Kuh der Woche: Wil­de­rer, Jäger, Händler

Der Coup (sprich Kuh): Über Wilderei, den Tod des Löwen Cecil und andere Gemeinheiten. © R. Gramling, WWF

Die­se Woche wur­de scharf geschos­sen und ganz neben­bei mal wie­der mit dem (vor allem in Bay­ern) noch gern roman­tisch ver­klär­ten Bild des Wil­de­rers auf­ge­räumt. Los ging es mit einer Mel­dung aus dem ost­säch­si­schen Land­kreis Gör­litz. Dort haben die „Wolfs­kil­ler“ (SÄCHSISCHE ZEITUNG) wie­der zuge­schla­gen. Laut offi­zi­el­ler Stel­lung­nah­me des Lan­des­kri­mi­nal­amts wur­de das Tier in der Nacht vom 25. zum 26. Juli in der Nähe der Auto­bahn A4 getö­tet. Immer­hin haben der Deut­sche Jagd­ver­band und der Lan­des­jagd­ver­band Sach­sen Straf­an­zei­ge gegen Unbe­kannt gestellt und den Abschuss ver­ur­teilt. Natür­lich nicht, ohne gleich hin­ter­her beschö­ni­gend eine „Neu­be­wer­tung“ der deut­schen Wolfs­po­pu­la­ti­on zu for­dern. Na dann: Waidmannsheil!

Von toten Luch­sen und lee­ren Hotel­bet­ten 

Auch im Baye­ri­schen Wald scheint etwas in Bewe­gung zu gera­ten. Dort wur­den in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit immer wie­der Luch­se ille­gal getö­tet. Zuletzt traf es zwei Tie­re im Mai die­sen Jah­res. Laut BAYERISCHEM RUNDFUNK lei­det das Image der Regi­on zuse­hends: Hote­liers bekla­gen gar Zim­mer-Stor­nie­run­gen von Gäs­ten, die seit Jah­ren im Baye­ri­schen Wald Urlaub machen.

Die Jagd nach Kaviar

Wäh­rend bei Wolf und Luchs vor allem Hass und Ableh­nung Grund für die Wil­de­rei-Delik­te sind, dürf­te beim Stör der schnö­de Mam­mon Ursa­che sein. Stör-Eier aus Russ­land, bes­ser bekannt als Schwar­zer Kavi­ar, gel­ten als das teu­ers­te Lebens­mit­tel der Welt. Kom­men­den Sonn­tag the­ma­ti­siert im ZDF die Sen­dung PLANET E. die kri­mi­nel­le Kavi­ar-Con­nec­tion. Zusam­men mit mei­ner Kol­le­gin Jut­ta Jahrl traf die Redak­ti­on Wil­de­rer im Wol­ga-Del­ta, dubio­se Händ­ler in Astra­chan und Mos­kau — aber auch ganz lega­le Züch­ter und enga­gier­te Arten­schüt­zer. Notiz am Ran­de: 250 Mil­lio­nen Jah­re haben Stö­re auf der Erde über­lebt — am Ende könn­te der Mensch die­sen „leben­den Urzeit-Fisch“ in kür­zes­ter Zeit auslöschen.

Und dann kam Cecil…

Am Diens­tag tauch­ten dann die ers­ten Mel­dun­gen vom Abschuss des Löwen Cecil in Sim­bab­we auf. Das majes­tä­ti­sche Tier ist bei einer Jagd­sa­fa­ri von einem US-ame­ri­ka­ni­schen Zahn­arzt erlegt wor­den. Der Abschuss fand unter mehr als nur dubio­sen Umstän­den statt. Offen­bar wur­de der Löwe aus einem Natio­nal­park her­aus­ge­lockt. Und aus der welt­wei­ten Empö­rungs­wel­le wur­de schnell ein rich­ti­ger Tsu­na­mi, der eine bis dato voll­kom­men unbe­kann­te Zahn­arzt­pra­xis in den USA unter sich begrub. Das war kein Shit­s­torm mehr, son­dern ein Hur­ri­ca­ne. Und bei aller emo­tio­na­len Betrof­fen­heit: Dass PETA die Todes­stra­fe for­dert, wider­spricht nicht nur mei­nem Ver­ständ­nis von Men­schen­rech­ten grund­le­gend. Im übri­gen ist mir ein wüten­der Mob grund­sätz­lich suspekt. Ganz egal wie gerecht­fer­tigt die Empö­rung sein mag. Das Schick­sal von Cecil schaff­te es am Don­ners­tag hier­zu­lan­de sogar auf Sei­te Eins der BILD-Zei­tung. Auch in der WWF-Pres­se­stel­le stan­den die Tele­fo­ne nicht mehr still. Nur eini­ge der zahl­lo­sen Arti­kel zu dem The­ma gibt es hier oder hier.

UN-Reso­lu­ti­on gegen Wilderei

Wie die Ermitt­lun­gen gegen den bal­lern­den Zahn­arzt aus­ge­hen wer­den, bleibt abzu­war­ten. Der­weil müs­sen wir uns wei­ter dar­um bemü­hen, die Wil­de­reik­ri­se in Afri­ka zu stop­pen. Jedes Jahr wer­den zehn­tau­sen­de Ele­fan­ten und tau­sen­de Nas­hör­ner von para­mi­li­tä­ri­schen Ein­hei­ten abge­schlach­tet. Wil­de­rei-Bri­ga­den desta­bi­li­sie­ren gan­ze Regio­nen. Die Erlö­se der Wil­de­rei flie­ßen oft­mals direkt wie­der in Waf­fen und Kriegs­ge­rät. Ein ent­schei­den­der Schritt ist daher, dass die Ver­ein­ten Natio­nen am Don­ners­tag in New York eine Reso­lu­ti­on gegen den ille­ga­len Wild­tier­han­del ver­ab­schie­det haben. Dar­in ver­pflich­ten sich alle 193 Staa­ten der Welt, dem der­zeit bei­spiel­lo­sen Anstieg der Wil­de­rei und des ille­ga­len Wild­tier­han­dels in gemein­sa­mer Zusam­men­ar­beit ent­schie­den entgegenzutreten.

Vor­sicht #Tier­die­be!

Doch Wil­de­rei ist nicht nur ein Pro­blem in Afri­ka. Auch in Deutsch­land boomt der ille­ga­le Han­del mit bedroh­ten, hei­mi­schen Tier­ar­ten – von der Sumpf­schild­krö­te bis zum Fin­ken. Zusam­men mit dem MDR ist das Recher­chen­etz­werk CORRECT!V in die ver­schwie­ge­nen, kri­mi­nel­len Net­ze von Tier­die­ben in Deutsch­land ein­ge­taucht. Sogar eine Schein­iden­ti­tät als „Ger­man Rep­ti­le Para­di­se“ mit eige­nem Face­book-Account hat man sich zuge­legt. Her­aus­ge­kom­men ist nach einem Jahr die Doku „Die Tier­die­be“ (Aus­strah­lung am 3.8.2015 / 22 Uhr / ARD). Ich durf­te mir bei einer Vor­ab-Pre­mie­re den sehens­wer­ten Film bereits anschau­en und kann nur sagen: Unbe­dingt ein­schal­ten! Mehr dazu in der nächs­ten Woche.

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Roland Gramling ist Exil-Franke, Frankfurt-Fan und Berlin(West)-Bewohner. Nach dem Online-Journalismus-Studium in Darmstadt wechselte er auf die dunkle Seite der Macht und verkaufte seine Seele an die PR und Pressearbeit.Seit 2008 ist er Pressesprecher beim WWF Deutschland und seitdem auf der Suche nach dem Kuh des Lebens (oder zumindest der Woche). Er findet Pandas süß und Wölfe cool und hält Lady Gaga für die größte Poetin seit Oscar Wilde. Sonntags ist er stets am Tatort und damit grundsätzlich verdächtig.Kurzweilige Desorientierung ist mitunter beabsichtigt aber nie gewollt. Er kann nicht über sich selbst lachen und hält das auch noch für witzig. Fleisch kommt ihm nicht auf den Teller aber gerne mal unters Messer. Für ihn ist das Internet noch total Neuland-mäßig, aber die gedruckte Zeitung schon längst tot. In diesem Sinne: Muuuh!
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