Kohle gefährdet unsere Gesundheit: Wie Kohlekraftwerke den ganzen Kontinent schädigen – und uns alle.
Seit Jahren ist die klimaschädliche Bilanz von Strom aus Kohle bekannt. Und dennoch galt die Energieform lange Zeit als kostengünstige Stromerzeugung . Mit diesem Märchen räumt die neue Studie Dark Cloud der Nichtregierungsorganisationen WWF, CAN, Heal und Sandbag auf. Sie zeigt, welche enormen Gesundheitsschäden Kohlekraftwerke in ganz Europa verursachen.
23.000 Tote, jährlich — und Milliarden Kosten!
Jährlich fast 23.000 vorzeitige Todesfälle ließen sich verhindern, würde man Europas Kohlekraftwerke abschalten. Zehntausende Fälle von chronischer Bronchitis, hunderttausende von Asthmaanfällen, dazu Herzinfarkte, Lungenkrebs, Schlaganfälle und andere Herz-Lungenkrankheiten sind die Folge der bei Kohleverstromung freigesetzten Schadstoffe. Doch genau wie bei den Emissionen im Straßenverkehr werden die Folgekosten nicht dem Verursacher aufgebürdet. Bis zu 62,3 Milliarden EUR an Gesundheitskosten müssten sonst auf den Kohlestrompreis in Europa aufgeschlagen werden — jährlich!
Die Folgen:
- Polen verursacht 5830 vorzeitige Todesfälle bei der Kohleverstromung
- Deutschland 4350
- Großbritannien 2860
- Rumänien 2170
- Bulgarien 1570
Deutschland verbrennt am meisten Kohle
Der Kohlestromanteil liegt bei uns derzeit bei 42 Prozent, deutlich weniger als beim Nachbar Polen, das seinen Strombedarf zu 85 Prozent aus Kohle deckt. Doch mengenmäßig führt Deutschland: Kein anderes europäisches Land verbrennt so viel Kohle. Im Jahr 2013 waren es 240 Millionen Tonnen. Da nützt es wenig, dass unsere Kraftwerke Schadstofffilter benutzen. Durch die schiere Menge alleine gehören wir zu den europäischen Ländern, die am meisten verschmutzen, sowohl bei den Schadstoffemissionen als auch im Bereich des CO2-Ausstoßes.
Die Dreckschleudern machen die Hälfte aller Toten aus
Für die Studie lagen Daten zu 257 europäischen Kohlekraftwerken vor – von 280, die es insgesamt in der EU gibt. Würde man jeweils die Top 30 der Schadstoff- und CO2-intensivsten Kraftwerke, die sogenannten „Toxic Thirty“ und „Dirty Thirty“ abschalten – so ließen sich bereits die Hälfte der durch Kohleemissionen bedingten vorzeitigen Todesfälle verhindern und auch CO2-Emissionen aus europäischen Kohlekraftwerken fast halbieren .
Emissionen machen nicht an Landesgrenzen halt. Wir sitzen alle unter derselben Staubglocke. Ein Kohleausstieg könnte jedes Jahr tausende Tote verhindern.
Zeit für Stopp, jetzt!
Umso trauriger, das sich im aktuellen Entwurf des Klimaschutzplanes 2050 – mit dem die Bundesregierung die Eckdaten der Deutschen Klimapolitik langfristig festzurren will — nur noch vage Formulierungen dazu finden. Auch der dieses Wochenende genehmigte Verkauf der Vattenfall Braunkohlesparte in der Lausitz geht in die falsche Richtung.
Es wird Zeit, dass wir Stopptaste drücken.