Ich bin so allein: Das Ver­schwin­den alter Nutztierrassen

Beinahe wären sie ausgestorben: Angler Sattelschweine © Arnold Morascher, WWF

Nicht nur lone­so­me Geor­ge, die letz­te Schild­krö­te ihrer Art, fühl­te sich sicher­lich sehr allei­ne. Der Ver­lust von wild­le­ben­den Tier- und Pflan­zen­ar­ten in Deutsch­land und welt­weit ist alar­mie­rend und erfolgt in einem bei­spiel­lo­sen Tem­po. Das gilt auch für alte Nutz­tier­ras­sen.

Nicht nur wil­de Tie­re ster­ben aus

Seit unge­fähr 10.000 Jah­ren züch­tet der Mensch Tie­re. Aus den weni­gen Wild­tier­for­men ist eine gro­ße Anzahl von Ras­sen ent­stan­den. Dabei ent­stand auch eine enor­me Viel­falt. Denn die Bau­ern brauch­ten jeweils Tie­re, die an ganz unter­schied­li­che Bedin­gun­gen ange­passt waren – zum Bei­spiel Tem­pe­ra­tur, Fut­ter­an­ge­bot oder Relief.

Heu­te gibt es über 1000 Ras­sen bei Rind und Schaf, bei Zie­ge und Schwein mehr als 500. Doch die­se Zah­len trü­gen: Im Ver­lauf des letz­ten Jahr­hun­derts sind vie­le Ras­sen aus­ge­stor­ben, vie­le wei­te­re sind in ihrem Bestand bedroht. Je nach Tier­art betrifft das 20 bis 40 Pro­zent der ehe­ma­lig vor­han­de­nen Rassen.

Her­ber Verlust

Das Gefühl der Ein­sam­keit stellt sich also auch bei vie­len Tie­ren ein, die zu den alten Nutz­tier­ras­sen gehö­ren. Doch alle For­men einer Art unter­schei­den sich gene­tisch von­ein­an­der und wenn sie aus­ster­ben, min­dert dies die Arten­viel­falt. Und noch etwas ist wich­tig: Alte Ras­sen sind meist robust, anspruchs­los und an die Gege­ben­hei­ten der jewei­li­gen Regi­on angepasst.

Ang­ler Sat­tel­schwein auf dem Bio­hof Spann­brück © Arnold Mora­scher, WWF

Tier­park Arche Warder

Der Tier­park Arche War­der in Schles­wig-Hol­stein kämpft für den Erhalt die­ser alten, vom Aus­ster­ben bedroh­ten Nutz­tier­ras­sen. Dort wer­den Hal­tung und Erhal­tung mit Zucht­pro­gram­men sys­te­ma­tisch durchgeführt.

Das Ang­ler Sattelschwein

Alte Nutz­tier­ras­sen sind auch ein Kul­tur­gut. Ein Bei­spiel dafür ist das Ang­ler Sat­tel­schwein aus dem Nor­den Schles­wig-Hol­steins. Wegen sei­ner guten Mut­ter­ei­gen­schaf­ten und Wei­de­fä­hig­keit war es jahr­zehn­te­lang geschätzt. Als dann aber mage­res Fleisch gefrag­ter war, ging die Zucht zurück. Bis auf eini­ge weni­ge Tie­re in der ehe­ma­li­gen DDR waren Ende der 1980er Jah­re alle Ang­ler Sat­tel­schwei­ne aus­ge­stor­ben. Enga­gier­te Bio-Bau­ern und Hob­by-Züch­ter nah­men sich der Ras­se an, so dass es heu­te wie­der einen klei­nen Bestand gibt.
Auf den Höfen, die die­se Schwei­ne hal­ten kann man meist auch die Fleisch- und Wurst­pro­duk­te kaufen.

Mehr zum Ang­ler Sattelschwein:

Wel­che Höfe die alte Ras­se züch­ten, die Geschich­te des Ang­ler Sat­tel­schweins, Fotos von damals und heu­te, Zucht­tier­an­ge­bo­te und ähn­li­che Infor­ma­tio­nen gibt es beim För­der­ver­ein Ang­ler Sat­tel­schwein e.V.

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Referent für Agrarrohstoffe und Tierhaltung beim WWF Deutschland. Landwirtschaft prägt mein Leben. Mich fasziniert dabei, dass es die weltweit einzige Wirtschaftsweise ist, die dank der Photosynthese in der Lage ist mehr zu erzeugen, als sie verbraucht. Und das mit der Natur und nicht gegen sie - das ist wahre Nachhaltigkeit! Ich bin Landwirt, Entwicklungshelfer, landwirtschaftlicher Berater, Einkäufer für Bio-Ölsaaten gewesen und jetzt Projektleiter für nachhaltigere Nutztierfütterung.-Markus hat den WWF inzwischen verlassen-
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