Bartgeier, Luchs und Wildkatze: 10 Tiere, die ihn Deutschland fast ausgestorben waren – und jetzt wieder da sind.
Bartgeier: Rückkehr der Riesenvögel
Er ist ganz schön riesig: Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,9 Metern zählt der Bartgeier zu den größten flugfähigen Vögeln überhaupt. Lange Zeit waren die Geier als gefährliche Vögel verrufen, die gar sogar Lämmer jagen sollten – weshalb sie auch Lämmergeier genannten werden. Sogar der Raub von Kindern wurde ihnen angedichtet. Es folgte eine gnadenlose Verfolgung. Anfangs des 20. Jahrhunderts verschwanden sie gänzlich aus den Alpen.
Jetzt kommt der Bartgeier zurück in die deutschen Alpen. In den Berchtesgadener Alpen sollen in diesem Sommer die ersten Küken ausgewildert werden.
In der Schweiz und Österreich waren der WWF und andere Naturschutzorganisationen mit ähnlichen Projekte in den letzten Jahren erfolgreich. Über 220 Bartgeier fliegen heute schon wieder über der Schweiz, Österreich, Italien und Frankreich. Viele der Greifvögel haben bereits erfolgreich gebrütet. Heute zählen wir pro Jahr 15 bis 20 Freiland-Geburten.
Kegelrobbe: Deutschlands größtes Raubtier zurück an den Küsten
Die Kegelrobbe ist mit zweieinhalb Meter Länge und 330 Kilo Deutschlands größtes Raubtier. Früher wurden Kegelrobben als Konkurrent der Fischer erbarmungslos gejagt. Als dann auch noch immer mehr Gift ins Meer gekippt wurde, kamen immer weniger Kegelrobben an die deutschen Küsten. Und irgendwann gar keine mehr. Doch seit die Robben und große Teile ihres Lebensraums unter Schutz stehen, kehren immer mehr Tiere zurück. Inzwischen sind es im Wattenmeer von Dänemark, Deutschland bis zu den Niederlanden schon wieder mehr als 5400 Tiere. Auch an der Ostsee werden es immer mehr.
Der WWF unterstützt die Rückkehr der Kegelrobbe an die deutsche Ostseeküste mit Projekten zu Monitoring, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Im Sinne eines präventiven Konfliktmanagements stehen wir dabei in engem Dialog mit lokalen Küstenfischern.
Der WWF unterstützt die Rückkehr der Kegelrobbe an die deutsche Ostseeküste mit Projekten zu Monitoring, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Im Sinne eines präventiven Konfliktmanagements steht er in engem Dialog mit lokalen Küstenfischern.
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Waldrapp: Schräge Vögel auf dem Rückflug
Der Waldrapp ist mit seinem kahlen Gesicht, dem sichelförmigen roten Schnabel und den strubbeligen Nackenfedern ein schräger Vogel. Er galt früher als Delikatesse verspeist und wurde daher stark bejagt. Bereits im 17. Jahrhundert starb er in ganz Mitteleuropa aus. Lediglich in Marokko, Spanien, Österreich und der Türkei gibt es noch Vorkommen des Ibis-Vogels. Er ist einer der seltensten Vögel der Welt.
Wir WWF vom unterstützen das ehrgeizige, aufwändige Wiederansiedlungsprojekt des Waldrapps, das in dieser Form weltweit einzigartig ist. Mit Vogelmüttern, die mit den Waldrappen über die Alpen fliegen. Nicht gesehen? Schaut euch dieses Video an!
Biber: Von 190 auf 30.000
Biber galten in Deutschland schon im 19. Jahrhundert als fast ausgerottet. Der Verlust ihrer Lebensräume durch Flussbegradigungen dezimierte ihre Bestände rapide. Sie wurden aber auch wegen ihres Pelzes und ihres Fleisches intensiv bejagt. Nur 190 Tiere überlebten an der Mittelelbe. Inzwischen haben sich die Bestände der ökologisch wertvollen Dammbauer wieder erholt, sehr zum Wohl ihrer Lebensräume.
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Aktuell leben in ganz Deutschland fast 30.000 Biber – der Großteil von ihnen in der so genannten “Mittleren-Elbe-Region”. Wir führen das größte Projekt des WWF Deutschland durch: Die Schaffung eines Verbundes echter, überflutbarer Auenwälder.
Wisent: Es waren nur noch 54 in Gefangenschaft…
Ursprünglich waren Wisente fast in ganz Europa heimisch. Schon vor etwa 6000 Jahren fingen die Lebensräume der Wisente an zu schrumpfen. Im 20. Jahrhundert wurden die Wisente in freier Wildbahn komplett ausgerottet. Weltweit überlebten nur 54 Tiere in Gefangenschaft. Zum Glück schlossen sich einige der Wisenthalter zusammen, um die Riesenrinder vor dem Aussterben zu retten. Und langsam wieder in die Natur zu entlassen.
Der Bestand von freilebenden Wisenten entwickelt sich positiv. Etwa 6200 Tiere sind es aktuell in verschiedenen Teilen Europas. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft die Wisente von „gefährdet“ zu „potenziell gefährdet“ herab. Das ist ein klarer Erfolg der weltweiten Naturschutzarbeit. Ja, auch unserer Arbeit.
Luchse schleichen sich zurück
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war auch der Luchs aus weiten Teilen Mittel- und Südeuropas verschwunden. Rückzugsgebiete fand er in abgelegenen Regionen der Pyrenäen, Alpen oder Karpaten. In Deutschland lebten die letzten Exemplare im Bayerischen Wald.
Doch durch Einwanderung und Ansiedlungsprojekte werden es wieder mehr. Im Bayerischen Wald und im Oberpfälzer Wald wird die Zahl der Luchse auf rund 70 Tiere geschätzt. In Rheinland-Pfalz nimmt die Zahl an Luchsen seit 2016 durch ein vom WWF unterstütztes Wiederansiedlungsprojekt beständig zu. Auch in den Harz wurden zwischen 2000 und 2006 mehrere Luchse gebracht.
Derzeit zählen wir in Deutschland rund 130 ausgewachsene Luchse. Der Luchs ist zurück.
Wolf: Seit 20 Jahren wieder da
Einst gejagt und vertrieben galt der Wolf 150 Jahre lang in Deutschland als ausgestorben. Heute ist er zurück – und das schon seit 20 Jahren. Für den WWF ist das ein Riesenerfolg, denn der Wolf steht mit seiner Symbolkraft für den Schutz der Wälder und sorgt als großer Beutegreifer für die Gesundheit des Ökosystems.
Elch: Einwanderung
Ursprünglich lebten die Riesenhirsche nicht nur in Skandinavien, wie heutzutage viele annehmen, sondern fast in ganz Europa. Und eben auch in Deutschland. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts waren sie bei uns aber ausgestorben. Der kleine Bestand in Mecklenburg und Neuvorpommern verschwand mit den Kriegswirren. Doch nach und nach besiedeln die scheuen Tiere nun wieder den Osten Deutschlands. Auf der Suche nach geeigneten Lebensräumen überqueren sie die polnische Grenze Richtung Deutschland – wie schon viele Jahre zuvor die Wölfe.
Adler: Der König der Lüfte kreist wieder
Auch der imposante Seeadler, das Wappentier der Bundesrepublik Deutschland, ist zurück. Lange Zeit betrachteten die Menschen Adler als Nahrungskonkurrenten. Der Seeadler war um 1900 fast vollständig ausgerottet. Der WWF rief bereits 1968 das „Projekt Seeadlerschutz“ in Schleswig-Holstein ins Leben, das als internationales Projektmodell auch auf nordeuropäische Länder wie Schweden, Finnland und Norwegen übertragen wurde. In Deutschland kaufte der WWF in ausgewählten Gebieten Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs Wald- und Wasserflächen zum Schutz der Seeadler an.
Die Schutzprojekte zahlen sich aus: Heute sollen es wieder 600 Brutpaare in Deutschland sein.
Zeit der Kraniche
Großflächige Entwässerungen, aber auch Bejagung drängten die ursprünglich in Europa weit verbreiteten Vögel nach Norden zurück. Anfang der 1970er-Jahre war der Kranich beinahe ausgestorben.
Jetzt wächst der Bestand seit Jahren kontinuierlich – dank umfangreicher Naturschutzarbeit. Der WWF begann schon 1973 ein Kranichschutz-Projekt am Westrand ihrer Brutverbreitung in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Feuchtgebiete wurden renaturiert und Ruhezonen gesichert. Naturschutzarbeit wie diese zeigen unübersehbare Erfolge. Heute man kann im Herbst und Frühjahr wieder das faszinierende Schauspiel des Kranichzugs beobachten. Es sind wieder 300.000 Tiere.
Wildkatze: Auf leisen Pfoten
Noch im 19. Jahrhundert war die Wildkatze über weite Teile Europas und Deutschlands verbreitet. Zwischenzeitlich waren die scheuen Wildkatzen fast ganz verschwunden. Sie wurden gejagt, Lebensraumzerstörung und ‑zerstückelung und der Straßenverkehr setzen den letzten Populationen schwer zu. Auch der Einsatz von forstlichen Großmaschinen zur Aufzuchtzeit kann den Katzen gefährlich werden.
Heute leben nach Schätzungen wieder einige Tausend in Deutschland. Auch im WWF Projektgebiet an der Mittleren Elbe sind die scheuen Katze wieder da. Dieser positive Trend muss aber weiterhin unterstützt werden, so dass die wilden Katzen ihre ehemaligen Lebensräume dauerhaft wiederbesiedeln können.
Kommentare (4)
Ich habe letzte Woche beim Spaziergang am Flakensee in Erkner, Brandenburg einen Biber bei seiner Arbeit am Ufer des Sees entdeckt und mich sehr gefreut, als ich ihn so vergnügt hab herumschwimmen und - knabbern sehen. Einfach unbeschreiblich Tiere in freier Natur anzutreffen.
Toller Artikel und schön zu wissen, dass sich die Populationen wieder nach und nach erholen.
Extrem wichtig bei vielen dieser seltenen Tiere ist, dass die versprengten Populationen miteinander in Kontakt kommen können, damit die genetische Vielfalt erhalten bleibt. Es wäre schön, wenn in der Öffentlichkeit mehr über die so wichtigen Korridore zwischen den Lebensräumen berichtet würde.
Mammut am Öjendorfer See
Goldschakal in Sachsen-Anhalt