Der Blauwal ist das größte Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat – und kann mit einigen weiteren Superlativen aufwarten. Zum Beispiel mit extremen Lautstärken, einem äußerst dehnbaren Maul und mit einem Herz, das nur zweimal die Minute schlagen braucht. Unsere faszinierenden Fakten:
Alles an Blauwalen ist groß – und schwer
Rund 30 Meter lang und fast 200 Tonnen schwer können Blauwale werden und sind damit die größten bekannten Tiere aller Zeiten. Denn dies wird nach Gewicht bemessen. Allein das Blauwal-Herz ist so groß wie ein Kleinwagen. Ihre etwa fünf Meter lange Zunge ist mit über vier Tonnen so schwer wie ein ganzer Elefant.
Schrei nach Liebe
Blauwale sind häufig Einzelgänger und sehr selten geworden. Zur Paarungszeit müssen sie sich über tausende Kilometer Ozean bemerkbar machen. Und das tun sie. Die sanften Riesen gehören zu den lautesten Tieren der Welt. Mit Bei über 180 Dezibel sind sie lauter als ein Düsenjet. Doch ihr tieffrequentes Stöhnen, Brummen, Raspeln und Pochen liegt meist unterhalb unseres Hörbereiches.
Riesentier frisst Mini-Futter. Aber davon viel!
So groß sie sind, ernähren Blauwale sich von Plankton. Am liebsten von Krill und anderen Kleinstkrebsen. Bis zu 4 Tonnen Krill verschlingen sie pro Tag!
Das Krill-Paradoxon
Je mehr Wale in einer Meeresregion leben, desto mehr Krill gibt es hier, nicht weniger! Das sogenannte Krill-Paradoxon oder Antarktische Paradoxon: Als der industrielle Walfang vor rund hundert Jahren die großen Walarten der Antarktis nahezu ausrottete, brachen in Folge fehlender Blauwale die Krillbestände ein und mit ihnen die Populationen vieler Meerestiere und Seevögel. Man hatte einen wichtigen Kreislauf durchbrochen. Denn Wale düngen mit ihren Fäkalien das Meerwasser mit Eisen und lassen neues pflanzliches Plankton entstehen, wovon sich der Krill dann ernährt.
Extrem große Klappe
Blauwale können ihr Maul extrem weit aufreißen – bis zu 90 Grad, also im rechten Winkel. Zum Fressen tauchen sie ab und rollen sich beim Zuschnappen drehend nach oben. Gefüllt mit einer riesigen planktonenthaltenen Wassermenge, wird ihr Schlund zu einem großen, kugelförmigen Beutel. Möglich machen das dehnbare Haut- und Speckfalten, die sich unter dem Maul bis zum Bauch erstrecken.
Ein 25 Tonnen schwerer Blauwal kann 25 Tonnen Wasser aufnehmen! Sah er vorher noch recht stromlinienförmig aus, gleicht er nun mehr einem Ballon – und filtert das Plankton aus dem Wasser in seinem Maul.
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Blauwale beißen nicht
Denn sie haben keine Zähne. Die Meeressäuger gehören zu den Bartenwalen, denen statt Zähnen hunderte feingliedrige Hornplatten aus dem Oberkiefer wachsen. Die Barten. Bis zu vier Meter lang können sie sein, werden auch als Fischbein bezeichnet und bestehen wie unsere Fingernägel aus Keratin. Mit haarigen Fasern gesäumt, wirken die Barten wie ein Sieb, wenn der Wal mit seiner Zunge das Wasser durch sie hindurch wieder aus seinem Maul herauspresst. Zurück bleiben die Kleintiere, die dann verschluckt werden.
Sie fressen nur, wenn es sich lohnt
Blauwale halten ihr Maul nicht wahllos auf. Sie tauchen nur dann auf Nahrungssuche ab, wenn es sich lohnt, also ausreichend Plankton vorhanden ist. Denn jeder Tauchgang kostet wiederum Energie.
Blauwale sind nicht blau
Die Riesenwale sind eher stahl- bis blaugrau mit charakteristisch hellen Sprenkeln. Tiefblau erscheinen sie uns nur durch die Lichtreflexion unter Wasser. Ihr Bauch ist hellgrau oder weißlich-gelb.
Wenn Blauwal-Mütter Babys kriegen
Etwa elf Monate dauert eine Blauwal-Schwangerschaft und kommt das Kalb dann auf die Welt, gehört es bereits zu den größten Tieren der Erde. Mit einem Gewicht von rund drei Tonnen und sechs bis acht Metern Länge sind Blauwal-Junge annähernd so groß wie ein erwachsener Orca. Das erste halbe Jahr werden die Kälber gesäugt, trinken täglich rund 200 Liter der sehr fettigen Muttermilch und nehmen schnell an Gewicht und Größe zu.
Wo leben Blauwale?
Blauwale leben in all unseren Weltmeeren mit Ausnahme des Mittelmeers. Zum Beispiel vor Grönland, Island, Chile, Sri Lanka, Mexiko, Kalifornien oder den Malediven. Sie wandern mit den Jahreszeiten zwischen den tropischen und polaren Ozeanen hin und her: Den Sommer verbringen sie in Krill-reichen, kühleren Lagen und fressen sich Fettreserven an. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen weit wandernden Bartenwalen, fressen sie in ihren warmen Fortpflanzungsgebieten weiter: Im Winter legen sie enorme Strecken Richtung Äquator zurück, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen.
In den letzten Jahren tauchen auch bei uns in Europa – vor England, den Azoren und Kanaren – wieder öfter Blauwale auf, was hoffentlich für eine Erholung der Population im Nordost-Atlantik spricht.
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Ein Herz fürs Tauchen
Normalerweise sind Blauwale mit zwei bis sechs Stundenkilometern eher gemächlich unterwegs, können aber mit ihren schlanken Körpern fast 50 km/h schnell werden, wenn sie sich bedroht fühlen oder schnell zwischen Fressgebieten wechseln möchten.
Während ihrer Wanderungen bleiben sie meist nur gute zehn Meter unter der Wasseroberfläche – was die Gefahr der Schiffskollisionen erhöht. Auf Nahrungssuche tauchen sie in 200 bis 500 Meter Tiefe ab. Beim Tauchen drosseln die Meeressäuger ihren Herzschlag bis auf zwei Schläge pro Minute. Das spart Sauerstoff.
Weit sichtbarer Blas: Wie schlafen und atmen Blauwale?
Als Säugetiere müssen Blauwale zum Atmen regelmäßig aus dem Wasser auftauchen. Wie alle Bartenwale besitzen sie dafür zwei Blaslöcher auf dem Kopf. (Im Gegensatz zu den Zahnwalen mit nur einem Blasloch.)
An der Oberfläche atmen die Giganten zunächst mit großem Druck aus. Blas nennt man die Fontäne verbrauchter Luft der Wale. Sehr feucht und vermischt mit wegspritzendem Wasser außerhalb der Blaslöcher, ist sie bei Blauwalen bis zu zwölf Meter hoch und weit sichtbar. Anders als zum Beispiel wir Menschen, müssen Wale auch im Schlaf bewusst atmen, weshalb nur eine Gehirnhälfte schläft.
Wie viele Blauwale gibt es noch?
Begehrt für ihr Fleisch und Fett, den Tran, wurden Blauwale von den 1860er bis in die 1960er Jahre stark bejagt, zu Hunderttausenden getötet und nahezu ausgerottet. Als die Giganten der Meere 1967 endlich unter Schutz gestellt wurden, gab es höchstens noch etwa 3000 von ihnen. Inzwischen leben weltweit schätzungsweise wieder 10.000 bis 25.000 Blauwale. Doch noch immer sind sie stark gefährdet, in naher Zukunft auszusterben.
Junge Blauwale werden gelegentlich von Orcas angegriffen, haben aber dank ihrer Größe keine anderen natürlichen Feinde. Heute leiden sie unter der Verschmutzung unserer Meere — auch durch Lärm — Zusammenstößen mit Containerschiffen und der Klimakrise, die ihre Krillvorräte schrumpfen lässt.
Helft uns, die letzten Giganten zu rettenGeheimnisträger
Obwohl wir inzwischen Fakten wie diese kennen, wissen wir insgesamt noch wenig über die Blauwale. Sie sind trotz ihrer Größe schwer zu entdecken und zu erforschen. Wie genau funktioniert ihre Kommunikation? Wie viele Populationen gibt es wirklich und wo? Treffen sie sich auf ihren Wanderungen? Wo führen ihre Routen entlang? Gerade das Wanderverhalten der Riesen birgt noch viele Geheimnisse, die wir lüften müssen, wollen wir die größten Tiere der Erde wirksam schützen. Im Februar erscheint ein großer WWF-Bericht, der manche Antwort liefern kann.
Kommentare (1)
Siehe hierzu auch die neue WWF Studie zu den Walwanderungen - sehr interessant! https://www.wwf.de/2022/februar/toedlicher-hindernisparcours