Müll-Medi­ta­tio­nen: Unser Fass im Keller

Sondermüll: Im Haushalt mehr als man denkt. // CC0 1.0 - Aleks Dorohovich - bit.ly_1Qj9DV7

Ob Alt­öl, Säu­re oder Löse­mit­tel: Heut­zu­ta­ge wird Son­der­müll erfasst und nahe­zu rück­stands­frei ver­brannt – zumin­dest in Indus­trie­län­dern wie unse­rem. Aber das war nicht immer so. Und wenn wir genau hin­se­hen, haben wir immer noch eini­ge Fäs­ser im Keller!

Bis in die Sieb­zi­ger­jah­re hin­ein war die Ent­sor­gung von Müll ein intel­lek­tu­ell eher weni­ger her­aus­for­dern­des The­ma. Auf der Ham­bur­ger Depo­nie Georgs­wer­der kam ein Tank­wa­gen ange­fah­ren und pump­te die dioxin­hal­ti­gen Abfäl­le aus der Pes­ti­zid­pro­duk­ti­on in eine Gru­be. Die­se wur­de mit Sperr­müll auf­ge­füllt, um die Gift­pam­pe schön auf­zu­sau­gen, etwas Erde drü­ber und das war‘s.

Son­der­müll: Detek­tiv­ar­beit für die Umwelt

In den acht­zi­ger Jah­ren began­nen die mitt­ler­wei­le eta­blier­ten Umwelt­be­hör­den all­mäh­lich damit, in den Unter­grund zu boh­ren, um den Zustand des Grund­was­sers zu betrach­ten. Damals — noch bei den Grü­nen in Ham­burg aktiv — hat­te ich mir es zur Auf­ga­be gemacht, die mir zuge­spiel­ten Mess­pro­to­kol­le zu sich­ten. Ich ver­glich die zunächst harm­los aus­se­hen­den Schad­stoff­wer­te mit ent­spre­chen­den Unbe­denk­lich­keits-Grenz­wer­ten und fand diver­se Über­schrei­tun­gen. Was die Medi­en damals dank­bar zur Kennt­nis nahmen.

Die Fäs­ser im eige­nen Keller

Auch uns treibt es manch­mal in den Kel­ler – ent­we­der, weil wir ein­mal auf­räu­men wol­len, bei Freun­den ent­rüm­peln oder ein neu­es Zuhau­se über­neh­men. Dort fin­den wir dann die alten ros­ti­gen Dosen und Fla­schen mit einem Toten­kopf­sym­bol drauf – alte Pflan­zen- oder Holz­schutz­mit­tel zum Bei­spiel. Daher im Ernst: Son­der­müll ist kein Spaß und jeder soll­te sich dar­über informieren!

Son­der­müll gehört nicht in die Hausmülltonne

  • Bat­te­rien nimmt heu­te der Han­del zurück, alte Auto­bat­te­rien der Autohändler.
  • Alle ande­ren gif­ti­gen Abfäl­le müs­sen zu Betriebs- und Recy­cling­hö­fen gebracht werden.
  • Zum Son­der­müll aus dem Haus­halt gehö­ren zum Bei­spiel Abfluss- und Back­ofen­rei­ni­ger, Ener­gie­spar­lam­pen, Insek­ten­be­kämp­fungs­mit­tel (auch Mot­ten­ku­geln), Dün­ge­mit­tel, Holz­schutz­mit­tel, Kleb­stof­fe, Brems­flüs­sig­keit, Frost­schutz­mit­tel, Nagel­lack­ent­fer­ner, Lösungs­mit­tel und Far­ben, Medi­ka­men­te … (Quel­le: medienwerkstatt-online.de)
  • Mehr Infor­ma­tio­nen gibt es in der kos­ten­lo­sen Bro­schü­re des Umweltbundesamtes
  • Beach­tet auch Infor­ma­tio­nen zur Abfall­ent­sor­gung und Son­der­müll­samm­lung von eurer Stadt oder Gemeinde!

Zum Schluss noch ein klei­nes Gedankenspiel

Viel­leicht tref­fen wir, nach­dem wir unse­ren sorg­sam gebor­ge­nen und ver­pack­ten alten Pflan­zen­schutz­mit­tel­be­häl­ter in der Son­der­müll­sam­mel­stel­le abge­ge­ben haben, auf einen Land­wirt. Der sitzt auf sei­nem Trak­tor und ver­sprüht fein eine Flüs­sig­keit auf sei­nem Acker. Doch nicht etwa das Zeugs, das wir nur mit Hand­schu­hen ange­fasst und dop­pelt sicher ver­packt zur Son­der­müll­sam­mel­stel­le getra­gen hatten?

Nun wer­de ich doch etwas nach­denk­lich. Auch wenn unse­re Kel­ler mitt­ler­wei­le sau­ber auf­ge­räumt sind: Da haben wir wohl noch ein ganz ande­res und grö­ße­res „Fass im Keller“.

Ich arbeite seit über 20 Jahren beim WWF und versuche, in der Arbeit mit Unternehmen den ökologischen Fußabdruck so zu reduzieren, dass am Ende tatsächlich etwas Messbares herauskommt. Der Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie begleitet mich dabei täglich. Ein thematischer Schwerpunkt meiner Arbeit ist das Thema Verpackungen und Recycling. Ich beobachte gerade mit Entsetzen, wie die Weltmeere in eine Plastiksuppe verwandelt werden und hoffe, dass wir es schaffen, weltweit vorhandenen Sachverstand zusammenzubringen, um das Problem zu lösen. --- Bernhard Bauske hat den WWF inzwischen verlassen ---
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