Kuh der Woche: Deut­sche Werte

Die Kuh der Woche © Roland Gramling / WWF

Was waren das für Head­lines! Beim TAGESSPIEGEL wird die Rück­kehr des Füh­rers, der sich end­lich der Flücht­lin­ge annimmt, beju­belt.  Bei der BERLINER ZEITUNG bleibt das Gras im Park  und in der TAZ ste­hen die Rech­ten vor Wien. Unter­des­sen wet­tert die CDU bei TAGESPIEGEL ONLINE im Vor­feld der TTIP-Groß­de­mons­tra­ti­on (WWF-Mit­tei­lung dazu hier), gegen eine angeb­li­che Empö­rungs­in­dus­trie. Ja, der Medi­en­zir­kus hat uns in die­ser Woche ziem­lich viel geboten.

Kuh der Woche: Deut­sche Wer­te — und kla­re Positionen

Gera­de, als ich dach­te, es kann nicht absur­der wer­den, bekam Ange­la Mer­kel den Frie­dens­no­bel­preis schaut Ange­la Mer­kel bei Anne Will vor­bei und redet Klar­text. Damit schafft sie (in freund­li­cher Koope­ra­ti­on mit der deut­schen Twit­ter-Gemein­de) ganz locker den Kuh der Woche. Oh ja! Mer­kel kann Bas­ta! Und auf Twit­ter jubeln sie sich einen ab! Nur so am Ran­de sei die Fra­ge auf­ge­wor­fen, was es über unse­re (par­la­men­ta­ri­sche) Debat­ten­kul­tur aus­sagt, wenn kla­re Kan­te und ein­deu­ti­ge Posi­tio­nie­rung der Regie­rungs­chefin in einer TV-Talk­show zum Medi­en-Hype tau­gen. Aber ich möch­te nicht miss­ver­stan­den wer­den: Auch wenn Mer­kel, wie Robert Roß­mann in der SÜDDEUTSCHEN ana­ly­siert, „in einem Dilem­ma steckt“ und kaum über kon­kre­te Maß­nah­men spricht, fin­de ich es gut, wie sie ange­sichts des Gegen­winds Stel­lung bezieht. Wie schein­hei­lig absurd die Flücht­lings­de­bat­te an ande­rer Stel­le bis­wei­len geführt wird, offen­bart die kon­ge­nia­le SPON-Kolum­ne von Mar­ga­re­te Sto­kow­ski über deut­sche Wer­te und deren Ver­fech­ter. Wenn die rech­te, popu­lis­ti­sche Ecke plötz­lich Femi­nis­mus und Homo-Rech­te für sich ent­deckt, lohnt es sich genau­er hin­zu­schau­en. Sto­kow­skis Vor­schlag, Söder und See­ho­fer könn­ten zur Abschre­ckung aller nicht-wer­te­kon­for­men Flücht­lin­ge knut­schend an der Gren­ze ste­hen, wider­spricht zwar den Sta­tu­ten der Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on, ist aber über­le­gens­wert. Und Eri­ka Stein­bach wird nach der Lek­tü­re wohl für ihren Twit­ter-Account eine Zusatz­un­fall­ver­si­che­rung abschließen.

Noch mehr (Klima-)Flüchtlinge…

Ange­sichts der aktu­el­len Flücht­lings­zah­len und des anste­hen­den Kli­ma­gip­fels in Paris lohnt das Inter­view in der ZEIT-Print­aus­ga­be mit Anote Tong, dem Prä­si­dent von Kiri­ba­ti. Der Insel­staat droht durch den Kli­ma­wan­del im Meer unter­zu­ge­hen, was sei­ne Bewoh­ner zu Kli­ma­flücht­lin­gen machen wür­de. Das als Über­schrift her­aus­ge­stell­te Zitat — »Wol­len Sie, dass wir zu Ihnen kom­men?« — dürf­te all den net­ten „Asyl­kri­ti­kern“ von neben­an den Angst­schweiß ins Gesicht trei­ben und müss­te in letz­ter Kon­se­quenz die AfD zur Kli­ma­schutz­par­tei Num­mer Eins machen. Ach so… Halt! Den Kli­ma­wan­del gibt es ja gar nicht!

Ret­tungs­plan für den Steigerwald

Falls Horst See­ho­fer übri­gens doch nicht damit beschäf­tigt sein soll­te, mit Söder rum­zu­knut­schen, könn­te er sich um den Stei­ger­wald küm­mern.  Ich weiß, für einen Ober­bay­ern sind frän­ki­sche Ange­le­gen­hei­ten eher ein Gräu­el. Aber noch ist es nicht zu spät, aus den Feh­lern der Ver­gan­gen­heit zu ler­nen und das Pro­jekt „Nationalpark/Weltnaturerbe Stei­ger­wald“ wie­der auf Schie­ne zu set­zen. Die Umwelt­ver­bän­de freu­en sich auf einen Anruf. Das wäre übri­gens auch ganz im Sin­ne des „Zwei-Pro­zent-Wild­nis-Ziels“ und dem aktu­el­len Koali­ti­ons­ver­trags (Punkt 4.2), den (nur zur Erin­ne­rung) die CSU unter­zeich­net hat.

Abge­ma­gert und ausgehungert

Noch ein Wort in eige­ner Sache: Nach­dem ich ver­gan­ge­ne Woche für den WWF-Blog den McB. von McDo­nalds kri­tisch unter die Lupe genom­men hat­te, wur­de in eini­gen sozia­len Netz­wer­ken geäu­ßert, ich sähe so abge­ma­gert aus, als wür­de ich bald ver­hun­gern. Nun: Berich­te über mein vor­zei­ti­ges Able­ben waren ver­früht. Den eben­falls mehr­fach geäu­ßer­ten Rat­schlag, ich dür­res Ding soll­te öfter mal einen McDo­nalds-Bur­ger essen, wer­de ich aller­dings nicht beherzigen.

Kuli­na­ri­sches in Köln

Wer jetzt Hun­ger bekom­men hat, dem emp­feh­le ich einen Besuch auf der Ernäh­rungs­mes­se Anu­ga in Köln. Der WWF ist im Rah­men der Initia­ti­ve Genießt uns! eben­falls auf der Culina­ry Stage.  Und am Abend ist dann die gro­ße Preis­ver­lei­hung des ers­ten Genießt uns!-Awards – inklu­si­ve Essens­ret­ter-Ban­kett. Na dann: Guten Appetit!

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Roland Gramling ist Exil-Franke, Frankfurt-Fan und Berlin(West)-Bewohner. Nach dem Online-Journalismus-Studium in Darmstadt wechselte er auf die dunkle Seite der Macht und verkaufte seine Seele an die PR und Pressearbeit.Seit 2008 ist er Pressesprecher beim WWF Deutschland und seitdem auf der Suche nach dem Kuh des Lebens (oder zumindest der Woche). Er findet Pandas süß und Wölfe cool und hält Lady Gaga für die größte Poetin seit Oscar Wilde. Sonntags ist er stets am Tatort und damit grundsätzlich verdächtig.Kurzweilige Desorientierung ist mitunter beabsichtigt aber nie gewollt. Er kann nicht über sich selbst lachen und hält das auch noch für witzig. Fleisch kommt ihm nicht auf den Teller aber gerne mal unters Messer. Für ihn ist das Internet noch total Neuland-mäßig, aber die gedruckte Zeitung schon längst tot. In diesem Sinne: Muuuh!
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