Was mich wütend macht: Wil­de­rei in Deutschland

Was soll das denn, scheint der Luchs zu schreien. Wir würden`s verstehen. © iStock / Getty Images

Wer kennt die­se Bil­der von Wil­de­rei nicht: Blu­ti­ge Nas­hör­ner, denen Wil­de­rer das Horn abge­sägt haben. Ber­ge von Elfen­bein, Tiger­fel­le. Und so wei­ter. Das wir gera­de in einer welt­wei­ten Wil­de­reik­ri­se ste­cken, dürf­te mitt­ler­wei­le dem ein oder ande­ren auf­ge­fal­len sein. Doch wer hät­te gedacht, dass wir hier mit­ten in Deutsch­land und Euro­pa vor ganz ähn­li­chen Pro­ble­men stehen?

Mich beschäf­ti­gen die ille­ga­len Tötun­gen von Wöl­fen, Luch­sen und Greif­vö­geln schon lan­ge. Allein in Sach­sen wur­den inner­halb der ver­gan­ge­nen Jah­re nach­weis­lich sie­ben Wöl­fe ille­gal getö­tet. Und im Baye­ri­schen Wald ver­schwin­den regel­mä­ßig Luch­se in einem „Ber­mu­da­drei­eck“ jen­seits der Natio­nal­park­gren­zen. Im Jahr 2015 wur­den hier drei absicht­lich getö­te­te Luch­se gefun­den. Zwi­schen 2010 und 2016 wur­den min­des­tens fünf Tie­re getö­tet, 14 Tie­re gel­ten als ver­schol­len. Bei den Greif­vö­geln ist es noch erschre­cken­der: In den letz­ten zehn Jah­ren wur­den bun­des­weit über 700 Fäl­le registriert.

Bio­lo­gisch lässt sich das nicht erklären

Ins­be­son­de­re um die Luch­se im Baye­ri­schen Wald mache ich mir gro­ße Sor­gen. Seit Jah­ren sta­gniert die Popu­la­ti­on. Bio­lo­gisch lässt sich das nicht erklä­ren. Genug Lebens­raum und genug Beu­te­tie­re gibt es für die heim­li­chen Kat­zen in Bay­ern. Bis­her bin ich davon aus­ge­gan­gen, dass es sich dabei haupt­säch­lich um Ein­zel­tä­ter han­delt. Kri­mi­nel­le Luchs­has­ser, die ihrem Unmut über die­se Tie­re radi­kal Luft machen wollen.

Doch das kon­ti­nu­ier­li­che Ver­schwin­den von Luch­sen im Baye­ri­schen Wald hat mich stut­zig gemacht: Han­delt es sich hier wirk­lich um Ein­zel­tä­ter? Schwer vor­stell­bar, wenn man bedenkt, dass ein Luchs ein gro­ßes Revier von 200 oder 300 Qua­drat­ki­lo­me­tern hat, die Tie­re extrem heim­lich sind und es für eine ein­zel­ne Per­son sehr schwie­rig ist, gezielt einem Luchs aufzulauern.

Ille­ga­le Jagd­sa­fa­ris auf Luch­se im Baye­ri­schen Wald

Ges­tern gab es eine Doku­men­ta­ti­on dazu in der ARD: „Tier im Visier – Hin­ter­halt im Luchs­re­vier“. Was hier gezeigt wur­de, bestä­tigt mei­ne Ver­mu­tung über das kras­se Aus­maß der Wil­de­rei im Baye­ri­schen Wald. Es gibt dort Men­schen, die ganz gezielt und wie­der­holt Luch­sen mit Waf­fen und Fal­len nach­stel­len, sogar stolz dar­auf sind und die Jagd auf den Luchs sogar für ande­re anbieten!

Deutsch­land hat bei Wil­de­rei Nachholbedarf

Ich bin total wütend und fra­ge ich mich wie das sein kann: In ande­ren Län­dern ver­ur­tei­len wir die mas­sen­haf­te Tötung von Ele­fan­ten und hier­zu­lan­de wer­den Wöl­fe, Luch­se, Greif­vö­gel, Otter und Biber getö­tet in einem Aus­maß, dass uns nicht mal bekannt ist, weil in Deutsch­land die Fäl­le der Wil­de­rei gar nicht zen­tral doku­men­tiert geschwei­ge denn straf­recht­lich ange­mes­sen ver­folgt werden!

Aus unse­rer Sicht hat Deutsch­land bei der Ver­fol­gung von Arten­schutz­kri­mi­na­li­tät gro­ßen Nach­hol­be­darf, da die Täter in den meis­ten Fäl­len nicht gefasst wer­den. Kein ein­zi­ger Luchs­mör­der wur­de in Deutsch­land bis­her ver­haf­tet, geschwei­ge denn verurteilt!

Wil­de­rei ist kein Kavaliersdelikt!

Die ille­ga­le Tötung streng geschütz­ter Arten hat oft den Sta­tus eines Kava­liers­de­lik­tes. Wil­de­rei wird dann gar nicht als gra­vie­ren­de Straf­tat wahr­ge­nom­men! Es gibt kei­ne ein­heit­li­chen Rege­lun­gen, wie die Ermitt­lun­gen in die­sen Fäl­len zu füh­ren sind und: Es gibt kei­ne aus­führ­li­che Doku­men­ta­ti­on der Fäl­le in Deutsch­land. Des­halb wis­sen wir auch nicht, wie vie­le Tie­re tat­säch­lich in Deutsch­land ille­gal getö­tet werden.

Hohe Dun­kel­zif­fer

Wir müs­sen von einer hohen Dun­kel­zif­fer aus­ge­hen. Wer­den die getö­te­ten Tie­re nicht absicht­lich an öffent­lich sicht­ba­ren Stel­len abge­legt, geschieht das Auf­fin­den zufäl­lig. Spa­zier­gän­ger die fern­ab der Wege lau­fen sto­ßen auf die Tie­re oder ille­ga­len Fal­len. Da es kei­ne geziel­te Suche gibt, lässt sich über das tat­säch­li­che Aus­maß nur spe­ku­lie­ren. Über die Zahl der getö­te­ten und danach ver­steck­ten oder außer Lan­des gebrach­ten Tie­re, kön­nen eben­falls nur Ver­mu­tun­gen ange­stellt werden

Ich bin nicht bereit zu zuschau­en und zu akzep­tie­ren, dass kri­mi­nel­le Wolf- und Luchs­tö­ter in Deutsch­land leich­tes Spiel haben! Des­halb will sicher der WWF jetzt noch stär­ker gegen Wil­de­rei vor unse­rer Haus­tür einsetzen.

Was Du tun kannst

Infor­mie­re Dich auf unse­rer brand­neu­en Wil­de­rei-Web­site und in unse­rem Hin­ter­grund­pa­pier. Und erzäh­le ande­ren von dem Problem!

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Ich bin Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF und beschäftige ich mich vor allem mit den großen heimischen Säugetieren, die bei uns einstmals ausgerottet waren, jetzt aber wieder zurückkehren! Der WWF möchte dazu beitragen, dass Wolf, Luchs & Co. hier wieder eine Heimat finden. Auch persönlich bin ich oft im Wald unterwegs, mache mich auf Spurensuche und erfreue mich an naturnahen Wäldern, wo der Mensch die Natur Natur sein lässt.

Kommentare (2)

  • Es muß endlich härter gegen Wilderer vorgegangen werden - weltweit!
    Es müssen Gesetze zum Schutz der Tiere und zur harten Bestrafung der Wilderer geschaffen werden!

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