UNEA zur Plas­tik­flut: Ent­täu­schung — und neue Perspektive

Nach hoffnungsvollem Beginn waren die Aussichten auf der UNEA Konferenz gegen Plastikmüll in Nairobi trübe © Markus Winkler / WWF

Die UNEA4 ist vor­bei. Was bleibt von der vier­ten Umwelt­ver­samm­lung der UN in Nai­ro­bi? Der Beschluss, das The­ma Plas­tik­müll erneut auf eine lan­ge Run­de bis zur nächs­ten gro­ßen Kon­fe­renz in zwei Jah­ren zu schi­cken. Aber auch eine am vor­letz­ten UNEA-Tag ver­kün­de­te Initia­ti­ve der Bun­des­re­gie­rung, die nun doch schon 2019 den Boden für die anvi­sier­te Kon­ven­ti­on gegen die Plas­tik­flut berei­ten kann.

Mar­kus und ich waren mit dem WWF-Team aus Asi­en, Latein­ame­ri­ka und Euro­pa in der kenia­ni­sche Haupt­stadt. Unser kla­res Ziel: Dele­gier­te dabei zu unter­stüt­zen, einen Weg für eine UN-Ver­ein­ba­rung zur Been­di­gung der Plas­tik­flut in den Mee­ren freizumachen.

Die Stim­mung auf der UNEA war für eine Kon­ven­ti­on gegen die Plastikflut

Schon Ende 2018 hat­te sich die Stim­mung geän­dert. Immer mehr Län­der bekann­ten sich offen oder in ver­trau­li­chen Gesprä­chen dazu, dass kein Weg mehr an einer rah­men­ge­ben­den und ver­bind­li­chen glo­ba­len Ver­ein­ba­rung vor­bei­führt. Auf der UNEA4 waren sich fast alle Ver­hand­le­rin­nen und Ver­hand­ler dar­in einig, die­se Opti­on in einer Arbeits­grup­pe aller UN-Mit­glied­staa­ten näher aus­zu­ar­bei­ten. Für uns wäre das nicht das idea­le Ergeb­nis, aber ein gro­ßer Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung gewesen.

Schaf­fen wir eine Kon­ven­ti­on gegen Plas­tik­müll? CC0 Jona­than Chng https://unsplash.com/photos/OTDyDgPoJ_0

USA vs UNEA

Dann wur­de klar: Die USA und weni­ge ande­re Staa­ten wür­den sich einem sol­chen Ergeb­nis unter Aus­nut­zung des Kon­sens­prin­zips bis zum Schluss ent­ge­gen­stem­men und den Pro­zess not­falls ganz zum Schei­tern brin­gen — so ist es inzwi­schen aus ver­schie­de­nen Quel­len zu ent­neh­men. Um zumin­dest dies zu ver­hin­dern, lie­ßen sich die ande­ren Län­der am Tisch zäh­ne­knir­schend auf den Schein­kom­pro­miss ein, die schon auf der letz­ten UNEA ein­ge­setz­te Exper­ten­grup­pe zum The­ma Mee­res­müll und Mikro­plas­tik eine wei­te­re Run­de dre­hen zu las­sen. Unse­re Stim­mung war auf dem Null­punkt angekommen.

Glück­wunsch, Bundesregierung!

Dann plötz­lich am 14. März 2019 das Inter­view des ZDF-Mor­gen­ma­ga­zins mit Jochen Flas­barth, dem deut­schen Dele­ga­ti­ons­lei­ter und Staats­se­kre­tär im Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um. „Als Deutsch­land wol­len wir vom Gedan­ken einer Plas­tik­kon­ven­ti­on nicht ablas­sen!“ Die
Bun­des­re­gie­rung wer­de noch in die­sem Jahr die­je­ni­gen Staa­ten ein­la­den, die wie Deutsch­land eine sol­che Kon­ven­ti­on wünsch­ten, um die Din­ge nicht auf die lan­ge Bank zu schieben.

Cha­peau! Für die­se neue Initia­ti­ve kön­nen wir die Bun­des­re­gie­rung nur vor­be­halt­los beglück­wün­schen! Sie kommt genau recht­zei­tig. Sie bie­tet kon­struk­tiv ein Ven­til für alle Län­der, die auf der UNEA jäh aus­ge­bremst wur­den. Wir ver­ste­hen die Initia­ti­ve als einen Pro­zess, der neben dem der Ver­ein­ten Natio­nen läuft, der aber jeder­zeit wie­der in die UNEA ein­mün­den kann. Wir wer­den ihn wo immer mög­lich unter­stüt­zen – ob in Deutsch­land oder in ande­ren Län­dern, die bei die­sem Weg dabei sein wol­len. Das haben uns unse­re WWF-Kol­le­gin­nen und –Kol­le­gen schon zugesichert.

Lie­be Unter­stüt­ze­rin­nen und Unter­stüt­zer! Macht auch ihr mit, stärkt uns und der Bun­des­re­gie­rung den Rücken. Es gibt kein Zurück — jede Unter­schrift für eine inter­na­tio­na­le Kon­ven­ti­on zählt! Und wenn die­se kommt, wer­den wir viel­leicht ein­mal gemein­sam auf die­sen Don­ners­tag­mor­gen in Nai­ro­bi zurückblicken.

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Überzeugter Wahlberliner und Europäer, seit 30 Jahren mit Zwischenstationen in Hamburg und Frankfurt/M. hauptamtlich für Umwelt- und Naturschutz unterwegs, davon 22 Jahre beim WWF. Mit Sehnsucht nach klaren Seen und Flüssen, mit Leidenschaft für tropische Wälder und mit Lust auf ökologisch produzierte Lebensmittel. Trotz vieler Rückschläge nie politikverdrossen, denn sich einmischen zu können ist ein hohes Gut. Viel Radfahren bewahrt nicht nur mein Gefährt, sondern auch mich vorm Einrosten.“- Alois hat den WWF inzwischen verlassen -
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