Die eitel-subjektive Presseschau zur Woche startet mit einem Fingerzeig. Nein, nicht der Fingerzeig Gottes, sondern der des griechischen Finanzministers Varoufakis! Das Spektakel begann mit der sonntäglichen Jauch-Talkshow. Gezeigt wurde der Minister-Finger — ausgestreckt in Richtung Deutschland. Empört erklärte der dazu geschaltete Varoufakis, die Bilder seien “manipuliert”. Da sah Jauch in seinem Gasometer noch betröpfelter aus als sonst. Von Niggemeier bis BILD — im Nachgang war der Finger Thema bei der kompletten deutsche Medienelite (oder wer sich eben dazu zählt).
Skandal! Skandal!
Was waren das noch für Zeiten, als sich Politiker nicht wegen ihres Fingers sondern wegen ganz anderer Körperteile rechtfertigen mussten! Ich sag nur: I did not have sexual relations… Vollends absurd wurde die Geschichte, als Jan Böhmermann behauptete, er und sein Team seien Urheber der Manipulation und sich Varoufakis via Twitter bei dem ZDF-Anarchisten bedankt. In einer Woche, in der in Frankfurt Barrikaden brannten bleibt festzuhalten: Europa krankt daran, dass zu viele angeblich ach so überzeugte Europäer mit zu vielen Fingern aufeinander zeigen.
Ja wo is’ er denn?
Übertroffen wurde die Berichterstattung über den Minister-Finger nur von der bangen Frage: Wo ist Putin? Dem Journalisten Maxim Eristavi genügten 120 Zeichen auf Twitter um alles substantielles zu diesem Nicht-Thema zu sagen: “2012: Where’s Xi Jinping? 2014: Where’s Kim Jong-Un? 2015: Where’s Putin? The real question is: Where’s real journalism?”
Kuh der Woche: Volle Kanne Wasser
Wenden wir uns — was nicht wirklich schwer fällt — Wichtigerem zu. Der Kuh der Woche ist diesmal eine (Achtung Wortspiel!) “Volle Kanne Wasser”. Am Sonntag ist Weltwassertag: Derzeit sind 750 Millionen Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Gleichzeitig geht es den Feuchtgebieten und Flüssen immer weiter an den Kragen. Ich selbst durfte — darauf sei ganz uneitel hingewiesen — über dieses Thema in dem ZDF-Magazin “Volle Kanne” berichten. Auch Konsumgewohnheiten in Deutschland verschärfen nämlich die globale Wasserkrise, wie etwa das Beispiel der spanischen Früh-Erdbeeren zeigt.
Blitzrechner für Fleischeslust
Apropos Konsumgewohnheiten: Ein gutes Steak in Ehren, aber wir haben ja inzwischen alle mindestens eine ungefähre Ahnung, wie schädlich Fleischeslust sein kann. Wer es ganz genau wissen will, kann jetzt auf www.blitzrechner.de/fleisch berechnen, wie viel Wasser, Land, CO2, Antibiotika und Tierleben notwendig sind, um seinen persönlichen Fleischkonsum zu produzieren. Die Ergebnisse sind wohl nicht geeignet, die ZENTRAG eG (Zentralgenossenschaft des europäischen Fleischergewerbes) zu entzücken. Trotzdem dürfte die Stimmung auf der Pressekonferenz kommenden Montag gut sein. Laut neusten Zahlen wird die europäische Fleischproduktion in diesem Jahr weiter wachsen.
Problem-Panda
Gute Kunden für Fleischereien sind Pandabären mit ihrer beinahe ausschließlich vegetarischen Ernähung nicht. Doch das Veggi-Kuschelimage trügt! Auch hier gibt es echte Rambos. Ein Chinese hat jetzt von der Forstverwaltung Entschädigung erstritten, nachdem ihn ein Panda-Bär ins Bein gebissen hat.
Dunkelheit²
Pandas sind keine Kuscheltiere? Fernsehbilder manipulierbar? Diese Woche brachte Weltbilder ins wanken. Und dann wurde es am helllichten Tag auch noch dunkel! Eine Sonnenfinsternis suchte Deutschland heim. Im Vorfeld wurde bereits vor einem Blackout gewarnt, da die Stormerzeugung, anders als bei der “totalen SoFi 1999”, solar-abhängiger ist. Das ganz ist sowieso nur ein Prolog, denn nächsten Samstag (28.03) steht uns eine globale Dunkelheit bevor. Zwischen 20:30 und 21:30 Uhr gehen vom Opernhaus in Sydney bis zum Brandenburger Tor die Lichter aus. Die vom WWF initiierte Earth Hour gilt als größte, globale Demonstration für Klima- und Umweltschutz.
Die gute Sache
Das tolle an Earth Hour: Jeder kann mitmachen! In diesem Sinne fordert auch Marco Vollmar im WWF-Blog mehr Haltung und gesellschaftsübergreifende Kampagnen der deutschen Medien. Vorbild dafür könnte der britische GUARDIAN mit der Petition gegen fossile Brennstoffe und für globalen Klimaschutz sein. Ich dachte immer, Medien-Kampagnen gibt es nur, um Bundespräsidenten zu stürzen…
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