Was waren das für Headlines! Beim TAGESSPIEGEL wird die Rückkehr des Führers, der sich endlich der Flüchtlinge annimmt, bejubelt. Bei der BERLINER ZEITUNG bleibt das Gras im Park und in der TAZ stehen die Rechten vor Wien. Unterdessen wettert die CDU bei TAGESPIEGEL ONLINE im Vorfeld der TTIP-Großdemonstration (WWF-Mitteilung dazu hier), gegen eine angebliche Empörungsindustrie. Ja, der Medienzirkus hat uns in dieser Woche ziemlich viel geboten.
Kuh der Woche: Deutsche Werte — und klare Positionen
Gerade, als ich dachte, es kann nicht absurder werden, bekam Angela Merkel den Friedensnobelpreis schaut Angela Merkel bei Anne Will vorbei und redet Klartext. Damit schafft sie (in freundlicher Kooperation mit der deutschen Twitter-Gemeinde) ganz locker den Kuh der Woche. Oh ja! Merkel kann Basta! Und auf Twitter jubeln sie sich einen ab! Nur so am Rande sei die Frage aufgeworfen, was es über unsere (parlamentarische) Debattenkultur aussagt, wenn klare Kante und eindeutige Positionierung der Regierungschefin in einer TV-Talkshow zum Medien-Hype taugen. Aber ich möchte nicht missverstanden werden: Auch wenn Merkel, wie Robert Roßmann in der SÜDDEUTSCHEN analysiert, „in einem Dilemma steckt“ und kaum über konkrete Maßnahmen spricht, finde ich es gut, wie sie angesichts des Gegenwinds Stellung bezieht. Wie scheinheilig absurd die Flüchtlingsdebatte an anderer Stelle bisweilen geführt wird, offenbart die kongeniale SPON-Kolumne von Margarete Stokowski über deutsche Werte und deren Verfechter. Wenn die rechte, populistische Ecke plötzlich Feminismus und Homo-Rechte für sich entdeckt, lohnt es sich genauer hinzuschauen. Stokowskis Vorschlag, Söder und Seehofer könnten zur Abschreckung aller nicht-wertekonformen Flüchtlinge knutschend an der Grenze stehen, widerspricht zwar den Statuten der Genfer Flüchtlingskonvention, ist aber überlegenswert. Und Erika Steinbach wird nach der Lektüre wohl für ihren Twitter-Account eine Zusatzunfallversicherung abschließen.
Noch mehr (Klima-)Flüchtlinge…
Angesichts der aktuellen Flüchtlingszahlen und des anstehenden Klimagipfels in Paris lohnt das Interview in der ZEIT-Printausgabe mit Anote Tong, dem Präsident von Kiribati. Der Inselstaat droht durch den Klimawandel im Meer unterzugehen, was seine Bewohner zu Klimaflüchtlingen machen würde. Das als Überschrift herausgestellte Zitat — »Wollen Sie, dass wir zu Ihnen kommen?« — dürfte all den netten „Asylkritikern“ von nebenan den Angstschweiß ins Gesicht treiben und müsste in letzter Konsequenz die AfD zur Klimaschutzpartei Nummer Eins machen. Ach so… Halt! Den Klimawandel gibt es ja gar nicht!
Rettungsplan für den Steigerwald
Falls Horst Seehofer übrigens doch nicht damit beschäftigt sein sollte, mit Söder rumzuknutschen, könnte er sich um den Steigerwald kümmern. Ich weiß, für einen Oberbayern sind fränkische Angelegenheiten eher ein Gräuel. Aber noch ist es nicht zu spät, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und das Projekt „Nationalpark/Weltnaturerbe Steigerwald“ wieder auf Schiene zu setzen. Die Umweltverbände freuen sich auf einen Anruf. Das wäre übrigens auch ganz im Sinne des „Zwei-Prozent-Wildnis-Ziels“ und dem aktuellen Koalitionsvertrags (Punkt 4.2), den (nur zur Erinnerung) die CSU unterzeichnet hat.
Abgemagert und ausgehungert
Noch ein Wort in eigener Sache: Nachdem ich vergangene Woche für den WWF-Blog den McB. von McDonalds kritisch unter die Lupe genommen hatte, wurde in einigen sozialen Netzwerken geäußert, ich sähe so abgemagert aus, als würde ich bald verhungern. Nun: Berichte über mein vorzeitiges Ableben waren verfrüht. Den ebenfalls mehrfach geäußerten Ratschlag, ich dürres Ding sollte öfter mal einen McDonalds-Burger essen, werde ich allerdings nicht beherzigen.
Kulinarisches in Köln
Wer jetzt Hunger bekommen hat, dem empfehle ich einen Besuch auf der Ernährungsmesse Anuga in Köln. Der WWF ist im Rahmen der Initiative Genießt uns! ebenfalls auf der Culinary Stage. Und am Abend ist dann die große Preisverleihung des ersten Genießt uns!-Awards – inklusive Essensretter-Bankett. Na dann: Guten Appetit!
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