Schwei­ne­pest: Die Lösung liegt nicht in der Wildschwein-Jagd

Weniger Wildschweine? Die Lösung liegt in der Landwirtschaft © iStock / Getty

Für Men­schen ist die afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest zwar harm­los, für Schwei­ne nicht. Die deut­schen Schwein­züch­ter sind Export­welt­meis­ter – und der Vieh­wirt­schaft dro­hen Schä­den in Mil­li­ar­den­hö­he – falls das Virus bis nach Deutsch­land kom­men soll­te. Und das ist eigent­lich nur eine Fra­ge der Zeit.

Ins Visier gera­ten dabei mal wie­der die Wild­schwei­ne. Ihr mas­sen­haf­tes Vor­kom­men erhöht fak­tisch das Risi­ko, dass die Seu­che auch in Deutsch­land aus­bricht. Der Deut­sche Bau­ern­ver­band und der Jagd­ver­band reden daher jetzt dar­über, die Wild­schwein­be­stän­de mög­lichst schnell zu redu­zie­ren. Um bis zu 70 Pro­zent. Durch Jagd. Damit allein wird man den Schwei­nen aber nicht Herr wer­de, denn: Ursa­che und Lösung des Pro­blems lie­gen vor allem in der Landwirtschaft.

Mais – ein regel­rech­tes Zucht­pro­gramm für Wildschweine

Seit Jah­ren läuft in Deutsch­land ein regel­rech­tes Wild­schwein­zucht­pro­gramm. Wild­schwei­ne lie­ben Raps und vor allem Mais. Bei­de Feld­früch­te bie­ten den Schwei­nen her­vor­ra­gen­des Kraft­fut­ter – und lebens­wich­ti­ge Deckung. Die Anbau­flä­che ist seit 2001 um über 60 Pro­zent gestie­gen. Die Schwei­ne freut‘s. Sonst kaum jemanden.

Mehr Wild­schwei­ne – trotz inten­si­ver Jagd

Die von Wild­schwei­nen ver­ur­sach­ten Schä­den in Wald, Flur, Parks und Vor­gär­ten sind immens. Der Ruf nach der Jagd klingt natür­lich ein­fach: abschie­ßen und gut. Doch nichts ist gut. Die Jäger kom­men schon jetzt über­haupt nicht hin­ter­her. Jähr­lich wer­den in Deutsch­land mehr als eine hal­be Mil­li­on Wild­schwei­ne geschos­sen. Doch die Zahl der Schwei­ne wächst weiter.

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Es häu­fen sich die Wort­mel­dun­gen, die eine flä­chen­de­cken­de Auf­rüs­tung in der Wild­schwein­jagd for­dern.  Ein­satz von Nacht­ziel­ge­rä­ten und Schall­dämp­fern, Fal­len­stel­len und weit­räu­mi­ge Drück-Stö­ber­jag­den. Über effek­ti­ve, zukunfts­ge­mä­ße und natur­schutz­fach­li­che sinn­vol­le Jagd­me­tho­den zu dis­ku­tie­ren fin­de ich gut, dennoch:

Wir brau­chen eine viel­fäl­ti­ge Landwirtschaft!

Jagd allein kann die Wild­schwei­ne weder kurz­fris­tig noch dau­er­haft wie­der auf ein Nor­mal­maß brin­gen. Dafür – aber längst nicht nur dafür-  brau­chen wir wie­der mehr Viel­falt auf dem Acker. Das heißt vor allem: deut­lich weni­ger Mais- und Raps­wüs­ten. Wir wer­den nicht müde es immer und immer wie­der zu sagen: Mehr­jäh­ri­ge und viel­fäl­ti­ge­re Frucht­fol­gen tra­gen zum Kli­ma­schutz bei. Sie för­dern die bio­lo­gi­sche Viel­falt. Und ja, hel­fen dabei, dass die Schwei­ne nicht über­hand nehmen.

Zusam­men für den Umweltschutz“

Das Pro­jekt „Łoś­Bo­nasus – Crossing!“ wird durch die Euro­päi­sche Uni­on aus Mit­teln des Fonds für Regio­na­le Ent­wick­lung (EFRE) im Rah­men der Gemein­schafts­in­itia­ti­ve „Inter­reg VA Meck­len­burg-Vor­pom­mern / Bran­den­burg / Polen“ kofi­nan­ziert. Ziel der Initia­ti­ve ist die För­de­rung der ter­ri­to­ria­len Zusam­men­ar­beit zwi­schen EU-Mit­glied­staa­ten und benach­bar­ten Nicht-EU-Län­dern. Das Pro­gramm för­dert grenz­über­grei­fen­de Maß­nah­men der Zusam­men­ar­beit u.a. im Bereich des Umweltschutzes.

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Ich bin Programmleiter Wildtiere Deutschland und Europa beim WWF und beschäftige ich mich vor allem mit den großen heimischen Säugetieren, die bei uns einstmals ausgerottet waren, jetzt aber wieder zurückkehren! Der WWF möchte dazu beitragen, dass Wolf, Luchs & Co. hier wieder eine Heimat finden. Auch persönlich bin ich oft im Wald unterwegs, mache mich auf Spurensuche und erfreue mich an naturnahen Wäldern, wo der Mensch die Natur Natur sein lässt.

Kommentare (15)

  • Förster Peter Wohlleben schreibt, dass Jäger so viel Futter in den Wald bringen, dass die Wildschweine theoretisch auch im Stall hätten gehalten werden können. Die Mais- und Raps-Theorie überzeugt mich nicht. Vor Kurzem las ich, dass Mais nur in 3 Wochen im Jahr für Wildschweine überhaupt als Nahrung in diesem Reifezustand in Frage kommt. Das kann nicht die Ursache für den Anstieg der Wildschweinpopulation sein. Nach Helmut Hilpisch (Berufsjäger) regulieren Wildschweine ihren Bestand selbst, wenn sie in intakten Familienverbänden leben könnten. Und - mein Zusatz - Wildtiere nicht zu Schlachtvieh degradiert werden.

  • Hallo
    Ich bin selber seit 30 Jahren Jäger ich würde mir sehr wünschen ,dass in diesem Zusammenhang endlich einmal ein Verbot der Kirrungen ausgesprochen wird.Das" Wildschweinproblem"ist zu 90%von der Jägerschaft selbst herbeigeführt."gefüttert"
    Freigabe von Nachtsichtzieleinrichtungen würden die Sache auf Dauer nur verschlimmern.

  • Für den Wald sind Wildschweine gut.
    Sie brechen Böden auf, fressen Engerlinge und ermöglichen so dem Jungbewuchs das Keimen.

  • Ich zitiere aus einem heutigen Artikel über die Jagd und den Abschuss der Wildschweine in unserer Tageszeitung FN: "Landwirtschaftsminister Peter Hauk, selbst Förster und Jäger, hat finanzielle Anreize in Aussicht gestellt, um Jäger zu motivieren. Dass das nicht reichen wird, ahnt wohl auch Hauk: Gestern brachte er Massentötungen durch Fallen ins Spiel." - Was sagt man dazu - Fallen?! Vor wenigen Wochen wurde ich morgens von einem Jäger aufgehalten und darauf hingewiesen, ich möchte auf meinen Hund aufpassen, sie hätten Giftköder ausgelegt. Was sagt man da?! - Ich bin entsetzt und wütend!

    • Fallen?! Sind wir im Mittelalter oder bei den Wilderern? Zum einen ist Deutschland dichtbesiedelt, so dass alles mögliche in diese Fallen geraten kann, zum anderen kann man - so finde ich - auch einem Wildschwein so etwas nicht antun. Und nun auch noch Giftköder bei dem ganzen Aktivismus! Was für eine zivilisierte Welt, in der so etwas erlaubt ist.

    • Ich habe auch einen Hund. Fallen stellen ist doch schon seit Langem verboten und ist
      schlimmste Tierquälerei. In unserer Stadt werden wild lebende Katzen kastriert, die sich
      sonst noch weiter vermehren würden. Wäre vielleicht auch ein Überlegung wert auch wenn dies mit Sicherheit ein teurer Weg wäre, die Wildschweinpopulationen einzudämmen, so wäre es doch in meinen Augen der einzig ethisch vertretbare Weg.
      Das Meucheln von Tieren wegen hausgemachten Seuchen ist grauenhaft und ich bewundere Vegetarier und Veganer, die konsequent kein Fleisch mehr essen.

  • Im Wald und in Heidegebieten sind die Schweine ganz gerne gesehen, Weil sie den Boden aufbrechen und so jungen Pflanzen und einjährigen das Keimen ermöglichen. Um das Schwein aus dem Garten heraus zu halten, genügt ein, kniehoher Zaun, der etwas in den Boden eingegraben ist. weil Schweine nicht springen.

  • Die Wildschweinbestände regulieren sich selbst, aber nur in intakten Familienverbänden. Die werden jedoch zerstört - durch die Jäger, die vor allem auf "Fleisch" schießen. Das ist seit Jahrzehnten bekannt, aber die Jagdlobby setzt sich immer wieder durch. Also vermehren sich die Frischlinge weiterhin um ein Vielfaches früher und schneller, als wenn die Muttersau noch führte. Im übrigen sind die LKW-Frachten aus den osteuropäischen Krisengebieten als weitaus gefährlichere Ansteckungsgefahr zu betrachten als unsere Wildschweine. Sie können die Seuche auf vielerlei Art verbreiten. Es hilft nur, die Monokulturen einzuschränken, sorgfältige Hygiene in den Ställen (Betreten nur mit Schutzkleidung) und vor allem raus aus der Massentierhaltung!

  • Fallen?! Sind wir im Mittelalter oder bei den Wilderern? Zum einen ist Deutschland dichtbesiedelt, so dass alles mögliche in diese Fallen geraten kann, zum anderen kann man – so finde ich – auch einem Wildschwein so etwas nicht antun. Und nun auch noch Giftköder bei dem ganzen Aktivismus! Was für eine zivilisierte Welt, in der so etwas erlaubt ist.

  • Ich lebe im Gebiet vom Munster Truppenübungsplatz. Wir haben hier so einige Wölfe und massenweise Wildschweine. Vor den Wölfen hab ich weniger Befürchtungen als vor den Schweinen. Letztes Jahr hatte ich mehrfach unerfreuliche Begegnungen mit dieser Spezies. Ich konnte mit meinem Hund (5.15 Uhr) nicht spazieren gehen, da überall Wildschweinrotten zu Wege waren. Ich habe bei der einen Begegnung über 20 Tiere gezählt. Sie graben auch meine Weide um, was für die Pferde auch alles andere als förderlich ist. Ich bin wirklich ein Tierfreund, hab einige Tiere aus dem Tierschutz, aber die "Schweineplage" mit allen Folgen hier, muß igendwie in den Griff bekommen werden. Gebe durchaus der Kritik in Bezug auf Monokultur und Massentierhaltung recht, die sowieso furchtbar ist. Es muß sich so einiges ändern.

  • Die Wildschweine sollen nun noch viel stärker bejagt werden als vorher schon und das nur, weil man ein hausgemachtes Problem nicht in den Griff bekommt. Das finde ich ungeheuerlich und auch verantwortungslos, jetzt blindlinks ganze Bestände auszulöschen. Ich bezweifel, dass man dadurch die schon sehr anfälligen Massentierhaltungen an Schweinen damit schützen kann. Es müssen andere Lösungen gefunden werden um Schweine in reiner Stallhaltung zu schützen.

    Wildschweine gehören zum Wald, genauso wie auch alle anderen Wildtierarten!

  • Hallo zusammen, es kann nicht sein, dass nun auch den Wildschweinen der Krieg erklärt wird. Reicht es nicht, dass sich kaum jemand um das Leben / Dahinvegetieren der Stallschweine kümmert- nun verrät ein Teil der Jägerschaft bereits ihre Ehre und knallt sinnlos Muttertiere und Jungtiere rücksichtslos ab, Schonzeit wird abgeschafft. Ich habe die wilden Schweine durch jahrelange eigenen Jagderfahrung als die mit-intelligentesten Tiere des Waldes kennengelernt. Sie verstecken sich so findig und klug, vor Hund und Mensch, dass man oft genug keinen dieser Überlebenskünstler zu Gesicht bekommt geschweigen denn vor die Flinte. Im Winter bekommen sie seit vielen Jahren Zusatzfutter von denjenigen, die eigentlich das Gleichgewicht im Wald stabilisieren sollten. Und jetzt wird für die Schweinezuchtlobby geknallt, bis der Boden brennt. Wer denkt eigentlich an die Gefühle der Tiere, die in Angst und Schrecken jeden Weg suchen, um ihr Leben zu sichern? In wilder Hatz die eigenen Frischlinge sichern wollen und dann wird zerstört und gemordet, sinnlos, nur wegen einer Krankheit, die man so kaum eindämmen kann. Vielleicht denken die Herrschaften Politiker einmal darüber nach, wie man eine Landwirtschaft wieder re-modernisieren kann, damit unsere Mitgeschöpfe wenigsten einigermassen würdevoll leben können. Und ja, inzwischen mag ich auch kaum noch Fleisch zu mir nehmen. Mich widert die Schlachthausmentalität der Menschheit an. Liebe Jäger, denkt bitte an euren Schwur und an den HLG. Hubertus! Viele von den "echten" kennen sicher noch das Gedicht: "Das ist des Jägers Ebenbild, dass er beschützt und hegt sein Wild. Waidmännisch jagt, wie sich`s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehr."

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