Der Elch ist zurück in Deutschland

Jetzt ist es quasi offiziell: Die Elche sind zurück. © Landkreis Teltow-Fläming

Jetzt ist der Elch auch sozu­sa­gen ganz offi­zi­ell in Deutsch­land wie­der hei­misch. Anfang Juli 2020 wur­de in Bran­den­burg ein ers­tes Warn­schild in der Gemein­de Nuthe-Urstrom­tal auf­ge­stellt.  Denn mitt­ler­wei­le leben meh­re­re der Tie­re hier. Wo genau: Ver­ra­ten wir nicht. Nicht, weil wir jeman­den ärgern wol­len, son­dern um Sight­see­ing zu ver­hin­dern. Das könn­te die Tie­re viel­leicht sogar wie­der ver­trei­ben. Und um zu ver­mei­den, dass jemand das schö­ne Schild klaut…

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Das Warn­schild sol­len Autofahrer:innen auf die Exis­tenz der Elche auf­merk­sam machen. Die Tie­re sind näm­lich bekannt dafür, dass sie nicht vor Autos flüch­ten. Stu­di­en bestä­ti­gen, dass sol­che Warn­schil­der tat­säch­lich die Geschwin­dig­kei­ten von  Autos redu­zie­ren. Und somit Unfäl­le verringern.

Bert und sei­ne Kühe

Das Warn­schild ist für einen ganz bestimm­ten Elch auf­ge­stellt, näm­lich den Elch Bert. Bert ist hier in der Gemein­de kein Unbe­kann­ter. Im Jahr 2018 wan­der­te der jun­ge Bul­le von Polen nach Deutsch­land ein und wird seit­dem mit­tels Tele­me­trie­hals­band auf sei­nen Wan­de­run­gen von der Hoch­schu­le für Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung Ebers­wal­de beob­ach­tet. Von ihnen hat er auch sei­nen Namen erhalten.

Bert scheint sich in Gesell­schaft wohl zu füh­len © pic­tu­re alli­ance/d­pa-Zen­tral­bil­d/S­te­phan Schulz

Das beson­de­re an Bert ist nicht nur sein Name, son­dern vor allem sein eigen­tüm­li­ches Ver­hal­ten: Bert sucht hin und wie­der die Gesell­schaft von Kühen auf, was für die ein­zel­gän­ge­ri­schen Elche sehr unge­wöhn­lich ist. Bis­her ist jedoch alles fried­lich ver­lau­fen und die Gemein­de hat Bert herz­lich auf­ge­nom­men. Das fried­li­che Zusam­men­le­ben von Men­schen, Kühen und dem gro­ßen Pflan­zen­fres­ser scheint geglückt.

Die Rück­kehr der Elche 

Ursprüng­lich leb­ten Euro­pas größ­te land­le­ben­de Säu­ge­tie­re nicht nur in Schwe­den, wie heut­zu­ta­ge vie­le anneh­men, son­dern fast in ganz Euro­pa. Und eben auch in Deutsch­land. Lei­der gal­ten sie jedoch hier­zu­lan­de seit Mit­te des letz­ten Jahr­hun­derts als aus­ge­stor­ben. Doch nach und nach besie­deln die scheu­en Tie­re nun wie­der den Osten Deutsch­lands. Auf der Suche nach geeig­ne­ten Lebens­räu­men über­que­ren sie die pol­ni­sche Gren­ze Rich­tung Deutsch­land – wie schon vie­le Jah­re zuvor die Wölfe.

Da Behör­den und Bevöl­ke­rung bis­her wenig Erfah­rung mit Elchen in frei­er Wild­bahn haben, birgt ihre Rück­kehr natür­lich auch Her­aus­for­de­run­gen. Eben auch und vor allem für den Stra­ßen­ver­kehr. Wie gesagt: Elche haben kei­ne Angst vor Autos.

Wir set­zen uns für Elche ein

Damit die Rück­kehr der Elche mög­lichst kon­flikt­frei ver­läuft, haben wir vom WWF mit Part­nern das EU-Inter­reg finan­zier­te Pro­jekt „Łoś­Bo­nasus-Crossing!“  2019 ins Leben geru­fen. In dem Pro­jekt wird unter ande­rem an Manage­ment­maß­nah­men für Elche in Bran­den­burg, Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Polen gear­bei­tet. Um ein Zusam­men­le­ben von Mensch und Elch zu ermöglichen.

Die Elche sind zurück © Ralph Frank / WWF

Im Pro­jekt füh­ren wir auf pol­ni­scher und deut­scher Sei­te Lebens­rauma­nayl­sen und eine Über­wa­chung der Popu­la­ti­on durch. Wo leben wie vie­le Elche, wo könn­ten sie sich bald ansie­deln und was muss dafür getan werden?

Bis­her sieht es so aus, dass sich die weni­gen Elche in Bran­den­burg wohl­füh­len und sich hier auch lang­fris­tig nie­der­las­sen. Das Warn­schild für Bert dürf­te also hof­fent­lich nicht das ein­zi­ge Elch­warn­schild in Deutsch­land bleiben.

Zusam­men für den Umweltschutz“

Das Pro­jekt „Łoś­Bo­nasus – Crossing!“ wird durch die Euro­päi­sche Uni­on aus Mit­teln des Fonds für Regio­na­le Ent­wick­lung (EFRE) im Rah­men der Gemein­schafts­in­itia­ti­ve „Inter­reg VA Meck­len­burg-Vor­pom­mern / Bran­den­burg / Polen“ kofi­nan­ziert. Ziel der Initia­ti­ve ist die För­de­rung der ter­ri­to­ria­len Zusam­men­ar­beit zwi­schen EU-Mit­glied­staa­ten und benach­bar­ten Nicht-EU-Län­dern. Das Pro­gramm för­dert grenz­über­grei­fen­de Maß­nah­men der Zusam­men­ar­beit u.a. im Bereich des Umweltschutzes.

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Wildnis und Wildtiere – bei mir dreht sich alles um diese beiden Themen: ob in der Freizeit in Wald und Wiese, im Urlaub in Dschungel und Savanne oder im Arbeitsalltag durch Management und Meetings. Nach meinem Studium mit Spezialisierung in Wildtier- und Schutzgebietsmanagement (M.Sc.) und einem Praxisjahr in Afrika und Kanada, darf ich mich nun beim WWF als Referentin für den Schutz von Wildnis und Wildtieren einsetzen.

Kommentare (9)

  • Eigentlich müsste man sich freuen - doch hat sich in den Jahren einiges gerändert. So gibt es wegen Bibern, Wölfen, Bären und jetzt bestimmt auch wegen den Elchen viele Diskussionen … es fehlt ein Konzept. Und das begünstigt Angst und Unwillen Es genügt nicht, Tiere einfach wieder anzusiedeln. Als Bsp. die Wölfe. Dort fehlt meiner Meinung nach ein funktionierender Herdenschutz, aber es klappt nicht :-((

    • Hi Sucuraj, wir stimmen dir zu: es braucht Maßnahmen, die ein Miteinander von Mensch und Tier erleichtert. Der WWF entwickelt daher im Projekt ŁośBonasus-Crossing! mit deutschen und polnischen Partnern problemlösungsorientierte Lösungswege für Koexistenz. Wir wollen hier proaktiv mit Akteuren wie aus Forst, Landwirtschaft, Jagd, Verkehr, Politik und Behörden zusammenarbeiten, damit diese Maßnahmen praxisorientiert und effektiv gestaltet sind. Im Zusammenleben mit Tieren wie dem Elch können wir dabei viel von unseren polnischen Nachbarn lernen, bei denen sich die Art in den letzten Jahren wieder erholen und sukzessive verbreiten konnte.

  • Ich finde es toll, das sich die Tiere hier wieder ansiedeln. Leider befürchte ich auch, wenn sich die Population vergrößert hat, das wieder einige die Gefahr wittern. Dann haben wir das gleiche wie mit dem Wolf.
    Die Deutschen sind für solche Tiere leider nicht gemacht und das finde ich bedauerlich. Sobald sich irgendjemand in Gefahr sieht werden auch diese Tiere wieder geschossen.

    • Liebe Anja, vielen Dank für deine positive Einstellung gegenüber den Tiere. Über Jahrhunderte hinweg lebten die Menschen auch hier in Deutschland mit Säugetieren wie dem Elch, aber auch Wisent und Wolf zusammen. Seit ihrer Ausrottung hierzulande haben sich auch unsere Lebens- und Wirtschaftsweisen daraufhin verändert. Wir beim WWF sind überzeugt, dass wir durch geeignete Schutz- und Managementmaßnahmen dieses Zusammenleben wieder erlernen können. Dafür braucht es aber die aktive Mitarbeit von Politik und Gesellschaft. Mit unseren Aktivitäten beim WWF, wie dem deutsch-polnischen Projekt ŁośBonasus-Crossing! (zu deutsch: Elch und Wisent — queren!) arbeiten wir genau an solchen Maßnahmen.

    • Hallo Anja,
      die Unfähigkeit, mit solchen Tieren zu leben, ist genauso wenig deutsch wie der Geometrismus, Ordnungs- und Hygienewahn in Landschaft und Gärten, dieses sinnlose Mähen und Beschneiden, Schreddern, Fegen nackter Erde usw.
      Schauen Sie sich bitte mal Landschaftsbilder und auch Postkarten bis in die 50-er des vergangenen Jahrhunderts an, die Kulturepoche Romantik, Märchen und Literatur, dann erfahren Sie, was man hier schön findet und was dagegen durch Moden zwecks Konsum einerseits und "Flurbereinigung" andererseits seit den 50-ern oktroyiert wurde.
      Hier wurde auch nachhaltig gewirtschaftet und, im 16. Jahrhundert, glaube ich, begonnen, den Wald zu retten, nachdem dessen Flächenanteil in D auf ca. 5% gesunken war. Anderswo ist es heute noch kahl.

  • Was ist "sightseeing"? Und falls Suche nach ihnen gemeint ist, Belästigung oder Besichtigung, warum wird das dann nicht so geschrieben?

  • Es wird Zeit, dass für den Schutz dieser wunderbaren Tiere im reichen Deutschland auch mal wirklich "Nägel mit Köpfen" gemacht werden, soll heißen: Sperren von Straßen im und um das Einstandsgebiet der Tiere, evtl. sogar Rückbau von Verkehrswegen, großflächige Ausweisung von Naturschutzgebieten bis hin zum Ankauf der Naturflächen und absoluter Baustopp im weitern Umfeld.
    Das könnte evtl. auch eine künftige Ansiedlung oder Zuwanderung eines weiteren Großherbivoren nämlich des Wisents befördern.

  • Guten Tag,
    Ich habe hier Mal eine Frage.
    Um 2015 herum habe ich in der Eifel zwischen Bitburg und Prüm in einem Dorf gewohnt. Bei einer Wanderung im Prümtal kamen auf einmal drei große Elche den Berg hinunter. Für Rehe oder Hirsche waren sie zu groß. Ich war ca. 20 m entfernt.
    Es lässt mir einfach keine Ruhe, ob meine Beobachtung nicht doch eine Fata Morgana war.
    Ich würde mich sehr freuen über eine kurze Nachricht.
    Vielen Dank für Ihre Mühe.
    Grüße aus dem Ruhrgebiet
    Gabriele Linster

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