Wie leben mit Luchs, Wolf, Bär und Vielfraß?

Auch der Bär gehört zu Europa! © Ola Jennersten / WWF Schweden

Wolf, Bär, Luchs und Viel­fraß sind Gro­ße Beu­te­grei­fer. Gro­ße what? Beu­te­grei­fer ist der bio­lo­gi­sche Über­be­griff für sie. Alle sind gro­ße Fleisch­fres­ser. Ihre Anwe­sen­heit stößt längst nicht über­all auf Freu­de. Nach offi­zi­el­len Schät­zun­gen leben der­zeit in der EU rund 14.000 Wöl­fe, 16.000 Bären, 9000 Luch­se und 800 Vielfraße.

Über Jahr­hun­der­te waren die gro­ßen Tie­re in vie­len Län­dern Euro­pas fast aus­ge­stor­ben. Doch dank Euro­pa, genau­er gesagt dank euro­päi­scher Natur­ur­schutz­richt­li­ni­en wie der Ber­ner Kon­ven­ti­on und ins­be­son­de­re der Flo­ra-Fau­na-Habi­ta­t­richt­li­nie (FFH), keh­ren sie seit rund 20 Jah­ren in ihre alte, neue Hei­mat zurück.

Luchs, Wolf und Co sind zurück

Aus Natur­schutz­sicht eigent­lich ein gro­ßer Erfolg. Jede Woche hören wir doch, dass welt­weit etli­che Arten aus­ster­ben. Hier in Euro­pa kön­nen wir uns über einen Bei­trag zum glo­ba­len Arten­schutz freu­en. Doch die Dis­kus­sio­nen über die Rück­kehr der gro­ßen Wild­tie­re sind oft hit­zig und emo­tio­nal. Auch in Deutsch­land leben wie­der Luch­se und Wöl­fe. Mit ihrer Aus­brei­tung neh­men aber auch Kon­flik­te zu. Ins­be­son­de­re dort wo Wöl­fe auf unge­schütz­te Nutz­tie­re tref­fen, ist Ärger vor­pro­gram­miert. Blu­ti­ge Bil­der von toten Scha­fen domi­nie­ren die Zeitungen.

Gro­ßer Beu­te­grei­fer: der Viel­frass © Ola Jen­ners­ten WWF /Schweden

Doch die Rea­li­tät beim Zusam­men­le­ben von Mensch, Haus­tier und Wild­tier kann auch anders aus­se­hen. Davon sind die Part­ner des von uns gelei­te­ten Euro­Larg­eCar­ni­vo­res Pro­jekt über­zeugt. Es ist der Schlüs­sel zu einer bes­se­ren Koexis­tenz. Län­der­über­grei­fen­der Aus­tausch ver­läss­li­cher Daten, Stär­kung der Zusam­men­ar­beit über Län­der­gren­zen hin­weg und der Aus­tausch von Best-Prac­ti­ce: Eine wahr­haf­te  euro­päi­sche Auf­ga­be. Auch weil sich 28 der 32 euro­päi­schen Popu­la­tio­nen gro­ßer Beu­te­grei­fer über Län­der­gren­zen hin­weg ausbreiten.

Immer wie­der lohnt der Blick in unse­re Nach­bar­län­der. Dort wo Wolf, Bär, Luchs und Co nie voll­stän­dig aus­ge­stor­ben waren, haben die Men­schen häu­fig Wege gefun­den, sich auf die wil­den Nach­barn ein­zu­stel­len. Um von­ein­an­der zu ler­nen braucht es Europa.

Wie das Zusam­men­le­ben funk­tio­nie­ren kann

Wir haben dazu einen Bericht ver­öf­fent­licht, in wir ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven aus ganz Euro­pa vor­stel­len. Der Bericht zeigt Her­aus­for­de­run­gen und Lösun­gen im Umgang mit Wolf, Bär, Luchs und Co. Er wur­de in 14 Län­dern zusam­men­ge­tra­gen von Land­wir­ten, Forst­wir­ten, Jägern, Natur­schüt­zern, For­schern, Behör­den, Poli­ti­kern und anderen.

Aus den Rück­mel­dun­gen geht ein­deu­tig her­vor, dass sich vie­le ein Zusam­men­le­ben mit Wolf, Luchs, Bär und Co gut vor­stel­len kön­nen. Was es dafür braucht? Umfang­rei­che und unbü­ro­kra­ti­sche Hil­fe beim Schutz von Nutz­tie­ren vor Angrif­fen durch Wildtiere.

  • Pra­xis­taug­li­che Kom­pen­sa­ti­on im Schadensfall
  • Umfang­rei­che, ehr­li­che, aktu­el­le und sach­li­che Infor­ma­ti­on und ver­bes­ser­te Kommunikationswege
  • Regio­na­le Platt­for­men für einen bes­se­ren Aus­tausch zwi­schen den ver­schie­de­nen Interessensgruppen
  • Aus­tausch erfolg­rei­cher Ansät­ze und Instru­men­te zur Ver­hü­tung und Ent­schär­fung von Konflikten
  • Und ganz ent­schei­dend: eine bes­se­re Zusam­men­ar­beit zwi­schen den unter­schied­li­chen „Stake­hol­der­grup­pen“ und über ideo­lo­gi­sche und natio­na­le Gren­zen hin­aus. Dafür brau­chen wir Europa

Was wir für Luchs, Wolf und Co wollen

  • Wei­ter­hin ein kla­res Bekennt­nis zu den euro­päi­schen Natur­schutz­richt­li­ni­en und dem stren­gen Schutz gro­ßer Beu­te­grei­fer: Sie sind Teil der euro­päi­schen Iden­ti­tät und berei­chern unse­re Ökosysteme!
  • Ver­ein­fa­chung von För­der-Regu­la­ri­en: Es gibt zwar Mög­lich­kei­ten für die Mit­glieds­staa­ten und Bun­des­län­der Her­den­schutz­maß­nah­men über EU-Mit­tel zu för­dern. Es gibt hier jedoch zum Teil hohe büro­kra­ti­sche Hür­den wie kom­pli­zier­te För­der­an­trä­ge, Fris­ten oder Decke­lung der För­de­rungs­sum­me für ein­zel­ne Betriebe.
  • Ver­bes­se­rung des Aus­tausch von best-prac­ti­ce und För­de­rung der Zusam­men­ar­beit zwi­schen ver­schie­de­nen Interessensverbänden.

Über das Projekt

Das LIFE Euro­Larg­eCar­ni­vo­res-Pro­jekt wird von der EU finan­ziert und soll eine Platt­form für den Aus­tausch bewähr­ter Ver­fah­ren in den Berei­chen des Zusam­men­le­bens von Fleisch­fres­sern mit gro­ßen Men­schen­men­gen zwi­schen ver­schie­de­nen Inter­es­sen­grup­pen in der Euro­päi­schen Uni­on bie­ten. Mehr als 16 Län­der koope­rie­ren und tau­schen Wis­sen und Infor­ma­tio­nen über Gren­zen hin­weg aus. Die­ses Wis­sen reicht von ver­schie­de­nen Ansät­zen zur Bewäl­ti­gung der sozia­len, wirt­schaft­li­chen und öko­lo­gi­schen Her­aus­for­de­run­gen, die mit Wöl­fen, Bären, Luch­sen und Viel­fra­ßen ein­her­ge­hen, bis hin zu prak­ti­schen Lösun­gen wie dem Schutz der Tiere.

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Ich bin Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF und beschäftige ich mich vor allem mit den großen heimischen Säugetieren, die bei uns einstmals ausgerottet waren, jetzt aber wieder zurückkehren! Der WWF möchte dazu beitragen, dass Wolf, Luchs & Co. hier wieder eine Heimat finden. Auch persönlich bin ich oft im Wald unterwegs, mache mich auf Spurensuche und erfreue mich an naturnahen Wäldern, wo der Mensch die Natur Natur sein lässt.

Kommentare (2)

  • Das ist wieder die übliche Masche.
    Der Versuch Geschädigte und Bedrohte mit sinnlosen Aufgaben zu überziehen und gleichzeitig mit Geld zu zu schütten. Mit Problemlöung hat das nichts zu tun. Kompromisse bedingen Entgegenkommen von beiden Seiten.
    Haben sie auch eine echte Lösung anzubieten?

  • Wildtierschutz, d.h. auch Schadensersatz für Besitzer von gerissenen Nutztieren. Wölfe sind Raubtiere, aber für einen natürlichen Ausgleich notwendig. Sie werden auch Nutztiere töten - das tun Menschen millionenfach!!! - oft für dümmliche Modetrends! Wölfe töten um zu überleben. Ist der Wolf gewollt ,ich bin pro Wolf, dann müssen auch Gelder für Schäden durch ihn bereitstehen. Bislang wurden ca. 1,5 Mio.Euro ausgegeben, überwiegend für Schutzzäune, die er teils überwinden kann. Relativ zu Kosten für Gorch F. , Berliner Flughafen, Stuttg. 21, weiteren Steuerverschwendungen ein geringer Betrag. - Anderes, ähnliches Thema: Fuchsjagd- brutal, oft mit Fallen,vor Fuchsbauten (Wohnung der Füchse), Scharfmachen v. Jagdhunden an Lebendfüchsen, Aufgraben v. Fuchsbauten u. Töten v. Jungtieren, Nutriaausrottung- AUCH Muttertiere (bei Einhaltung eines jew. 5 m breiten Randstreifens an Gewässern wären Ackermaschinen kaum gefährdet, die evtl. einsinken, aufg. der Wohnhöhlen, Mindestabstand schützt auch die Gewässer vor Spritzmitteln u.Gülle), dies u. vieles mehr zeigt den bösartigen Umgang des Menschen mit Wildtieren (bejubelte Wildschweinjagd, auch Jungtiere unter dem Pseudoargument ASP - der Mensch ist aber Virusüberträger d. mangelnde Hygiene. Hätten Wildtiere (und Nutztiere) einen höheren Stellenwert, eine stärkere Lobby gäbe es finanziell keinerlei Probleme

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