Hell­grü­nes Konjunkturpaket

WWF-Demo vor dem Kanzleramt © Joerg Farys / WWF

Die Zei­ten haben sich geän­dert. Die Bun­des­re­gie­rung hat am Mitt­woch­abend (3.6.2020) ihr mil­li­ar­den­schwe­res Pro­gramm zur Stär­kung der Wirt­schaft in der Coro­na-Pan­de­mie vor­ge­stellt. Es ist ein ers­ter Schritt, um Wirt­schaft und Gesell­schaft zukunfts­fä­hig aus­zu­rich­ten. Wir fin­den dar­in Inves­ti­tio­nen in Elek­tro­mo­bi­li­tät und Nah­ver­kehr. Es ent­hält Impul­se für Was­ser­stoff­wirt­schaft und ener­ge­ti­sche Gebäu­de­sa­nie­rung. Die umstrit­te­ne Kauf­prä­mie für Ver­bren­nungs­mo­to­ren ist abge­sagt. Gut so, die Rich­tung stimmt.

Kein Geld für die Verbrenner!

Hal­ten wir fest: Es gibt kei­nen gesell­schaft­li­chen Kon­sens mehr, eine Abwrack­prä­mie für Ver­bren­nungs­mo­to­ren durch­zu­win­ken und staat­li­che Gel­der für die Indus­trie des Ges­tern aus­zu­ge­ben. Die Bun­des­re­gie­rung hat das trotz des gro­ßen Drucks der Auto­lob­by erkannt.

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Rund ein Vier­tel der staat­li­chen Inves­ti­tio­nen sol­len in die Berei­che Ener­gie, Kli­ma und Mobi­li­tät flie­ßen. Die­ser öko­lo­gi­sche Neu­start der Wirt­schaft ist zwin­gend nötig, damit Deutsch­land wei­ter wett­be­werbs­fä­hig bleibt. Viel Geld fließt auch in die For­schung und Ent­wick­lung der Was­ser­stoff­in­dus­trie sowie in kli­ma­freund­li­che Industrieprozesse.

Schul­den für die Zukunft nur ökologisch!

Machen wir uns nichts vor: Wir bau­en mit dem Kon­junk­tur­pro­gramm gera­de einen gigan­ti­schen Schul­den­berg auf. Unse­re Kin­der wer­den den wie­der abbau­en müs­sen. Des­we­gen muss der öko­lo­gi­sche Umbau zwin­gend auf den Erhalt ihrer Lebens­grund­la­gen und ihrer Zukunft einzahlen.

Das Kon­junk­tur­pa­ket könn­te Schwung für die grü­ne Zukunft geben © nats­u­ra chantara/iStock/Gettyimages Plus

Unse­re Stim­men wur­den gehört: Danke!

Des­we­gen haben wir auch mas­siv für grü­ne Kon­juk­tur­pro­gram­me lob­by­iert, die im Ein­klang mit Natur und Umwelt ste­hen. Und wir haben nach Eurer Hil­fe für unse­re Peti­ti­on gefragt. 75.000 haben unter­schrie­ben. Vie­len Dank für die­ses Enga­ge­ment! Wie wir jetzt sehen: Unse­re Stim­men wur­den gehört.

Posi­tiv fin­den wir vor allem drei Punk­te des Konjunkturprogramms:

  1. Die Absa­ge an den Ver­bren­ner bei gleich­zei­ti­ger För­de­rung für Elek­tro­au­tos und der Aus­bau der Lade­säu­len-Infra­struk­tur sind ein star­ker Impuls — obwohl bes­ser auch Plug-in Hybri­de aus­ge­schlos­sen wären. Auch die Unter­stüt­zung des Öffent­li­chen Nah­ver­kehrs setzt die rich­ti­gen Akzen­te für eine zukunfts­ge­rech­te Mobilität.
  2. Die Fixie­rung der EEG-Umla­ge ist ein wich­ti­ger Schritt, um Ver­brau­cher zu ent­las­ten und strom­ba­sier­te Anwen­dun­gen durch ver­läss­li­che, nied­ri­ge­re Strom­prei­se attrak­ti­ver zu machen.
  3. Impul­se für die Was­ser­stoff­wirt­schaft und damit für kli­ma­freund­li­che Indus­trie wer­den mit einer mil­li­ar­den­schwe­ren Start­hil­fe gesetzt.

Bei all die­sen Punk­ten kommt es aber nun auf’s Detail und die Umset­zung an. Und auch dar­auf, die ange­kün­dig­ten Prüf­auf­trä­ge auch anzugehen.

Wo wir uns mehr gewünscht hätten:

Natür­lich hät­ten wir uns ins­ge­samt mehr Mut gewünscht. So lässt die Bun­des­re­gie­rung die Chan­ce unge­nutzt, Kli­ma­schutz lang­fris­tig und breit zu ver­an­kern. Grund­le­gen­de Kri­te­ri­en wer­den nicht auf­ge­stellt, die etwa das Pari­ser Kli­ma­schutz­ab­kom­men und die Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en der Ver­ein­ten Natio­nen in den Mit­tel­punkt stel­len. Auch Maß­nah­men zur Über­prü­fung der Kli­ma­schutz­funk­ti­on aller Inves­ti­tio­nen gibt es nicht. Immer noch fehlt der kon­se­quen­te Abbau kli­ma­schäd­li­cher Sub­ven­tio­nen (etwa das Die­sel­pri­vi­leg), gera­de weil nun auch über die abge­senk­te Mehr­wert­steu­er Ben­zin, Die­sel und auch Heiz­öl noch­mal güns­ti­ger wer­den. Dass die Bun­des­re­gie­rung wei­te­re 700 Mil­lio­nen Euro für nach­hal­ti­ge Wald­be­wirt­schaf­tung zur Ver­fü­gung stel­len möch­te, ist grund­sätz­lich begrü­ßens­wert. Es braucht aber Kri­te­ri­en, was unter nach­hal­ti­ger Wald­be­wirt­schaf­tung ver­stan­den wird. Damit die Aus­wir­kun­gen künf­ti­ger Dür­ren nicht jedes Mal Mil­lio­nen kosten.

Ja, die­ses Kon­junk­tur­pa­ket ist ein guter Schritt, ein ers­ter Schritt. Wir wer­den auf­merk­sam ver­fol­gen, wie und wann die nächs­ten gesetzt werden.

Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland und damit beschäftigte mit alle (oder doch zumindest vielen) Fragen rund um Klima und Energie. Und obwohl ich seit Jahren nicht mehr aktiv dazu arbeite, hängt mein Herz an einer neuen Mobilitätswelt. Es braucht nicht mehr als täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren um daran erinnert zu werden, wieviel Arbeit das noch ist.

Kommentare (6)

  • Ich halte die Investition in Elektroautos für den falschen Weg. Die Bedingungen unter denen die Akkus hergestellt und zerstört werden, sind weder umweltfreundlich noch zukunftsorientiert.

  • Solange wir die Landwirtschaft nicht grundlegend zu weniger Tierfabriken und mehr Ethik bei der tierischen Nahrungsproduktion ändern, sind alle anderen Bemühungen leider umsonst

  • Die Förderung sollte nur für leichtgewichtige, leistungsarme PKW gelten.
    Am besten sollte der Umbau der vorhandenen Fahrzeuge auf Elektroantrieb sein. Der Strom dafür darf nur noch nachhalig gewonnen werden. Deshalb endlich Photovoltaik subventionieren.

  • Das Konjunkturpaket ist ein kleiner Schritt in eine gute Richtung, vergessen wurde bei allen Klimadiskussionen und möglichen Verbesserungen, die Massenhaltung der armen, unfassbar amoralisch gequälten Lebewesen endgültig zu verbieten. Abgesehen von dieser unethischen Haltung zu unserem Essen, das hinter dem STeak unendliche Qual, widerwärtige Haltung und katastrophale Schlachtungsbedingungen stehen, sind die Emissionen der industriellen Fleischwirtschaft verbunden mit dem weltweiten riesigen Futterbedarf für die Tiere der sogenannten Fleischproduktion eine weitere nachhaltige Klimakatastrophe...

    • Dieser Kommentar von M. Gräfin zu Stollberg hat meine volle Unterstützung!

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