Wor­aus bestehen eigent­lich Fischstäbchen?

Fischstäbchen: Was ist da bloß drin? © iStock / Getty Images

Fra­ge ich mei­ne Kin­der, könn­ten wir jeden Tag Fisch­stäb­chen essen. Am liebs­ten mit Spi­nat und Nudeln. Zum Glück ver­hin­dert die­se ein­sei­ti­ge Ernäh­rung der Kitaall­tag. In der Kita essen mei­ne Kin­der abwechs­lungs­rei­che, gesun­de Bio­kost und – man stau­ne – sogar Gemüse!

Zuhau­se dage­gen Hun­ger­streik, wenn nicht das Lieb­lings­es­sen auf dem Tisch steht. „Mama, was ist eigent­lich in den Fisch­stäb­chen drin?“ Die­se Fra­ge trifft mich unvor­be­rei­tet. Suchen­de Bli­cke in die Tisch­run­de, bis mei­ne Schwie­ger­mut­ter selbst­be­wusst ant­wor­tet: „Da sind Fisch­res­te drin! Also alles, was sonst weg­ge­wor­fen wer­den wür­de, wird zu Fisch­stäb­chen verarbeitet.“

Alas­ka-See­lachs ist eine Mogelpackung

Die Kin­der sind zufrie­den mit die­ser Ant­wort, aber so rich­tig glau­ben will ich das nicht. Ich fan­ge des­halb an, selbst zu recher­chie­ren. Ein Blick auf die Ver­pa­ckung ver­rät mir, dass das Inne­re der Fisch­stäb­chen mit Alas­ka-See­lachs gefüllt ist. Im Fisch­le­xi­kon erfah­re ich, dass der Name irre­füh­rend ist. Der Alas­ka-See­lachs hat nichts mit Lachs zu tun. Er gehört zur Fami­lie der Dor­sche, inter­na­tio­nal auch als Pazi­fi­scher Pol­lack bekannt. Die gute Nach­richt ist, dass für Fisch­stäb­chen nicht die Fisch­ab­fäl­le ver­wen­det wer­den, son­dern die Filets.

Alas­ka-See­lachs © Kevin Scha­fer / WWF

Der Alas­ka-See­lachs lebt haupt­säch­lich im Nord­pa­zi­fik in der Bering­see und wird dort mit Schlepp­net­zen gefan­gen. Meis­tens wer­den die Fän­ge an Bord sofort ver­ar­bei­tet und tief­ge­fro­ren, so dass die Schif­fe meh­re­re Wochen auf See blei­ben kön­nen. Alas­ka-See­lachs zählt zu den am meis­ten gefan­ge­nen Fisch­ar­ten welt­weit. Die USA, Russ­land und Japan fan­gen am meisten.

Der Alas­ka-See­lachs ist übri­gens der meist­ver­zehr­te Wild­fisch in Deutsch­land. Er macht knapp ein Vier­tel des Fisch­kon­sums hier­zu­lan­de aus und steht in der Rang­lis­te vor Lachs, Hering, Thun­fisch und Forel­le. Pro Kopf isst jeder Deut­sche durch­schnitt­lich 23 Fisch­stäb­chen im Jahr. Das macht 60.000 Ton­nen insgesamt.

Aber kann man Fisch­stäb­chen nun guten Gewis­sens essen?

Jein. Der aller­größ­te Teil der Fisch­stäb­chen ist MSC-zer­ti­fi­ziert. Die­ses Sie­gel stellt sicher, dass die Fische legal gefan­gen und gra­vie­ren­de Umwelt­schä­den ver­mie­den wer­den. Die Alas­ka-See­lachs-Fische­rei ist sehr Bei­fang-arm. Nur 1 Pro­zent ande­re Fisch­ar­ten lan­den in den Net­zen der Fischer. Die ver­wen­de­ten Net­ze sind pela­gi­sche Schlepp­net­ze, die nur in Aus­nah­me­fäl­len den Boden berüh­ren. Im Gegen­satz dazu wird der euro­päi­sche See­lachs vor allem mit Grund­schlepp­net­zen gefan­gen, was wesent­lich schäd­li­cher für den Mee­res­bo­den ist. Den­noch ist die Alas­ka-See­lachs-Fische­rei so gigan­tisch in ihren Men­gen, dass auch durch 1 Pro­zent Bei­fang und pela­gi­sche Net­ze Umwelt­schä­den entstehen.

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Und was vie­le Ver­brau­cher nicht wis­sen: Teil­wei­se wer­den die gefro­re­nen Fische nach Chi­na oder Süd­ost­asi­en zur Wei­ter­ver­ar­bei­tung trans­por­tiert. Dort wird der Fisch wie­der auf­ge­taut, file­tiert und ein zwei­tes Mal als Filet oder in Blö­cken ein­ge­fro­ren. Die gefro­re­nen Blö­cke wer­den schließ­lich geschnit­ten, paniert und weni­ge Sekun­den in Öl frit­tiert, bevor sie in unse­rer Tief­kühl­tru­he in Euro­pa landen.

Fisch­stäb­chen bit­te nur noch als Delikatesse!

Und was nun? Fin­ger weg von Fisch­stäb­chen? Das kann ich doch mei­nen Kin­dern nicht antun! Gibt es einen Aus­weg aus dem Dilem­ma? Also ers­tens muss sich mei­ne Fami­lie damit anfreun­den, dass Fisch­stäb­chen von nun an kein Grund­nah­rungs­mit­tel mehr für uns sind. Sie kom­men nur noch sehr sel­ten auf den Tisch. Und zwei­tens ach­te ich beim Kauf dar­auf, dass zumin­dest das MSC-Sie­gel auf der Packung auf­taucht. Viel­leicht kann ich mei­ne Kin­der auch für vege­ta­ri­sche Fisch­stäb­chen begeis­tern. Die wer­den auf Basis von Soja oder Tofu her­ge­stellt und sind in vie­len Bio-Super­märk­ten erhältlich.

Sonst Fra­gen zu Fisch? Hering ja oder nein oder kommt dar­auf an? Ant­wor­ten gibt der WWF Fisch­rat­ge­ber!

Als Digitalmanagerin bin ich für die Social Media Kommunikation und digitale Projekte beim WWF zuständig. Ich hoffe, dass ich einen Teil dazu beitragen kann, das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft zu stärken und auch für die nächste Generation eine lebenswerte Erde zu erhalten. Privat bin ich Mutter zweier Jungs und gern draußen in der Natur.

Kommentare (4)

  • Liebe ach so besorgte und liebende Eltern! Jeden Tag Fischstäbchen muss ja nun nicht sein. Sie sollten sich nicht durch den Hungerstreik Ihrer lieben Kleinen terrorisieren lassen und dem einen Riegel vorschieben, nach dem Motto: "Erpressung nicht bei uns!"
    Auch Kinder sind für Erklärungen offen, wenn die lieben Erzeuger sich denn die Zeit dazu nehmen und die lieben Kleinen nicht schon mit 3 Monaten in der Krippe und mit 2 Jahren in der Kita abliefern. Obwohl, das wäre wahrscheinlich die weit bessere Lösung, da wird gesunde Biokost aufgetischt und in Pädagogik geschulte Betreuer beschäftigen sich mit den Kindern. Sie können Ihren lieben Kleinen bestimmt erklären, warum jeden-Tag-Fischstäbchen-essen nicht empfehlenswert ist, siehe Kreditkarte und Quecksilber.
    Falls Ihnen die Argumente fehlen, weil Sie mit anderen Dingen so beschäftigt sind: Sicherlich möchten Ihre Kinder in 10 Jahren noch Fische im Meer sehen, nicht nur im Aquarium und in Filmen? Soweit ist es noch nicht? Oh doch, es ist so weit, ich tauche und filme seit vielen Jahren, und ich sehe, wie die Riffe weltweit zerstört werden. Es gibt kaum noch große Fische oder Haie, Gründe sind unter anderem: Erderwärmung, Überfischung, Leinen- und Schleppnetzfischerei, Beifänge, Wildfänge für Aquarien, Plastik und anderer Müll, Ableitung ungeklärter Abwässer, Verklappen auf hoher See, etc.pp.

    Daher hört auf, jeden Tag Fisch zu vertilgen, weil das angeblich so gesund ist. Dieses alte Märchen ist nicht wahr, aber der Unsinn vom gesunden Fisch ist gerade aus "alternativen" und "nachhaltigen" Köpfen nicht zu vertreiben. Ihre Kids bekommen auch nicht jeden Tage Schokoriegel und gehen trotzdem nicht in Hungerstreik. Kinder sind oft vernünftiger als die Eltern!

  • Nun streuben sich bei mir die Haare,

    woher nehmt ihr bloß eure Weisheiten.....Was ihr hier von euch gibt habt ihr aus den Medien.Euch fehlt hier jegliches Fachwissen geschweige denn Kenntnisse...oder selber schon mal Fisch gewesen und das Gefühl gehabt überfischt zu werden.Die Bevölkerungen werden einfach verdummt.

    Fisch ist vielen Ländern Grundnahrungsmittel und absolut gesund.
    Wenn ich höre Überfischung...was für eine Überfischung. Politischer Dünnschiss.
    Ich bin 7 Jahre als Fischer in Alaska auf der Beringsee gefahren und weiß sicher wovon ich rede.
    Fisch essen ,einseitige Ernährung?????
    Leute wie krank seid ihr alle...
    Bleibt man alle bei eurem Tofu ist sicher sehr gesund..

    In diesem Sinne

    Petri Heil

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