Vogel aus dem Nest gefal­len – Was tun?

Spatz in der Hand © bruev / iStock / Getty Images

Auf ein­mal fiepst etwas auf dem Wald­weg oder im Gar­ten vor dem Haus. Ein klei­ner Vogel, ist wohl aus dem Nest gefal­len und jam­mert. Was soll man nur tun? Wie­der ins Nest set­zen? Mit­neh­men und füt­tern? Aber wie mache ich das rich­tig? Und an wen kann ich mich wen­den, wenn ich Hil­fe brau­che? Hier gebe ich Euch eini­ge Tipps, was Ihr tun könnt.

Ver­wais­ter Jungvogel?

Wenn Ihr Jung­vö­gel fin­det, die fast voll­stän­dig befie­dert sind und kaum noch Flaum­fe­dern haben, ist meist alles in Ord­nung. Sie ver­las­sen ihr Nest ganz nach Plan und gehen auf Ent­de­ckungs­tour. Sie ken­nen noch kei­ne Gefah­ren und war­ten auf die nächs­te Füt­te­rung durch ihre Eltern.

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Ihr soll­tet sie in einen siche­ren Grün­be­reich set­zen. Dort rufen sie meist nach Mama und Papa, von denen sie bald wie­der gefüt­tert wer­den. Das ist inter­es­sant zu beob­ach­ten, Ihr müsst aber nichts tun. Die bes­te Über­le­bens­chan­ce haben die Vögel bei ihren Eltern.

Und wenn doch ein Vogel­ba­by aus dem Nest gefal­len ist?

So ein jun­ges Vogel­ba­by ist außer­halb des Nes­tes hilf­los. © wachi­ra aekwira­phong / iStock / Get­ty Images

Jung­vö­gel, die noch nackt oder kaum befie­dert sind, soll­ten am bes­ten zurück ins Nest gesetzt wer­den — wenn Ihr wisst, woher der Vogel stammt. Macht Euch kei­ne Sor­gen über den Men­schen­ge­ruch, der an dem Vögel­chen haf­ten könn­te. Vögel rie­chen schlecht und ihnen macht es nichts aus. Kom­men die Eltern­vö­gel zurück zum Nest und füt­tern ihren Nach­wuchs wei­ter, ist die Ret­tung gelun­gen. Wenn die Eltern län­ge­re Zeit nicht zurück­kom­men, könnt Ihr das Vögel­chen auch zu ande­ren Vogel­el­tern der­sel­ben Art ins Nest set­zen und sozu­sa­gen „zur Adop­ti­on frei­ge­ben“. Aber Vor­sicht: Das klappt nicht immer und man braucht eini­ge Fach­kennt­nis. Fragt am bes­ten vor­her jeman­den um Rat, der sich auskennt.

Hilf­lo­sen Jung­vo­gel von Hand aufziehen?

Sind weder Eltern noch Nes­ter ande­rer Vogel­paa­re der­sel­ben Art in der Nähe und ist der Vogel wirk­lich noch klein, flau­mig und hilf­los, könnt Ihr das Tier auch von Hand auf­zie­hen. Aber das ist sehr schwie­rig und oft wer­den die Vögel auf den Men­schen geprägt, ent­wi­ckeln ein selt­sa­mes Ver­hal­ten und kön­nen mit den eige­nen Art­ge­nos­sen nichts mehr anfan­gen. Vie­le Exper­ten leh­nen des­halb Hand­auf­zuch­ten ab. Ihr soll­tet Euch auch von Vogel­ex­per­ten bera­ten las­sen und even­tu­ell den Vogel dahin bringen.

Und jetzt, klei­ner Wald­kauz? © IMAGO / Imagebroker

Ver­letz­ten Vogel gefunden

Nicht nur Jung­tie­re, beson­ders auch ver­letz­te erwach­se­ne Vögel brau­chen pro­fes­sio­nel­le Hil­fe. Vie­le Arten, zum Bei­spiel Greif­vö­gel und Eulen, kön­nen von Lai­en kaum fach­ge­recht auf­ge­zo­gen wer­den. Es gibt in ganz Deutsch­land Exper­ten und Auf­zucht­sta­tio­nen, an die Ihr euch wen­den könnt. Bei der Sei­te Wild­vo­gel­hil­fe fin­det Ihr Sta­tio­nen in Eurer Nähe und vie­le tol­le Infor­ma­tio­nen. Auch vie­le Grup­pen vom Natur­schutz­bund NABU und ande­rer ehren­amt­li­cher Orga­ni­sa­tio­nen bie­ten Hil­fen an. Ihr könnt außer­dem bei der Unte­ren Natur­schutz­be­hör­de nachfragen.

Ver­wais­ter Jung­vo­gel: Hand­auf­zucht ist nicht einfach!

Wollt Ihr es den­noch selbst ver­su­chen, soll­tet Ihr Euch auch erst­mal bera­ten las­sen. Einen klei­nen Vogel auf­zu­zie­hen ist rich­tig anstren­gend – und teu­er. Setzt ihn zunächst in einen Kar­ton mit Luft­lö­chern und einer wei­chen Unter­la­ge, zum Bei­spiel einem Hand­tuch. Bes­ser nicht in einen Vogel­kä­fig. Dann soll­tet Ihr her­aus­fin­den, um was für einen Vogel es sich handelt.

Je nach Art mögen die Klei­nen etwas ande­res zu fres­sen, brau­chen ande­re Unter­brin­gun­gen und müs­sen anders auf ein Leben in der Frei­heit vor­be­rei­tet wer­den. Wild­vö­gel von streng geschütz­ten Arten müs­sen auf jeden Fall in fach­kun­di­ge Obhut gege­ben wer­den. Denkt dar­über nach, ob Ihr die Zeit auf­brin­gen könnt: Even­tu­ell müsst Ihr von jetzt auf gleich Euren Tages­ab­lauf über den Hau­fen wer­fen und ein paar Tage lang von früh bis spät Vogel­m­ama oder –papa werden.

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Gefahr für unse­re Vögel

Gefähr­li­cher als aus dem Nest zu fal­len, ist für ein­hei­mi­schen Vögel der Ver­lust von Lebens­räu­men, der dra­ma­ti­sche Rück­gang von Insek­ten, die Aus­räu­mung der Agrar­land­land­schaft, der Rück­gang von arten­rei­chem, mage­rem Grün­land und so weiter.
Wuss­tet Ihr, dass Deutsch­land in nur zwölf Jah­ren über 12,7 Mil­lio­nen Vogel­brut­paa­re ver­lo­ren hat? Selbst frü­her häu­fi­ge Aller­welts­ar­ten wie Kie­bitz oder Feld­ler­che sind inzwi­schen sehr sel­ten gewor­den. Hier müs­sen wir drin­gend etwas tun. Der WWF kämpft poli­tisch für eine bes­se­re Natur­schutz- und Agrar­po­li­tik in der EU und in Deutsch­land und geht mit einer Rei­he von guten Bei­spie­len vor­an. Wir brau­chen dabei Eure Unterstützung.

Hier könnt Ihr unse­re aktu­el­len Pro­jek­te unterstützen!
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Schon als kleiner Junge in Nürnberg begeisterte ich mich für die Wunderwelt von Tieren und Pflanzen und wollte Biologe werden. Seit meiner Jugend arbeite ich ehrenamtlich in verschiedenen Naturschutzorganisationen. Nach dem Biologiestudium forschte ich einige Zeit zur Entwicklung von Naturwaldreservaten, arbeitete als freier Journalist zu Naturschutz- und Umweltthemen und leitete 13 Jahre lang die Bundesgeschäftsstelle der Deutschen Umwelthilfe in Berlin. Beim WWF setze ich mich seit 2014 dafür ein, die Naturschätze in Deutschland zu erhalten und den Verlust der Biodiversität zu stoppen.

Kommentare (24)

  • Solange Menschen sich unkontrolliert vermehren wird die Natur vermehrt ausgerottet. Deshalb hilft nur Geburtenkontrolle weltweit.

  • Das geht nicht, Moni. Aus ganz anderen Gründen gab es das in China, doch heute nicht mehr und befürworte ich auch. Es muss andere Lösungen geben, dass die Industrie zur Rechenschaft gezogen wird und ihre Produkte ändert! Auch nicht weg lässt, ansonsten gäbe es wieder zu viele Arbeitslose. Ändern könnte die Industrie die "Chemie - Produkte" und sollte sich zum Wohle aller von Biologen (z.B.) vernünftig beraten lassen und danach handeln. Dazu fehlt leider immer noch das Gesetz, aber ein Gesetz, welches nicht zu weiterer Arbeitslosigkeit führt, sondern zur Umstellung der einzelnen Produkte und zwar schnell. Das geht und fängt schon beim Waschmittel an... Das gilt auch für den Lebensmittelbereich! Der doppelte Preis, z. B. für Industrie-Chemie-Produkte und keine Werbung mehr für diese. Doch wohl die Werbung, mit großem Umfang, für Naturprodukte ausrichten. "Preiswert-Gesund-Lecker" oder "Gehirnnahrung" oder "Altersbeschwerden? Nicht mit diesen Lebensmitteln" Da gibt es viele Möglichkeiten die Werbung anders zu gestalten in allen Bereichen, doch ohne Biologen geht es nicht und müsste in normalen Geschäften angeboten, bzw. einfach ausgetauscht werden. Der Verbraucher sieht das dann als normal an, die Chemie-Produkte sind zu teuer geworden und werden nicht mehr oder seltener gekauft, bis diese dann irgendwann vom Markt verschwinden zumindest zuerst in ganz Europa. Könnte funktionieren.

  • Wir haben einen Jungvogel ganz nackt gefunden. Das Nest ist leider in unserer Regenrinne auf dem Dach und können ihn somit nicht zurück ins Nest setzen.
    Die Eltern sind auch aufmerksam geworden.
    Was sollen wir machen

    • Hallo Michelle, hast Du eine Antwort bekommen? Mir ist gerade fast dasselbe passiert, allerdings komme ich an das Vögelchen auch nicht ran, weil es zu weit weg ist von meinem Balkon. Das Nest muss unter einem Dachziegel sein und das Tier ist von dort in die Regenrinne gefallen. Ich weiss auch nicht, was ich jetzt machen soll.

  • Oh je, jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich habe letztes Jahr ein Tauben Jungtier zwischen Fahrradständern gefunden. Die Fahrradständer waren direkt an einer viel befahrenen Straße, weil sich dort ein Einkaufscenter befindet. Ich habe leider kein Nest gesehen und von den Eltern war auch keine Spur. Das Jungtier war nicht mehr nackt, sondern hatte schon sehr viel Flaum und ein paar Federn. Ich habe es mitgenommen und an eine Auffangstation für Vögel übergeben, weil ich Angst hatte, dass es auf die Straße geht oder von Fahrrädern verletzt wird. Jetzt habe ich aber die Sorge, dass ich den Eltern einfach ihr Jungtier weggenommen habe, wenn es vielleicht nur auf Entdeckungstour war :(

  • Wir haben ein Rotkelchen Nest auf unserem Balkon unter dem Dach. Es hat leider nur ein Jungtier überlebt. Das jedoch ist zum dritten Mal aus dem Nest gefallen. Wir haben das Jungtier immer wieder zurück ins Nest gesetzt und versucht das Nest zu schützen, aber es fällt immer wieder raus und aus einer Höhe auf den Holzboden. Was können wir machen? Zurzeit haben wir es in eine offene Box gesetzt und die Box in die Nähe der Einflugschneise der Eltern unter einen Baum platziert.wie kann es weiter gehen?

  • Wir haben immer wieder in unserem Kasten für den Rolladen ein Nest von Vögeln. Wir haben jetzt schon des öfteren das Nest entfernt, weil der Rolladen nicht mehr runter ging, aber Sie kommen immer wieder. Wissen jetzt nicht mehr was wir machen sollen. Eventuell einen Käfig wie hier https://www.vogelkaefige.de/wellensittichkaefig/ daneben anbringen, damit Sie dort Ihr Nest bauen können ?

  • Habe heute ein kleines Vögelchen am Rand eines Fußgängerwegs gefunden. Es war schon etwas beflaumt, allerdings schwer verletzt. Sein Hals war aufgerissen und es hat ziemlich geblutet. Zu meiner Überraschung hat das arme Tier noch gelebt, es sah aber wirklich nicht gut aus. Ich wollte es nicht anfassen aus Angst seine Kondition nur noch schlimmer zu machen oder es zu erschrecken, und ich kenne keinen Tierartzt den man so spontan zu sich her rufen kann. Auch ihm den Hals zu brechen um es zumindest von seinem Elend zu erlösen könnte ich nie über mich bringen.
    Letzten Endes habe ich es einfach liegen gelassen, aus der Hoffnung das irgendeine Katze kommen würde um es zu holen und nun fühle ich mich absolut schrecklich. Vermutlich ist es letzten Endes elendig verblutet oder erfroren. Ein Leid das ich ihm aus die ein oder andere Weise hätte ersparen können.

    Weiß irgendjemand was die richtige Reaktion in so einer Situation gewesen wäre?
    Es lag recht gut getarnt da, ich habe es auch nur entdeckt weil mein Hund auf es aufmerksam geworden war. Es ist also unwahrscheinlich das jemand anderes es entdeckt hat. Wäre es vielleicht besser gewesen bei einem benachbarten Haus zu klingeln um um Hilfe zu bitten?

  • Hi,
    gerade Jungmeise, vollbefiedert, auf dem Bürgersteig der Hauptstrasse gefunden.
    ich denke da gilt nicht, in Ruhe lassen, oder?
    ist jetzt in einem Karton bei mir aufm Schrank, habe um Rückruf vom Tierheim gebeten, erwarte weitere Anweisungen, will die ja nicht auf mich prägen...

  • Gestern erst schriebst Du das, Karlaly?!
    Gerade vorhin ist mir genau das Gleiche passiert - schade, dass keiner von denen, die es wissen gerade antworten konnte?
    Ich kann es nicht töten, aber es liegen lassen, wie grausam ist das?
    Ein Äther- Morphinfläschchen wäre sanft?
    Ach, gebt bitte einen Tipp, noch lebt es ja, hob den Kopf - ein Bild, das mich noch verfolgt..
    Die grausame Seite der Natur..!

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