EU-Agrar­re­form: Kata­stro­phe für die Natur

Wir brauchen eine Agrarwende, die auch ihren Namen verdient © Andreas Spachtholz / iStock / GettyImages

Die Arten­viel­falt nimmt wei­ter ab, und zwar dras­tisch. Inten­si­ve Land- und Forst­wirt­schaft ver­drän­gen vie­le Tier- und Pflan­zen­ar­ten, wie der aktu­el­le Jah­res­be­richt der EU-Umwelt­agen­tur EEA gera­de am Mon­tag doku­men­tier­te. So lang­sam muss es wirk­lich auch dem Letz­ten klar sein, dass es so nicht wei­ter­ge­hen kann. Schon gar nicht in der Agrar­po­li­tik. Doch anschei­nend ist die Bot­schaft immer noch nicht angekommen.

Desas­trö­se Position

Die Agrar­mi­nis­te­rin­nen und Agrar­mi­nis­ter der EU-Mit­glied­staa­ten haben sich heu­te Mor­gen (21.10.) auf die Grund­zü­ge der Gemein­sa­men Agrar­po­li­tik (GAP) nach 2020 geei­nigt. Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin Julia Klöck­ner (CDU) beju­belt das als einen Sys­tem­wech­sel. Lei­der ist das Gegen­teil der Fall. Obwohl sich Euro­pas Natur in einem mise­ra­blen Zustand befin­det und das Arten­ster­ben auf Euro­pas Wie­sen und Fel­dern wei­ter vor­an­schrei­tet, legen die Minis­te­rin­nen und Minis­ter eine desas­trö­se Posi­ti­on vor. Der EU-Agrar­rat setzt damit sei­ne zer­stö­re­ri­sche Sub­ven­ti­ons­po­li­tik zuguns­ten gro­ßer Agrar­kon­zer­ne fort.

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Der Beschluss des Agrar­ra­tes sieht vor, dass die Mit­glied­staa­ten nur 20 Pro­zent der Direkt­zah­lung für öko­lo­gisch wirk­sa­me Maß­nah­men, soge­nann­ten Eco-Sche­mes, ver­wen­den müs­sen. Das ist kein Sys­tem­wech­sel, son­dern ein fau­ler Kom­pro­miss, der kei­nen öko­lo­gi­schen Mehr­wert dar­stellt. Um aus­rei­chen­de Wir­kung zu ent­fal­ten, müss­ten es eigent­lich ver­bind­li­che 50 Pro­zent sein. Als mini­ma­ler Ein­stieg wären gera­de noch min­des­tens 30 Pro­zent akzep­ta­bel. Ent­schei­dung ist dabei vor allem auch die qua­li­ta­ti­ve Aus­ge­stal­tung und Ver­bind­lich­keit der Eco Sche­mes. Die wis­sen­schaft­li­chen Emp­feh­lun­gen zur strik­ten unmit­tel­ba­ren Kopp­lung der Zah­lun­gen an erbrach­te und mess­ba­re Öko­sys­tem­leis­tun­gen wer­den mit den bis­he­ri­gen Beschlüs­sen des Euro­päi­schen Par­la­ments und des Agrar­ra­tes miss­ach­tet.

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Schlech­tes Ergebnis

Als pro­zen­tua­len Min­dest­an­teil von nicht­pro­duk­ti­ven Flä­chen sieht der EU-Agrar­rat offen­bar fünf Pro­zent vor. Aller­dings könn­te die­se Rege­lung mög­li­cher­wei­se nur für Betrie­be mit einer Flä­che ab zehn Hekt­ar gel­ten — und auch den Anbau von Zwi­schen­früch­ten und Legu­mi­no­sen gestat­ten. So oder so: Das ist ein wirk­lich schlech­tes Ver­hand­lungs­er­geb­nis. Min­des­tens zehn Pro­zent der Flä­chen müs­sen wirk­lich natur­be­las­sen und die Flä­chen müs­sen tat­säch­lich unpro­duk­tiv sein, damit Arten­schutz in der Agrar­land­schaft eine Chan­ce hat.

Wir brau­chen eine wirk­li­che Agrarwende!

Der­zeit ver­han­deln noch die Abge­ord­ne­ten des Euro­päi­schen Par­la­ments über eine gemein­sa­me Posi­tio­nie­rung. Eine fina­le Ent­schei­dung des Euro­päi­schen Par­la­ments wird für Frei­tag­abend erwar­tet. Soll­ten sich auch die EU-Par­la­men­ta­ri­er am Ende nicht für eine fort­schritt­li­che Reform der Gemein­sa­men Agrar­po­li­tik aus­spre­chen, könn­te es zu einem Desas­ter für den Kli­ma- und Umwelt­schutz wer­den. Die bis­he­ri­gen Abstim­mun­gen las­sen auf nichts Gutes hoffen.

Eigent­lich wis­sen wir ja alle schon lan­ge: Der Schutz der bio­lo­gi­schen Viel­falt kann nicht län­ger war­ten. Die Wis­sen­schaft warnt  ein­dring­lich vor den Fol­gen der Bio­di­ver­si­täts­kri­se und des welt­wei­ten Arten­ster­bens. Wir brau­chen die öko­lo­gi­sche­re Aus­rich­tung des Agrar­sek­tors, auch und gera­de bei uns vor der Haustür.

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Koordinator Agrarpolitik & Landnutzungspolitik

Kommentare (2)

  • Was soll ich sagen? Eigentlich ist schon alles gesagt, man kann nicht von einem Wirtschaftssystem wie dem europäischen und der dazu von der Wirtschaft gelenkten
    europäischen Politik, erwarten dass diese ihre seit Jahrzehnten betriebenes kapitalistisch geprägtes, Landwirtschaftssystem nachhaltig verändert! Da muss schon noch viel mehr den "Bach" runtergehen, dass die überhaupt mal über den Profit hinaus nachdenken! Dort und wie überall gilt doch der Spruch "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr", soll heißen dass das was an unseren Hochschulen noch heute gelehrt wird, im wahrsten Sinne keinen Hans- Werner-"Sinn" mehr macht

  • Ich habe den Eindruck, daß Leute in die Politik gehen, die keine haut- und naturnahe Lebenserfahrung und von ökologischen Zusammenhängen keine Ahnung haben.
    Weltfremde Theoretiker.....

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