Wie Grün­brü­cken Wild­tie­re schützen

Grünbrücken vernetzen Lebensräume und bieten Tieren Nahrung und Schutz © Maarten Zeehandelaar / ingimage / IMAGO

Wuss­tet ihr, dass nicht nur wir Men­schen Brü­cken nut­zen? So genann­te “Grün­brü­cken” spie­len für Wild­tie­re eine gro­ße Rol­le. Denn vie­le Arten haben es in unse­rer moder­nen Welt immer schwe­rer: Land­wirt­schaft, wach­sen­de Sied­lun­gen und der Stra­ßen­aus­bau begren­zen den Lebens­raum von Wild­tie­ren zunehmend.

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Töd­li­che Gefahr für Wildtiere

Der Stra­ßen­ver­kehr ist eine der größ­ten Bedro­hun­gen für unse­re Wild­tie­re. Mil­lio­nen von ihnen wer­den jedes Jahr auf Euro­pas Stra­ßen durch Ver­kehrs­un­fäl­le getö­tet oder ver­letzt. Beson­ders in Natur­schutz­ge­bie­ten und Wild­tier­kor­ri­do­ren stellt der Stra­ßen­bau ein erheb­li­ches Risi­ko dar. 

Neben der direk­ten Gefahr bei der Über­que­rung von Stra­ßen wer­den auch die Wan­der­rou­ten vie­ler Arten zer­schnit­ten. Die Fol­ge: Frag­men­tier­te Wild­tier­po­pu­la­tio­nen deren Über­le­bens­chan­cen sich lang­fris­tig ver­rin­gern. Denn vie­le Arten sind ange­wie­sen auf ver­netz­te Lebens­räu­me. Nur so kön­nen sie gene­tisch viel­fäl­ti­ge Vor­kom­men eta­blie­ren und ihre öko­lo­gi­schen Funk­tio­nen aus­üben. Eine Mög­lich­keit, Wild­tier­vor­kom­men über die­se Hin­der­nis­se hin­weg zu ver­net­zen, sind Grünbrücken.

Eine der größ­ten Bedro­hun­gen für Wild­tie­re in Deutsch­land: der Stra­ßen­ver­kehr © Wire­stock / IMAGO

Was sind Grünbrücken?

Grün­brü­cken wer­den auch Wild­brü­cken oder grü­ne Infra­struk­tur genannt. Sol­che spe­zi­ell gestal­te­ten Brü­cken ermög­li­chen es Wild­tie­ren, Stra­ßen, Bahn­stre­cken oder ande­re Bar­rie­ren gefahr­los zu über­win­den. Sie sind mit Grä­sern, Sträu­chern und Bäu­men begrünt und bie­ten den Tie­ren neben ver­netz­ten Lebens­räu­men auch Nah­rung und Schutz. Sol­che grü­nen Kor­ri­do­re sind der Grund, dass Wild­tie­re sich wei­ter frei und sicher bewe­gen kön­nen  – und ihre Lebens­räu­me aus­deh­nen und neue Gebie­te besiedeln.

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In Deutsch­land exis­tie­ren etwa ein­hun­dert Grün­brü­cken über Auto­bah­nen und Bun­des­stra­ßen. Sie sind mitt­ler­wei­le eine bekann­te und belieb­te Maß­nah­me des Natur­schut­zes und müs­sen beim Bau neu­er Fern­stra­ßen als öko­lo­gi­sche Aus­gleichs­maß­nah­me in Erwä­gung gezo­gen werden. 

Hier­zu­lan­de wer­den sie vor allem für gro­ße Wild­tie­re wie Rehe, Wild­schwei­ne und Füch­se gebaut. Auch geschütz­te Arten wie Wöl­fe oder Luch­se pro­fi­tie­ren von die­sen Über­que­rungs­hil­fen. Sie kön­nen ihnen bei der siche­ren Aus­deh­nung in ihre eins­ti­gen Ver­brei­tungs­ge­bie­te und bei der Suche nach Art­ge­nos­sen zur Fort­pflan­zung hel­fen. Aber auch klei­ne­re Tie­re wie Amphi­bi­en, Rep­ti­li­en, Insek­ten und Vögel nut­zen die grü­nen Über­gän­ge. Es gibt sogar spe­zi­el­le Brü­cken für Fledermäuse!

Grün­brü­cken wer­den hier­zu­lan­de vor allem für gro­ße Wild­tie­re wie die­sen Fuchs gebaut © Lau­rent Geslin / naturepl

Grün­brü­cken im Rest der Welt

Über unse­re Län­der­gren­zen hin­aus gibt es eben­falls eine beacht­li­che Rei­he von Bei­spie­len für Grün­brü­cken und ähn­li­che Maß­nah­men zum Schutz von Wild­tie­ren. In Kana­da etwa trägt das Pro­jekt Banff Wild­life Crossings mit­tels Wild­brü­cken und Unter­füh­run­gen dazu bei, die Frag­men­tie­rung des Lebens­rau­mes von Grizz­ly­bä­ren, Elchen und ande­ren Wild­tie­ren im Banff Natio­nal Park einzudämmen.

In Cos­ta-Rica genau­so wie auf Bor­neo wer­den Seil­brü­cken ein­ge­setzt, um Affen­ar­ten wie dem laut IUCN stark gefähr­de­ten Gold­man­tel-Brüll­af­fen (Alouat­ta pal­lia­ta pal­lia­ta) oder dem vom Aus­ster­ben bedroh­ten Bor­neo-Orang-Utan (Pon­go pyg­mae­us) bei der Erschlie­ßung von frag­men­tier­ten Wald­ge­bie­ten zu hel­fen. Und auch ande­re Arten wie Faul­tie­re nut­zen die frei schwin­gen­den Über­füh­run­gen gerne.

Wild­tier­kor­ri­do­re ver­hin­dern, dass die Tie­re gefähr­li­che Stra­ßen über­que­ren müs­sen © Wire­stock / IMAGO

In Indi­en und Nepal unter­stützt der WWF die Wie­der­her­stel­lung sowie den Aus­bau von Wild­tier­kor­ri­do­ren. In der Terai Arc Land­schaft die­nen sie für unzäh­li­ge Arten wie Tiger, Pan­zer­nas­hör­ner oder Asia­ti­sche Ele­fan­ten als siche­rer Ver­bin­dungs­weg, um von einem Wild­tier­ge­biet zum nächs­ten zu gelan­gen. 

Ver­net­zung lässt sich indi­vi­du­ell gestalten

Grün­brü­cken sind – wie wir erfah­ren haben – also nicht die ein­zi­ge Mög­lich­keit, um die Lebens­räu­me von Tie­ren zu ver­bin­den. Neben Seil­brü­cken kön­nen auch Tun­nel, Unter­füh­run­gen oder eigens gestal­te­te Stra­ßen sowie wie­der­her­ge­stell­te Wild­tier­kor­ri­do­re dazu bei­tra­gen, dass Wild­tie­re siche­rer und ein­fa­cher von einem Lebens­raum zum ande­ren gelan­gen. Die Aus­wahl der Maß­nah­men muss an die jewei­li­ge Beschaf­fen­heit des Lebens­rau­mes sowie auf die vor Ort leben­den Tie­re ange­passt werden.

In die Kame­ra­fal­le getappt: ein Hanu­man-Lan­gur auf einer Seil­brü­cke © Ban­ke Natio­nal Park / WWF Nepal / Hari­yo Ban Program

Der WWF setzt sich in vie­len Gebie­ten welt­weit für die Wie­der­ver­net­zung von frag­men­tier­ten Lebens­räu­men ein – z.B. durch den Erhalt oder die Neu­an­la­ge von Wan­der­kor­ri­do­ren. Dar­über hin­aus unter­stüt­zen wir in vie­len Län­dern das Moni­to­ring von Wild­tie­ren mit Kame­ra­fal­len. So las­sen sich nicht nur ver­schie­de­ne Arten und deren Lebens­raum erfas­sen. Ganz neben­bei kön­nen wir auch die Nut­zung von Que­rungs­maß­nah­men wie Grün­brü­cken dokumentieren.

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Ein Leben ohne die Natur kann und möchte ich mir nicht vorstellen. Beim WWF arbeite ich als Biologin zu großen heimischen Säugetieren wie Luchs, Wolf, Wisent und Elch. Dabei liegt mein Fokus vor allem auf dem friedlichen Zusammenleben von Mensch und Wildtier. Ansonsten verbringe ich meine Zeit am liebsten draußen, ob mit oder ohne Kamera und mal über oder unter Wasser.

Kommentare (2)

  • Es gibt nur einhundert Grünbrücken in Deutschland? Wenn man bedenkt, dass Deutschland das dichteste Strassen- und Schienennetz und die meisten Strassen- und Schienenkilometer von allen Ländern weltweit hat, ist diese Zahl überraschend niedrig. Ich könnte mir gut vorstellen, dass viele Grünbrückenprojekte an den Kosten und am Aufwand scheitern. Ich habe schon einige Medienberichte gesehen, in welchen derartige Projekte schlechtgemacht wurden, eben aus den genannten Punkten. Schade, dass solch grossartige und sinnvolle Einrichtungen blockiert werden, für zahlreichen anderen Unsinn aber weder Mühen noch Kosten gescheut werden. Typisch natur- und tierfeindliches deutsches Land.

  • Grünbrücken
    Seit ca. 20 Jahren bin ich oft unterwegs auf Autobahnen Richtung Süden in Frankreich und habe die Grünbrücken schätzen gelernt. Warum hinken wir in Deutschland immer hinterher?

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