War­um die Wale in Neu­see­land stranden

Grindwale gestrandet in Neuseeland © Anthony Phelps /REUTERS

In Neu­see­land spielt sich gera­de ein Dra­ma um hun­der­te von gestran­de­ten Wale ab. Fast alle ster­ben. Das ist trau­rig – aber Natur. 

In Neu­see­land sind am Frei­tag am Strand von Fare­well Spit mehr als 400 Grind­wale gestran­det. Nach eini­gen Stun­den waren schon etwa 300 Tie­re ver­en­det, obwohl meh­re­re hun­dert frei­wil­li­ge Hel­fer ver­such­ten, die Wale zurück ins tie­fe­re Was­ser zu schie­ben. Es sind schon so vie­le Wale gestor­ben, dass die Behör­den nicht wis­sen, was sie mit den Kada­vern machen sol­len. Mög­li­cher­wei­se müs­sen die Kada­ver ver­gra­ben werden.

Hier stran­den Wale häufig

Das ist natür­lich sehr trau­rig. Der abge­le­ge­ne Strand am nörd­lichs­ten Zip­fel der Süd­in­sel neu­see­län­di­schen Süd­in­sel war frü­her schon für Wale zur töd­li­chen Fal­le gewor­den. Im Febru­ar 2015 waren in Fare­well Spit aller­dings schon ein­mal 200 Grind­wale gestran­det. Es gab aber in Neu­see­land noch grö­ße­re Mas­sen­stran­dun­gen: 1918 waren auf den abge­le­ge­nen Chat­ha­min­seln 1000 Grind­wale. 1985 stran­de­ten 450 in Auckland.

Grind­wale sind sozia­le Tie­re © Teo Lucas / Gigan­te Azul / WWF-Canon

Grind­wale gehö­ren zu den Del­fi­nen und wer­den bis zu acht Meter lang. Sie sind die häu­figs­te Wal­art in neu­see­län­di­schen Gewäs­sern. Sie ori­en­tie­ren sich akus­tisch und leben sehr sozi­al in gro­ßen Grup­pen (Pods).

Es kann aus vie­len Grün­den passieren:

Jetzt wer­de ich wie bei den Pott­wal­stran­dun­gen an der Nord­see im letz­ten Jahr von vie­len Sei­ten gefragt, was die Ursa­che für das Mas­sen­ster­ben ist. Ich kann nur sagen: Das bleibt unklar. Es gibt eine Men­ge mög­li­cher Ursa­chen, von akus­ti­scher Umwelt­ver­schmut­zung durch seis­mi­sche Unter­su­chun­gen bis zu Algen­blü­ten oder Abwei­chun­gen im Erd­ma­gnet­feld. Ich hal­te es in die­sem Fall für wenig wahr­schein­lich, dass ein mensch­ge­mach­ter Stör­fak­tor die Wale in die Irre führ­te. Es kann eine Kom­bi­na­ti­on aus unge­wöhn­lich hohen Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren und Erkran­kun­gen des Leit­tiers sein. Letzt­end­lich ist das aber spe­ku­la­tiv. Die fla­che Bucht von Fare­well Spit ist als Wal­fal­le bekannt, fla­che Strän­de las­sen sich mit dem Sonar der Wale schwer erkennen.

Ja – die Natur kann manch­mal grau­sam sein.

Aller­dings ist bekannt, dass das größ­te seis­mi­sche Explo­ra­ti­ons­schiff „Ama­zon War­ri­or“ im Auf­trag von Sta­toil bis vor einer Woche in der Regi­on Unter­su­chun­gen mit Schall­ka­no­nen gemacht hat, um Ölre­ser­ven für Tief­see­boh­run­gen auf­zu­spü­ren, aller­dings 120 Mei­len vor der Küs­te. Die Exper­ten vor Ort sehen da kaum einen Zusam­men­hang. Den könn­te man nur her­stel­len, in dem alle Wale auf Gehör­schä­den unter­sucht würden.

Umso mehr kommt es dar­auf an, dass wir uns dafür ein­set­zen, den Mee­res­säu­gern alle zusätz­li­chen Gefah­ren zu erspa­ren, bei denen wir es selbst in der Hand haben. Dafür wer­de ich mit mei­nen Kol­le­gen wei­ter kämpfen.

Hier kannst Du mehr erfah­ren — und etwas für die Wale tun

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Als Meeresökologe, Zoologe und Biochemiker war Stephan Lutter seit 1988 beim WWF und einer der ersten international arbeitenden Meeresschützer. Einige große Schutzgebiete und -Zonen auf der Hoch- und in der Tiefsee hätte es ohne sein Engagement nicht gegeben. Seine Expertise war international geschätzt, sein Einsatz für unsere Meere einzigartig. - Zu unserer großen Trauer ist Stephan verstorben. Einen Nachruf auf den engagierten Meeresschützer findet ihr hier: https://blog.wwf.de/stephan-lutter-nachruf/ -

Kommentare (3)

    • Es wird sicher bei den Nekropsien auch gemacht. Sollten die Tiere aber nur zeitweise eine Gehörmaskierung gehabt haben, lässt sich das schwer feststellen. Pilotwale heißen so, weil sie einem Leittier folgen. Und genau das zu finden und festzustellen, was bei ihm nicht stimmte, ist wie Stecknadel im Heuhaufen.

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