In Neuseeland spielt sich gerade ein Drama um hunderte von gestrandeten Wale ab. Fast alle sterben. Das ist traurig – aber Natur.
In Neuseeland sind am Freitag am Strand von Farewell Spit mehr als 400 Grindwale gestrandet. Nach einigen Stunden waren schon etwa 300 Tiere verendet, obwohl mehrere hundert freiwillige Helfer versuchten, die Wale zurück ins tiefere Wasser zu schieben. Es sind schon so viele Wale gestorben, dass die Behörden nicht wissen, was sie mit den Kadavern machen sollen. Möglicherweise müssen die Kadaver vergraben werden.
Hier stranden Wale häufig
Das ist natürlich sehr traurig. Der abgelegene Strand am nördlichsten Zipfel der Südinsel neuseeländischen Südinsel war früher schon für Wale zur tödlichen Falle geworden. Im Februar 2015 waren in Farewell Spit allerdings schon einmal 200 Grindwale gestrandet. Es gab aber in Neuseeland noch größere Massenstrandungen: 1918 waren auf den abgelegenen Chathaminseln 1000 Grindwale. 1985 strandeten 450 in Auckland.

Grindwale gehören zu den Delfinen und werden bis zu acht Meter lang. Sie sind die häufigste Walart in neuseeländischen Gewässern. Sie orientieren sich akustisch und leben sehr sozial in großen Gruppen (Pods).
Es kann aus vielen Gründen passieren:
Jetzt werde ich wie bei den Pottwalstrandungen an der Nordsee im letzten Jahr von vielen Seiten gefragt, was die Ursache für das Massensterben ist. Ich kann nur sagen: Das bleibt unklar. Es gibt eine Menge möglicher Ursachen, von akustischer Umweltverschmutzung durch seismische Untersuchungen bis zu Algenblüten oder Abweichungen im Erdmagnetfeld. Ich halte es in diesem Fall für wenig wahrscheinlich, dass ein menschgemachter Störfaktor die Wale in die Irre führte. Es kann eine Kombination aus ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen und Erkrankungen des Leittiers sein. Letztendlich ist das aber spekulativ. Die flache Bucht von Farewell Spit ist als Walfalle bekannt, flache Strände lassen sich mit dem Sonar der Wale schwer erkennen.
Ja – die Natur kann manchmal grausam sein.
Allerdings ist bekannt, dass das größte seismische Explorationsschiff „Amazon Warrior“ im Auftrag von Statoil bis vor einer Woche in der Region Untersuchungen mit Schallkanonen gemacht hat, um Ölreserven für Tiefseebohrungen aufzuspüren, allerdings 120 Meilen vor der Küste. Die Experten vor Ort sehen da kaum einen Zusammenhang. Den könnte man nur herstellen, in dem alle Wale auf Gehörschäden untersucht würden.
Umso mehr kommt es darauf an, dass wir uns dafür einsetzen, den Meeressäugern alle zusätzlichen Gefahren zu ersparen, bei denen wir es selbst in der Hand haben. Dafür werde ich mit meinen Kollegen weiter kämpfen.
Hier kannst Du mehr erfahren — und etwas für die Wale tun
… könnte man denn die toten Wale auf Gehörschäden untersuchen?
Es wird sicher bei den Nekropsien auch gemacht. Sollten die Tiere aber nur zeitweise eine Gehörmaskierung gehabt haben, lässt sich das schwer feststellen. Pilotwale heißen so, weil sie einem Leittier folgen. Und genau das zu finden und festzustellen, was bei ihm nicht stimmte, ist wie Stecknadel im Heuhaufen.
Lieber Herr Lutter, es gibt einen alten Aufsatz zum Thema, der nie veröffentlicht wurde. Habe ihn mal gescannt und so, wie er ist, ins Netz gestellt. Die Bilder müssten sauberer gezeichnet werden. Gehe davon aus, daß man beschriebene Effekte nachmessen kann und wird.
Könnte Meeresbiologen interessieren. Ich kenne keine…
Siehe http://www.gheinz.de/publications/papers/1985_elektrodynamik_des_meeres.pdf