Kli­ma­wan­del in mei­ner Schokolade

Sind unsere liebsten Genussmittel bald ein rares Gut? // CC0 1.0 - Padurariu Alexandru - http://bit.ly/1l7CFeL

Der Kli­ma­wan­del ist für die meis­ten von uns noch sehr weit ent­fernt. Vie­le den­ken an Wir­bel­stür­me oder an vom Mee­res­spie­gel­an­stieg bedroh­te Insel­staa­ten. Direkt betrof­fen füh­len wir uns zumeist noch nicht. Und doch schleicht sich der Kli­ma­wan­del gera­de lei­se in unse­ren Alltag.

Wär­me, Stür­me und Über­flu­tun­gen begüns­ti­gen einen Pilz, der schon jetzt für gro­ße Ern­te­ver­lus­te bei Bana­nen sorgt. // CC0 1.0 — Lot­te Löhr — http://bit.ly/1HqV6Q6

Weih­nach­ten ohne Haselnüsse

Letz­tes Jahr gab es wäh­rend der Vor­weih­nachts­zeit in vie­len Super­märk­ten kei­ne Hasel­nüs­se mehr zu kau­fen. Wor­an lag das? Die Tür­kei domi­niert den Welt­markt mit einem Anteil von über 70Prozent an der welt­wei­ten Hasel­nuss-Pro­duk­ti­on. Eine Hagel­nacht reich­te, um die Hälf­te der Ern­te zu ver­nich­ten. Auch die­ses Jahr gab es wie­der eine schlech­te Ern­te und die Welt­markt­prei­se sind so sehr ange­stie­gen, dass bei­spiels­wei­se der Scho­ko­la­den-Her­stel­ler Rit­ter Sport gera­de mit jeder ver­kauf­ten „Voll Nuss“-Tafel ein Ver­lust­ge­schäft macht.

Der Kli­ma­wan­del erreicht unse­re Supermärkte

Für eini­ge bei uns beson­ders belieb­te Lebens­mit­tel wie Kaf­fee, Bana­nen und Oran­gen habe ich ver­sucht her­aus­zu­fin­den, wel­che Ver­än­de­run­gen uns in Zukunft erwar­ten, falls es uns nicht gelin­gen soll­te, die glo­ba­len Treib­haus­gas­emis­sio­nen schnell dras­tisch zu senken.

So geht im Fal­le von Kaf­fee eine Stu­die der Hum­boldt Uni­ver­si­tät Ber­lin davon aus, dass bis Mit­te des Jahr­hun­derts die Hälf­te der bis­he­ri­gen für den Kaf­fee­an­bau geeig­ne­ten Flä­chen welt­weit auf­grund des Kli­ma­wan­dels unbrauch­bar werden.

Was hat der Kli­ma­wan­del mit mei­nem Kaf­fee zu tun?

Die Erd­er­wär­mung för­dert in vie­len Regio­nen der Welt die Ver­duns­tung und kann in den Mona­ten ohne Nie­der­schlag ver­stärkt zu Dür­re­pe­ri­oden füh­ren. Die aktu­el­len Dür­ren in Bra­si­li­en und Kali­for­ni­en geben uns einen Vor­ge­schmack auf die Zukunft, wenn die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels noch spür­ba­rer wer­den. Dane­ben kön­nen auch Stark­re­gen und Stür­me Über­flu­tun­gen ver­ur­sa­chen und die Aus­brei­tung von Pflan­zen­schäd­lin­gen begüns­ti­gen. All dies führt schon heu­te zu Ern­te­aus­fäl­len bei vie­len Agrar­roh­stof­fen und wird in Zukunft noch häu­fi­ger vorkommen.

Aus der WWF-Fall­samm­lung “Die Ruhe vor dem Sturm” © WWF

Kaf­fee, Oran­gen, Hasel­nüs­se und Bana­nen: Unse­re Fallsammlung

Ich habe mir ange­se­hen, unter wel­chen Kli­ma­wan­del-Fol­gen die wich­tigs­ten Anbau­län­der die­ser Agrar­roh­stof­fe schon heu­te lei­den und wel­che Ern­te­aus­fäl­le bereits gemel­det wur­den. Dann habe ich die Pro­jek­tio­nen des Welt­kli­ma­ra­tes IPCC für die­se Anbau­re­gio­nen zu Rate gezo­gen, um in Kli­ma­ri­si­ko­kar­ten zu zei­gen, dass sich die­se Kli­ma­ri­si­ken in Zukunft noch deut­lich ver­schär­fen werden.

Eine Gefähr­dung der Ernäh­rungs­si­cher­heit ist in Deutsch­land zum Glück unwahr­schein­lich. Aber Genuss­mit­tel könn­ten zukünf­tig teu­rer wer­den — oder zeit­wei­se gar nicht mehr oder nur in min­de­rer Qua­li­tät ver­füg­bar sein.

Wenn wir jedoch über den eige­nen Tel­ler­rand hin­aus schau­en, geht es ums Über­le­ben: Für die Bevöl­ke­rung in vie­len Anbau­ge­bie­ten steht bei Ern­te­aus­fäl­len häu­fig die Exis­tenz­grund­la­ge auf dem Spiel.

Es liegt an uns, das Aus­maß der Kli­ma­wan­del­fol­gen zu begrenzen:

  • Die Staa­ten­ge­mein­schaft muss die glo­ba­len Treib­haus­gas­emis­sio­nen dras­tisch redu­zie­ren, um die Erd­er­wär­mung auf maxi­mal 1,5 Grad Cel­si­us zu begren­zen und die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels so gering wie mög­lich zu halten.
  • Betrof­fe­ne Anbau­län­der brau­chen schnel­le, nach­hal­ti­ge Unter­stüt­zung bei der Ent­wick­lung und Umset­zung von Anpas­sungs­stra­te­gien, um mit den Kli­ma­wan­del­fol­gen umge­hen zu können.
  • Unter­neh­men sol­len prü­fen, woher ihre Roh­stof­fe stam­men und ob die­se kli­ma­freund­lich und nach­hal­tig ange­baut wur­den. Gemein­sam mit den Pro­du­zen­ten vor Ort müs­sen Min­de­rungs- und Anpas­sungs­stra­te­gien ent­wi­ckelt und umge­setzt werden.
  • Wir müs­sen die Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung stoppen.

Gut zu wissen:

Infor­ma­tio­nen zu den Kli­ma­ver­hand­lun­gen in Paris: www.wwf.de/paris

Infor­ma­tio­nen zur Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung: Das gro­ße Wegschmeißen

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Seit über 10 Jahren arbeite ich mit Unternehmen an der Entwicklung und Umsetzung ihrer Klimaschutzprogramme. Das ist manchmal gar nicht so einfach, weil Klimawandel für die meisten noch ein sehr abstraktes Thema ist. Anfangs gilt es zu veranschaulichen, wie der Klimawandel heute schon das eigene Geschäft beeinflusst und wie das Unternehmen selber zur Erderwärmung beiträgt. Wenn wir wissen, woher die meisten Treibhausgasemissionen des Unternehmens kommen, beginnen wir gemeinsam zu überlegen, wie es mit möglichst geringem Aufwand die größte Emissionsreduktion erreichen kann. Das Finden von Lösungen ist manchmal kreative Tüftelei, das macht dann richtig Spaß. "+++Thilo Pommerening war bis zum April 2017 als Referent für Corporate Footprint für den WWF Deutschland tätig. +++"

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