See­pferd­chen: Schil­lern­de Gestal­ten und schwan­ge­re Männchen

Seepferdchen beim Liebestanz © iStock, GettyImages / Steve Lovegrove

Sie voll­füh­ren aus­gie­bi­ge Lie­bes­tän­ze, pas­sen flir­tend ihre bun­ten Far­ben ein­an­der an und müs­sen fast durch­ge­hend fres­sen. See­pferd­chen sind die ein­zi­gen Tie­re, bei denen die Männ­chen schwan­ger wer­den — und die lang­sams­ten Fische der Welt. Das kleins­te sei­ner Art ist gera­de mal so groß wie ein Fin­ger­na­gel und end­lich wur­den wie­der wel­che in der Nord­see ent­deckt! Zehn fas­zi­nie­ren­de Fakten:

Rol­len­tausch — Die ein­zi­gen Tie­re mit schwan­ge­ren Männchen

Es ist ein­zig­ar­tig in der Tier­welt und für die For­schung hoch­in­ter­es­sant: Bei den See­pferd­chen tra­gen die Männ­chen den Nach­wuchs aus.
Vor der Paa­rung üben die Tie­re teil­wei­se wochen­lang, syn­chron zu schwim­men und haken sich mit ihren Greif­schwän­zen anein­an­der, damit das Weib­chen ihre Eier in eine spe­zi­el­le Bauch­ta­sche des Männ­chens sprit­zen kann. Das Männ­chen befruch­tet die Eier und  in sei­ner Bauch­ta­sche wer­den sie mit einem Gewe­be umwach­sen, das die Atmung der Embryo­nen regelt und Nähr­stof­fe lie­fert. Zehn Tage bis sechs Wochen dau­ert die Schwan­ger­schaft eines See­pferd­chens, bevor das Männ­chen durch Mus­kel­kon­trak­tio­nen im See­gras die Jun­gen gebiert: Je nach Art meist 100 bis 200 win­zi­ge, mit blo­ßem Auge kaum sicht­ba­re See­pferd­chen-Jun­ge, die sofort auf sich selbst gestellt sind und begin­nen, zu jagen. Doch nur etwa fünf von tau­send der klei­nen Wesen überleben.

Ein­zig­ar­tig in der Tier­welt © IMAGO / Blue­green Pictures

Wie ein Chamäleon

See­pferd­chen kom­men in den schil­lernds­ten Far­ben vor – und man­che Arten kön­nen aktiv ihre Far­be ändern! Zum Bei­spiel, um sich zu tar­nen oder zu flir­ten: Bei ihren stun­den­lan­gen Lie­bes­tän­zen pas­sen die hüb­schen Was­ser­rös­ser ihre Far­ben ein­an­der an, um Zuge­hö­rig­keit zu signalisieren.

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Lang­schnäu­zi­ges See­pferd­chen © Phil­ipp Kan­stin­ger, WWF

See­pferd­chen gehö­ren zu den Fischen…

Sie schwe­ben meist senk­recht im Meer, haben kei­ne Schup­pen, eine außer­ge­wöhn­li­che Gestalt und ihre Kopf­form erin­nert tat­säch­lich an ein Pferd. Trotz­dem sind See­pferd­chen Fische. Sie gehö­ren zur Fami­lie der See­na­deln und sind mit dem Stich­ling verwandt.

… aber sie sind sehr schlech­te Schwimmer

See­pferd­chen haben eine zier­li­che Rücken­flos­se zur Fort­be­we­gung und klei­ne Brust­flos­sen zum Steu­ern. Sie sind aber kei­ne guten Schwim­mer, las­sen sich haupt­säch­lich von der Strö­mung trei­ben und gehö­ren zu den lang­sams­ten Fischen der Welt.

War­um sich das See­pferd­chen an einem Wat­te­stäb­chen festklammert

Wat­te­stäb­chen statt See­gras © Jus­tin Hof­man / WWF

Gera­de weil sie so schlech­te Schwim­mer sind und von Strö­mun­gen getrie­ben wer­den, klam­mern sich See­pferd­chen mit ihrem Greif­schwanz ger­ne fest. Jedoch nor­ma­ler­wei­se an See­grä­sern oder Koral­len und nicht an Plas­tik. Das trau­ri­ge Bild mit dem Wat­te­stäb­chen hat der ame­ri­ka­ni­sche Foto­graf Jus­tin Hof­mann vor der Küs­te Indo­ne­si­ens auf­ge­nom­men. Das Tier­chen schwamm in einer Flut aus Müll.

See­pferd­chen in Deutschland!

Die unge­wöhn­li­chen Fische bevor­zu­gen war­me und fla­che Gewäs­ser in Küs­ten­nä­he mit Schutz geben­den See­gras­wie­sen, Koral­len­rif­fen und Man­gro­ven­wäl­dern. Sie leben vor allem vor Süd­aus­tra­li­en und Neu­see­land, aber auch im Ärmel­ka­nal, an der euro­päi­schen Atlan­tik­küs­te und im Mittelmeer.

Die Sen­sa­ti­on: In letz­ter Zeit wer­den immer mal wie­der See­pferd­chen an der Nord­see gefun­den – zum Bei­spiel ange­spült am Strand von Wan­ger­oo­ge und ande­ren Wat­ten­meer-Inseln. Dabei gal­ten die nied­li­chen Tie­re in der deut­schen Bucht als wei­test­ge­hend ver­schwun­den, wenn sie über­haupt dort frü­her regel­mä­ßig vor­ka­men. Das macht Hoff­nung und wir wol­len mehr wissen!

Wel­che Geräu­sche machen Seepferdchen?

Nun, wie­hern wer­den sie wohl kaum. Aber See­pferd­chen sind auch nicht stumm. Sie kli­cken und grum­meln – obwohl sie gar nicht beson­ders gut hören kön­nen. Unter Stress fan­gen See­pferd­chen an zu brum­men und zu zit­tern, wohl um Fein­de zu ver­trei­ben. Bei der Balz und auf der Jagd sind unter­schied­li­che Klick­lau­te zu hören, mit denen sie sich wahr­schein­lich ver­stän­di­gen und synchronisieren.

See­pferd­chen müs­sen stän­dig fressen

Denn sie haben kei­nen Magen! Ihre Beu­te flutscht sozu­sa­gen ein­fach durch sie und ihr Ver­dau­ungs­sys­tem hin­durch. See­pferd­chen haben übri­gens auch kei­ne Zäh­ne. Trotz­dem sind sie klei­ne Raub­tie­re und jagen im Was­ser schwe­bend noch viel klei­ne­re Kreb­se und Plank­ton, die sie in ihre röh­ren­för­mi­ge Schnau­ze einsaugen.

Deni­se-Zwerg­see­pferd­chen © IMAGO / Blue­green Pictures

Das kleins­te und das größ­te Seepferdchen

Das kleins­te See­pferd­chen der Welt das Deni­se-Zwerg­see­pferd­chen (Hip­po­cam­pus deni­se), benannt nach der Unter­was­ser­fo­to­gra­fin Deni­se Niel­sen-Tackett. Das Fisch­chen lebt im Pazi­fik zum Bei­spiel vor Indo­ne­si­en, hat ein leben­di­ges Wesen und misst nicht ein­mal andert­halb Zentimeter.

Das größ­te See­pferd­chen der Welt dage­gen bringt es auf bis zu 35 Zen­ti­me­ter: Das Dick­bauch­see­pferd­chen (Hip­po­cam­pus abdo­mi­na­lis) lebt süd­öst­lich von Aus­tra­li­en und in Neuseeland.

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Heil­glau­be

Mil­lio­nen von See­pferd­chen wer­den jedes Jahr aus den Mee­ren gefischt und teu­er ver­kauft. Ihr Pul­ver soll laut tra­di­tio­nel­ler asia­ti­scher Medi­zin gegen Herz- und Kreis­lauf­be­schwer­den, Mat­tig­keit, Ner­vo­si­tät, Haut­aus­schlag und Atem­wegs­pro­ble­me helfen.

Auch für die Hal­tung in Aqua­ri­en – wo sie übri­gens meis­tens ein­ge­hen – wer­den die nied­li­chen Tie­re gehan­delt oder sogar tot und getrock­net als Sou­ve­nir ver­kauft. Dazu kom­men Bei­fang, der Ver­lust ihrer Lebens­räu­me und die Ver­schmut­zung unse­rer Mee­re. Vie­le See­pferd­chen-Arten sind heu­te gefähr­det und könn­ten aus­ster­ben. Jah­re­lang haben wir vom WWF uns dafür ein­ge­setzt, dass die See­pferd­chen inzwi­schen ins Washing­to­ner Arten­schutz­über­ein­kom­men (CITES) auf­ge­nom­men wur­den und so bes­ser geschützt sind. Doch der immer noch statt­fin­den­de Han­del muss trotz­dem noch stren­ger unter­sucht und über­wacht werden.

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Ich liebe die Ozeane und die Unterwasserwelt und verbringe möglichst viel Zeit im und am Meer. Meine Arbeit als Meeresbiologe und als Forschungstaucher hilft mir diesen Wunsch zu realisieren. Leider verbringe ich gerade zuviel Zeit vor meinem Computer in Hamburg. Seit 2012 arbeite ich für den WWF, da ich bei meinen Reisen und bei meiner Arbeit feststellen musste, dass das Meer nicht unerschöpflich ist und man selbst an den abgelegensten Stränden dieser Erde die Spuren der Menschen entdeckt. Meistens in Form von Plastikmüll, zerstörten Riffen und dem Fehlen von Großfischen. Ich hoffe, dass durch meine Arbeit unsere Fußabdrücke etwas kleiner werden.
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