Pan­go­lin: Fak­ten über die Schuppentiere

Schon gewusst? Manche Schuppentiere leben auf Bäumen © Edwin Tan Schmike / WWF

Schup­pen­tie­re erzie­len auf den asia­ti­schen Märk­ten hohe Prei­se, weil ihre Schup­pen in der Tra­di­tio­nel­len Chi­ne­si­schen Medi­zin ver­wen­det wer­den. Weil ihr Fleisch, ja sogar ihre Föten, irgend­wel­chen Men­schen als Deli­ka­tes­se gilt. Weil ihr Leder begehrt ist. Neue­re Ana­ly­sen von Traf­fic und IUCN zei­gen, dass neben Asi­en auch die USA häu­fi­ges Ziel der gut orga­ni­sier­ten Schmugg­ler­netz­wer­ke sind. Euro­pa wie­der­um ist ein wich­ti­ger Umschlagplatz.

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Allein zwi­schen 2000 und 2016 wur­den welt­weit mehr als 1,1 Mil­lio­nen Schup­pen­tie­re ille­gal gehan­delt. Unge­zählt blei­ben die Pan­go­li­ne, die auf den loka­len Märk­ten Asi­ens und Afri­kas lan­den.  Gut mög­lich, dass die Schup­pen­tie­re ver­schwin­den, weil sie schlicht auf­ge­ges­sen wer­den und ihre Schup­pen in ver­meint­li­cher Medi­zin lan­den. Pan­go­li­ne sind neben Nas­hör­nern, Tigern und Ele­fan­ten  Sym­bol­tie­re der welt­wei­ten Wildereikrise.

Wir beim WWF trau­ern um jede Art, die durch mensch­li­che Gier oder Dumm­heit aus­stirbt. Wir kämp­fen dafür, dass es nicht pas­siert. Aber für die Schup­pen­tie­re wäre es viel­leicht sogar beson­ders scha­de. Sie sind näm­lich aus vie­len Grün­den beson­ders einzigartig.

Vier­bei­ner zweibeinig

Acht Schup­pen­tier­ar­ten gibt es. Alle sind sie inzwi­schen bedroht. Die meis­ten Pan­go­li­ne sind etwa so groß wie Haus­kat­zen. Zwei afri­ka­ni­sche Arten kön­nen aber auch ein Gewicht von 20 bis 30 Kilo­gramm errei­chen. Die Hin­ter­bei­ne der Schup­pen­tie­re sind beson­ders kräf­tig und län­ger als die Vor­der­bei­ne. Auf ihnen kann das Schup­pen­tier auch zwei­bei­nig gehen und stehen.

Guter Schutz — nur nicht gegen den Men­schen © naturepl.com / Jen Guy­ton / WWF

Amei­sen, Ter­mi­ten, Amei­sen, Termiten

Der Spei­se­plan eines Schup­pen­tiers ist ziem­lich ein­sei­tig: Es gibt fast immer Ter­mi­ten oder Amei­sen. Oder aber wie­der Ter­mi­ten… Das schmä­lert den Appe­tit nicht: Auf ihren nächt­li­chen Tou­ren fres­sen Schup­pen­tie­re 300 Gramm bis zu zwei Kilo­gramm klei­ner Krabbler.

Coro­na-Not­spen­de: Hil­fe­ru­fe aus der gan­zen Welt

Rie­senzun­ge

Auf der Pirsch nach Amei­sen und Ter­mi­ten bre­chen Schup­pen­tie­re mit den Kral­len die Bau­ten auf. Rie­sen­schup­pen­tie­re kön­nen mit ihren kräf­ti­gen Kral­len drei Zen­ti­me­ter star­ke Zement­wän­de und Metall­plat­ten zer­stö­ren! Dann kommt das Haupt­werk­zeug zum Ein­satz. Die lan­ge, kleb­ri­ge Zun­ge schleckt die lecke­ren Tier­chen auf. Je nach Art ist die Zun­ge 15 bis 70 Zen­ti­me­ter lang. Das Rie­sen­schup­pen­tier kann sei­ne Zun­ge gan­ze 40 Zen­ti­me­ter ausfahren!

Schup­pen, Schup­pen, Schup­pen fast überall

Wie eine Rüs­tung sieht es aus, das Schup­pen­kleid des Pan­go­lins. Je nach Art besteht er aus meh­re­ren hun­dert bis tau­send ein­zel­nen, dach­zie­gel­ar­tig ange­ord­ne­ten Schup­pen. Meist haben sie eine drei­ecki­ge Form und schar­fe Kan­ten. Bis auf Gesicht, Bauch und die Innen­sei­ten der Arme und Bei­ne sind alle Kör­per­tei­le des Pan­go­lins damit geschützt.

Nach­wach­sen­de Verteidigung

Rollt sich der Pan­go­lin zusam­men ste­hen die schar­fen Enden der Schup­pen ab. Nun ähnelt das Schup­pen­tier einem rie­si­gen, halb geöff­ne­ten Tan­nen­zap­fen. Des­we­gen wur­de es auch schon Tan­nen­zap­fen­tier genannt. Beson­ders prak­tisch: Die Schup­pen wach­sen, genau wie unse­re Fin­ger- und Fuß­nä­gel, stän­dig nach.

Die Tra­gö­die mit der guten Verteidigung

Bei Gefahr rol­len sich Schup­pen­tie­re zusam­men und haben kaum noch jeman­den zu fürch­ten. Außer eben dem Men­schen. Der kann die Tie­re dann ein­fach auf­sam­meln. Viel­ver­spre­chen­der gegen Men­schen könn­te die zwei­te Metho­de der Schup­pen­tie­re sein: das Ver­sprü­hen eines übel­rie­chen­den Sekre­tes aus den Anal­drü­sen, ähn­lich den Skunks. Hat sich aber lei­der noch nicht zu allen Schup­pen­tie­ren herumgesprochen.

Kung Fu Pangolin

Pan­go­li­ne kön­nen sogar Kung Fu, wie sie hier in einem Clip gegen die Wil­de­rei mit Jackie Chan zeigen:

Schup­pen­tier oder Pangolin?

Im Deut­schen sagen wir aus nach­voll­zieh­ba­ren Grün­den Schup­pen­tier. Pan­go­lin wird aber auch immer öfter benutzt. Es kommt vom malai­ischen Wort peng­gu­ling, was “einer, der sich zusam­men­rollt” bedeutet.

Amei­sen unzerkaut

Schup­pen reich­lich, aber Zäh­ne haben Schup­pen­tie­re im Lauf der Evo­lu­ti­on ver­lo­ren. Wes­halb die Amei­sen und Ter­mi­ten unzer­kaut im Magen lan­den. Der Magen ist durch ein ver­horn­tes Gewe­be geschützt. Mus­keln zer­rei­ben die Lecker­bis­sen schließ­lich mit Hil­fe von eben­falls auf­ge­schleck­ten Stein­chen und Sand. Bevor es dann in den Darm geht, zer­mah­len ver­horn­te Sta­cheln die hart­nä­cki­gen Bestand­tei­le der Nahrung.

Ein­zel­kin­der, Rückenreiter

Schup­pen­tie­re sind Ein­zel­kin­der. Meist kommt nur ein ein­zi­ges Jun­ges auf die Welt. Die Schup­pen sind noch weich und här­ten erst in den nächs­ten Tagen aus. Die ers­ten Tage oder Wochen ver­bringt das Jun­ge im Bau der Mut­ter, dann darf es auf ihrem Schwanz oder Rücken rei­tend die Welt erkun­den. Droht Gefahr, rutscht es auf den Bauch der Mut­ter und wird schüt­zend mit ihrem kräf­ti­gen Schwanz bedeckt. Nach etwa fünf Mona­ten geht der klei­ne Pan­go­lin schon auf eige­ne Wege.

Heu­te muss das Ein­zel­kind mal lau­fen © naturepl.com / Roland Seit­re / WWF

Lie­be à la Schuppentier

Pan­go­li­ne sind scheu. Wie die Schup­pen­tie­re Kin­der machen, dar­über weiß man nicht all­zu viel. Es konn­te aber schon häu­fi­ger ein Paa­rungs­ri­tu­al beob­ach­tet wer­den. Männ­chen und Weib­chen simu­lie­ren zunächst einen Kampf, bei dem sie ihre Brust­kör­be anein­an­der­hau­en. Irgend­wann klam­mert sich das Weib­chen dann an den Schwanz des Männ­chens und wird von ihm zum Paa­rungs­platz gezo­gen – jedem Tier­chen sein Pläsierchen.

Was Schup­pen und Gür­tel­tier unterscheidet

Gür­tel­tie­re aus den Fami­li­en Dasy­po­di­dae oder Chla­my­pho­ri­dae und Schup­pen­tie­re aus der Fami­lie Mani­dae wer­den des Öfte­ren ver­wech­selt, sind aber nicht ver­wandt. Sie haben aber eigent­lich nur ihre Pan­ze­rung und den Hun­ger auf Amei­sen gemein­sam. Gür­tel­tie­re haben aller­dings einen knö­cher­nen Außen­pan­zer und einen über Amei­sen hin­aus­ge­hen­den abwechs­lungs­rei­chen Spei­se­plan. Mer­ken kann man sich aber leicht: Schup­pen­tie­re leben in Afri­ka und Asi­en, Gür­tel­tie­re in Ame­ri­ka. Gür­tel­tie­re haben meist gut sicht­ba­re Ohren, beim Schup­pen­tier sind sie eher versteckt.

Erfolg­rei­cher Son­der­weg der Evolution

Schup­pen­tie­re sind die ein­zi­gen schup­pen­tra­gen­den Säu­ge­tie­re. Sie sind aber kein Trep­pen­witz der Evo­lu­ti­on wie viel­leicht das aus­tra­li­sche Schna­bel­tier, son­dern fle­xi­bel, anpas­sungs­fä­hig und erfolg­reich bei der Besied­lung ver­schie­dens­ter Lebens­räu­me. Sie leben von Ost­asi­en bis nach West­afri­ka. Man­che Schup­pen­tier­ar­ten blei­ben lie­ber auf dem Boden. Man­che gehen ger­ne auf Bäu­me. Wäh­rend das Lang­schwanz­schup­pen­tier sich im tro­pi­schen Regen­wald Zen­tral­afri­kas von Baum zu Baum han­gelt, zieht das Step­pen­schup­pen­tier durch wei­te Savan­nen­land­schaf­ten. Schup­pen­tie­re füh­len sich in den unter­schied­lichs­ten Lebens­räu­men wohl. In Sümp­fen, in dich­ten Wäl­dern oder offe­nen Busch­län­dern. Eben dort, wo es ein rei­ches Vor­kom­men an Amei­sen und Ter­mi­ten gibt.

Wie vie­le Pan­go­li­ne muss­ten dafür ster­ben? © traffic

Und was macht der WWF?

Wir set­zen uns für star­ke natio­na­le Geset­ze und eine stär­ke­re Durch­set­zung ein. Um sicher­zu­stel­len, dass sich Wil­de­rei und Wild­ar­ten­kri­mi­na­li­tät nicht aus­zah­len. Und dass die Wil­de­rer am Ende gefan­gen wer­den, nicht die Schuppentiere.

Zudem unter­stüt­zen wir Markt- und Han­dels­ana­ly­sen, um zu erfah­ren, wo Schup­pen­tie­re ille­gal ange­bo­ten wer­den oder ob zum Bei­spiel die Schmug­gel­rou­ten auch über Deutsch­land führen.

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Journalist und jetzt Redakteur beim Panda - weil unverändert überzeugt, dass wir Menschen es besser hinkriegen können. Noch immer optimistisch mit guten Vorsätzen.

Kommentare (3)

  • Es ist ein globaler Skandal. Die seit Jahren illegal gehandelten Tiere wie der Pangolin sind für die größte Seuche der Menschheit seit der Spanischen Grippe verantwortlich. Jetzt muss weltweit der illegale Tierhandel mit so hohen Geldstrafen geahndet werden oder gleich mit lebenslänglicher Gefängnisstrafe. Es ist ein schweres Verbrechen gegen die Natur und gegen alle menschliche Vernunft. Es ist ein Aufschrei der Natur, denn wir viel zu lange ignoriert haben. Jetzt muss die gesamte Menschheit die noch nicht absehbaren Konsequenzen tragen. Viel zu lange haben die Regierungen dieser Welt einfach weggeschaut. Jetzt ist es zu spät. Die Pandemie ist nicht mehr aufzuhalten.

  • Auch kleine Schritte gegen menschengemacbte Widrigkeiten und Zestörungen unserer Natur sind hilfreich

  • Ich lebte mehrere Jahre in Indien (baute dort mein Softwareunternehmen auf). Dabei gewöhnte ich mich an das Zusammenleben von Mensch und Tier. Zurück in D denke ich oft an die scheinheiligen "Grünen", die auch nur die Vermehrung der Bevölkerung im Sinn haben (den wahren Grund für die Umweltzerstörung - nicht das Haßsymbol: Auto). Sie fördern wie alle Parteien die Weltbevölkerung. Entweder durch Einladung in unser "reiches" Land o. durch Förderung der anderen Menschen. Von meinen IT-Ingenieuren in Indien wurde mir vorgeworfen, daß wir D uns besonders in ihre Angelegenheiten einsetzen. Von 86 Ingenieuren, waren 45 verheiratet und hatten zw. 1 und 2 Kinder. 1 Familie hatte 3. Die Zeiten, wo man auf Kinder als Altersvorsorge baute sind in der gebildeten Bevölkerung Indiens vorbei. Wir passen die Parteiprogramme nicht an. Wir trommeln unsere Slogans von der Klimarettung und fördern das Gegenläufige. Sind 8.000.000.000 (8 Mrd.) Menschen nicht genug. Wo bleibt da noch Raum für Tiere? Wird es vielleicht schöner, wenn die Masse Mensch auf 10 Mrd. anschwillt? Wer stoppt den Wahn? Es grüßt Rudi Z

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