Das ist die nach Atem ringende Presseschau zu einer Woche, die einem aus der medialen Puste bringt. Los geht es gleich mal mit dem Kuh der Woche. Und der kam diesmal von der chinesischen Regierung die ausgerechnet an einem Samstag zur großen Pressekonferenz einlud, um nichts weniger als den Heiligen Gral der Artenschutzbewegung zu verkünden: die neuen Bestandszahlen für Pandabären. Keine Frage, für den WWF ist diese Tierart von besonderer Bedeutung. Immerhin trägt die Organisation den Bären seit über 50 Jahren im Logo.
Kuh der Woche: Über 1860 Pandas in China
Nun ist der Samstag ein denkbar schlechter Termin um eine Nachricht dieser Art abzusetzen. Die Online-Redaktionen fahren mit Wochenendbesetzung, die Bundesliga schießt Tore und am Sonntag erscheinen kaum Zeitungen. Trotzdem hat es die Erfolgsmeldung zum Bestandsanstieg auf über 18060 Tiere auf die Themenagenda geschafft. Die schwarz-weißen Bären mit dem Kuschelteddy-Image sind eben einfach zu süß und drollig. Die beste Headline lieferte — im klassischen Tabloid-Stil — DIE WELT: Der Panda hat wieder Sex. Besser hätte ich es auch nicht zusammenfassen können.
Tiger-Homestory aus Nord-China
Nur zwei Tage später konnte der WWF dann rechtzeitig zum Internationalen Tag des Artenschutzes mit einer weiteren guten Nachricht und einer ganz besonderen, tierischen Homestory aufwarten: Eine WWF-Kamerafalle hat im Wangqing-Reservat 30 Kilometer westlich der Russischen Grenze eine Tigerin mit ihren fröhlich spielenden Jungen festgehalten. Bei den Aufnahmen handelt es sich um den ersten Video-Nachweis einer Tigerfamilie in China. Zugleich bestätigen sie die Vermutung, dass es sich um „chinesische“ Geburten handelt.
#iamnature
Und wir gönnen uns keine Verschnaufpause! Am 03. März startet mit #iamnature die neue WWF-Kampagne. Ziel ist es, die Menschen in ihrem Alltag zum Umdenken und vor allem zum Umsteuern zu bewegen, ohne den berüchtigten, moralischen Zeigefinger zu heben. Und das scheint ganz gut zu funktionieren. Zumindest wenn man sich die Reaktionen im Netz anschaut. Ob die Grünen (Stichwort Veggieday) wohl neidisch sind?
Unser Star für Österreich
Und dann, als ich entspannt vor dem Fernseher Zerstreuung suche, werde ich Zeuge eines echten TV-Skandals. In der ARD küren die Zuschauer „Unseren Star für Österreich“. Gewinner Andreas Kümmert ist ein rockiges, kompaktes Kraftpaket, hat ähnlich problematisches Kopfhaar wie ich selbst und wäre mit seinem Vollbart die optische Fortsetzung der unstoppable Vorjahressiegerin Conchita Wurst gewesen. Problem: Kümmert hat keinen Bock zum Eurovision Songcontest zu fahren. Seiner statt, schlägt er vor laufender Kamera vor, eigne sich Ann Sophie viel besser. Da fällt auch Barbara Schöneberger ausnahmsweise nichts mehr ein. Die Moderatorin beschließt kurzerhand, dass die Zweitplatzierte tatsächlich beim ESC antreten wird und verabschiedet sich mit den Worten: “Ich bin auf die Besprechung unserer heutigen Show und des Ergebnisses sehr gespannt in der Tagespresse morgen früh.” Eine Sternstunde des Live-Fernsehens! Findet auch Carin Pawlak auf FOCUS ONLINE. Der selbsternannte ESC-Gott und TAZ-Autor Jan Fedderson spricht gar von einem „Spektakel“. Zeitgleich zur Ausstrahlung läuft sich im Netz der virtuelle Mob warm, um über Kümmert herzuziehen. Aber wenn kümmert’s! (Das Wortspiel sei mir nach dieser stressigen Woche verziehen.)