Hum­meln: 15 Fak­ten über die „Ted­dys der Lüfte“

Hummeln "brummen" Pollen aus der Blüte © IMAGO, Shotshop

Hum­meln haben Glatz­köp­fe, eine Lieb­lings­far­be, sind flei­ßi­ger als Bie­nen und “brum­men” den Pol­len aus Blü­ten. Die latei­ni­sche Bezeich­nung — Bom­bus – bedeu­tet denn auch so viel wie „Brum­men“. Und die­ses kommt von einer Art ein­ge­bau­ter Heizung. 
Erstaun­li­ches Fak­ten­wis­sen
über die pel­zi­gen Wild­bie­nen:

Hum­meln haben eine Lieblingsfarbe

Hum­meln flie­gen im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes auf die Far­be Blau. Sie zie­hen blaue und vio­let­te Blü­ten denen ande­rer Far­be vor. Wie übri­gens vie­le ande­re Bie­nen­ar­ten auch.

Ste­chen oder beißen?

Hum­meln kön­nen tat­säch­lich bei­ßen! Aber nicht als Ver­tei­di­gung gegen Men­schen. Die Insek­ten sind sehr fried­fer­tig. Füh­len sie sich bedroht, kön­nen weib­li­che Hum­meln ste­chen. Anders als bei den Honig­bie­nen bleibt der Sta­chel aber nicht ste­cken. So wird in der Regel weni­ger Gift abge­ge­ben. Männ­li­che Hum­meln — die Droh­nen — haben wie bei allen Wild­bie­nen und den Wes­pen kei­nen Stachel.

Wenn Hum­meln “Mit­tel­fin­ger” zei­gen © Flo­ri­an Lau­er, WWF

Abwehr­ges­te: Wenn die Hum­mel „Mit­tel­fin­ger“ zeigt

Eine Hum­mel sticht nur sel­ten, als letz­tes Mit­tel in äußers­ter Not. Zuvor warnt sie mit ver­schie­de­nen Ges­ten. Sie streckt ihr mitt­le­res Bein der Bedro­hung ent­ge­gen und wirft sich – wenn das nicht hilft — auf den Rücken, um unter lau­tem Brum­men ihren Sta­chel­ap­pa­rat zu präsentieren.

War­um Hum­meln Glat­ze tragen

Im Gegen­satz zu ihren pel­zi­gen Kör­pern haben man­che Hum­meln einen kah­len Kopf. Das kommt durch enge Nest­ein­gän­ge, an denen sie sich die Haa­re abrei­ben. Aber auch am Rest ihres Kör­pers ver­lie­ren die Brum­mer mit zuneh­men­dem Alter ihre Haa­re und ihre Far­be. Das macht es beson­ders schwer, sie genau zu bestimmen.

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Das Hum­mel-Para­do­xon: Doch nicht zu dick zum Fliegen

Weit ver­brei­tet ist die The­se, die ein Phy­sik­stu­dent in den 1930er Jah­ren auf­ge­stellt haben soll: Eigent­lich dürf­ten die Pum­mel-Hum­meln gar nicht flie­gen kön­nen. Zu schwer im Ver­gleich zur Flä­che ihrer Flü­gel, lau­te­te das Urteil nach den Geset­zen der Aero­dy­na­mik. Das stimmt aber nur, wenn man von star­ren Flü­geln wie bei einem Flug­zeug ausgeht.
Ende der 1990er bewies ein bri­ti­scher Phy­si­ker mit einer Super­zeit­lu­pen­ka­me­ra, dass Hum­meln mit ihren beweg­li­chen Flü­geln tor­na­do­ar­ti­ge Wir­bel erzeu­gen, die ihnen Auf­trieb geben.

Bekann­ter Spruch: War­um kön­nen Hum­meln flie­gen? © IMAGO, blickwinkel

Hum­meln könn­ten sogar den Mount Ever­est überfliegen

Eini­ge Hum­mel­ar­ten kom­men in gro­ßen Höhen­la­gen und Gebirgs­re­gio­nen von etwa 3000 Metern vor. Schon hier ist es erstaun­lich, dass sie bei dün­ner Luft und damit gerin­ge­rem Auf­trieb noch flie­gen kön­nen. Doch auch Höhen von 9000 Metern wären theo­re­tisch kein Pro­blem. Das haben US Forscher:innen durch Ver­su­che in Druck­luft­kam­mern herausgefunden.

Schrump­fen­de Rüssel

Vie­le Hum­meln haben einen rela­tiv lan­gen Rüs­sel. Der Rüs­sel der Eisen­hut­hum­mel ist mit bis zu 2,3 Zen­ti­me­tern sogar fast so lang wie ihr Kör­per. Hier­mit gelan­gen sie an tief in Blü­ten lie­gen­den Nek­tar. Auch Nek­tar­raub durch Anste­chen mit dem Rüs­sel ist häufig.

In den Rocky Moun­ta­ins beob­ach­tet man aller­dings gera­de, dass die Rüs­sel von Gene­ra­ti­on zu Gene­ra­ti­on kür­zer wer­den. Schuld ist der Kli­ma­wan­del, durch wel­chen es weni­ger Blu­men-Arten gibt. Um das zu nut­zen, was noch zur Ver­fü­gung steht, darf die Hum­mel nicht nur auf Blü­ten mit lan­gen Kel­chen spe­zia­li­siert sein.

Här­ter gesot­ten als Bie­nen. Und fleißiger.

Der typi­sche „Arbeits­tag“ einer Hum­mel dau­ert 18 Stun­den. Etwa 1000 ver­schie­de­ne Blü­ten fliegt sie in die­ser Zeit an und sam­melt unge­fähr zwölf­mal mehr Nek­tar als eine Honig­bie­ne. Und Hum­meln sam­meln bei ihren Flü­gen Nek­tar und Pol­len gleich­zei­tig. Das unter­schei­det sie von unse­ren Honig­bie­nen, die zumeist nur eines von bei­dem sam­meln, was sie teil­wei­se zu recht inef­fi­zi­en­ten Bestäu­bern macht.

Außer­dem sind Hum­meln schon frü­her im Jahr und ab Tem­pe­ra­tu­ren von 2 bis 6 Grad Cel­si­us aktiv. Sie flie­gen bei Regen, Hagel und Schnee. Ihr Pelz iso­liert und sie haben eine Art ein­ge­bau­te Hei­zung: Um sich auf­zu­wär­men, kup­peln sie ihre Flü­gel aus und zit­tern hef­tig mit ihrer Flug­mus­ku­la­tur. Die­ses Zit­tern erzeugt das typi­sche Hummel-Brummen.

Hum­meln haben „Käse­fü­ße“

Jede Hum­mel hat ihren ganz eige­nen Fuß­ge­ruch und kann mit ihren Füßen gezielt Duft­mar­ken set­zen, um Blü­ten als bereits bestäubt zu mar­kie­ren. Hum­meln arbei­ten also nicht nur flei­ßig, son­dern auch effektiv.

50 bis 600 Hum­meln: Hum­mel­volk © IMAGO, Imagebroker

Ein­zig Über­le­ben­de: Die Hummel-Königin

Hum­meln haben – wie die Honig­bie­nen – eine Köni­gin. Sie ist die ein­zi­ge, die über­win­tert! (Im Gegen­satz zu den Honig­bie­nen, deren Arbei­te­rin­nen den Win­ter teil­wei­se über­le­ben.) Bereits befruch­tet begibt die Hum­mel­kö­ni­gin sich in den Win­ter­schlaf. Im Früh­jahr sind zunächst nur Hum­mel­kö­ni­gin­nen unter­wegs und suchen nach dem rich­ti­gen Ort für ihr Nest in Stein­spal­ten, Holz­hau­fen und in der Erde, zum Bei­spiel in ver­las­se­nen Mauselöchern.

Staa­ten­bil­dung: Hum­meln sind erstaun­lich gesellig

Die meis­ten Wild­bie­nen bei uns leben allei­ne und ver­sor­gen ihren Nach­wuchs selbst, soge­nann­te Soli­tär­bie­nen. Hum­meln bil­den wie die Honig­bie­nen Staa­ten. Aller­dings Staa­ten, die nur eine Sai­son bestehen, soge­nann­te Som­mer­staa­ten. Hum­meln wer­den nicht alt. Die Wie­sen­hum­mel bei­spiels­wei­se nicht ein­mal 30 Tage.

Wo leben Hummeln?

Das kommt auf die Art an: Hum­meln gehö­ren zu den Stech-Immen. Welt­weit gibt es um die 250 Hum­mel­ar­ten, beson­ders vie­le davon in Euro­pa und Asi­en. In Deutsch­land leben unge­fähr 30 ver­schie­de­ne Hum­mel­ar­ten in je unter­schied­li­chen Lebens­räu­men. Zumeist ver­rät ihr Name, wo die Hum­mel lebt und ihre Eier ablegt. Wie bei den Erd­hum­meln, Acker­hum­meln, Baum­hum­meln oder Gartenhummeln.

Erd­hum­meln – die bekann­tes­te Hum­mel-Art © IMAGO, blickwinkel

Ins gemach­te Nest: Kuckuckshummeln

Kuckucks­hum­meln bil­den kei­nen eige­nen Staat. Wie der namens­ge­ben­de Kuckuck legen sie ihre Eier in frem­de Nes­ter. Es sind Sozi­al­pa­ra­si­ten, die ande­ren Arbei­ter­hum­meln ihren Nach­wuchs unter­ju­beln. Den Kuckucks­hum­meln fehlt selbst die Bein­be­haa­rung zum Sam­meln von Pol­len für die Lar­ven. Zusätz­lich sind Kuckucks­hum­meln oft beson­ders kräf­tig und haben einen dicke­ren Pan­zer, der sie vor der Ver­tei­di­gung ihrer Wir­te schützt.

Was Hum­meln bedroht

Jeden Hoch­som­mer ver­hun­gern unzäh­li­ge Hum­meln. Es gibt zu wenig Spät­blü­her, Wie­sen wer­den zu oft und inten­siv genutzt. Nist­mög­lich­kei­ten feh­len. Einer der Grün­de ist die inten­si­ve Land­wirt­schaft. Aber auch der eige­ne Gar­ten erschwert den wich­ti­gen Insek­ten das Über­le­ben, ist er zu auf­ge­räumt und ohne Raum für Wildkräuter.

Pflan­zen­schutz­mit­tel set­zen den Hum­meln eben­falls zu. Und der Kli­ma­wan­del: Wo es immer wär­mer wird, ver­schwin­den die dicken Brum­mer aus gan­zen Regio­nen. Hum­meln leben seit mehr als 25 Mil­lio­nen Jah­ren auf unse­rer Erde. Heu­te sind vie­le Arten vom Aus­ster­ben bedroht.

So aus­ge­feilt wie emp­find­lich: Ohne Hum­meln wird es kahl

Mit ihrem lan­gen Rüs­sel, ihrer Aus­dau­er und Robust­heit sind Hum­meln extrem wich­ti­ge Bestäu­ber. Vie­le Pflan­zen mit beson­ders tief lie­gen­dem Nek­tar und auch Nacht­schat­ten­ge­wäch­se wie die Toma­te sind von der Hum­mel abhän­gig. Hum­meln kön­nen Toma­ten beson­ders effi­zi­ent bestäu­ben, durch die soge­nann­te Buzz-Bestäu­bung. Hier­bei vibrie­ren die Hum­meln durch star­kes Sum­men den Pol­len aus der Blüte.

Schon das Aus­fal­len von nur einer Hum­mel­art kann sich auf die Repro­duk­ti­on gan­zer Pflan­zen­ge­sell­schaf­ten nega­tiv aus­wir­ken. Auf einer alpi­nen Wei­de zum Bei­spiel haben die unter­schied­li­chen Arten ver­schie­de­ne Lieb­lings­blü­ten. Auch aus Kon­kur­renz­druck. Fällt eine Art aus, flie­gen die Hum­meln ver­mehrt unter­schied­li­che Blü­ten an und es kommt zu einer schlech­te­ren Bestäu­bung, weil mehr unter­schied­li­cher Pol­len an ihnen haftet.

Tipp: Hum­meln hel­fen — Aber bit­te kein Zuckerwasser

Hum­meln mit Honig­was­ser oder Zucker­saft auf­päp­peln ist kei­ne gute Idee. Geschwäch­te Hum­meln sind oft in Käl­te­star­re, um Ener­gie zu spa­ren. Bit­te nicht stören.

Am bes­ten helft Ihr Hum­meln mit einem hum­mel­freund­li­chen Gar­ten oder Bal­kon: Natur­nah, mit wil­den Ecken, wenig Rasen­mä­hen und vie­len Blüh­pflan­zen, die zu unter­schied­li­chen Zei­ten im Jahr und auch spät blü­hen. Die meis­ten Hum­mel­käs­ten sind eher unge­eig­net. Und umge­dreh­te Ton­töp­fe mit Stroh scha­den eher!

Übri­gens: Hum­meln ste­hen unter Arten­schutz. Man darf sie weder fan­gen, töten, noch ihre Nes­ter bekämpfen.

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Ich bin seit Mitte 2020 beim WWF als Projektmanager im Insektenschutzprojekt BROMMI tätig. Vorher habe ich in unterschiedlichen Forschungsprojekten zur Bestäubungsleistung von Wildbienen und Insekten in der tropischen Agrarlandschaft mitgewirkt. Auch privat faszinieren mich Insekten und so bin ich an den Wochenenden oft mit meiner Kamera unterwegs, immer auf der Jagt nach schönen Bildern. Ansonsten sind meine Hobbies Wandern, Klettern und Kochen. Die Rettung der Insekten ist eine genau so wichtige Aufgabe wie das erreichen der Klimaziele. Denn ohne Insekten werden die Ökosysteme zusammenbrechen und damit das Fundament auf dem wir unsere Gesellschaft unsere Kultur und alles andere aufbauen.

Kommentare (5)

  • Dieser Artikel liefert eine Menge an wichtigen Informationen. Vielen Dank! Allerdings stimmt er mich auch nachdenklich, wenn ich lese, dass Hummelhäuser eher ungeeignet sein sollen. Warum werden sie dann u. a. auch von Naturschutzorganisationen zum Kauf angeboten?

    • Guten Tag,
      wie auch bei den bekannteren Nisthilfen (Insektenhotels) gibt es auch hier auf dem Markt diverse Objekte die ungeeignet sind, da:
      - zu Klein
      - kein Schutz vor Wachsmotten
      - können Feucht werden
      etc.

      Ein Hummelkasten muss des weiteren umfassend gepflegt werden und auch mit den richtigen Materialien bestückt. Hier sollte sich vorher ausreichen Informiert werden bevor jemand eine solche Anschaffung macht.

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