Ess­kas­ta­nie: Wo man sie fin­det und war­um sie so wert­voll ist

Köstlichkeit aus dem Wald © joannatkaczuk / iStock / Getty Images

Wenn im Herbst bun­ten Blät­ter fal­len, dann ist es Zeit zum Sam­meln. Pil­ze und Obst, oder eben auch Nüs­se und Kas­ta­ni­en. Die Ess­kas­ta­nie kau­fen vie­le aller­dings im Super­markt und beim Maro­nen-Stand auf dem Weih­nachts­markt. Kann man machen. Was aber noch mehr Spaß macht ist selbst im Wald auf die Pirsch zuge­hen. Wer jetzt die Augen offen­hält, schnell ist und ein biss­chen Glück hat, der kann mit gesun­den Köst­lich­kei­ten nach Hau­se kom­men. Wir sagen hier, was man wis­sen muss.

Ross­kas­ta­ni­en sind sogar leicht giftig

Es gibt etwa 20 ver­schie­de­ne Sor­ten Kas­ta­ni­en. In Deutsch­land sind es im Wesent­li­chen zwei Arten: Ess­kas­ta­ni­en und Edel­kas­ta­ni­en sind das Glei­che und bekannt­lich lecker. Aus Ross­kas­ta­ni­en kann man schö­ne Din­ge bas­teln, Creme und Öko­wasch­mit­tel machen, aber essen kön­nen wir sie nicht. Sie sind gering gif­tig für Men­schen, auf jeden Fall ungenießbar.

Was ist der Unter­schied zwi­schen Maro­nen und Esskastanien?

Eigent­lich gibt es kei­nen Unter­schied. Maro­nen sind die glei­che Art wie die Edel­kas­ta­nie, nur spe­zi­ell gezüch­tet. Sie sind etwas grö­ßer und las­sen sich leich­ter schä­len. Im Sprach­ge­brauch unter­schei­det man aber nicht zwi­schen Maro­nen und Esskastanien.

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Wie erken­ne ich Esskastanien?

Ross­kas­ta­ni­en kennt ja jedes Kind. Aber auch Ess­kas­ta­ni­en sind leicht zu erken­nen: Die Blät­ter der Ross­kas­ta­nie sind fünf­tei­lig. Die Blät­ter der Edel­kas­ta­nie Casta­nea Sati­va hän­gen ein­zeln an den Ästen. Zudem haben sie klei­ne, spit­ze Sta­cheln am Rand. Die Kas­ta­ni­en selbst sind eher flach, an der einen Sei­te ist eine Spit­ze mit pin­sel­ar­ti­gem Bausch. Die Sta­cheln der Kas­ta­ni­en­hül­le sind auch deut­lich spit­zer. Beim Auf­ma­chen emp­fiehlt es sich auf jeden Fall Hand­schu­he zu tra­gen, sonst kann es ganz schön weh tun. In der Hül­le war­ten dann bis zu drei Kas­ta­ni­en.

Sta­che­lig, lecker, gesund © SkyF / iStock / Get­ty Images

Sind Maro­nen gesund?

Oh ja, Kas­ta­ni­en sind durch­aus gesund. Sie ent­hal­ten viel hoch­wer­ti­ges Eiweiß, Kali­um, Cal­ci­um, Eisen, Magne­si­um, sowie Vit­amin E, Vit­amin C, fast alle B‑Vitamine und Beta­ca­ro­tin. Maro­nen sind sehr kalo­rien­reich, wes­we­gen sie vie­le Tie­re ja auch als Herbst- und Win­ter­fut­ter schät­zen. Sie ent­hal­ten aber deut­lich weni­ger Fett als ande­re Nüs­se. Frü­her gal­ten Ess­kas­ta­ni­en nicht als Deli­ka­tes­se, son­dern als Arme-Leu­te-Essen. Dank ihres hohen Stär­ke­an­teils von 43 Pro­zent waren Ess­kas­ta­ni­en in Süd­eu­ro­pa über Jahr­hun­der­te ein Grund­nah­rungs­mit­tel — bis sie durch die Kar­tof­fel ersetzt wur­den. Ess­kas­ta­ni­en sind übri­gens glutenfrei.

Wo kom­men Ess­kas­ta­ni­en eigent­lich her?

Die Ess­kas­ta­nie kommt eigent­lich aus Süd­eu­ro­pa. Auf Kor­si­ka oder in Grie­chen­land sind die Kas­ta­ni­en noch heu­te von gro­ßer Bedeu­tung. Die alten Grie­chen nann­ten sie die „Eichel des Zeus“ und nutz­ten sie auch für medi­zi­ni­sche Zwe­cke. Die Römer kul­ti­vier­ten die Ess­kas­ta­nie und tru­gen zur Ver­brei­tung in Euro­pa bei – eben auch bei uns.

Wo wach­sen Esskastanien?

In Deutsch­land fin­det man die Edel­kas­ta­nie heu­te in lich­ten Laub­wäl­dern. Die Ess­kas­ta­nie benö­tigt ein mil­des Kli­ma und fühlt sich dort ziem­lich wohl, wo auch Wein ange­baut wird. Also zum Bei­spiel in der Pfalz, an Mosel, Saar und Nahe oder in Baden-Würt­tem­berg. Sie bevor­zugt voll­son­ni­ge Lagen. In Nord­deutsch­land wird man aber eher nicht fün­dig — bisher.

Wie fin­de ich Esskastanien?

Mit den Ess­kas­ta­ni­en ist es wie mit den Pil­zen: Sie sind begehrt. Und man muss wis­sen, wo man sie fin­det. An schö­nen Herbst­wo­chen­en­den strei­fen vie­le durch die Wäl­der Süd­deutsch­lands auf der Suche nach der Deli­ka­tes­se. Wenn Du dich geschickt anstellst ver­ra­ten Ein­hei­mi­sche viel­leicht sogar die bes­ten Plät­ze. Ansons­ten heißt es Augen auf­hal­ten. Wenn Du dich bei Spa­zier­gän­gen auf­merk­sam umschaust, kannst du viel­leicht einen Ess­kas­ta­ni­en­baum ent­de­cken. Dann heißt es im Laub unter dem Baum nach den Nüs­sen schau­en. Und wie schon erwähnt: ohne Hand­schu­he kann das ganz schön sta­che­lig sein.

Und was mache ich mit Maronen?

Essen. Man kann sie natür­lich Rös­ten, wie man es vom Weih­nachts­markt kennt. Sup­pen kochen geht aber auch, oder Des­serts kre­ieren — es gibt vie­le Arten der Zube­rei­tung. Man kann die Kas­ta­ni­en aber auch trock­nen oder ein­frie­ren. Lecker sind sie auf jeden Fall.

Nicht so lecker: Würmer

Wür­mer lie­ben Ess­kas­ta­ni­en min­des­tens genau­so wie wir. Meis­tens sieht man klei­ne Löcher in der Scha­le. Die kann man dann gleich für die Tie­re lie­gen las­sen. Wei­te­re Mög­lich­keit: Die Kas­ta­ni­en zuhau­se in eine Schüs­sel mit lau­war­mem Was­ser legen. Die an der Ober­flä­che schwim­men ent­hal­ten sie höchst­wahr­schein­lich Würmer.

Wann kann man am bes­ten Maro­nen sammeln?

Jetzt im Herbst. Idea­ler­wei­se nach ein paar win­di­gen Tagen, der die Kas­ta­ni­en vom Baum weht. Dann aber husch husch. Sonst sind die Tie­re schnel­ler. Oder kon­kur­rie­ren­de Samm­ler. Oder die Kas­ta­ni­en wer­den nach ein paar Tagen im Feuch­ten schimmlig.

Die Ess­kas­ta­nie ist auch öko­lo­gisch ein beson­ders wert­vol­ler Baum © pic­tu­re alli­ance / AGRAR-PRESS | ikrick

Edel­kas­ta­ni­en wer­den alt

Die aus den Samen gekeim­ten Bäu­me tra­gen erst­mals mit etwa 25 bis 35 Jah­ren Früch­te. Edel­kas­ta­ni­en wer­den dann aber sehr alt. Ein beson­ders her­aus­ra­gen­des Bei­spiel ist der „Cas­ta­g­no dei Cen­to Caval­li“, die Kas­ta­ni­en der hun­dert Pfer­de, auf Sizi­li­en. Der ist mit  2000–4000 Jah­ren einer der ältes­te Bäu­me Euro­pas. (Der ältes­te Baum der Welt ist „Old Tjik­ko“, eine etwa 9500 Jah­re alte Fich­te im schwe­di­schen Fuluf­jäl­let Natio­nal­park.)

Auch das Holz der Kas­ta­nie taugt was

Das Holz der Ess­kas­ta­nie gilt als wider­stands­fä­hig und ist in ganz Euro­pa sehr beliebt. Tra­di­tio­nell wur­de es für Reb­pfäh­le genutzt. In den letz­ten Jahr­zehn­ten erlebt es eine Renais­sance in der Möbel­her­stel­lung sowie in der Weinkellerei.

Kli­ma­kri­sen­ge­win­ner Esskastanie?

Den deut­schen Ross­kas­ta­ni­en geht es zuneh­mend schlecht. Sie dro­hen zu ver­schwin­den. Anders die Ess­kas­ta­nie: Sie liebt die Wär­me, kann auch län­ge­re Tro­cken­heit ver­kraf­ten und ist nicht all­zu wäh­le­risch was den Boden angeht. Vor­aus­sicht­lich wird sie sich in abseh­ba­rer Zeit auch im Nor­den Deutsch­lands immer woh­ler fühlen.

Das ist nicht nur gut für Gour­mets. Für Bie­nen und ande­re Insek­ten sind die präch­ti­gen Blü­ten eine wich­ti­ge Nah­rungs­quel­le, Tie­re wie Eich­hörn­chen oder Sie­ben­schlä­fer fut­tern die Kas­ta­nie. Ess­kas­ta­ni­en wer­den von einer gro­ßen Anzahl von Insek­ten und Käfern besie­delt, aber auch von sel­te­nen Moo­sen, Pil­zen und Flech­ten. Bestän­de alter Edel­kas­ta­ni­en gel­ten natur­schutz­fach­lich als genau­so wert­voll wie alte Eichen­be­stän­de.

So wur­de die Ess­kas­ta­nie auch schon zum „öko­lo­gisch wert­vol­len Joker im Kli­ma­wan­del“ geadelt.

Kas­ta­ni­en teilen!

Kei­ne Ess­kas­ta­ni­en gefun­den? Dafür Unmen­gen Unmen­gen von Ross­kas­ta­ni­en oder Eicheln gese­hen? Manch­mal gibt es dafür Sam­mel­be­häl­ter beim Förs­ter oder bei Wild­parks zur Fut­ter­er­gän­zung. Ein­fach mal schlau­ma­chen, gera­de Kin­dern kön­nen dar­an einen Rie­sen­spaß haben.

Und wenn wir schon dabei sind, was der Wald alles Gutes für uns hat: Bit­te nehmt Euch die eine Minu­te und unter­zeich­net unse­ren Auf­ruf gegen Entwaldung.

Jetzt die Peti­ti­on gegen die Ent­wal­dung unter­schrei­ben! Danke!
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Journalist und jetzt Redakteur beim Panda - weil unverändert überzeugt, dass wir Menschen es besser hinkriegen können. Noch immer optimistisch mit guten Vorsätzen.

Kommentare (3)

  • Ich widerspreche dem Autor. Ich lebe recht weit im Norden (Nähe Cuxhaven) und wir haben hier 2 sehr alte und 1 recht junge Esskastanie stehen. Ok, die Früchte sind, je nach Wetterlage, vielleicht nicht so groß wie die aus dem Süden, aber dennoch sehr schmackhaft! Unser Baumpfleger nannt die 3 "ein Wunder der Natur" und oh ja, das sind sie auch! Wunderschön, nützlich in vielen Weisen und schmackhaft! Nur schade, dass die Nachfrage nicht so groß ist :(

  • Wir wohnen im Landkreis Lüneburg und habe auch eine Esskastanie. Die Früchte sehen mager aus, wie eingeknickt. Es sind immer 2-3. Gegessen haben wir sie noch nie. Die Stacheln sind echt schlimm, ohne Handschuhe geht gar nicht .

  • In Hamburg gab es um 1970 in der Nähe vom Flughafen auf dem Grundstück einer Kirche 5 alte Esskastanienbäume. (Die Anzahl erinnere ich nicht genau) Nach dem ich gelernt hatte das man diese Variante essen konnte habe ich dort gelegentlich Geerntet da sonst scheinbar niemand Interesse hatte. (Eine Zeitlang - bis es Auffiel ☹️)
    Leider wurden die meisten Bäume im Rahmen einer Baumaßnahme gefällt.☹️
    Niemand hatte den Wert und die Seltenheit erkannt.

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