Der Klimawandel ist für die meisten von uns noch sehr weit entfernt. Viele denken an Wirbelstürme oder an vom Meeresspiegelanstieg bedrohte Inselstaaten. Direkt betroffen fühlen wir uns zumeist noch nicht. Und doch schleicht sich der Klimawandel gerade leise in unseren Alltag.
Weihnachten ohne Haselnüsse
Letztes Jahr gab es während der Vorweihnachtszeit in vielen Supermärkten keine Haselnüsse mehr zu kaufen. Woran lag das? Die Türkei dominiert den Weltmarkt mit einem Anteil von über 70Prozent an der weltweiten Haselnuss-Produktion. Eine Hagelnacht reichte, um die Hälfte der Ernte zu vernichten. Auch dieses Jahr gab es wieder eine schlechte Ernte und die Weltmarktpreise sind so sehr angestiegen, dass beispielsweise der Schokoladen-Hersteller Ritter Sport gerade mit jeder verkauften „Voll Nuss“-Tafel ein Verlustgeschäft macht.
Der Klimawandel erreicht unsere Supermärkte
Für einige bei uns besonders beliebte Lebensmittel wie Kaffee, Bananen und Orangen habe ich versucht herauszufinden, welche Veränderungen uns in Zukunft erwarten, falls es uns nicht gelingen sollte, die globalen Treibhausgasemissionen schnell drastisch zu senken.
So geht im Falle von Kaffee eine Studie der Humboldt Universität Berlin davon aus, dass bis Mitte des Jahrhunderts die Hälfte der bisherigen für den Kaffeeanbau geeigneten Flächen weltweit aufgrund des Klimawandels unbrauchbar werden.
Was hat der Klimawandel mit meinem Kaffee zu tun?
Die Erderwärmung fördert in vielen Regionen der Welt die Verdunstung und kann in den Monaten ohne Niederschlag verstärkt zu Dürreperioden führen. Die aktuellen Dürren in Brasilien und Kalifornien geben uns einen Vorgeschmack auf die Zukunft, wenn die Folgen des Klimawandels noch spürbarer werden. Daneben können auch Starkregen und Stürme Überflutungen verursachen und die Ausbreitung von Pflanzenschädlingen begünstigen. All dies führt schon heute zu Ernteausfällen bei vielen Agrarrohstoffen und wird in Zukunft noch häufiger vorkommen.
Kaffee, Orangen, Haselnüsse und Bananen: Unsere Fallsammlung
Ich habe mir angesehen, unter welchen Klimawandel-Folgen die wichtigsten Anbauländer dieser Agrarrohstoffe schon heute leiden und welche Ernteausfälle bereits gemeldet wurden. Dann habe ich die Projektionen des Weltklimarates IPCC für diese Anbauregionen zu Rate gezogen, um in Klimarisikokarten zu zeigen, dass sich diese Klimarisiken in Zukunft noch deutlich verschärfen werden.
Eine Gefährdung der Ernährungssicherheit ist in Deutschland zum Glück unwahrscheinlich. Aber Genussmittel könnten zukünftig teurer werden — oder zeitweise gar nicht mehr oder nur in minderer Qualität verfügbar sein.
Es liegt an uns, das Ausmaß der Klimawandelfolgen zu begrenzen:
- Die Staatengemeinschaft muss die globalen Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und die Folgen des Klimawandels so gering wie möglich zu halten.
- Betroffene Anbauländer brauchen schnelle, nachhaltige Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von Anpassungsstrategien, um mit den Klimawandelfolgen umgehen zu können.
- Unternehmen sollen prüfen, woher ihre Rohstoffe stammen und ob diese klimafreundlich und nachhaltig angebaut wurden. Gemeinsam mit den Produzenten vor Ort müssen Minderungs- und Anpassungsstrategien entwickelt und umgesetzt werden.
- Wir müssen die Lebensmittelverschwendung stoppen.
Gut zu wissen:
Informationen zur Lebensmittelverschwendung: Das große Wegschmeißen
[…] In vielen Gebieten der Erde hängen Existenzen daran. Meeresspiegel steigen und Ernten fallen häufiger aus und irgendwann beginnt es dann auch hier bei uns zu bröckeln. Der WWF hat auf seiner Seite sehr schön die resultierenden Folgen aufbereitet und auch schon Rückschlüsse auf die aktuelle Situation gezogen. Werft dazu mal einen Blick in die unten verlinkte Publikation (Quelle: WWF). […]