Blau­wa­le: Rekord­hal­ter der Tierwelt

Blauwal: Das größte Tier der Erde. Animation © bbevren / iStock / Getty Images

Der Blau­wal ist das größ­te Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat – und kann mit eini­gen wei­te­ren Super­la­ti­ven auf­war­ten. Zum Bei­spiel mit extre­men Laut­stär­ken, einem äußerst dehn­ba­ren Maul und mit einem Herz, das nur zwei­mal die Minu­te schla­gen braucht. Unse­re fas­zi­nie­ren­den Fakten:

Alles an Blau­wa­len ist groß – und schwer

Rund 30 Meter lang und fast 200 Ton­nen schwer kön­nen Blau­wa­le wer­den und sind damit die größ­ten bekann­ten Tie­re aller Zei­ten. Denn dies wird nach Gewicht bemes­sen. Allein das Blau­wal-Herz ist so groß wie ein Klein­wa­gen. Ihre etwa fünf Meter lan­ge Zun­ge ist mit über vier Ton­nen so schwer wie ein gan­zer Elefant.

Schrei nach Liebe

Blau­wa­le sind häu­fig Ein­zel­gän­ger und sehr sel­ten gewor­den. Zur Paa­rungs­zeit müs­sen sie sich über tau­sen­de Kilo­me­ter Oze­an bemerk­bar machen. Und das tun sie. Die sanf­ten Rie­sen gehö­ren zu den lau­tes­ten Tie­ren der Welt. Mit Bei über 180 Dezi­bel sind sie lau­ter als ein Düsen­jet. Doch ihr tief­fre­quen­tes Stöh­nen, Brum­men, Ras­peln und Pochen liegt meist unter­halb unse­res Hörbereiches.

30 Meter lang und kilo­me­ter­weit zu hören © eco2drew / iStock / Getty-Images

Rie­sen­tier frisst Mini-Fut­ter. Aber davon viel! 

So groß sie sind, ernäh­ren Blau­wa­le sich von Plank­ton. Am liebs­ten von Krill und ande­ren Kleinst­kreb­sen. Bis zu 4 Ton­nen Krill ver­schlin­gen sie pro Tag! 

Das Krill-Para­do­xon

Je mehr Wale in einer Mee­res­re­gi­on leben, des­to mehr Krill gibt es hier, nicht weni­ger! Das soge­nann­te Krill-Para­do­xon oder Ant­ark­ti­sche Para­do­xon: Als der indus­tri­el­le Wal­fang vor rund hun­dert Jah­ren die gro­ßen Wal­ar­ten der Ant­ark­tis nahe­zu aus­rot­te­te, bra­chen in Fol­ge feh­len­der Blau­wa­le die Krill­be­stän­de ein und mit ihnen die Popu­la­tio­nen vie­ler Mee­res­tie­re und See­vö­gel. Man hat­te einen wich­ti­gen Kreis­lauf durch­bro­chen. Denn Wale dün­gen mit ihren Fäka­li­en das Meer­was­ser mit Eisen und las­sen neu­es pflanz­li­ches Plank­ton ent­ste­hen, wovon sich der Krill dann ernährt.

Extrem gro­ße Klappe

Vor­her recht strom­li­ni­en­för­mig, gleicht er nun einem Bal­lon © ima­go images / Ardea

Blau­wa­le kön­nen ihr Maul extrem weit auf­rei­ßen – bis zu 90 Grad, also im rech­ten Win­kel. Zum Fres­sen tau­chen sie ab und rol­len sich beim Zuschnap­pen dre­hend nach oben. Gefüllt mit einer rie­si­gen plank­to­nent­hal­te­nen Was­ser­men­ge, wird ihr Schlund zu einem gro­ßen, kugel­för­mi­gen Beu­tel. Mög­lich machen das dehn­ba­re Haut- und Speck­fal­ten, die sich unter dem Maul bis zum Bauch erstrecken.

Ein 25 Ton­nen schwe­rer Blau­wal kann 25 Ton­nen Was­ser auf­neh­men! Sah er vor­her noch recht strom­li­ni­en­för­mig aus, gleicht er nun mehr einem Bal­lon – und fil­tert das Plank­ton aus dem Was­ser in sei­nem Maul.

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Blau­wa­le bei­ßen nicht

Denn sie haben kei­ne Zäh­ne. Die Mee­res­säu­ger gehö­ren zu den Bar­ten­wa­len, denen statt Zäh­nen hun­der­te fein­glied­ri­ge Horn­plat­ten aus dem Ober­kie­fer wach­sen. Die Bar­ten. Bis zu vier Meter lang kön­nen sie sein, wer­den auch als Fisch­bein bezeich­net und bestehen wie unse­re Fin­ger­nä­gel aus Kera­tin. Mit haa­ri­gen Fasern gesäumt, wir­ken die Bar­ten wie ein Sieb, wenn der Wal mit sei­ner Zun­ge das Was­ser durch sie hin­durch wie­der aus sei­nem Maul her­aus­presst. Zurück blei­ben die Klein­tie­re, die dann ver­schluckt werden.

Sie fres­sen nur, wenn es sich lohnt

Blau­wa­le hal­ten ihr Maul nicht wahl­los auf. Sie tau­chen nur dann auf Nah­rungs­su­che ab, wenn es sich lohnt, also aus­rei­chend Plank­ton vor­han­den ist. Denn jeder Tauch­gang kos­tet wie­der­um Energie.

Blau­wa­le sind nicht blau

Die Rie­sen­wa­le sind eher stahl- bis blau­grau mit cha­rak­te­ris­tisch hel­len Spren­keln. Tief­blau erschei­nen sie uns nur durch die Licht­re­fle­xi­on unter Was­ser. Ihr Bauch ist hell­grau oder weißlich-gelb.

Wenn Blau­wal-Müt­ter Babys kriegen

Etwa elf Mona­te dau­ert eine Blau­wal-Schwan­ger­schaft und kommt das Kalb dann auf die Welt, gehört es bereits zu den größ­ten Tie­ren der Erde. Mit einem Gewicht von rund drei Ton­nen und sechs bis acht Metern Län­ge sind Blau­wal-Jun­ge annä­hernd so groß wie ein erwach­se­ner Orca. Das ers­te hal­be Jahr wer­den die Käl­ber gesäugt, trin­ken täg­lich rund 200 Liter der sehr fet­ti­gen Mut­ter­milch und neh­men schnell an Gewicht und Grö­ße zu.

Schon ein neu­ge­bo­re­ner Blau­wal ist rie­sig © ima­go images /VWPics

Wo leben Blauwale?

Blau­wa­le leben in all unse­ren Welt­mee­ren mit Aus­nah­me des Mit­tel­meers. Zum Bei­spiel vor Grön­land, Island, Chi­le, Sri Lan­ka, Mexi­ko, Kali­for­ni­en oder den Male­di­ven. Sie wan­dern mit den Jah­res­zei­ten zwi­schen den tro­pi­schen und pola­ren Ozea­nen hin und her: Den Som­mer ver­brin­gen sie in Krill-rei­chen, küh­le­ren Lagen und fres­sen sich Fett­re­ser­ven an. Aber im Gegen­satz zu den meis­ten ande­ren weit wan­dern­den Bar­ten­wa­len, fres­sen sie in ihren war­men Fort­pflan­zungs­ge­bie­ten wei­ter: Im Win­ter legen sie enor­me Stre­cken Rich­tung Äqua­tor zurück, um dort ihre Jun­gen zur Welt zu bringen.

In den letz­ten Jah­ren tau­chen auch bei uns in Euro­pa – vor Eng­land, den Azo­ren und Kana­ren – wie­der öfter Blau­wa­le auf, was hof­fent­lich für eine Erho­lung der Popu­la­ti­on im Nord­ost-Atlan­tik spricht.

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Ein Herz fürs Tauchen

Nor­ma­ler­wei­se sind Blau­wa­le mit zwei bis sechs Stun­den­ki­lo­me­tern eher gemäch­lich unter­wegs, kön­nen aber mit ihren schlan­ken Kör­pern fast 50 km/h schnell wer­den, wenn sie sich bedroht füh­len oder schnell zwi­schen Fress­ge­bie­ten wech­seln möchten.

Wäh­rend ihrer Wan­de­run­gen blei­ben sie meist nur gute zehn Meter unter der Was­ser­ober­flä­che – was die Gefahr der Schiffs­kol­li­sio­nen erhöht. Auf Nah­rungs­su­che tau­chen sie in 200 bis 500 Meter Tie­fe ab. Beim Tau­chen dros­seln die Mee­res­säu­ger ihren Herz­schlag bis auf zwei Schlä­ge pro Minu­te. Das spart Sauerstoff.

Weit sicht­ba­rer Blas: Wie schla­fen und atmen Blauwale?

Eben­falls super­la­tiv: Atem­fon­tä­ne des Blau­wals © IMAGO / blickwinkel

Als Säu­ge­tie­re müs­sen Blau­wa­le zum Atmen regel­mä­ßig aus dem Was­ser auf­tau­chen. Wie alle Bar­ten­wa­le besit­zen sie dafür zwei Blas­lö­cher auf dem Kopf. (Im Gegen­satz zu den Zahn­wa­len mit nur einem Blasloch.)

An der Ober­flä­che atmen die Gigan­ten zunächst mit gro­ßem Druck aus. Blas nennt man die Fon­tä­ne ver­brauch­ter Luft der Wale. Sehr feucht und ver­mischt mit weg­sprit­zen­dem Was­ser außer­halb der Blas­lö­cher, ist sie bei Blau­wa­len bis zu zwölf Meter hoch und weit sicht­bar. Anders als zum Bei­spiel wir Men­schen, müs­sen Wale auch im Schlaf bewusst atmen, wes­halb nur eine Gehirn­hälf­te schläft.

Wie vie­le Blau­wa­le gibt es noch?

Begehrt für ihr Fleisch und Fett, den Tran, wur­den Blau­wa­le von den 1860er bis in die 1960er Jah­re stark bejagt, zu Hun­dert­tau­sen­den getö­tet und nahe­zu aus­ge­rot­tet. Als die Gigan­ten der Mee­re 1967 end­lich unter Schutz gestellt wur­den, gab es höchs­tens noch etwa 3000 von ihnen. Inzwi­schen leben welt­weit schät­zungs­wei­se wie­der 10.000 bis 25.000 Blau­wa­le. Doch noch immer sind sie stark gefähr­det, in naher Zukunft auszusterben.

Jun­ge Blau­wa­le wer­den gele­gent­lich von Orcas ange­grif­fen, haben aber dank ihrer Grö­ße kei­ne ande­ren natür­li­chen Fein­de. Heu­te lei­den sie unter der Ver­schmut­zung unse­rer Mee­re — auch durch Lärm — Zusam­men­stö­ßen mit Con­tai­ner­schif­fen und der Kli­ma­kri­se, die ihre Krill­vor­rä­te schrump­fen lässt.

Helft uns, die letz­ten Gigan­ten zu retten

Geheim­nis­trä­ger

Obwohl wir inzwi­schen Fak­ten wie die­se ken­nen, wis­sen wir ins­ge­samt noch wenig über die Blau­wa­le. Sie sind trotz ihrer Grö­ße schwer zu ent­de­cken und zu erfor­schen. Wie genau funk­tio­niert ihre Kom­mu­ni­ka­ti­on? Wie vie­le Popu­la­tio­nen gibt es wirk­lich und wo? Tref­fen sie sich auf ihren Wan­de­run­gen? Wo füh­ren ihre Rou­ten ent­lang? Gera­de das Wan­der­ver­hal­ten der Rie­sen birgt noch vie­le Geheim­nis­se, die wir lüf­ten müs­sen, wol­len wir die größ­ten Tie­re der Erde wirk­sam schüt­zen. Im Febru­ar erscheint ein gro­ßer WWF-Bericht, der man­che Ant­wort lie­fern kann.

For­schung ist zu sei­nem Schutz uner­läss­lich © Richard Bar­rett / WWF UK
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Journalistin und Redakteurin für Video, Audio und Text. Freie Autorin für den WWF, weil ich an den Umweltschutz glaube und dafür trommeln möchte. Und weil das alles so wahnsinnig spannend ist!

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