Kuh der Woche: Neu­es vom Pandabär

Wenn die Kuh mit den Pandas... © Roland Gramling / WWF

Das ist die nach Atem rin­gen­de Pres­se­schau zu einer Woche, die einem aus der media­len Pus­te bringt. Los geht es gleich mal mit dem Kuh der Woche. Und der kam dies­mal von der chi­ne­si­schen Regie­rung die aus­ge­rech­net an einem Sams­tag zur gro­ßen Pres­se­kon­fe­renz ein­lud, um nichts weni­ger als den Hei­li­gen Gral der Arten­schutz­be­we­gung zu ver­kün­den: die neu­en Bestands­zah­len für Pan­da­bä­ren. Kei­ne Fra­ge, für den WWF ist die­se Tier­art von beson­de­rer Bedeu­tung. Immer­hin trägt die Orga­ni­sa­ti­on den Bären seit über 50 Jah­ren im Logo.

Kuh der Woche: Über 1860 Pan­das in China

Nun ist der Sams­tag ein denk­bar schlech­ter Ter­min um eine Nach­richt die­ser Art abzu­set­zen. Die Online-Redak­tio­nen fah­ren mit Wochen­end­be­set­zung, die Bun­des­li­ga schießt Tore und am Sonn­tag erschei­nen kaum Zei­tun­gen. Trotz­dem hat es die Erfolgs­mel­dung zum Bestands­an­stieg auf über 18060 Tie­re auf die The­me­nagen­da geschafft. Die schwarz-wei­ßen Bären mit dem Kuschel­ted­dy-Image sind eben ein­fach zu süß und drol­lig. Die bes­te Head­line lie­fer­te — im klas­si­schen Tabloid-Stil — DIE WELT: Der Pan­da hat wie­der Sex. Bes­ser hät­te ich es auch nicht zusam­men­fas­sen können.

Tiger-Home­sto­ry aus Nord-China

Nur zwei Tage spä­ter konn­te der WWF dann recht­zei­tig zum Inter­na­tio­na­len Tag des Arten­schut­zes mit einer wei­te­ren guten Nach­richt und einer ganz beson­de­ren, tie­ri­schen Home­sto­ry auf­war­ten: Eine WWF-Kame­ra­fal­le hat im Wang­qing-Reser­vat 30 Kilo­me­ter west­lich der Rus­si­schen Gren­ze eine Tige­rin mit ihren fröh­lich spie­len­den Jun­gen fest­ge­hal­ten. Bei den Auf­nah­men han­delt es sich um den ers­ten Video-Nach­weis einer Tigerfa­mi­lie in Chi­na. Zugleich bestä­ti­gen sie die Ver­mu­tung, dass es sich um „chi­ne­si­sche“ Gebur­ten handelt.

#iam­na­tu­re

Und wir gön­nen uns kei­ne Ver­schnauf­pau­se! Am 03. März star­tet mit #iam­na­tu­re die neue WWF-Kam­pa­gne. Ziel ist es, die Men­schen in ihrem All­tag zum Umden­ken und vor allem zum Umsteu­ern zu bewe­gen, ohne den berüch­tig­ten, mora­li­schen Zei­ge­fin­ger zu heben. Und das scheint ganz gut zu funk­tio­nie­ren. Zumin­dest wenn man sich die Reak­tio­nen im Netz anschaut. Ob die Grü­nen (Stich­wort Veggie­day) wohl nei­disch sind?

Unser Star für Österreich

Und dann, als ich ent­spannt vor dem Fern­se­her Zer­streu­ung suche, wer­de ich Zeu­ge eines ech­ten TV-Skan­dals. In der ARD küren die Zuschau­er „Unse­ren Star für Öster­reich“. Gewin­ner Andre­as Küm­mert ist ein rocki­ges, kom­pak­tes Kraft­pa­ket, hat ähn­lich pro­ble­ma­ti­sches Kopf­haar wie ich selbst und wäre mit sei­nem Voll­bart die opti­sche Fort­set­zung der unstoppable Vor­jah­res­sie­ge­rin Con­chi­ta Wurst gewe­sen. Pro­blem: Küm­mert hat kei­nen Bock zum Euro­vi­si­on Songcon­test zu fah­ren. Sei­ner statt, schlägt er vor lau­fen­der Kame­ra vor, eig­ne sich Ann Sophie viel bes­ser. Da fällt auch Bar­ba­ra Schö­ne­ber­ger aus­nahms­wei­se nichts mehr ein. Die Mode­ra­to­rin beschließt kur­zer­hand, dass die Zweit­plat­zier­te tat­säch­lich beim ESC antre­ten wird und ver­ab­schie­det sich mit den Wor­ten: “Ich bin auf die Bespre­chung unse­rer heu­ti­gen Show und des Ergeb­nis­ses sehr gespannt in der Tages­pres­se mor­gen früh.” Eine Stern­stun­de des Live-Fern­se­hens! Fin­det auch Carin Paw­lak auf FOCUS ONLINE. Der selbst­er­nann­te ESC-Gott und TAZ-Autor Jan Fed­der­son spricht gar von einem „Spek­ta­kel“. Zeit­gleich zur Aus­strah­lung läuft sich im Netz der vir­tu­el­le Mob warm, um über Küm­mert her­zu­zie­hen. Aber wenn kümmert’s! (Das Wort­spiel sei mir nach die­ser stres­si­gen Woche verziehen.)

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Roland Gramling ist Exil-Franke, Frankfurt-Fan und Berlin(West)-Bewohner. Nach dem Online-Journalismus-Studium in Darmstadt wechselte er auf die dunkle Seite der Macht und verkaufte seine Seele an die PR und Pressearbeit.Seit 2008 ist er Pressesprecher beim WWF Deutschland und seitdem auf der Suche nach dem Kuh des Lebens (oder zumindest der Woche). Er findet Pandas süß und Wölfe cool und hält Lady Gaga für die größte Poetin seit Oscar Wilde. Sonntags ist er stets am Tatort und damit grundsätzlich verdächtig.Kurzweilige Desorientierung ist mitunter beabsichtigt aber nie gewollt. Er kann nicht über sich selbst lachen und hält das auch noch für witzig. Fleisch kommt ihm nicht auf den Teller aber gerne mal unters Messer. Für ihn ist das Internet noch total Neuland-mäßig, aber die gedruckte Zeitung schon längst tot. In diesem Sinne: Muuuh!
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