Kakao-Kri­se: Scho­ko­ha­se in Gefahr

Kakao in der Krise: Der Konsum steigt, die Ernten schrumpfen. © Irina-Esau/ Getty-Images

Stirbt der Scho­ko-Oster­ha­se aus? Ganz so dra­ma­tisch ist die Lage noch nicht. Aber er könn­te teu­rer wer­den. Denn die Prei­se für Kakao gehen durch die Decke. Nur die Bau­ern haben nichts davon. Die brau­nen Boh­nen wer­den welt­weit knapp: Kakao in der Krise.

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Hin­ter­grün­de der Kakao-Krise

Der Appe­tit auf Scho­ko­la­de hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren welt­weit zuge­nom­men. Haupt­pro­du­zen­ten sind die Elfen­bein­küs­te und Gha­na. Sie lie­fern  mehr als 60 Pro­zent des glo­ba­len Kakaos. Bei­de west­afri­ka­ni­schen Län­der kämp­fen mit den  Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels, Krank­hei­ten, sozia­len Unge­rech­tig­kei­ten und einer unglei­chen Wert­ver­tei­lung ent­lang der Wert­schöp­fungs­ket­te. All das hat  zu einem dra­ma­ti­schen Rück­gang der Erträ­ge geführt. Die Fol­ge: stei­gen­de Preise.

Kakao wächst am bes­ten im Schat­ten grö­ße­rer Bäu­me © IMAGO-Joerg-Boethling

Die Wur­zel des Problems

Ein ent­schei­den­der Fak­tor der Kakao­knapp­heit sind die Anbau­sys­te­me in den Haupt­an­bau­län­dern. Kakao wird über­wie­gend in Mono­kul­tur ange­baut, obwohl die Pflan­ze eigent­lich bes­ser im Schat­ten grö­ße­rer Bäu­me gedeiht.  Die Böden sind aus­ge­laugt, die Pflan­zen alt und die Erträ­ge beschei­den. Da die Kakao­prei­se lan­ge Zeit sehr nied­rig lagen, sind vie­le auf  ande­re Kul­tu­ren wie  Kau­tschuk umge­stie­gen.  Zudem haben die ver­arm­ten Bau­ern meist nicht das Geld, um in die Erhö­hung der Boden­frucht­bar­keit oder Ver­jün­gung der Plan­ta­gen zu investieren.

Kli­ma­wan­del und Krankheiten

Der Kli­ma­wan­del hat die Lage ver­schärft. Häu­fi­ge­re Dür­re­pe­ri­oden und Stark­re­gen füh­ren zu mage­ren Erträ­gen und zur Aus­brei­tung von Pilz­er­kran­kun­gen. Das aktu­el­le El Niño-Phä­no­men ver­stärkt die Pro­ble­me. Eine erns­te Gefahr ist die soge­nann­te “Cocoa Swol­len Shoo­ting Virus Dise­a­se”” (CSSVD). Über­tra­gen durch Woll­läu­se, brei­tet sich die Krank­heit in den Mono­kul­tu­ren rasch aus. Die Krank­heit bedroht die Exis­tenz­grund­la­ge der Bau­ern in West­afri­ka, führt zu Land­kon­flik­ten und befeu­ert die Abhol­zung. In Gha­na gras­siert das Virus bereits auf 17 Pro­zent der Anbau­flä­chen. Auch in der Elfen­bein­küs­te brei­tet sich die Krank­heit immer stär­ker aus. Die Bau­ern haben dem Virus  wenig ent­ge­gen­zu­set­zen. Die ein­zi­ge Mög­lich­keit bei einem Befall ist, die kom­plet­te Plan­ta­ge zu zerstören.

Unge­rech­tig­keit und Kinderarbeit

Ern­te­aus­fäl­le füh­ren trotz höhe­rer Prei­se zu Ein­bu­ßen bei den ohne­hin kar­gen Ein­kom­men.  © IMAGO/Ute Grabowsky-photothek

Trotz aktu­ell hoher Prei­se pro­fi­tie­ren die Erzeu­ger  nicht, weil ihre Ern­ten immer dürf­ti­ger aus­fal­len. Vie­le Bau­ern, ins­be­son­de­re in West­afri­ka, kämp­fen um exis­tenz­si­chern­de Ein­kom­men. Kin­der­ar­beit auf den Plan­ta­gen ist bit­te­re Rea­li­tät.  Die Bran­che steht vor der Her­aus­for­de­rung, fai­re Han­dels­prak­ti­ken und dau­er­haft exis­tenz­si­chern­de Ein­kom­men zu gewähr­leis­ten sowie nach­hal­ti­ge Anbau­me­tho­den zu för­dern, um die bren­nen­den sozia­len und öko­lo­gi­schen Pro­ble­me zu lösen.

Scho­ko­la­den­in­dus­trie und Verbraucher:innen

Die stei­gen­den Kos­ten und die Knapp­heit von Kakao haben direk­te Aus­wir­kun­gen auf die Scho­ko­la­den­in­dus­trie. Her­stel­ler sehen sich mit höhe­ren Pro­duk­ti­ons­kos­ten kon­fron­tiert. Dies könn­te zu Preis­er­hö­hun­gen füh­ren. Aller­dings muss man sich vor Augen füh­ren, dass ledig­lich sechs Pro­zent des Ver­kaufs­prei­ses bei den Bäue­rin­nen und Bau­ern in den Anbau­ge­bie­ten ankommt. Der Groß­teil strei­chen ande­re Akteu­ren in Zwi­schen­han­del, Scho­ko­la­den­her­stel­lung und dem Ein­zel­han­del ein . Die­ser Logik fol­gend dürf­ten die Preis­er­hö­hun­gen durch den teu­re­ren Roh­stoff eigent­lich nicht all­zu hoch sein.

Krü­mel­be­trä­ge. Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit rech­net vor: Vom Umsatz einer Tafel Scho­ko­la­de beka­men die Bau­ern gera­de mal sechs Cent. Durch die gestie­ge­nen Welt­markt­prei­se sind es inzwi­schen sogar nur noch vier.  ©goir/GettyImages

Für Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher bedeu­tet dies, bewuss­ter ein­zu­kau­fen und beim Kauf auf nach­hal­ti­gen Anbau und fai­re Prei­se zu ach­ten . Die Kakao-Kri­se könn­te als Weck­ruf die­nen, um die glo­ba­len Anstren­gun­gen zur Bekämp­fung des Kli­ma­wan­dels zu inten­si­vie­ren und gerech­te Han­dels­be­din­gun­gen zu fördern.

Zeit für den Wandel

Die Kakao-Kri­se ist nicht nur eine Her­aus­for­de­rung für die Scho­ko­la­den­in­dus­trie, son­dern auch eine Auf­for­de­rung zum Han­deln. Ent­schei­dend ist die Schaf­fung von viel­fäl­ti­gen und nach­hal­ti­gen Anbau­sys­te­men. Dazu gehö­ren Agro­forst­sys­te­me, die wider­stands­fä­hig gegen die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels und die Ver­brei­tung von Krank­hei­ten sind und den Bäue­rin­nen und Bau­ern gleich­zei­tig eine nach­hal­ti­ge Lebens­grund­la­ge bieten.

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Süße Emp­feh­lung

Leicht am Pan­da-Logo auf der Tafel zu erken­nen: Pac­ca­ri-Scho­ko­la­de © Julia Forch­heim / WWF Deutschland

Es liegt an uns, die süße Ver­lo­ckung der Scho­ko­la­de mit einem Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein für Mensch und Umwelt zu genie­ßen. Der WWF arbei­tet am Auf­bau von ent­wal­dungs­frei­en Scho­ko­la­den-Lie­fer­ket­ten. Der Kakao wird in der Ama­zo­nas­re­gi­on durch indi­ge­ne Koope­ra­ti­ven im soge­nann­ten Chakra-Sys­tem ange­baut, einem beson­ders viel­fäl­ti­gen Agro­forst­sys­tem. Das Pro­jekt wird im Auf­trag des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung (BMZ) umge­setzt und von der Deut­schen Gesell­schaft für Inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit (GIZ) GmbH unter­stützt. Wir koope­rie­ren dabei mit indi­ge­nen Orga­ni­sa­tio­nen und mit Part­nern wie dem Scho­ko­la­den­her­stel­ler Pac­ca­ri.

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Mein Ziel ist es, mit kleinen Schritten die Welt zu verändern. Ich habe Umweltwissenschaften und Ökolandbau studiert und arbeite beim WWF gemeinsam mit meinem Team tagtäglich im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft. Landwirtschaft ist ein Haupttreiber für die Zerstörung wichtiger Ökosysteme und hat Auswirkungen auf Böden, Gewässer, Klima und Artenvielfalt. Wir setzten uns weltweit für eine naturverträgliche Landwirtschaft im Einklang mit unseren bestehenden Ressourcen ein.

Kommentare (1)

  • Es braucht ein Lieferkettengesetz,
    es braucht mehr Gerechtigkeit!!!
    Es braucht ein ökologisches Gleichgewicht, es braucht Verantwortung gegenüber den Lebewesen und unserer Umwelt!!!
    Es braucht ein sofortiges Ende der Massentierhaltung und der Tiertransporte in Drittländer!!
    Und vieles mehr …
    Herzliche Grüße Gisela Kroll

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