Kuh der Woche: Vol­le Kan­ne Was­ser und ein Problem-Panda

© Roland Gramling WWF

Die eitel-sub­jek­ti­ve Pres­se­schau zur Woche star­tet mit einem Fin­ger­zeig. Nein, nicht der Fin­ger­zeig Got­tes, son­dern der des grie­chi­schen Finanz­mi­nis­ters Varou­fa­kis! Das Spek­ta­kel begann mit der sonn­täg­li­chen Jauch-Talk­show. Gezeigt wur­de der Minis­ter-Fin­ger — aus­ge­streckt in Rich­tung Deutsch­land. Empört erklär­te der dazu geschal­te­te Varou­fa­kis, die Bil­der sei­en “mani­pu­liert”. Da sah Jauch in sei­nem Gaso­me­ter noch betröp­fel­ter aus als sonst. Von Nig­ge­mei­er bis BILD — im Nach­gang war der Fin­ger The­ma bei der kom­plet­ten deut­sche Medi­en­eli­te (oder wer sich eben dazu zählt).

Skan­dal! Skandal!

Was waren das noch für Zei­ten, als sich Poli­ti­ker nicht wegen ihres Fin­gers son­dern wegen ganz ande­rer Kör­per­tei­le recht­fer­ti­gen muss­ten! Ich sag nur: I did not have sexu­al rela­ti­ons… Voll­ends absurd wur­de die Geschich­te, als Jan Böh­mer­mann behaup­te­te, er und sein Team sei­en Urhe­ber der Mani­pu­la­ti­on und sich Varou­fa­kis via Twit­ter bei dem ZDF-Anar­chis­ten bedankt. In einer Woche, in der in Frank­furt Bar­ri­ka­den brann­ten bleibt fest­zu­hal­ten: Euro­pa krankt dar­an, dass zu vie­le angeb­lich ach so über­zeug­te Euro­pä­er mit zu vie­len Fin­gern auf­ein­an­der zeigen.

Ja wo is’ er denn?

Über­trof­fen wur­de die Bericht­erstat­tung über den Minis­ter-Fin­ger nur von der ban­gen Fra­ge: Wo ist Putin? Dem Jour­na­lis­ten Maxim Eristavi genüg­ten 120 Zei­chen auf Twit­ter um alles sub­stan­ti­el­les zu die­sem Nicht-The­ma zu sagen: “2012: Where’s Xi Jin­ping? 2014: Where’s Kim Jong-Un? 2015: Where’s Putin? The real ques­ti­on is: Where’s real journalism?”

Kuh der Woche: Vol­le Kan­ne Wasser

Wen­den wir uns — was nicht wirk­lich schwer fällt — Wich­ti­ge­rem zu. Der Kuh der Woche ist dies­mal eine (Ach­tung Wort­spiel!) “Vol­le Kan­ne Was­ser”. Am Sonn­tag ist Welt­was­ser­tag: Der­zeit sind 750 Mil­lio­nen Men­schen ohne Zugang zu sau­be­rem Trink­was­ser. Gleich­zei­tig geht es den Feucht­ge­bie­ten und Flüs­sen immer wei­ter an den Kra­gen. Ich selbst durf­te — dar­auf sei ganz unei­tel hin­ge­wie­sen — über die­ses The­ma in dem ZDF-Maga­zin “Vol­le Kan­ne” berich­ten. Auch Kon­sum­ge­wohn­hei­ten in Deutsch­land ver­schär­fen näm­lich die glo­ba­le Was­ser­kri­se, wie etwa das Bei­spiel der spa­ni­schen Früh-Erd­bee­ren zeigt.

Blitz­rech­ner für Fleischeslust

Apro­pos Kon­sum­ge­wohn­hei­ten: Ein gutes Steak in Ehren, aber wir haben ja inzwi­schen alle min­des­tens eine unge­fäh­re Ahnung, wie schäd­lich Flei­sches­lust sein kann. Wer es ganz genau wis­sen will, kann jetzt auf  www.blitzrechner.de/fleisch berech­nen, wie viel Was­ser, Land, CO2, Anti­bio­ti­ka und Tier­le­ben not­wen­dig sind, um sei­nen per­sön­li­chen Fleisch­kon­sum zu pro­du­zie­ren. Die Ergeb­nis­se sind wohl nicht geeig­net, die ZENTRAG eG (Zen­tral­ge­nos­sen­schaft des euro­päi­schen Flei­scher­ge­wer­bes) zu ent­zü­cken. Trotz­dem dürf­te die Stim­mung auf der Pres­se­kon­fe­renz kom­men­den Mon­tag gut sein. Laut neus­ten Zah­len wird die euro­päi­sche Fleisch­pro­duk­ti­on in die­sem Jahr wei­ter wach­sen.

Pro­blem-Pan­da

Gute Kun­den für Flei­sche­rei­en sind Pan­da­bä­ren mit ihrer bei­na­he aus­schließ­lich vege­ta­ri­schen Ernähung nicht. Doch das Veggi-Kuschel­image trügt! Auch hier gibt es ech­te Ram­bos. Ein Chi­ne­se hat jetzt von der Forst­ver­wal­tung Ent­schä­di­gung erstrit­ten, nach­dem ihn ein Pan­da-Bär ins Bein gebis­sen hat.

Dun­kel­hei­t²

Pan­das sind kei­ne Kuschel­tie­re? Fern­seh­bil­der mani­pu­lier­bar? Die­se Woche brach­te Welt­bil­der ins wan­ken. Und dann wur­de es am hell­lich­ten Tag auch noch dun­kel! Eine Son­nen­fins­ter­nis such­te Deutsch­land heim. Im Vor­feld wur­de bereits vor einem Black­out gewarnt, da die Storm­erzeu­gung, anders als bei der “tota­len SoFi 1999”, solar-abhän­gi­ger ist. Das ganz ist sowie­so nur ein Pro­log, denn nächs­ten Sams­tag (28.03) steht uns eine glo­ba­le Dun­kel­heit bevor. Zwi­schen 20:30 und 21:30 Uhr gehen vom Opern­haus in Syd­ney bis zum Bran­den­bur­ger Tor die Lich­ter aus. Die vom WWF initi­ier­te Earth Hour gilt als größ­te, glo­ba­le Demons­tra­ti­on für Kli­ma- und Umweltschutz.

Die gute Sache

Das tol­le an Earth Hour: Jeder kann mit­ma­chen! In die­sem Sin­ne for­dert auch Mar­co Voll­mar im WWF-Blog mehr Hal­tung und gesell­schafts­über­grei­fen­de Kam­pa­gnen der deut­schen Medi­en. Vor­bild dafür könn­te der bri­ti­sche GUARDIAN mit der Peti­ti­on gegen fos­si­le Brenn­stof­fe und für glo­ba­len Kli­ma­schutz sein. Ich dach­te immer, Medi­en-Kam­pa­gnen gibt es nur, um Bun­des­prä­si­den­ten zu stürzen…

Roland Gramling ist Exil-Franke, Frankfurt-Fan und Berlin(West)-Bewohner. Nach dem Online-Journalismus-Studium in Darmstadt wechselte er auf die dunkle Seite der Macht und verkaufte seine Seele an die PR und Pressearbeit. Seit 2008 ist er Pressesprecher beim WWF Deutschland und seitdem auf der Suche nach dem Kuh des Lebens (oder zumindest der Woche). Er findet Pandas süß und Wölfe cool und hält Lady Gaga für die größte Poetin seit Oscar Wilde. Sonntags ist er stets am Tatort und damit grundsätzlich verdächtig. Kurzweilige Desorientierung ist mitunter beabsichtigt aber nie gewollt. Er kann nicht über sich selbst lachen und hält das auch noch für witzig. Fleisch kommt ihm nicht auf den Teller aber gerne mal unters Messer. Für ihn ist das Internet noch total Neuland-mäßig, aber die gedruckte Zeitung schon längst tot. In diesem Sinne: Muuuh!
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