Erschre­ckend: Rekord­fund an Elfen­bein in Deutschland

...und für so etwas müssen tausende Elefanten sterben © Bas Huijbregts /WWF

Jedes Jahr wer­den zig­tau­sen­de Ele­fan­ten abge­schlach­tet. Jetzt ist eine gro­ße Men­ge Elfen­bein auch in Deutsch­land auf­ge­grif­fen worden.

Seit Jah­ren arbei­te ich jetzt zum The­ma Wil­de­rei. Ich muss mich natur­ge­mäß dabei mit einer Men­ge grau­sa­men, wider­li­chen, trau­ri­gen The­men beschäf­ti­gen. Die­se Nach­richt hat mich jedoch dann doch noch über­rascht und erschreckt: Die Staats­an­walt­schaft Cott­bus berich­tet über den größ­ten Elfen­bein­fund aller Zei­ten in Deutsch­land. Rund 1,2 Ton­nen Ele­fan­ten-Elfen­bein mit einem Markt­wert von über einer Mil­li­on Euro wur­den im Mai und August in Bran­den­burg und Rhein­land-Pfalz sicher­ge­stellt, teil­te die ermit­teln­de Staats­an­walt­schaft Cott­bus mit. Die gras­sie­ren­de Wil­de­reik­ri­se ist eben nicht weit weg von uns, nur in Asi­en und Afri­ka. Die Mit­tel­män­ner der Wil­de­rer sind mög­li­cher­wei­se mitt­ler­wei­le unter uns.

Elfen­bein Dreh­schei­be Deutschland?

Kon­fis­zier­tes Elfen­bein vom Flug­ha­fen Ber­lin-Schö­ne­feld © Hauptzollamt-Potsdam

Schon spä­tes­tens im Mai war klar, dass Deutsch­land von der Wil­de­rei-Mafia als Dreh­schrei­be benutzt wird. Am Flug­ha­fen Ber­lin-Schön­feld wur­den 625 Kilo­gramm Elfen­bein ent­deckt. Woher die­ses Elfen­bein stammt, wis­sen wir noch nicht. Sicher ist nur, es war falsch dekla­riert und ver­packt in elf Kis­ten auf dem Weg in die viet­na­me­si­sche Haupt­stadt Hanoi.

Noch­mal eine hal­be Ton­ne Elfen­bein– in Verarbeitung

Was ich aber nicht für mög­lich gehal­ten hät­te: Die ille­ga­len Elfen­bein­händ­ler benut­zen Deutsch­land auch als Werk­statt. Die Beam­ten stie­ßen bei ihrer Arbeit auf ein Indus­trie­ge­bäu­de in einem klei­ne­ren Ort nahe Koblenz. Zwei Tat­ver­däch­ti­ge waren gera­de dabei, Rohel­fen­bein zu ver­ar­bei­ten, unter ande­rem zu Figu­ren und Per­len. Der Zoll fand dort noch­mal mehr als eine hal­be Ton­ne Elfen­bein, genau 570 Kilo­gramm. Die bei­den Ver­däch­ti­gen wur­den fest­ge­nom­men, ihnen dro­hen Haft­stra­fen zwi­schen drei Mona­ten und fünf Jah­ren wegen gewerbs­mä­ßi­gen Han­dels mit Elfenbein.

Gute Arbeit von Poli­zei, Staats­an­walt­schaft und Zoll

Ich will Staats­an­walt­schaft, Poli­zei und Zoll zunächst mal zu die­sem Fahn­dungs­er­folg gra­tu­lie­ren. Gute Arbeit! Noch ist nicht klar, woher das Elfen­bein stammt. Das wer­den wir erst nach der Unter­su­chung mit der Iso­to­pen-Metho­de wis­sen. Der WWF und vor allem mein Kol­le­ge Ste­fan Zieg­ler haben die­se Ana­ly­se  zusam­men mit der Uni Mainz ent­wi­ckelt – eben genau um den Ursprung von kon­fis­zier­tem Elfen­bein ein­deu­tig zu bestim­men, Schmug­gel­rou­ten zu iden­ti­fi­zie­ren und so den ille­ga­len Elfen­bein­han­del zu bekämpfen.

Klar ist aber: Die Wil­de­reik­ri­se gras­siert welt­weit. Und eben nicht nur in Afri­ka und Asi­en, son­dern buch­stäb­lich bei uns vor der Haus­tür. Poli­zei und Straf­ver­fol­gung müs­sen dar­auf reagie­ren. Die Staats­an­walt­schaft Cott­bus hat dies getan, auf­wän­dig ermit­telt und das gefun­de­ne Elfen­bein am Flug­ha­fen eben nicht als Baga­tel­le abge­hef­tet. Das ist die gute Nach­richt in der schlech­ten Nachricht.

Was Du tun kannst

Das Schutz­ge­biet Selous in Tan­sa­nia ist einer der Brenn­punk­te der Wil­de­reik­ri­se in Afri­ka. Zwi­schen 1996 und 2014 kam das meis­te geschmug­gel­tes Elfen­bein von hier und aus dem benach­bar­ten Nias­sa in Mosam­bik – über 80 Pro­zent. Selous beher­bergt zwar noch immer eine der wich­tigs­ten Ele­fan­ten­po­pu­la­tio­nen des Kon­ti­nents, doch der Bestand schrumpft. Seit 2007 um fast 80 Pro­zent. Hält der Trend an, könnte der Bestand schon bis 2022 zusammenbrechen.

Wir kämp­fen gera­de, dass die Wil­de­rei in Selous gestoppt wird. Dafür brau­chen wir eure Unterstützung.

Unter­schreibt jetzt unse­re Petition!
Ich bin Ökologe und leite den Fachbereich Artenschutz beim WWF Deutschland. Seitdem ich vor einiger Zeit mal für knapp ein Jahr in Kambodscha gelebt und gearbeitet habe, bin ich von der Region Südost-Asien, seinen Menschen und seiner Natur fasziniert. Inzwischen arbeite ich allgemeiner an den Herausforderungen, bedrohte Arten zu schützen und dabei Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung besser miteinander vereinbar zu machen. Meine Hauptarbeitsthemen sind Wilderei und der Handel mit illegalen Wildartenprodukten, vor allem Elfenbein und Nashornhorn. Gleichzeitig arbeite ich zum Schutz solcher bedrohter und ikonischer Arten wie den großen Menschenaffen, dem Eisbär, dem Großen Panda oder dem Sumatra-Nashorn. --- Arnulf hat den WWF inzwischen verlassen ---
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