Keh­ren vor der eige­nen Tür: Wie der WWF sein Umwelt­ma­nage­ment vorantreibt

Ehrensache: natürlich steht das Fahrrad hoch im Kurs - aber wir müssen uns auch über das Fliegen Gedanken machen © Marlene Gawrisch / WWF

Zuge­ge­ben, wer im Umwelt­ma­nage­ment einer Natur- und Arten­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on wie dem WWF arbei­tet, hat es im Grun­de leicht: Kei­ne Kolleg:innen müs­sen von umwelt­be­wuss­tem Ver­hal­ten über­zeugt wer­den. Wir stel­len kei­ne res­sour­cen­in­ten­si­ven Pro­duk­te her, die nie­mand braucht. Auch der Wachs­tums­zwang durch hung­ri­ge Inves­to­ren, denen lang­sam der Kavi­ar aus­geht, fehlt. War­um braucht der WWF dann über­haupt ein Umweltmanagement?

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Die Ant­wort liegt auf der Hand. Schon aus unse­rem Selbst­ver­ständ­nis her­aus ist es natür­lich unse­re Pflicht den eige­nen öko­lo­gi­schen Fuß­ab­druck zu mini­mie­ren. Unse­re Mis­si­on mag der Erhalt und Wie­der­auf­bau der Natur sein, doch frei von Umwelt­be­las­tun­gen sind auch wir nicht. Und wenn wir von Poli­tik, Unter­neh­men und Kon­su­men­ten for­dern, Was­ser zu trin­ken, kön­nen wir nicht betrun­ken in der Ecke sit­zen. Wer, wenn nicht wir, soll­te als Vor­bild vorangehen?

Vie­le low han­ging fruits wur­den schon vor mei­ner Zeit geern­tet, obwohl es noch gar kein Umwelt­ma­nage­ment im kon­ven­tio­nel­len Sin­ne gab. Cate­rings sind schon lan­ge aus­schließ­lich vege­ta­risch. Ein­ge­kauf­te Lebens­mit­tel besit­zen das Bio-Sie­gel, Büro­ma­te­ria­li­en sind durch den Blau­en Engel zer­ti­fi­ziert. Es gibt Mehr­weg­plas­tik­do­sen für das Mit­tag­essen außer Haus. Natür­lich arbei­ten wir mit Öko­strom. Und so wei­ter. Wor­an es bis­her gefehlt hat­te, war der Über­blick, die Daten­grund­la­ge und Orga­ni­sa­ti­on, sowie eine Stra­te­gie zum Errei­chen wei­te­rer Reduktionsziele.

Das “Green Team” im WWF

Im letz­ten Jahr hat sich das Green Team eta­bliert. Wir set­zen uns stra­te­gisch mit den Umwelt­aus­wir­kun­gen des WWF Deutsch­land aus­ein­an­der. Die Auf­ga­be des Teams lau­te­te zunächst: Ana­ly­se des Sta­tus Quo. Wer die eige­ne Leis­tung nach­weis­lich ver­bes­sern will, muss sie schließ­lich ken­nen. Dafür braucht es aller­dings Wil­le und Geduld.

Mir ist das schon klar: Da arbei­tet ein Kol­le­ge schon am Limit, hat hier ein Tele­fo­nat, da ein Tref­fen, muss die­se drin­gen­de Mail bear­bei­ten, die­sen Bericht ver­bes­sern. Und dann fragt die­ser Tim aus dem Umwelt­ma­nage­ment nach dem Kilo­me­ter­stand des Dienst­wa­gens. Nach der Ein­schät­zung zu Anbie­ter X und Pro­dukt Y. Nach der Betriebs­kos­ten­ab­rech­nung aus 2018. Das nervt. Und ist wichtig.

Milch oder Hafermilch?

Wor­auf ich hin­aus möch­te: Es ist für alle wich­tig zu wis­sen, dass es den Wil­len zur sys­te­ma­ti­schen Ana­ly­se und Reduk­ti­on des eige­nen Fuß­ab­drucks gibt. Dazu eig­net sich – wie bei uns im WWF – eine Mit­ar­bei­ter­ver­samm­lung oder die Prä­senz im Intra­net. Alle soll­ten davon wis­sen, damit sie Ideen wei­ter­tra­gen und an Ent­schei­dun­gen teil­ha­ben kön­nen. Über 160 Stim­men wur­den bei­spiels­wei­se abge­ge­ben, als es um die Fra­ge ging: „Milch oder Hafer­drink zum Kaffee?“

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Wie so oft im Leben: Eine offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on ist essen­zi­ell. Wie lan­ge wird schon ein neu­er Pro­zess ein­ge­hal­ten, wenn er nicht aus­rei­chend ver­stan­den und ange­nom­men wur­de? Und selbst wenn er durch ent­spre­chen­de Maß­nah­men ein­ge­hal­ten wird: Wie füh­len sich die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen dabei? Mitt­ler­wei­le haben wir eine gute Daten­grund­la­ge geschaf­fen und meh­re­re Leit­li­ni­en ver­fasst. Wir wis­sen also, wo wir ste­hen, wohin wir wol­len — und wir glau­ben zu wis­sen wie es da hin geht.

Die größ­ten Las­ter des Pandas

Co2 Ver­brauch des WWF Deutsch­land © WWF

Wir wis­sen, dass unse­re größ­ten Las­ter der Papier­ver­brauch und die Flug­rei­sen sind. Und wir kön­nen zumin­dest deren CO2-Emis­sio­nen quan­ti­fi­zie­ren. Im nächs­ten Schritt geht es nun um den fast wich­ti­ge­ren Teil: die Reduk­ti­on. Und hier sto­ßen wir auf den schma­len Grat zwi­schen eige­ner Ambi­ti­on und Rea­li­tät des Gegenübers.

Wie sol­len wir unse­ren Papier­ver­brauch redu­zie­ren, wenn das Mar­ke­ting erklärt, dass wir dadurch Spen­den­gel­der ver­lie­ren? Wie kön­nen wir unse­re Flug­rei­sen wei­ter redu­zie­ren, wenn es für die Kolleg:innen aus dem Natur­schutz not­wen­dig ist, die Arbeit in den Pro­jek­ten per­sön­lich zu begleiten?

Wir haben uns ein ambitio­niertes sowie 1,5‑Grad-Ziel-konformes Reduk­ti­ons­ziel gesetzt: Das WWF-Netz­werk, bestehend aus allen Büros in allen Län­dern, hat sich dazu ver­pflich­tet, die Flug­e­mis­sio­nen bis 2030 um mehr als die Hälf­te im Ver­gleich zum Jahr 2018 zu senken.

Umwelt­ma­nage­ment bedeu­tet vor allem Kom­pro­mis­se fin­den. Das ist nicht immer ein­fach, aber not­wen­dig. Auch gera­de für eine Orga­ni­sa­ti­on wie den WWF.

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Mit einer Ausbildung als Automobilkaufmann und einem Abschluss in Betriebswirtschaftslehre (Schwerpunkt: Umwelt und Nachhaltigkeit) in der Tasche, kam ich 2019 zum WWF. Ich begann als Werkstudent im People & Culture Team, während ich zeitgleich mein neues Studium der Agrarwissenschaften aufnahm. Hier sehe ich das größte Potenzial für eine gesellschaftliche Transformation, die es dringend braucht. Nach gut einem Jahr wechselte ich den Fachbereich und gebe seitdem mein Bestes, um den ökologischen Fußabdruck des WWF Deutschland zu minimieren.

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