Glüh­würm­chen: wie sie leben und war­um sie leuchten

Mit einen bisschen Glück kann man das Mitte Juni sehen © Peera Sathawirawong / iStock / Getty Images

Das Leben der Glüh­würm­chen ist ein Leben vol­ler Glanz, Lei­den­schaft und roman­ti­scher Tra­gik. Rund um den Johan­nis­tag am 24. Juni haben sie ihren gro­ßen Auftritt.

Jedes Jahr im Juni schwär­men die klei­nen, grü­nen Fackel­trä­ger auf der Suche nach einer Part­ne­rin durch unse­re Wäl­der. Jetzt ist die idea­le Zeit, in lau­en Som­mer­näch­ten Glüh­würm­chen zu beob­ach­ten — und zu stau­nen über die Hin­ga­be, mit der die klei­nen Tie­re jede Nacht um ihr Leben leuchten.

Wo ist mein Weib­chen? © Yitao / iStock / Get­ty Images

Was sind Glüh­würm­chen überhaupt?

Glüh­würm­chen sind eigent­lich gar kei­ne Würm­chen, son­dern Käfer, wes­halb die ver­schie­de­nen Arten offi­zi­ell auch unter dem Ober­be­griff Leucht­kä­fer (Lam­py­ri­dae) zusam­men­ge­fasst wer­den. Bei uns nennt man sie Glüh­würm­chen, weil das Weib­chen an einen Wurm erin­nert, oder Johan­nis­würm­chen, weil sie um die Johan­nis­nacht vom 23. auf den 24. Juni beson­ders aktiv aus­schwär­men. In unse­ren Brei­ten sind drei ver­schie­de­ne Arten hei­misch: der Klei­ne Leucht­kä­fer, der Gro­ße Leucht­kä­fer und der Kurzflügel-Leuchtkäfer.

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Bei allen Glüh­kä­fern kön­nen die Weib­chen leuch­ten, die Männ­chen aller­dings leuch­ten aus­ge­prägt nur bei Exem­pla­ren der Art des Klei­nen Leucht­kä­fers. Da nur die Männ­chen flie­gen kön­nen, han­delt es sich bei in unse­ren Brei­ten flie­gen­den Glüh­wür­mern immer um die Männ­chen des Klei­nen Leuchtkäfers.

Wo fin­de ich Glühwürmchen?

In Deutsch­land zwi­schen Juni und Juli sind die klei­nen Tier­chen an Wald­rän­dern und Gebü­schen, in Wie­sen, Gär­ten und Parks zu fin­den. Sie leben oft in der Nähe von offe­nem Was­ser, nie jedoch in dich­tem Wald und auch nie­mals in Nadelwäldern.

War­um leuch­ten Glühwürmchen?

Das Leuch­ten wird durch die Zer­set­zung einer kom­pli­ziert gebau­ten Car­bon­säu­re namens Luci­fe­rin durch das dazu­ge­hö­ri­ge Enzym Luci­fer­a­se erzeugt. Sei­nen Namen hat das Luci­fe­rin übri­gens vom Latei­ni­schen „lux“ (Licht) und „fer­re“ (tra­gen, brin­gen) – der Licht­brin­ger-Stoff also. Die­ser Pro­zess der selbst­stän­di­gen Lich­ter­zeu­gung wird auch Bio­lu­mi­nes­zenz genannt und ist ziem­lich kom­pli­ziert. Inter­es­sant ist aber, dass der Glüh­wurm che­mi­sche Ener­gie nahe­zu ver­lust­frei in (kal­tes) Licht umwan­delt. Zum Ver­gleich: Eine Glüh­bir­ne macht aus elek­tri­scher Ener­gie nur zu etwa fünf Pro­zent Licht und zu 95 Pro­zent Wär­me. Vom Glüh­würm­chen könn­ten wir in punc­to Ener­gie­ef­fi­zi­enz viel lernen.

Auch man­che Weib­chen geben Licht­si­gna­le © Igor Kra­si­l­ov / iStock / Get­ty Images

Das Leuch­ten dient bei unse­ren hei­mi­schen Glüh­kä­fern (ver­mut­lich) schlicht dem Zweck der Part­ner­su­che. Das Weib­chen, das am hells­ten leuch­tet, lockt am meis­ten Männ­chen an. Die­se flie­gen in etwa zwei Metern Höhe her­um und las­sen sich ziel­ge­nau auf ein Weib­chen fal­len, wenn sie eines erspäht haben.

Wie lan­ge leben Glühwürmchen?

Die meis­te Zeit sei­nes Lebens ver­bringt ein Glüh­kä­fer als Lar­ve. Gan­ze drei Jah­re dau­ert die­ses Ent­wick­lungs­sta­di­um. Dies ist auch die Zeit des gro­ßen Fres­sens: Glüh­würm­chen ernäh­ren sich von Nackt- und Gehäu­se­schne­cken, die sie mit einem Gift­biss über­wäl­ti­gen. Irgend­wann ver­puppt sich das Würm­chen und ver­bringt eine Woche im Pup­pen­sta­di­um, bevor es zwi­schen Juni und Juli in sei­nen leuch­ten­den Lebens­ab­schnitt ein­tritt. Dann frisst es gar nichts mehr, son­dern zehrt von sei­nen Fett­re­ser­ven aus der Lar­ven­zeit. Lei­der ist sein glän­zen­des Dasein nur von kur­zer Dau­er, denn kurz nach der Paa­rung ver­glüht sein Lie­bes­licht und das Glüh­würm­chen stirbt.

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War­um sind Glüh­würm­chen gefährdet?

Leucht­kä­fer leben auf allen Kon­ti­nen­ten mit Aus­nah­me der Ant­ark­tis. Es gibt über 2000 Arten. Ihre Bestän­de neh­men ver­mut­lich ab. Dies liegt zum einen am schwin­den­den Lebens­raum durch die Inten­si­vie­rung der Land­wirt­schaft. Zum ande­ren macht dem Glüh­wurm die stei­gen­de Licht­ver­schmut­zung zu schaf­fen. Hell beleuch­te­te Stadt­parks zum Bei­spiel sind kein Ort, an dem eine Glüh­würm­chen­da­me auf einen Part­ner hof­fen darf, denn die Männ­chen mei­den das Licht so gut es geht. Auch die Lar­ven brau­chen Dunkelheit.

Die Coro­na-Pan­de­mie könn­te für eini­ge Glüh­würm­chen aller­dings ein Segen sein. Aus den USA wird bei­spiels­wei­se berich­tet, dass vie­le Natio­nal­parks in die­sem Jahr nahe­zu men­schen­leer sind. Die Leucht­kä­fer kön­nen sich in die­sem Coro­na-Som­mer ohne Licht­ver­schmut­zung unge­stört in den Wäl­dern fin­den und paaren.

Und was kannst Du tun?

Das ist dies­mal ganz ein­fach: Licht aus, Vor­hang auf für das roman­ti­sche Schau­spiel der Glüh­würm­chen — vor allem in der Johannissnacht.

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Journalistin und Videoredakteurin beim WWF. Ich mag Essbares aus der Natur, Umweltphilosophie und digitale Delikatessen. Außerdem glaube ich noch immer daran, dass wir alle gemeinsam mit nur wenig Mühe viel verbessern können.

Kommentare (38)

  • Ich habe in meinem Apfelbaum heute, dem25.09.2016 Glühwürmchen in meinem Apfelbaum um 20 Uhr 30 gesehen.

  • heute den 07.11.2016 - es hat den ganzen tage geregnet und um ca. 17 uhr machte ich ich wie immer mit meinen bruno /hund) unseren spaziergang! am bach entlang <<< und was sehe ich just zu dieser zeit am bach und sogar bis in den büschen am bach? ich traute zuerst meine augen nicht - ein meer an glühwürmchen, es war dies sehr fasinierend dies an zu schauen und zu bewundern! ich hoffe dies noch öfters zu sehen?
    gruß
    aspo

  • Abends im Sommer wenn wir gemütlich auf dem Balkon sitzen, beobachten wir auch immer die Glühwürmchen. Hat irgendwas magisches, so wie kleine Elfen schwirren sie umher. Es gab aber auch Sommer da haben wir gar keine gesehen, woran kann das liegen?
    grüße
    Christian

    • Hallo Christian, viele Käfer, so auch die Leuchtkäfer, kommen nicht jedes Jahr in gleich großer Menge vor. Oft gibt es Jahre, in denen es sehr viele gibt und Jahre, in denen man kaum welche sieht. Das hängt auch mit der Witterung zusammen und wie günstig die Saison für die Eiablage, das Aufwachsen der Larven usw. ist. Generell werden aber Insekten wegen der vielen Spritzmittel der Landwirtschaft immer seltener in Deutschland und Europa…Grüße Albert

  • Ich habe gestern mein erstes Glühwürmchen gesehen... es kam spät abends zur offenen Tür herein und hockte sich, fleißig leuchtend, auf mein Knie. Wie eine kleine Elfe :-)

  • könnten auch die laubbläser an der dezimierung der glühwürmchen teilhaben? glühwürmchen sind meines wissens auf laub angweiesen und vermehren sich dort.

  • Habe heute in Bodenmais wieder nach langer Zeit glūhwūrmchen gesehen. Sehr schön sie zu beobachten
    Wäre schön, wenn man dieses Schauspiel öfters beobachten könnte 😁

  • Hallo !

    Habe heute sehr viele Glühwürmchen, im Wald neben unserem Haus bei regnerischem Wetter wunderschön beobachten können!
    Ein interessantes Naturerlebnis.

  • Diese kleinen possierlichen Tierchen kenne ich noch sehr gut aus meiner Kindheit beim Zelten. Es war immer sehr interessant diese zu beobachten. Heute sehe ich leider keine mehr.

  • Ich habe gerade einen Naturfilm von Südkorea gesehen. Dort wurden auch Glühwürmchen (richtiger Glühkäfer) gezeigt. Die Männchen dort leuchten auch, sogar heller als die Weibchen!
    Das waren richtige Blitzlichter. Sehr interessant.

  • Mein Mann und ich haben Mitte Januar 2018 zwei glühende und blinkende Punkte im Gebüsch vor unserem Haus gesehen! Ich nehme ganz stark an, dass bei der ungewöhnlich milden Witterung, es Glühkäfer waren.

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