Der Klimawandel steht bei uns direkt vor der Tür – und klopft an: im Wald, im Watt, in den Alpen.
In Europa wird es bis zum Ende des Jahrhunderts zwischen 1 bis 5,5 Grad wärmer. Die Winter in Europa werden wärmer, die Sommer heißer. Auch für echte Sommer-Fans wie mich sind das keine schönen Aussichten. Dafür gibt es zu viele schlechte Nachrichten aus der Natur.
Armer deutscher Wald
Wir Deutsche lieben Wälder. Und die deutsche Eiche ist sprichwörtlich robust.
Doch so widerstandsfähig sind unsere Wälder leider nicht. Das liegt vor allem daran, dass es hier so gut wie keine natürlichen Wälder gibt. Bei uns wachsen vor allem die Bäume, die im 19. und 20. Jahrhundert als besonders wirtschaftlich angesehen wurden: im Norden Kiefern gemischt mit Buchen und Eichen, und Fichten im Süden. Geeignet für die Bedingungen in Deutschland sind sie nur bedingt.
Bäume entwickeln sich sehr langsam und können sich auch nur gemächlich an andere Bedingungen anpassen. Für Bäume, die sowieso nicht an ihrem natürlichen Ökosystem gewachsen sind, ist das doppelt schwierig. Aktuell ist die Fichte der wichtigste Baum in Deutschland mit einem Flächenanteil von 28 Prozent in deutschen Wäldern. Doch richtig heimisch fühlt sie sich nur in Nordeuropa und Gebirgen.
Der Nadelbaum wird unter den warmen Temperaturen und der abnehmenden Feuchtigkeit stark leiden. Bereits im Rekordsommer von 2003 erlitt die Fichte die stärksten Trockenschäden. Als Flachwurzler wird sie zukünftig auch von Stürmen häufiger betroffen sein.
Zu warm, zu trocken, zu extrem: und es profitieren die Schädlinge profitieren
Als mögliche Folgen für heimische Wälder drohen nicht nur zunehmende Brände und verlängerte Trockenzeiten. Auch Extremwetterereignisse wie Orkane werden die Wälder öfter zerzausen.
Doch vor allem die starke Zunahme von Schädlingen bereitet Sorgen. Die Fichte hat zum Beispiel einen erbitterten Erzfeind: den Buchdrucker. Das hat nichts mit Papierproduktion zu tun, sondern es handelt sich um eine Borkenkäferart. Bei trockenwarmen Temperaturen brechen sie regelrecht in Massenvermehrungen aus – je länger es heiß bleibt, desto mehr Generationen können sie hervorbringen.
Borkenkäfer, Prachtkäfer oder Nonnen fressen sich vermehrt durch die Wälder. Durch das wärmere Wetter vermehren sich diese Insekten enorm. Borkenkäfer schaffen derzeit zwei Reproduktionszyklen im Jahr, diese Rate könnte auf drei bis vier ansteigen.
Es könnten zudem neue Schädlinge einwandern, für die es bisher zu kalt war.
Normalerweise können sich Bäume recht gut gegen Schädlinge verteidigen: Sie harzen und schließen sie so ein. In nach heißen Sommermonaten klappt das aber nicht mehr: Sie sind einfach zu trocken dafür.
Die Alpen
Ein Horrorszenario für die Natur und Wintersportler: Die Alpen haben sich im vergangenen Jahrhundert doppelt so stark erwärmt wie der globale Durchschnitt. Die Alpen sind heute schon um knapp zwei Grad wärmer als noch vor 120 Jahren. Man geht zwar davon aus, dass das Ökosystem Alpen eine Erwärmung von rund ein bis zwei Grad tolerieren kann. Doch bei einer Erwärmung von drei bis vier Grad ist mit deutlichen Folgen zu rechnen – für Ski- und Schneehasen.
Dass die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen besonders krass sind, liegt an einem Rückkopplungseffekt: je wärmer die Winter, desto kürzer und geringer die Schneebedeckung. Als Konsequenz werden weniger Sonnenstrahlen vom Weiß reflektiert — und mehr eisfreie Landmassen erwärmt.
Die Baumgrenze verschiebt sich
Der Rückgang der Gletscher ist eine unübersehbare Folge des Klimawandels. Doch beileibe nicht die einzige: Durch höhere Temperaturen kommt es zu intensiveren Niederschlägen. Treten sie zusammen mit der Schneeschmelze ein, kommt es vermehrt zu Überschwemmungen. Auch die Bedingungen für Permafrost, also dem permanent gefrorenen Boden ändern sich. Das hat katastrophale Folgen: instabile Gelände wie Hangrutsche und Felsstürze, die in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Das hat nicht nur Folgen für den Abfluss der Flüsse, sondern auch für die Bewohnbarkeit der Region.
Das kennt jeder aus dem Geographie-Unterricht: Die Vegetationsgrenze verschiebt sich. Das ist auf den ersten Blick nicht dramatisch. Anfangs nimmt die Artenvielfalt sogar zu. Doch irgendwann haben die an Kälte angepassten Arten keine Möglichkeit mehr, in höher gelegene Gefilde zu ziehen. Dann wird es für diese Tiere und Pflanzen einfach zu warm. Manche Prognosen sprechen davon, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts 60 Prozent der alpinen Blütenpflanzen aussterben könnten.
Auch die gemächlich wachsenden Bäume können nur langsam den klimatischen Veränderungen folgen. Um 100 bis 200 Meter könnte sich die Baumgrenze bei einem Anstieg von ein bis zwei Grad verschieben. Wird es noch wärmer errechnen Forscher eine Verschiebung von 350 bis 700 Meter. Allerdings bräuchte das Zeit: Rund 100 Jahre und damit hängt die Baumgrenze erheblich hinter den Klimaveränderungen her.
Mehr Meer, weniger Watt
Große Teile des Watts drohen dauerhaft im Meer zu versinken. Denn Fakt ist: Die Nordsee wird durch den Klimawandel schnell ansteigen. Teile des Nationalparks Wattenmeer, die heute noch zwei Mal am Tag bei Ebbe trocken fallen, könnten in Zukunft ständig unter Wasser stehen. Und wir Menschen sind durch unseren Treibhausgas-Ausstoß dafür mitverantwortlich. Welche Folgen sind zu erwarten und was können wir tun, damit das Watt nicht im Meer versinkt? Das hat unser Kollege Jannes hier beschrieben.
Sind wir noch zu retten?
Schaffen wir es, wie von der Staatengemeinschaft 2015 in Paris beschlossen, die globale Erderwärmung auf unter 2 Grad begrenzen, können wir diese düsteren Szenarien noch abwenden. Gemeinsam können wir verhindern, dass es so weit kommt.
Ein Schritt: Engagiert Euch bei der Earth Hour am 25. März!