Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest: die wich­tigs­ten Fra­gen und Antworten

Jagd auf Wildschweine alleine wird das Problem nicht lösen © Ralph Frank / WWF

Es war eigent­lich nur eine Fra­ge der Zeit. Der ers­te Fall von Afri­ka­ni­scher Schwei­ne­pest in Deutsch­land ist von Viren-Exper­ten bestä­tigt. Sie unter­such­ten einen Wild­schwein-Kada­ver, der weni­ge Kilo­me­ter von der deutsch-pol­ni­schen Gren­ze im Spree-Nei­ße-Kreis gefun­den wur­de. Wei­te­re tote Schwei­ne wur­de inzwi­schen gefunden. 

Wir geben hier die wich­tigs­ten Ant­wor­ten zur Schweinepest: 

Was ist die Afri­ka­ni­sche Schweinepest?

Die Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest ist eine durch Viren ver­ur­sach­te Tier­seu­che, die Wild- und Haus­schwei­ne befällt. Ursprüng­lich beschränk­te sie sich auf Afri­ka, daher der Name. Seit eini­gen Jah­ren brei­tet sie sich auch in Euro­pa aus. Infi­zier­te Schwei­ne haben Fie­ber, Schwä­che, Fress­un­lust, Bewe­gungs­stö­run­gen und Atem­pro­ble­me – und ster­ben in der Regel inner­halb einer Woche. Einen Impf­stoff gegen den Erre­ger gibt es zur­zeit nicht. 

Wie wird das Virus übertragen?

Das Virus der Afri­ka­ni­schen Schwei­ne­pest über­trägt sich durch direk­ten Kon­takt von Schwein zu Schwein. Aber auch der Mensch kann das Virus wei­ter­ver­brei­ten, nach­dem er Kon­takt zu erkrank­ten Tie­ren hat­te. Auch über Lebens­mit­tel wie Fleisch oder Wurst­wa­ren sowie Tier­fut­ter, die mit dem Virus kon­ta­mi­niert sind, kann die Schwei­ne­pest über­tra­gen wer­den — genau­so wie durch in Kon­takt gewe­se­ne Gegen­stän­de wie Fahr­zeu­ge, Schu­he oder Klei­dung. Das erklärt auch, wie­so sich das Virus über so gro­ße Gebie­te schnell ver­brei­ten kann. 

Wild­schwei­ne sind bei­lei­be nicht der ein­zi­ge Über­tra­gungs­weg © Ralph Frank / WWF

Ist die Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest für den Men­schen gefähr­lich?  

Für den Men­schen ist die Schwei­ne­pest nicht gefähr­lich. Das ist die gute Nach­richt. Aber für Schwei­ne­bau­ern, deren Tie­re befal­len wer­den, ist sie wirt­schaft­lich ver­hee­rend. 

Wie kann man ver­hin­dern, dass sich das Virus ausbreitet?

Es gibt kei­nen Impf­stoff gegen die Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest. Daher müs­sen strik­te Hygie­ne- und Vor­sichts­maß­nah­men in der Schwei­ne­zucht und beim Trans­port von Schwei­nen sicher­ge­stellt wer­den, um die Seu­che ein­zu­däm­men. 

Kann die Schwei­ne­pest auch auf Hun­de über­tra­gen werden?

Nein, es kön­nen sich aus­schließ­lich Schwei­ne mit dem Erre­ger infi­zie­ren. 

Bringt es etwas gegen die Schwei­ne­pest mehr Wild­schwei­ne zu jagen?

Wo das Virus aus­ge­bro­chen ist, kann es sinn­voll seinräum­lich begrenzt ver­stärkt Wild­schwei­ne zu jagen, um das Risi­ko der Über­tra­gung des Virus auf Haus­schwei­ne zu ver­rin­gern. Das mas­sen­haf­te Abschie­ßen von Wild­schwei­nen ist jeden­falls nicht die Lösung, wie ich hier schon ein­mal geschrie­ben habe. Schließ­lich sind Wild­schwei­ne, wie Erfah­run­gen aus ande­ren Län­dern gezeigt haben, nur ein Über­tra­gungs­weg des Virus. Bedeu­ten­der für die Ver­brei­tung des Virus ist die Über­tra­gung von infi­zier­tem leben­dem und totem Mate­ri­al, zum Bei­spiel durch kon­ta­mi­nier­te Gegen­stän­de, Lebens­mit­tel oder Fleisch. 

Was brin­gen Wildschweinzäune?

Immer häu­fi­ger wer­den Zäu­ne als mög­li­che Maß­nah­me ins Spiel gebracht, um die Aus­brei­tung von Wild­schwei­nen zu ver­hin­dern. An der Gren­ze zwi­schen Deutsch­land und Däne­mark wur­de dafür sogar schon ein Fest­zaun gebaut. Wild­schwei­ne sind grund­sätz­lich in der Lage, Elek­tro- aber auch mas­si­ve Zäu­ne zu über­win­den, wenn sie zum Bei­spiel vor Stö­run­gen flie­hen oder Nah­rung errei­chen wol­len. Außer­dem ver­hin­dern dau­er­haf­te Bar­rie­ren wie fes­te Zäu­ne ande­re Wild­tie­re an ihrer natür­li­chen Wan­de­rung.  

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Wie­so gibt es so vie­le Wildschweine?

Wild­schwei­ne lie­ben Raps und vor allem Mais. Bei­de Feld­früch­te bie­ten den Schwei­nen her­vor­ra­gen­des Kraft­fut­ter – und lebens­wich­ti­ge Deckung. Die Anbau­flä­che ist seit 2001 um über 60 Pro­zent gestiegen. Die­se Art von Land­wirt­schaft ist ein regel­rech­tes Wild­schwein­zucht­pro­gramm. Zudem fal­len die Win­ter in Deutsch­land in den letz­ten Jah­ren wär­mer aus. Die natür­li­che Sterb­lich­keit in die­ser Jah­res­zeit ging dadurch sehr stark zurückWeib­li­che Wild­schwei­ne kön­nen inzwi­schen sogar min­des­tens zweimal im Jahr Nach­wuchs groß­zie­hen.  

Mehr Wild­schwei­ne – trotz inten­si­ver Jagd

Die von Wild­schwei­nen ver­ur­sach­ten Schä­den auf Fel­dern, in Parks und Vor­gär­ten sind beacht­lich. Der Ruf nach der Jagd klingt natür­lich ein­fach: abschie­ßen und gut. Doch nichts ist gut. Trotz inten­si­ver Jagd. Jähr­lich wer­den in Deutsch­land mehr als eine hal­be Mil­li­on (zuletzt sogar über 800.000) Wild­schwei­ne geschos­sen. Trotz­dem geht die Zahl der Wild­schwein offen­bar nicht spür­bar zurück.

Es häu­fen sich die Wort­mel­dun­gen, die eine flä­chen­de­cken­de Auf­rüs­tung in der Wild­schwein­jagd for­dern. Etwa den Ein­satz von Nacht­ziel­ge­rä­ten und Schall­dämp­fern, Fal­len und weit­räu­mi­ge Drück­jag­den. Über effek­ti­ve, zeit­ge­mä­ße und natur­schutz­fach­lich sinn­vol­le Jagd­me­tho­den zu dis­ku­tie­ren ist wich­tig. Doch dür­fen wir nicht ver­ges­sen, dass Wild­schwei­ne nur einer von vie­len Fak­to­ren sind, die die Aus­brei­tung der ASP verursachen. 

Wir brau­chen eine viel­fäl­ti­ge­re Landwirtschaft!

Viel­mehr soll­ten wir uns doch die Fra­ge stel­len, ob es nicht längst Zeit für eine ande­re Art der Land­wirt­schaft ist. Sowohl auf dem Acker als auch im Stall. Zum einen begüns­ti­gen die Mono­kul­tu­ren auf unse­ren Äckern die Ver­meh­rung der Wild­schwei­ne. Die Schwei­ne­pest ist kein Pro­blem der Wild­schwei­ne, son­dern ein Pro­blem der Mas­sen­tier­hal­tung von Haus­schwei­nen! Tier­seu­chen wie die Schwei­ne­pest zei­gen uns, wel­che Risi­ken mit der Mas­sen­tier­hal­tung ver­bun­den sind.  

Jagd allein kann die Wild­schwei­ne weder kurz­fris­tig noch dau­er­haft wie­der auf ein Nor­mal­maß brin­gen. Dafür – aber längst nicht nur dafür – brau­chen wir wie­der mehr Viel­falt auf dem Acker. Das heißt vor allem: deut­lich weni­ger Mais und Raps. Mehr­jäh­ri­ge und viel­fäl­ti­ge­re Frucht­fol­gen tra­gen zum Kli­ma­schutz bei. Sie för­dern die bio­lo­gi­sche Viel­falt. Und ja, hel­fen dabei, dass die Schwei­ne nicht über­hand nehmen.

Wor­auf muss ich achten?

  • Bring kei­ne Fleisch- oder Wurst­wa­ren, die Schwei­ne­fleisch ent­hal­ten, aus dem Aus­land mit!  
  • Ver­füt­tere kei­ne Spei­se­res­te an Tie­re und füt­terkei­ne Wild­tie­re, ins­be­son­de­re kei­ne Wildschweine!
  • Ent­sorge tie­ri­sche Spei­se­res­te wie Fleisch nur im Rest­müll, nicht im Bio­müll oder Kom­post.  

 

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Ich bin Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF und beschäftige ich mich vor allem mit den großen heimischen Säugetieren, die bei uns einstmals ausgerottet waren, jetzt aber wieder zurückkehren! Der WWF möchte dazu beitragen, dass Wolf, Luchs & Co. hier wieder eine Heimat finden. Auch persönlich bin ich oft im Wald unterwegs, mache mich auf Spurensuche und erfreue mich an naturnahen Wäldern, wo der Mensch die Natur Natur sein lässt.
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