Das ist die his­to­ri­sche Chan­ce, Frau Bundeskanzlerin

Historische Chance: Europa nachhaltig gestalten © picture alliance / dpa / Monika Skolimowska

Lie­be Frau Bundeskanzlerin,

Sie wol­len “Euro­pa wie­der stark machen”. Mit die­sem ambi­tio­nier­ten Ziel haben Sie Ihr Pro­gramm für die nun begin­nen­den sechs Mona­te EU-Rats­prä­si­dent­schaft über­schrie­ben. Dabei möch­te ich Sie und die Bun­des­re­gie­rung ger­ne unter­stüt­zen. Ein star­kes und zukunfts­fä­hi­ges Euro­pa wird jedoch nur mit einem gesun­den Leben für alle, einer intak­ten Natur und der Begren­zung der Erd­er­hit­zung gelin­gen. Die Fort­schrit­te ste­hen am Ende für Ihr Ver­mächt­nis als Kanz­le­rin. Denn in der sechs­mo­na­ti­gen Rats­prä­si­dent­schaft stellt die EU mit den mil­li­ar­den­schwe­ren Kon­junk­tur­pa­ke­ten die Wei­chen für die nächs­ten Gene­ra­tio­nen. Die­ses hal­be Jahr darf nicht ver­geu­det werden.

Kli­ma muss im Mit­tel­punkt stehen

Deutsch­land muss end­lich wie­der vor­an­ge­hen und sich zuvor­derst für ein ambi­tio­nier­tes Kli­ma­ziel der EU ein­set­zen. Die Treib­haus­gas-Min­de­rung muss auf min­des­tens 55 Pro­zent (im Ver­gleich zu 1990) stei­gen – als ers­ter Schritt zu den aus wis­sen­schaft­li­cher Sicht erfor­der­li­chen 65 Pro­zent. Der Beschluss eines EU-Kli­ma­ge­set­zes muss für die deut­sche Rats­prä­si­dent­schaft ein wei­te­res ent­schei­den­des Ziel sein. Ansons­ten ist die Begren­zung der Erd­er­hit­zung auf 1,5 Grad nicht zu errei­chen. 

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Jetzt Grund­stei­ne für Nach­hal­tig­keit legen!

Die Wirt­schafts­hil­fen wer­den Deutsch­land und Euro­pa für die nächs­ten Jahr­zehn­te prä­gen. Die jun­ge Gene­ra­ti­on wird den Preis für die mil­li­ar­den­schwe­ren Kon­junk­tur­pa­ke­te zah­len.Die Program­me müs­sen die Zukunfts­fä­hig­keit der Wirt­schaft im Blick haben und im glei­chen Atem­zug natur­zer­stö­ren­de Struk­tu­ren abbau­en. Die aktu­el­len Vor­schlä­ge für das EU-Kon­junk­tur­pa­ket schlie­ßen umwelt­ver­schmut­zen­de Akti­vi­tä­ten noch nicht aus. Wir for­dern, dass das Do No Harm-Prin­zip ange­wen­det wird — dass also umwelt­schäd­li­che Sub­ven­tio­nen künf­tig ver­hin­dert werden.

Intak­te Natur für ein gesun­des Europa

Schüt­zen wir die Natur, dann schüt­zen wir damit auch unse­re Gesund­heit. Dies hat uns die Coro­na-Pan­de­mie dra­ma­tisch vor Augen geführt. Wo Wäl­der gero­det wer­den und die Lebens­räu­me für Wild­tie­re schrump­fen, steigt die Gefahr, dass Viren vom Tier auf den Men­schen über­sprin­gen. Die von der Kom­mis­si­on bereits vor­ge­leg­te EU-Bio­di­ver­si­täts­stra­te­gie links lie­gen zu las­sen, wäre ange­sichts von Insek­ten­ster­ben und Dür­re ein fata­les Signal. Zusam­men mit der eben­falls neu­en Farm-to-Fork-Stra­te­gie kann die Bio­di­ver­si­täts­stra­te­gie Gro­ßes für die euro­päi­sche Natur errei­chen. Die deut­sche EU-Rats­prä­si­dent­schaft bie­tet nun die Chan­ce, die­se rich­ti­gen Ansät­ze anzu­schie­ben. 

Taxo­no­mie als not­wen­di­ger Kompass

Die EU-Taxo­no­mie kann als Kom­pass für die staat­li­chen Hil­fen funk­tio­nie­ren und ist in den Über­le­gun­gen der EU Kom­mis­si­on auch bereits ent­hal­ten. Die­ser Stan­dard defi­niert die Nach­hal­tig­keit wirt­schaft­li­cher Akti­vi­tä­ten. Er muss dabei kohä­rent und wis­sen­schafts­ba­siert die Anfor­de­run­gen aus der Bin­dung an das 1,5‑Grad-Ziel des Pari­ser Abkom­mens oder die Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals abbil­den. Die EU-Taxo­no­mie ist wis­sen­schaft­lich fun­diert und auf die Zie­le des Green Deals abge­stimmt. Das Instru­ment ist jetzt schon geeig­net, um ziel­ge­rich­tet zu unter­stüt­zen und schäd­li­che Aus­ga­ben zu ver­mei­den. Es muss kon­se­quent in den Wie­der­auf­bau­pro­gram­men ein­ge­setzt wer­den. Aktu­ell steht zu befürch­ten, dass dies nicht sicher ist. Eine belie­bi­ge Ver­tei­lung der Mit­tel durch die Mit­glieds­staa­ten ohne trans­pa­ren­te Bin­dung an Kli­ma­zie­le über die Taxo­no­mie zu ver­hin­dern, ist zen­tra­le Auf­ga­be der Ratspräsidentschaft.

Lie­be Frau Bun­des­kanz­le­rin, als Kri­sen­ma­na­ge­rin haben Sie wäh­rend der deut­schen EU-Rats­prä­si­dent­schaft die Auf­ga­be, die EU-Staa­ten vom Weg in eine nach­hal­ti­ge Zukunft zu über­zeu­gen. Wann, wenn nicht jetzt? 

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---Eberhard Brandes hat den WWF inzwischen verlassen---Passionierter Umweltschützer und geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland. Sehe es als großes Glück, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte. Ich brenne dafür, dass wir Menschen endlich lernen, im Einklang mit der Natur zu leben. Und dabei stetig vorankommen – mal in großen, mal in kleinen Schritten. Mit Stillstand können wir unsere Zukunft nicht mehr retten.

Kommentare (1)

  • Auf die Umwelt achten keine plastikverpackungen u.a. Bio Landwirtschaft fördern. Weniger Fleisch essen, keine tiertransporte, keine kastenhaltung, keine labortests für Tiere u.a. Den Wald schützen u.a.

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