur­zen Text und ein Bild, so wie man es von Ziga­ret­ten­schach­teln kennt. In die­sem Fall wur­de dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Fleisch sich nega­tiv auf die Gesund­heit aus­wirkt, schlecht für die Umwelt ist und das Pan­de­mie­ri­si­ko erhöht.

Auf Ziga­ret­ten­schach­teln längst übrig: Schock­bil­der zu den Gesund­heits­ri­si­ken des Rau­chens © IMAGO / Man­fred Segerer

Soll­ten wir vor Fleisch­ver­zehr also genau­so war­nen wie vorm Rau­chen? Naja, wenn man es mal genau­er betrach­tet, ist Fleisch viel­leicht wirk­lich nicht so viel bes­ser als Zigaretten.

Viel Fleisch essen macht krank

Gro­ße Lang­zeit­stu­di­en aus den USA und Euro­pa zei­gen, dass ein lang­fris­ti­ger Ver­zehr von rotem und ins­be­son­de­re ver­ar­bei­tetem Fleisch zu einem erhöh­ten Risi­ko für Gesamtmorta­li­tät, Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen, Darm­krebs und Typ-2-Dia­be­tes führt. Bereits 2015 hat die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO rotes Fleisch als wahr­schein­lich krebs­er­re­gend und ver­ar­bei­te­tes Fleisch als krebs­er­re­gend ein­ge­stuft. Dazu hat sie die Emp­feh­lung aus­ge­spro­chen, den Ver­zehr deut­lich zu redu­zie­ren. Ver­ar­bei­te­tes Fleisch steht somit auf der glei­chen Lis­te wie Tabak und Asbest. Im glei­chen Zug wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Stof­fe in ihrer Gefähr­lich­keit nicht gleich­zu­set­zen sind.

Stu­di­en war­nen vor den Gesund­heits­ri­si­ken bei über­mä­ßi­gem Ver­zehr von rotem Fleisch © ima­go images / YAY Images

Aber irgend­wie sind die­se Fak­ten kei­ne gro­ße Über­ra­schung. Jede:r von uns kennt die Ernäh­rungs­py­ra­mi­de mit ihren Emp­feh­lun­gen und weiß, wel­che Lebens­mit­tel sich an der Spit­ze und an der Basis befin­den. Und trotz­dem essen wir gern Süßes, Sal­zi­ges, Fet­tes und auch tie­ri­sche Pro­duk­te. Die­ses Erbe haben wir unse­ren Vor­fah­ren zu ver­dan­ken, die in einer Umge­bung leb­ten, in der Essen ein rares Gut war. Sie lern­ten Fleisch dem Gemü­se vor­zu­zie­hen, weil es mehr Kalo­rien ent­hielt. Heu­te leben wir in Deutsch­land aber im Über­fluss – Essen ist immer verfügbar.

Der Fuß­ab­druck unse­rer Ernährung

Und was ist mit den Aus­wir­kun­gen auf die Umwelt? Bei den Kli­ma­kil­lern und Umwelt­ver­schmut­zern den­ken die meis­ten Men­schen zunächst an Autos, Flug­zeu­ge oder Koh­le­kraft­werke. Tat­säch­lich hat unse­re Ernäh­rung jedoch einen enor­men nega­ti­ven Ein­fluss auf unse­ren Pla­ne­ten, ins­be­son­de­re bei der Aus­wei­tung land­wirt­schaft­li­cher Flä­chen, Arten­ver­lust sowie Überdün­gung.  

Die Land­nut­zung für Agrar- und Wei­de­flä­chen stößt welt­weit an pla­ne­ta­re Gren­zen © IMAGO / Pan­ther­Me­dia / Mar­co Kalbe

Der Fuß­ab­druck unse­rer Ernäh­rung passt nicht zu den Kapa­zi­tä­ten unse­rer Erde. Etwa beträgt der Fuß­ab­druck einer Per­son in Deutsch­land 2.022 Qua­drat­me­ter pro Jahr – das ist heute schon zu viel und im Jahr 2050 wer­den jedem von uns auf Grund von Bevöl­ke­rungs- und Wohl­stands­wachs­tum nur noch 1.700 Qua­drat­me­ter zur Ver­fü­gung ste­hen. Wir sind mit unse­rem Kon­sum also auf zu gro­ßem Fuß unter­wegs.  

Sich ändern fällt schwer

Nun sind die­se nega­ti­ven Effek­te kei­ne Neu­ig­kei­ten mehr, son­dern seit Jahr­zehn­ten bekannt. War­um fällt es uns dann trotz­dem so schwer, unser Ver­hal­ten zu ändern? Die Zeit läuft uns schließ­lich davon. Tick tack… Kli­ma­kri­se… Tick tack… Bio­di­ver­si­täts­kri­se… Tack tack… Gesund­heits­kri­se. So gese­hen ist es gar kei­ne so schlech­te Idee, Fleisch­pro­duk­te mit War­nun­gen zu ver­se­hen und mög­li­cher­wei­se auch Wer­be­maß­nah­men für die Pro­duk­te zu beschränken.

Labels, die über gesund­heit­li­che Aus­wir­kun­gen von Lebens­mit­teln auf­klä­ren, sind nicht neu im Super­markt © IMAGO / Mar­kus Mainka

Das, was die­se Fotos und Warn­hin­wei­se leis­ten, ist am Ende Auf­klä­rungs­ar­beit für Konsument:innen im Super­markt oder im Restau­rant. Mit­tels einer auf die Spit­ze getrie­be­nen Kom­mu­ni­ka­ti­on und Verbild­li­chung. Das kann bei eini­gen Konsument:innen zu einem Umden­ken füh­ren, wie das Expe­ri­ment zeigt. Es gibt aber auch ande­re Mög­lich­kei­ten über die Aus­wir­kun­gen auf­zu­klä­ren. Der frei­wil­li­ge Nutri-Score infor­miert heu­te schon über die Gesund­heits­auswir­kun­gen. Der Pla­net- und Eco-Score klärt über die Umwelt­aus­wir­kungen auf. Aller­dings sind Pro­duk­te sind schon genug mit Labeln über­sät. Sol­che Warn­hin­wei­se erwei­sen sich sicher­lich nur bei aus­ge­wähl­ten Pro­duk­ten als sinn­voll. Dar­über hin­aus kön­nen auch groß ange­leg­te Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gnen zur Sen­si­bi­li­sie­rung beitragen

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Gleich­zei­tig dür­fen wir nicht ver­ges­sen, dass die Konsument:innen nicht die Haupt­ver­ant­wort­li­chen der Arten- und Kli­ma­kri­se sind. Ihnen allein nicht-nach­hal­ti­gen Kon­sum anzu­las­ten wäre schlicht unfair. Hier sind sowohl die Unter­neh­men selbst, die der­lei Pro­duk­te über­haupt her­stel­len gefragt, als auch die Poli­tik. Wir brau­chen Rah­men­be­din­gun­gen, die eine gesun­de und nach­hal­ti­ge Ernäh­rung zur ein­fa­chen und güns­ti­gen Alter­na­ti­ve machen.

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Der Große Ameisenbär war schon als Kind mein Lieblingstier. Der ist in der Savanne des brasilianischen Cerrados heimisch und durch die Ausweitung der dortigen Soja-Anbauflächen immer stärker gefährdet ist. Für seinen Schutz setze ich mich nun aktiv ein. Ich arbeite seit 2016 beim WWF und widme ich mich nun dem nachhaltigen Anbau von Soja, hab in meinem Kleingarten Soja zu wachsen und liebe Nussbraten als vegetarische Alternative zu Weihnachten. Ich arbeite weiterhin zu Labels und Zertifizierungen als auch zu anderen landwirtschaftlichen Rohstoffen wie Baumwolle.
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